Die Pläne der deutschen Schönrechner

Es wird nicht gebaut, was die Bauministerin plant, aber sie hält an den Plänen fest. Auch bei Energie- und Wärmewende wird konsequent an Plänen festgehalten, die nicht funktionieren können. Aber im Schönrechnen entwickeln ihre Planer eine wahre Meisterschaft.

von Manfred Haferburg

Das Bauwesen, es entwickelt sich. Muss ja. Jedes Jahr wandern ein paar hunderttausend „Ankommende“ ein. Und die müssen ja irgendwo wohnen. Die Platte lässt grüßen. Oder das große Zusammenrücken.

Klara Geywitz, SPD, ist ihres Zeichens die Bundesbauministerin. Großspurig kündigt sie seit Jahren an, dass der Bund jährlich 400.000 Wohnungen bauen wird. Nun ja, abgesehen davon, dass Geywitz und die ganze Ministerriege der Ampel noch nicht einmal eine einzige Wohnung hinbekommen würden, weil sie mit Sicherheit keine Maurerkelle halten könnten, wer hätte schon den Mut, in eine von Ministerhand erbaute Wohnung einzuziehen?

Aber auch das politische Ziel von 400.000 wird, von Jahr zu Jahr schlimmer werdend, weit verfehlt. Und was meinen die Frau Bauministerin dazu? „Ich gehe nicht davon aus, dass dieses Ziel 2022 und 2023 erreichbar ist“. Und dann kommt es: „Für die Zukunft wollen wir aber daran festhalten“. Sie will „durch Vorfertigung und Digitalisierung 2024 und 2025 an diese Zahl herankommen“.

Das ist so, als wäre ich seit Jahren im ausgeschöpften Dispo und halte trotzdem an dem Ziel fest, nächstes Jahr mehr Geld als Elon Musk auf dem Konto zu haben. Aber Frau Geywitz ist nicht allein im Taka-Tuka-Land, die ganze Ministerriege hat sich dahin verbarrikadiert, einschließlich Olaf dem Vergesslichen.

Die Bundesregierung hält an ihren Ausbauzielen der Energiewende fest. Welt-Online: „Trotz des Fachkräftemangels und einer sich abschwächenden Marktdynamik sieht die Bundesregierung den Wärmepumpenhochlauf auf einem guten Weg. Am Ziel von 500.000 neu installierten Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 wird festgehalten, dafür seien Qualifikation und Weiterbildung „wichtige Handlungsfelder“, teilte das Bundeswirtschaftsministerium anlässlich des Wärmepumpengipfels mit.“ 500.000 Wärmepumpen pro Jahr, macht 1.370 Wärmepumpen pro Tag, einschließlich Ostern und Weihnachten. Die Förderanträge aber sind um 50 Prozent eingebrochen.

„Wir sind zum Erfolg verdammt“

Auch die hochtrabenden Ziele bei den Elektroautos werden um Galaxien verfehlt. Geplant waren 15.000.000 Elektroautos bis 2030, macht 6.000 Neuzulassungen von Elektroautos pro Tag, einschließlich Ostern und Weihnachten. Der Verkauf von Elektroautos ist 2023 dramatisch eingebrochen, er hat sich fast halbiert.

Klimaschutzminister Robert Habeck mit Blick auf die Fortschritte beim Ökostromausbau. „Wir sind noch lange nicht durch. Aber wir haben große Gesetze gemacht, etliche große und kleine Stellschrauben gedreht, um Verfahren zu vereinfachen, Bürokratie schrittweise hinter uns zu lassen und schneller zu werden“. 30 Gigawatt Windenergie auf See bis 2030 sind geplant, macht drei 5 MW Offshore-Windräder pro Tag einschließlich Ostern und Weihnachten. Derzeit schafft man 11 Prozent vom geplanten Tempo.

Insgesamt 115 Gigawatt Windenergie an Land bis 2030, macht 5 neue Windenergieanlagen 5 MW pro Tag, einschließlich Ostern und Weihnachten. Derzeit schafft man 35 Prozent vom geplanten Tempo. Dadurch steigt die Anzahl der täglich zu bauenden Anlagen, verglichen mit der Planung, immer mehr an. Der „Ausbau-Stau“ beträgt zum 20.09.2023 etwa 1,2 Gigawatt. Um ehrlich zu sein: Ich bin im Interesse unserer Landschaften froh, dass sie bei der Umsetzung dieses Irrsinns nicht richtig vorankommen.

22 Gigawatt Solarpaneele sollen pro Jahr bis 2030 installiert werden. Hier kann man nur schätzen, das sind so um 500 Solaranlagen pro Tag. Eine nähere Betrachtung erübrigt sich, da auch künftig nachts in Deutschland keine Sonne scheint, besonders im Winter.

Habeck hat mehr Tempo beim Ausbau der Stromnetze gefordert: „Wir brauchen eine Halbierung der Planungs- und Genehmigungszeiten für den Netzausbau„, sagte der Grünen-Politiker beim Besuch des Umspannwerks Heide der neuen schleswig-holsteinischen Westküstenleitung in Wöhrden. „Wir sind zum Erfolg verdammt.“ Na, denn man los, Robert: 7.000 km Hochspannungsleitungen sind bis 2030 zu bauen. 1.800 km wurden bisher seit 2018 – nämlich als Altmaier den Netzausbau zur Chefsache erklärte – fertiggestellt. Das meiste ist noch nicht einmal genehmigt. Statt 300 km pro Jahr müssten ab sofort über 1.000 km pro Jahr gebaut werden.

Für „Dunkelflauten“ sollen neue Wasserstoff- und Gaskraftwerke gebaut werden. Denn es gebe immer auch Phasen, wo Wind und Sonne nicht ausreichten, so Habeck. Dann sollten „steuerbare“ Kraftwerke als „Backup“ einspringen, um die Stromnachfrage zu decken. Die Versorgungssicherheit werde immer an oberster Stelle stehen.

Sondervermögen und Hybridkapital

Gleich 30 Gigawatt Strom will der Bundeswirtschaftsminister mit CO2-freien Wasserstoff-Kraftwerken erzeugen. Knapp neun Gigawatt sollen reine Wasserstoff-Kraftwerke liefern, 15 Gigawatt Hybrid-Anlagen, die erst noch mit Erdgas, ab 2035 dann mit Wasserstoff betrieben werden. 30 Gigawatt neue Gaskraftwerke bis 2030, macht so um 100 neue Gaskraftwerke. Das sind um 15 neue Gaskraftwerke der 300-MW-Klasse pro Jahr. Doch auch diese Plan-Zahlen sind völlig belanglos: Es gibt weltweit nur eine Handvoll Hersteller, die diese Gaskraftwerke bauen können. Wollen etwa die Minister selber Hand anlegen? Die H2-Ready-Gaskraftwerke sind noch nicht mal erfunden, es gibt noch keine Investoren, keine Projekte, ja nicht einmal Ausschreibungen. Aber der Robert gibt die Parole aus: „Wir sind zum Erfolg verdammt“. Tja, lieber Robert Habeck, Ihr seid zum Erfolg verdammt, weil Ihr die Brücken für den Rückzug hinter Euch in die Luft gejagt habt.

Die Schuldenbremse wird mit Sondervermögen und Hybridkapital eingehalten. Die Bahn wird ab 2070 pünktlich im Deutschlandtakt fahren. Die Zahl der Flüchtlinge wird durch Lebensverbesserungen in ihren Heimatländern begrenzt. Und die Welttemperatur wird auf 1,5 Grad konstant gehalten – von einem Land, das ganze zwei Prozent zum menschgemachten Ausstoß beiträgt. Die Liste der Polit-Illusionisten könnte endlos fortgesetzt werden. Die Leser können ja in den Zuschriften weitere Beispiele nennen. Politiker können nicht einmal realistisch planen, doch tönen sie „für die Zukunft wollen wir aber daran festhalten“. Einstein soll gesagt haben: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Früher nannte man Menschen, die unhaltbare Ziele herausposaunten, einfach Maulhelden, Scharlatane oder schlicht Irre. Später nannte man sie Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei der DDR. Die planten so lange, bis der Sand in der Wüste knapp wurde. Ich nenne solche Maulhelden schlicht „Thekentänzer“. Und die schönrechnenden Thekentänzer werden aber leider zehntausende kleine Leute ruinieren, weil sie sich allein bei der Wärmepumpe für angebliche 20.000 Euro um den Faktor 10 verrechnet haben. Es kostet nämlich 200.000 Euro. Und wer hat die schon. Blackrock reibt sich schon die Hände.

Bertolt Brecht hat für solche Leuchten einen treffenden Vers geschmiedet:

„Ja mach nur einen Plan
Sei nur ein großes Licht
Und mach dann noch ‚nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.“

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

 




Der gescheiterte Generalstabs-Plan

Den Ausbau der Windenergie werde man nun „generalstabsmäßig“ angehen, sagte der Kanzler zur „Bild am Sonntag“. Das weckt hohe Erwartungen an staatliches Handeln, das meist alles andere als planmäßig ist. 

Von Frank Hennig

„Dann muss wahrscheinlich ein Plan her . . . “, sagte die ehemalige Kanzlerin auf dem „Tag der Industrie“ im Juni 2021. Sie bezog das auf E-Mobilität, größere Rechen- und Serverleistungen und einen größeren Netzausbau. Nach 20 Jahren Energiewende dachte sie über einen Plan nach. Der aktuelle Kanzler will nun sogar generalstabsmäßig vorgehen – beim Ausbau der Windkraft.

Den Ausbau der Windenergie werde man nun „generalstabsmäßig“ angehen sagte der Kanzler zur „Bild am Sonntag“. Das weckt hohe Erwartungen an staatliches Handeln, das meist alles andere als planmäßig ist.

Bevor man plant, zumal im Generalstab, muss eine Bestandsaufnahme über die zur Verfügung stehenden Kräfte und Mittel her. Niemand kann vorher alles wissen und planen kann man die Maßnahmen erst, wenn man seine Möglichkeiten kennt. Die Wahrnehmung von Realitäten gehört nun gerade nicht zu den Stärken der Ampelregierung, die vor allem reagiert statt regiert. Ein Überblick ist zugegeben auch schwierig zu erlangen in einem gefährlich deformierten deutschen Energiesystem.

Wir erinnern uns an einen im Amt neuen Verteidigungsminister, der als erste Amtshandlung Panzer zählen ließ. Als Zivilist stellt man sich vor, dass jemand im Verteidigungsministerium eine Excel-Tabelle hat und vielleicht nur noch die Enter-Taste drücken muss, um die Anzahl der Panzer zu ermitteln. Vielleicht gibt es aber doch noch Karteikarten, die man erst sichten muss. Vielleicht lag die Zahl auch schon vor und Herr Pistorius wollte nur Zeit gewinnen, das ist unbekannt. Aber beide Erklärungen sind schlechte Gründe und im Ausland wird man sich wieder über die Deutschen gewundert haben.

Dagegen meint allerdings der Kanzler mit dem generalstabsmäßigen Vorgehen nicht das Energiesystem oder die Energiewende an sich, sondern ausschließlich den Ausbau der Windkraft, durch den sich wohl alle anderen Probleme wie von selbst lösen sollen. Vier bis fünf Windkraftanlagen (WKA) sollen bis 2030 jeden Tag ans Netz gehen, auf See mehr als eine Anlage pro Tag. Die Folge: Der Netzausbau würde immer mehr hinterher hinken, die Systemkosten würden ins Uferlose steigen. Das interessiert die politischen Windlobbyisten nicht, denn die Betreiber bekommen auch den Phantomstrom bezahlt.

In einem Generalstab würde man erst mal die Panzer zählen, hier im übertragenen Sinne die Voraussetzungen für eine solche Vielzahl von Anlagen in kurzer Zeit. Dabei ist es schwierig, den Überblick zu bekommen über die Möglichkeiten zu einem „Energiewende-Turbo“ oder „Energiewende-ICE“ oder welche populistischen Slogans man für den exzessiven Ausbau von WKA auch wählen will.
Es ist schwieriger als Panzer zu zählen, die fertiges Gerät sind und nicht in der Besenkammer vergessen werden können. Die gigantischen Mengen an WKA, die man vorhat zu installieren, liegen aber derzeit noch als Salze der seltenen Erden in China, als Bauxit oder Eisenerz, als Kobalt oder Lithium, als Zink oder Nickel in der Erdkruste. Und eher nicht unter der deutschen Grasnarbe.

Die Beschaffung des Materials aus solchen Rohstoffen muss zunächst eruiert werden, wie viel davon ist nötig und beschaffbar? Die Herstellung der Komponenten wie Türme, Kabel, Generatoren, Rotorblätter und Elektrik findet zunehmend nicht mehr in Deutschland statt, dem Land mit hohen Arbeitskosten und Rekord-Energiepreisen. Deshalb haben etablierte Hersteller der Windindustrie ihre Produktion hierzulande runtergefahren oder eingestellt. Die energieintensive Solarindustrie war nach 2012 bereits zum größten Teil aus dem Land verschwunden. Die Windbranche wandert heute langsam hinterher.

In Magdeburg und Fürstenwalde werden keine Stahltürme mehr produziert (die Stahl- und Energiepreise entzogen die Wirtschaftlichkeit), der Spezialgusshersteller Heger in Rheinland-Pfalz ist insolvent, auch anderen europäischen Gießereien geht es auf Grund des Energiepreis-Turbos schlecht. Die Fertigung von Rotorblättern in Lauchhammer und Rostock wurde aufgegeben, damit existiert keine Rotorblattproduktion in Deutschland mehr. Der Wind schickt offenbar doch eine Rechnung, die für manche im Mutterland des Wind- und Sonnenstroms zu hoch ist.
Die Windrevolution erdrosselt ihren eigenen Nachwuchs.

Maßgebliche seltene Rohstoffe wie Neodym, unverzichtbar in modernen WKA, kommen zu 90 Prozent aus China, wiederum zum Großteil aus Xinjang. Dort wohnen die Uiguren, die nach Medienberichten in ihren Menschenrechten beschnitten werden. Nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LksG) sollte man hier die Lieferkette besonders sorgfältig betrachten. VW tat dies kürzlich in seinem Zweigwerk vor Ort und konnte keine Unregelmäßigkeiten entdecken. Das sollte bei den deutschen Kunden der Seltenen Erden tunlichst auch so sein, ansonsten ist der Generalstabsplan reine Makulatur – oder das Lieferkettengesetz.
Wir sehen, die „Freiheitsenergien“ machen uns abhängig, nicht nur vom Wetter, auch vom Weltmarkt und auch von Ländern, die nicht von lupenreinen Demokraten regiert werden. Es kann diplomatisch kompliziert werden und es bleibt nur zu hoffen, dass unsere schnellsprechende Außenministerin nicht nebenbei China den Krieg erklärt.
Dann wäre der ausfallende Windkraftausbau unser kleinstes Problem.

Schaffe, schaffe, Mühle baue

Das Ziel des Generalstabs-Plans ist, fünf WKA pro Tag ans Netz zu bringen ist. Nun müsste hochgerechnet werden, welche Vorleistungen das erfordert. Nötig wären mindestens eine Million Tonnen Zement pro Jahr, hunderte zusätzliche Betonmischerfahrten pro Tag, die unterwegs sein müssten in Konkurrenz zum Wohnungsbau und zum Industriebedarf.
Sollte der eingebrochene Wohnungsneubau auf niedrigem Niveau verharren, wäre das eine gute Nachricht für den Windkraftausbau. Großkräne mit einer Ausladung von etwa 200 Metern und einer Hubstärke von mehr als 400 Tonnen hat niemand auf dem Hof herumstehen und wartet auf Aufträge. Auch das Wetter ist ein Risiko. Ausgerechnet der Wind kann die Montage von WKA verzögern.

Die Windbranche sucht bereits heute händeringend Fachkräfte für die Montage und Instandhaltung. Auch für den parallel laufenden Rückbau werden sie gebraucht. Gut qualifiziert müssen die Leute sein, vorzugsweise Mechatroniker, die Mechanik und Elektrik gleichermaßen gut können. Dazu kommen die Höhentauglichkeit, körperliche Belastbarkeit und die Bereitschaft zu Montage- und Schichtarbeit. Ein großer Teil der nachwachsenden Generation bevorzugt eher Berufsbilder wie Blogger, Influencer, wenn möglich Model, und manche werden Straßenkleber.

Die Generation Babyboomer, die noch das Schinder-Gen ihrer Eltern- und Großelterngeneration in Teilen geerbt hatte, ist nicht mehr verfügbar. Sie war bereit, für gutes Geld hart und viel zu arbeiten. Aber schon die Generation Commodore, Walkman und Tamagochi sah das teilweise anders. Ein zunehmend auf Beliebigkeit und Abwählbarkeit von Schulfächern ausgerichtetes Bildungssystem bremste den Ehrgeiz. Große Teile der „Generation Z“ leben nun von klein auf an der Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide, das heißt, sie streben schon beim Heranwachsen ihre Selbstverwirklichung an. Ein Arbeitsleben mit wenig Arbeitszeit, viel Freizeit, Homeoffice und Work-Life-Balance ist das Ziel. Selbst Geld als Anreiz zieht kaum, weil viele den Mangel an diesem im Hotel Mama nie wirklich kennenlernten. Natürlich beschreibt das nur einen Teil dieser Generation. Auch sie ist vielfältig und an ihren Rändern leben die extremen Flügel der Überbehüteten und der Verwahrlosten, aus denen aber auch keine Windkraftmonteure und –innen erwachsen werden.

Der General-Staatsplan

Wenn staatlicherseits hohe Geschwindigkeit verkündet wird, lohnt ein Blick in den Rückspiegel auf andere staatlich initiierte Vorhaben. Der „Fluchhafen“ Berlin-Brandenburg brauchte 14 statt sechs Jahren Bauzeit, der Stuttgarter Hauptbahnhof wird es wohl auf 15 statt neun Jahren bringen. Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow nahm sich 14 Jahre Zeit, der Vorgängerbau in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts brauchte nur sieben. Andere Großprojekte wie die Rheintal-Schiene reichen weit in die Zukunft.

Als Mutmacher wird ein angeblich neues Deutschland-Tempo angeführt mit den Beispielen LNG-Terminal Wilhelmshaven und Tesla Grünheide. Beide Projekte taugen nicht zum Leuchtturm staatlichen Handelns. Das LNG-Terminal ist im Grunde nur an Schiffsanleger mit einigen Kilometern Pipeline. Elon Musk investierte nicht bei Berlin, weil die Standortbedingungen für die Produktion in Deutschland so gut sind, sondern er wollte mit der Gewalt des Geldes im Mutterland des Automobils ein Zeichen setzen und trieb die Genehmigungsbehörden vor sich her.

Eine weitere Gemeinsamkeit dieser verhinderten Erfolgsgeschichten besteht darin, dass die geplanten Kosten aus dem Ruder laufen. Auch international geht manches schief, aber der Bau des Gotthard-Basistunnels zeigt, dass auch Großprojekte sogar den Zeit- und Kostenrahmen unterschreiten können.

So viel wie möglich

Die Windbranche selbst weiß natürlich, dass des Kanzlers Zahlen illusionär sind, aber politisch hat sie erreicht, was sie wollte: Die meisten Hürden aus Baugesetz, Naturschutzgesetzen, für Verwaltungs- und Einspruchsverfahren sind ausgeräumt. Naturschutz gibt es nur noch dann, wenn ein Feldhamster an der geplanten Umgehungsstraße wohnt oder eine seltene Fledermausart im Bereich einer geplanten Elbbrücke vermutlich gesehen wurde. Hunderttausende durch Windkraftanlagen zu Tode gekommene Fledermäuse der verschiedensten Arten, Milliarden von Insekten („Rettet die Bienen“) und tausende großer Greifvögel spielen für Naturschutzorganisationen und eine ehemalige Naturschutzpartei keine Rolle mehr. Heuchlerisch wird auf Brasilien gezeigt, während eigene Wälder gnadenlos für die Windkraft eingeholzt werden, Lebensräume für Wildtiere zerschnitten, Bodenfunktionen wie die Grundwasserbildung und die Wasserspeicherung eingeschränkt werden. Nun kann gebaut werden, soviel man halt schafft.

Es gibt freie Fahrt durch die „Änderung des Raumordnungsgesetzes“, auf die eine „EU-Notfallverordnung“ draufgepackt wurde, die man nur zwei Tage nach Bekanntwerden des Entwurfs durch den Bundestag peitschte. Es wird der Eindruck erweckt, der schnellere Ausbau der Windkraft sei auf Grund eines „Notfalls“ unbedingt nötig. Das verhindert allerdings den Notfall nicht, dass der Wind zuweilen nicht weht.

Der wirtschaftliche Rückenwind bleibt allerdings aus, es gibt sogar Gegenwind. Die vergangenen vier Ausschreibungen „Windenergie an Land“ waren allesamt unterzeichnet, das heißt, für die ausgeschrieben Volumina gab es zu wenige Gebote. Trotz auf 7,35 Cent pro Kilowattstunde erhöhter Vergütung (vorher 5,88) blieb auch die erste Ausschreibung 2023 unter den Erwartungen. Für eine ausgeschriebene Menge der zu installierenden Leistung von 3.210 Megawatt (MW) standen am Ende nur 1.440 MW bezuschlagte Leistung. Die Investoren wissen um das Risiko der Inflation, der Rohstoff- und Materialsituation, der Varianz des Windaufkommens. Das unterscheidet sie von einer Regierung, die einfach Wünsche in Pippi-Langstrumpf-Manier als Ziele formuliert.

Schon erschallt der Ruf nach Staatsbürgschaften. Im Klimaministerium sind sie wohlwollend aufgenommen worden, in der Ampelregierung wären sie aber noch durchzusetzen. Sie würden den Ausbau beschleunigen, denn die Investoren könnten erst mal „drauflosbauen“. Das Risiko hängt dann beim Steuerzahler und der ist so schön anonym.

Desaster voraus

Der Generalstabs-Plan wird nicht aufgehen, weil er die vorhandenen Kräfte und Mittel nicht realistisch berücksichtigt. Vermutlich wird es beim absehbaren Scheitern des Windkraftausbaus wieder Aussagen geben von Wumms und Doppelwumms. Die Infantilisierung der Sprache zeigt im Grunde das kindliche Wesen von Politikern, Wünsche ungeprüft zu äußern.

Nun warnt McKinsey vor akuten Strommangel in den nächsten Jahren und beziffert die drohende Versorgungslücke 2030 in Spitzenzeiten von bis zu 30 Gigawatt. Die Annahme der Bundesregierung, man könne bis 2030 neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität in dieser Größenordnung neu bauen, ist angesichts der Vorlaufzeit von fünf bis sieben Jahren illusionär. Das Klimaministerium will jetzt „in kürzester Zeit“ die Ausschreibungen starten. Dann müssten mehr als 30 Gaskraftwerke nahezu zeitgleich errichtet werden. Dazu hätte es – schon vor Jahren – eines Generalstabsplans bedurft.

Die neuen Gaskraftwerke werden staatlich finanziert oder zumindest gefördert werden müssen. Damit greift der Subventionsbereich auch auf die konventionelle Kraftwerkslandschaft über und es entsteht ein im Grunde komplettes (öko-) planwirtschaftliches System. Wie wir aus realsozialistischen Zeiten wissen, führt eine Planwirtschaft dauerhaft nicht zum Erfolg.

Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier

 

 




Südaustralien, die nächsten Schritte nach dem Blackout

Und die Pointe des Witzes, ein Land von Sonnenschein und Windbrisen abhängig zu machen¸ liegt natürlich bei Südaustralien.

Wir dachten, dass wir vom Haken gekommen wären, als die Abbott Regierung die Kohlendioxid-Steuer verschrottete, jedoch – da lagen wir falsch. Die kollektive Macht der staatlichen Interventionen, große und kleine, getrieben von Mitleid für den Planeten, haben uns ärmer gemacht, als es sonst der Fall wäre. Der Garnaut Bericht im Jahr 2008 sprach von der massiven wirtschaftlichen Transformation, die erforderlich ist, um eine Kohlenstoff-unabhängige Zukunft zu erreichen, hat aber die Kosten stark unterschätzt.

Jay Weatherill, der Premier von Südaustralien, versucht die Energiekatastrophe zu reparieren, die er bislang bestritten hat

The Australian, Nick Cater
15 March 2017

Die abgerissenen Drähte und Kurzschlüsse der Energiepolitik in Südaustralien, würden die meisten politischen Sicherungen durchblasen. Aber als der Labor-Premier Jay Weatherill gestern Energie-Interventionen von $ 550 Millionen angekündigt hatte, erreichten die Paradoxien und Widersprüche den Punkt der Absurdität.

Vor sechs Monaten, im Gefolge eines katastrophalen, landesweiten Blackouts, wies Herr Weatherill jegliche Probleme mit seinem Elektrizitätssystem zurück; Es war alles nur wegen „zwei Tornados, die durch den Staat toben. Das war ein Wetterereignis“, sagte er, „das war kein Ereignis mit erneuerbaren Energien.“ Doch jetzt, nach weiteren Episoden von Lastabwürfen während der Spitzennachfrage, hat der Premier beschlossen, dass sein Stromnetz komplizierte und kostspielige Maßnahmen der Regierung erfordert, zur Energieerzeugung, Lagerung, Versorgung und Markt.

Es ist eine kühne Kehrtwendung, aber diese ist überschattet von den Langzeitaussichten dessen, was geschehen ist, weil Herr Weatherill versucht, die Probleme zu korrigieren, die aus den Ergebnissen resultieren, die durch seine Politik überhaupt erst entworfen und geschaffen wurden.

 

Die gebrochenen Versprechen grüner Energie waren ebenso unvermeidlich, wie sie teuer werden.

Die South Australian Labor Party entschied sich kopfüber, einen 50 Prozent Anteil der Erneuerbaren zu schaffen, das wurde entworfen, um die Erzeugung von Energie aus fossilen Brennstoffen aus dem Markt zu zwingen und damit die Emissionen zu senken. Als die Gaskraftwerke eingemottet wurden und die zwei staatlichen zwei Kohlekraftwerke vorbereitet waren, abgeschaltet zu werden, lehnte Herr Weatherill Anfragen zum Schutz der Energieversorgung durch die Subventionierung ihres fortgesetzten Betriebes ab.

Die Versprechungen der regierenden Labor Party:

Handeln gegen den Klimawandel, zum Schutz der Umwelt

Der Schlüssel zur Bewältigung des Klimawandels ist es, unsere Investitionen in erneuerbare Energien wie Sonne drastisch zu erhöhen. Deshalb haben wir uns auf 50% für erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 verpflichtet, denn es wird die Verschmutzung beschneiden, zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen und die Energiepreise erniedrigen.

Aktuell gefunden auf der Webseite der Labor Party, http://www.makeourfuturerenewable.com.au/

 

Jetzt plant Herr Weatherill, den Bau eines neuen Notfall-Gaskraftwerkes direkt zu finanzieren und Staatsanleihen auszugeben, um ein weiteres gasgefeuertes Kraftwerk in den Markt zu bringen. Als sie vor 15 Jahren für die Regierungsübernahme kämpften, versprach Labor, eine zusätzliche Zwischenverbindung nach New South Wales [im Südosten, Hauptstadt Sidney, 7,6 Mio Einwohner] zu bauen und das Energiesystem „in Ordnung zu bringen“. Labor hat bei diesen beiden Vorhaben gepatzt, plant aber jetzt, die Abhängigkeit des Bundeslandes zu reduzieren.

Das Problem ist, dass die Fehler nicht rückgängig gemacht werden können. Wie der Premier gestern bemerkte, ist die Northern Power Station in Port Augusta bereits teilweise abgerissen, also ist es zu spät, die Torheit zurückzunehmen, das Grundlast-Kraftwerk zu schließen. Gleichermaßen, mit genügend erneuerbarer Energien im Bundesstaat, um mehr als 40 Prozent des Angebots zu produzieren – sofern der Wind mitspielt – kann die subventionierte Energie nicht demontiert werden, die zum vermotten der Gasturbinen und mattsetzen von Investitionen geführt hat,.

So hat die spontane Intervention von Mr Weatherill etwas von einer politischen Absicherung. Für jetzt wird es nichts beheben. Der Staat bleibt anfällig für die Launen des Windes, die Zerbrechlichkeit der staatlichen Erzeugung von Strom und der Verfügbarkeit länderübergreifender Energie. Auch wenn der Bau schnell durchgeführt werden könnte, würde ein neues Gaskraftwerk für die kritische Spitzenbedarfsphase des nächsten Sommers nicht in Betrieb sein; Und die Versorgung wird noch weiter reduziert, wenn vorher das Hazelwood-Kraftwerk in Victoria innerhalb von Wochen schließt.

Herr Weatherills Politik – komplettiert mit Broschüren und Website – scheint in erster Linie ein Plan von Labor zu sein, um die nächste Wahl in einem Jahr zu gewinnen. Labor musste etwas machen und jetzt haben sie so etwas wie einen Plan.

Einige der Ideen sind es wert, berücksichtigt zu werden. Indem es den Grundeigentümern erlaubt wird, an den Lizenzgebühren zu verdienen, hofft die Regierung, den Weg für die Ausbeutung von mehr Gasreserven zu bereiten [Fracking], was entscheidend ist, um die Energiesicherheit und die Erschwinglichkeit zu untermauern. Auch, angesichts der Bündelung von Staatsanleihen, um neue Investitionen zu gewinnen, ist das eine intelligente Art und Weise, um den Markt für den Staat arbeiten zu lassen.

Dennoch ist eine Gasförderung in Südaustralien bereits durch den Mangel an langfristigen Verträgen brachliegend. Die Einzelhändler anzuweisen, 36 Prozent der Energie aus staatlichen Quellen zu kaufen, scheint mehr als problematisch zu sein.

Wie Bundesumwelt- und Energieminister Josh Frydenberg darauf hinwies, bringt das den Nationalen Elektrizitätsmarkt durcheinander  und es könnte mehr Aufwärtsdruck auf die Preise bringen. Herr Weatherill will auch 150 Millionen Dollar in großflächige Batteriespeicherung investieren, ein innovativer, aber riskanter Einsatz von öffentlichen Geldern – vor allem, wenn die Zuverlässigkeitsprobleme, die das beheben soll, durch den Push auf erneuerbare Energien verursacht wurden. Dies bringt uns zu der Zielmarge der erneuerbaren Energien, die diesen Push fördert und die Investitionen in andere Quellen unterbindet.

Labor plant, die Zielmarge, das RET [renewable energy target] zu verdoppeln, was bereits in den nächsten drei Jahren zusätzliche 10 Milliarden Dollar für Investitionen in Erneuerbare  liefern soll. Es ist der größte Hebel in dem Mix, aber Herr Frydenberg und Malcolm Turnbull werden es nicht anfassen.

Zu finden auf der Webseite der Labor Party, http://www.makeourfuturerenewable.com.au/

The Australian

 

Australiens Großformatiges RET [Zielmarge Erneuerbare] ist der Elefant im Porzellanladen. Von heute bis 2031 wirkt es als eine [zusätzliche] $42 Milliarden Steuer  für alle australischen Stromverbraucher, wobei die Subventionen in Form von Zertifikaten für  Erneuerbare Energien (RECs oder LGCs), auf Wind- und Groß-Photovoltaikanlagen ausgerichtet sind.

Die Marktverzerrung hat die Lebensfähigkeit der australischen Grundlastkraftwerke zerstört, führte zu raketenhaft angestiegenen Energiepreisen und hat Süd-Australiens Stromnetz an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.

Aus irgendeinem Grund kann Malcolm Turnbull, der Prime Minister von Australien, sich nicht einfach der Realität stellen (siehe our post here). Aber früher oder später muss der Premier Minister sich der zerstörerischsten Maßnahme der Politik stellen, die dieses Land je gesehen hat.

Gefunden auf STT vom 20.03.2017

Übersetzt durch Andreas Demmig

https://stopthesethings.com/2017/03/20/elephant-in-the-room-australias-renewable-energy-target-the-cause-of-an-energy-calamity/