Uralte Zeitzeugen belegen: Schon vor tausenden Jahren war es so warm wie heute

Kleider, Schuhe, Werkzeuge und sogar Skier: Schmelzendes Eis hat in Norwegen Teile freigegeben, die über tausend Jahre alt sind. Auch vom Berner Schnidejoch gibt es zahlreiche Gegenstände, die zum Teil aus der Steinzeit stammen.

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von Alex Reichmuth

Im September haben Gletscherarchäologen in der norwegischen Gebirgsregion Reinheimen einen spektakulären Fund gemacht. Sie haben auf dem Eisfeld Digervarden einen Ski aus Holz geborgen, der gemäss einer Radiokarbondatierung rund 1300 Jahre alt ist. Er stammt also ungefähr aus dem Jahr 700 nach Christus. Am Ski hing eine Bindung aus Leder- und Birkenrindenriemen. Das Fundstück war vom schmelzenden Eis freigegeben worden.

Der gefundene Ski ergibt mit einem weiteren Exemplar, das bereits 2014 an der gleichen Stelle entdeckt wurde, ein vollständiges Paar. Die Skier dienten dem Benutzer dazu, besser im Schnee voranzukommen. Gemäss den Archäologen gab es damals drei Gründe, um in die Bergregionen Norwegens aufzusteigen: für die Jagd, den Viehtrieb und den Handel. Offenbar waren die klimatischen Bedingungen damals entsprechend günstig.

3000 dokumentierte Objekte

Die Skier sind bei weitem nicht die einzigen Fundstücke aus längst vergangenen Zeiten, die aufgrund der Eisschmelze in Norwegen ans Tageslicht gekommen und gefunden worden sind. Eine Forschergruppe um Lars Holger Pilo hat im Rahmen des Projektes «Secrets of the Ice» bisher über 3000 Objekte dokumentiert, die aus Eisfeldern in der Provinz Innlandet stammen.

Es handelt sich um Schuhe, Kleidungsstücke, Werkzeuge, Hufeisen, Pfeile und andere Gebrauchsgegenstände. Die ältesten sind bis zu 6000 Jahre alt und stammen aus der Jungsteinzeit. Erhalten sind diese Gegenstände nur, weil sie vom Eis über Jahrhunderte oder Jahrtausende konserviert worden sind.

Als besonders ergiebig erwies sich das norwegische Lendbreen-Eisfeld. Es befindet sich an einem Passübergang, der früher rege benutzt worden ist. Hier fanden sich über 1000 Teile aus dem menschlichen Alltag. Pilo und seine Kollegen haben letztes Jahr im Fachmagazin «Antiquity» über die Fundstücke und ihre Geschichte berichtet (siehe hier).

Höhepunkt der Reiseaktivität um das Jahr 1000

Zu diesen Gegenständen zählen unter anderem Schlitten, Handschuhe, Schneebesen, Küchengeräte und Kleidungsstücke. Sie stammen aus dem Zeitraum zwischen 300 und 1500 nach Christus. Der Lendbreen-Pass diente damals Siedlern und Bauern als Reiseroute. Die Menschen pendelten zwischen ihren dauerhaften Wintersiedlungen am Fluss Otta und ihren höhergelegenen Sommerfarmen. Die Reiseaktivität erreichte ihren Höhepunkt um das Jahr 1000, als im Rahmen der Mittelalterlichen Warmzeit milde klimatische Bedingungen herrschten.

In der Schweiz gibt es ein Pendant zum Lendbreen-Pass: das Schnidejoch, das von den Berner Oberländer Orten Lauenen und Gstaad ins Wallis zum Lac de Tseuzier führt. Auch am Schnidejoch haben abschmelzende Gletscher unzählige Gegenstände des menschlichen Gebrauchs freigelegt. Die ältesten von ihnen stammen von jungsteinzeitlichen Jägern und Sammlern – und sind mehr als 6500 Jahre alt.

Eine Lederschuh aus der Bronzezeit

Neben Ausrüstungsgegenständen wie Pfeil, Bogen und Köcher wurden unter anderem Gegenstände aus Leder gefunden, darunter ein Schuh aus der Bronzezeit. Der Lederschuh wird derzeit in einer Wanderausstellung des Archäologischen Dienstes des Kantons Berns gezeigt. Er stammt aus der Zeit zwischen 2000 und 1500 Jahre vor Christus und ist einer der Belege, dass das 2750 Meter hohe Schnidejoch während der letzten Jahrtausende immer wieder als Übergang zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis benutzt worden ist.

Die ersten Gegenstände am Schnidejoch waren 2003 von Wanderern gefunden worden. Nach dem damaligen Hitzesommer waren die Gletscher besonders stark zurückgewichen. 2004 und 2005 suchte der Archäologische Dienst das Gebiet minutiös ab und konnte rund 300 Gegenstände sicherstellen. Auch bronzene Gewandnadeln und römische Schuhnägel waren darunter.

Bis zu 2 Grad höhere Sommertemperaturen

Projektleiter Albert Hafner schwärmte 2005 gegenüber der «Berner Zeitung» von einem «einzigartigen Fund». Auch in den darauf folgenden Jahren tauchten am Schnidejoch immer wieder Fundstücke aus dem Eis aus – so etwa 2019 ein Beutel aus Bast.

Das Schnidejoch diente namentlich in der Jungsteinzeit  als Übergang. Gemäss Experten herrschte im 3. Jahrtausend bis etwa 1750 vor Christus ein vergleichsweise mildes Klima mit Sommertemperaturen, die bis zu 2 Grad über den Werten der 2000er-Jahre lagen. Die Gletscher hatten sich damals soweit zurückgezogen, dass der Pass in den Sommermonaten überquert werden konnte.

Auch zwischen 150 vor Christus und 400 nach Christus war das Klima günstig, und das Schnidejoch wurde wieder eifrig benutzt. Dasselbe gilt für die Mittelalterliche Warmzeit bis ins 14. und 15. Jahrhundert. Erst ab dem 16. Jahrhundert versperrten die Gletscher, die im Zuge der Kleinen Eiszeit vorgestossen waren, den Weg über den Pass.

Nur mit dem Fund von Ötzi vergleichbar

Die archäologischen Funde am Schnidejoch sind von ihrer Bedeutung her nur mit der Entdeckung von Ötzi auf einem Passübergang zwischen Österreich und Italien vergleichbar – zumindest, was die Alpen angeht. Die gut erhaltene Gletschermumie, die über 5000 Jahre alt ist, wurde 1991 vom Eis freigegeben. Der Fund war eine wissenschaftliche Sensation. Er belegte unter anderem, dass die Menschen in der Jungsteinzeit Bergübergänge benutzten, die heute weitgehend vereist sind. Auch der Fund von Ötzi legt nahe, dass die klimatischen Bedingungen früher zum Teil sehr milde waren.

Das bestätigen auch Eisbohrkerne von der 3500 Meter hohen Weissseespitze, die ganz in der Nähe des Fundortes von Ötzi liegt. Die Analyse eines Wissenschaftlerteams um den österreichischen Gletscherspezialisten Pascal Bohleber zeigte letztes Jahr, dass sich das Eis auf diesem Berggipfel erst vor rund 5900 Jahren gebildet hat. «Das legt nahe, dass der Gipfel davor eisfrei war», sagte Bohleber gegenüber dem Portal «wissenschaft.de». «Unsere Hypothese ist, dass damals auch in hohen Lagen kein für dauerhafte Vergletscherung günstiges Klima vorlag, etwa weil es zu warm war.»  Heute dagegen liegt die Weissseespitze noch immer unter meterdickem Eis.

10’000 Jahre alte Lärchen beim Morteratschgletscher

Auch die Holzfunde des Berner Geologen Christian Schlüchter sind ein Beleg, dass die heutige Gletscherschmelze alles andere als einzigartig ist. Es handelt sich um Teile von Bäumen, die von Gletschern freigegeben wurden – auf einer Höhe weit über der heutigen Baumgrenze. Zu diesen Funden gehören etwa Stämme von Lärchen bei Morteratschgletscher im Kanton Graubünden, die über 10’000 Jahre alt sind. Schlüchter konnte zusammen mit Kollegen nachweisen, dass die Gletscher der Alpen seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 11’000 Jahren mehrmals eine geringere Ausdehnung hatten als heute (siehe hier und hier).

Der Beitrag erschien zuerst im Schweizer Nebelspalter hier

 

 




Norwegens wirtschaftliche Erfolgsgeschichte

Dem Bericht der Deutschen Welle nach, investiert der Fond jedoch in Energieunternehmen, die Raffinerien haben und sich mit dem Vertrieb und Einzelhandelsverkauf von Öl befassen und Gasprodukte. Damit behält der Fond weiterhin maßgebliche Beteiligungen an Big Oil-Unternehmen wie Shell, BP, Total und ExxonMobil.

Oslo sagte, der Schritt beruhe ausschließlich auf finanziellen Erwägungen und spiegelt keine besondere Sicht auf die Zukunftsaussichten der Ölindustrie wider. Die Rendite der Fondsinvestitionen in Öl- und Gasaktien ging im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent zurück.

Die norwegische Zentralbank, die den Mammutfonds verwaltet, hat lange behauptet, dass die Veräußerung darauf abzielte, das Engagement des Landes im Energiesektor zu verringern. Die Erlöse der Öl- und Gasindustrie des Landes machen mehr als 20 Prozent der norwegischen Einnahmen aus.

„Die Regierung schlägt vor, Unternehmen, die als Explorations- und Produktionsunternehmen im Energiesektor eingestuft sind, von der staatlichen Pensionskasse Global auszuschließen„, heißt es in einer Erklärung des Finanzministeriums. „Ziel ist es, die Anfälligkeit unseres gemeinsamen Vermögens bei einem dauerhaften Ölpreisverfall zu verringern.“ Die Zentralbank Norges Bank hatte 2017 eine vollständige Veräußerung von Öl- und Gasaktien vorgeschlagen.

Der Fonds hielt Ende letzten Jahres rund 13 Milliarden US-Dollar – 5,9 Prozent seiner gesamten Aktieninvestitionen – im Ölsektor. Ein Großteil dieses Betrags wird nun jedoch in integrierte Ölunternehmen investiert, die von der Exploration bis zum Verkauf von Kraftstoff am Straßenrand tätig sind.

 

Verpasste Gelegenheit

Norwegens Entscheidung rief gemischte Gefühle bei Klimaaktivisten hervor , die erwarteten, dass Oslo ‚aufs Ganze gehen‘ würde.
Martin Norman von der norwegischen Gruppe von Greenpeace, sprach von ‚einer verpassten Gelegenheit‘, meinte jedoch, dass sei ein „Schritt in die richtige Richtung“, der andere Investoren dazu veranlassen würde, sich von fossilen Brennstoffen zurückzuziehen.

 

Norwegens Ölreserven haben dazu beigetragen, dass Norwegen eines der reichsten Länder der Welt ist

Zu diesem Thema bietet BP eine interessante Grafik:

Weltweit wachsen die bestätigten Energiereserven von 1999, 2009 und 2019

 

Norwegens wirtschaftliche Erfolgsgeschichte

Norwegens „Government Pension Fund – Global“, allgemein als „Oil Fund“ bezeichnet, hat heute einen neuen Höhepunkt erreicht. Zum ersten Mal hat der Wert des weltweit größten staatlichen Investmentfonds zehn Billionen Kronen überschritten. Das sind ungefähr 1,087 Billionen USD. …

Slogan: Wir arbeiten daran, finanziellen Wohlstand für zukünftige Generationen zu sichern und aufzubauen [Welchen Slogan würden Sie für Deutschland passend finden?]

1990 verabschiedete das norwegische Parlament das Gesetz über staatliche Pensionsfonds. Die erste Einzahlung erfolgte 1996. Seit 1998 erzielt der Fonds eine jährliche Rendite von 5,9 Prozent oder 4.660 Milliarden Kronen.

 

Sogar die schottische Unabhängigkeitsbewegung ‘ Scotland Independence‘ nutzte schon 2016 Werbung mit

Der norwegische Ölfonds beläuft sich nun auf ~ 503 Mrd. GBP, was jeden Norweger zu einem theoretischen Kroner-Millionär macht (dies entspricht jeweils ~ 100.000 GBP).

Aufeinanderfolgende Regierungen von Labour und Tory UK konnten keinen einzigen Cent der schottischen Öleinnahmen einsparen.Norwegen ist mit ca. 5,1 Mio. Einwohnern ein unabhängiges Land.

Es ist an der Zeit, dass  auch Schottland mit einer Bevölkerung von ~ 5,3 Millionen unabhängig wird.

Zusammenstellung und Übersetzung Andreas Demmig




Trotz „Klimarettung“: Norwegen will Grenze zur Ölförderung verschieben

Norwegen ist eines der reichsten Länder der Welt. Es gibt nicht wenige Stimmen, die den erheblichen Wohlstand auf die reichen Ölvorkommen in der Nordsee und auf die reichlich vorhandene Wasserkraft des Landes zurückführen. Die Hälfte der nationalen Exporte sind Öl und Gas; und die Rentenkassen werden mit den Einkünften aus dem Verkauf finanziert. Der wichtigste norwegische Schriftsteller Jo Nesbø meinte in einem seiner Kriminalromane einmal sinngemäß, daß die Norweger ihre überschaubaren Arbeitszeiten vermissen werden, wenn das Öl einmal alle sein könnte.

Wie jede Medaille hat auch der Reichtum zwei Seiten: Die kleine Kapitale Oslo ist auf den Listen der teuersten Städte der Welt stets ganz oben zu finden. Es gibt zudem immer weniger Einheimische, die in unattraktiven Branchen wie der Gastronomie arbeiten wollen, was Jo Nesbø in seinen (sehr empfehlenswerten) Büchern belegt, wenn seine Protagonisten stets in einem der zahlreichen Asia-Restaurants Oslos speisen. Zudem wollen junge Norweger immer weniger anstrengende Studiengänge belegen, was den Staat dazu zwingt, Fachkräfte aus dem MINT-Bereich zu importieren.

Die jungen Nordleute studieren stattdessen immer häufiger leichte Fächer, was das staatliche NGO*-Unwesen ähnlich wie in den D/A/CH-Ländern ordentlich aufbläht. Der beliebte Komiker  hat in seiner einflußreichen Dokumentation Gehirnwäsche am Beispiel der Genderisten eindrucksvoll dargestellt, wie viele Studierte im Lande auf staatlichen Posten vom Steuerzahler leben.

Die Regierung sitzt damit in einer pikanten Zwickmühle: Die von Oslo seit 50 Jahren betriebene „fossilkapitalistische“ Wohlstandspolitik (Zitat nach Lilith Rein, FfF Berlin) bewirkt die Entwicklung eines radikalen akademischen Lumpenproletariates, das den „Fossilkapitalismus“ abschaffen will. Und so sieht die Politik von Ministerpräsidentin Erna Solberg denn auch aus: Auf der einen Seite muß sie den genderbewußten und klimarettenden Wähler aus der Bürgerschicht zumindest verbale Zugeständnisse machen; andererseits aber den Volkswohlstand durch Förderung der Rohstoffindustrie sichern.

Daher will die Regierung Norwegens wie die der Nachbarländer zwar seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 40% verringern (ggü. 1990), plant derzeit aber die Verschiebung der Eiskante nach Norden. Mit der „Kante“ ist mehr ein Grenzgebiet von teilweise beweglichem Meereis gemeint, hinter dem keine fossilen Rohstoffe mehr gefördert werden sollen. Da aber die altbekannten Ölfelder in der Nordsee zur Neige gehen, und die gut entwickelte Ölindustrie des Landes nicht nur in Übersee fördern will, sollen die eigenen Ressourcengebiete erweitert werden.

Die Klima- und Umwelt-NGOs in Oslo reagieren reflexartig mit Protesten und fordern zum Schutz von Flora (Plankton?) und Fauna (Eisbären!) eine Beibehaltung der Fördergrenze. Verständlich, denn die verdienen schließlich ihr Geld damit. Die restlichen 99,9% der Norweger leben aber nicht vom Protestieren, sondern von der Realwirtschaft, weswegen die pragmatische Regierung der Eiskante neu festgelegt hat. In Abstimmung mit dem Parlament ist die neue Linie mit einer Wahrscheinlichkeit von 15%, statt wie bisher 30, im April nicht eisfrei. Dem ging bereits die Feststellung Solbergs voraus, daß die Eisgrenze natürlicherweise nach Norden gewandert sei – in einer Interglazial-Warmphase auch nicht anders zu erwarten.

Die Öko-NGOs warnen vor einer Ölpest und fordern daher eine Grenze weiter nördlich mit nur 0,5% Wahrscheinlichkeit für Resteis.

Beim Ölförderer Norsk Olje og Gass hingegen wird vermeldet, daß Norwegen traditionell ein sehr sicherer Förderort sei, und daß in der Barentssee längst gefördert werde – von den Russen, Gazprom. Ob im stürmischen Nordmeer in Zukunft überhaupt gefördert wird, ist übrigens noch gar nicht sicher. Die Natur macht den Betrieb von Plattformen sehr teuer; daher rechnen sie sich nur, wenn der Ölpreis an der Börse hoch genug ist. Wenn ja, soll es in zwei Jahren in der Barentssee losgehen.

*NGO: non-governmental organisation, nichtstaatliche Organisation




Norwegens Rentierfarmer verklagen schwedisch-deutsches Windkraft-Unternehmen, um ihre Herde zu retten

Die Installation von chaotisch intermittierenden Windstromanlagen, bedeutet die mutwillige Zerstörung unberührter Wildnis, idyllischer Landschaften, ländlicher Gemeinden und die Tötung Millionen von Vögeln und Fledermäusen (einschließlich zahlreicher Arten, die vom Aussterben bedroht sind).
Im gefrorenen Norden wehren sich die Sami, um zu verhindern, dass ihre Heimat vom industriellen Ansturm der Windindustrie überrannt wird. Anstatt die üblichen Lügen und hohlen Versprechungen von der betreffenden Windkraftinvestoren zu kaufen, gehen sie vor Gericht, um ihre angestammten Siedlungsgebiete davor zu schützen, ein industrielles Ödland zu werden – und zu verhindern, dass ihre Rentierweiden der Vergangenheit angehören.
 
Rentierhirten klagen, um Norwegens größten Windpark zu stoppen
Artic Today, Kevin McGwin 1. Juli 2020
Eine Gruppe samischer Rentierhirten in Norwegen will rechtliche Schritte gegen die Eigentümer des größten Windparks des Landes einzuleiten, die ihre Rechte zu verletzen, indem sie die Rentierwanderung zwischen Winter- und Sommerfuttergebieten behindern.
Die Ankündigung der Hirten des Bezirks Jillen-Njaarke im Landkreis Nordland mit Unterstützung von Motvind, einer norwegischen Anti-Windkraft-Gruppe, findet inmitten zunehmender Spannungen mit Eolus statt, dem schwedisch-deutschen Eigentümer des Øyfjellet-Projekts [Das Øyfjellet-Projekt wurde von Eolus entwickelt und gehört einem deutschen Investor].

Das Projekt, dem 2016 die Erlaubnis erteilt wurde, 72 Turbinen auf einer Fläche von 40 Quadratkilometern zu errichten, wurde im Dezember für den Baubeginn freigegeben, sofern Eolus bis zum 11. März eine Vereinbarung mit Rentierhirten treffen kann, die den Durchgang ihrer 2.000 Rentiere ermöglichen. Die Herden wandern im Frühjahr zu den 12 Kilometer entfernten Frühlingsweideflächen.

Dies ist nicht geschehen, laut der Hirten, die sich auch darüber beschweren, dass Eolus gegen die Bestimmungen der Vereinbarung mit dem norwegischen Staat verstoßen hat, der ihm die Erlaubnis zum Bau des Windparks erteilt hat, aber den Bau einer 11 Kilometer langen Zufahrtsstraße nicht stoppte, die durch das Wanderungsgebiet der Rentiere führt.

Nach Eolus‘ Version der Ereignisse, wurde den Hirten zunächst mitgeteilt, dass die Bauarbeiten zwischen dem 10. und 16. April im Zusammenhang aufgrund einer Reihe von Feiertagen eingestellt würden. Als die Herde zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorbeigekommen war, erhielt Eolus von den Aufsichtsbehörden die Erlaubnis, die Arbeit wieder aufzunehmen.
Als die Firma am 27. April darüber informiert wurde, dass die Rentiere auszugsfertig waren, wurde der Bau an diesem Abend eingestellt und am Abend des 29. April wieder aufgenommen, nachdem die Hauptherde vorbeigetrieben war.

Die Hirten sagen, dass es eine Verletzung ihrer Rechte darstellt, wenn ihnen vorgeschrieben wird, wann und wie viel Zeit sie haben, um ihre Tiere zu bewegen. Ihre Beschwerde wird von Kreisbeamten unterstützt, die den Aufsichtsbehörden sagten, dass Wanderungsbewegungen durch Wetter- und Weidebedingungen bestimmt werden und dass sie nicht im Voraus geplant werden könnten.

Die Hirten fordern, dass der Bau des Windanlagen sofort eingestellt und die Pläne für den Windpark annulliert werden.

Der Windpark Øyfjellet, der 2021 in Betrieb gehen soll, würde [in den Fällen, in denen der Wind eine optimale Geschwindigkeit hat] Energie für eine nahe gelegene Alcoa-Aluminiumschmelze produzieren, die sich verpflichtet hat, den gesamten Strom zu abzunehmen, den die Anlagen für einen Zeitraum von 15 Jahren produzieren [Bei Windstille, muss die Aluminiumschmelze selbst sehen, von wo sie die Energie herbekommt].
Eine Crowdfunding-Kampagne, die am Sonntag gestartet wurde, erreichte bereits mehr als 90% des Geld für die Klage, man rechnet 500.000 Kronen zu erreichen. Motvind rechnete jedoch damit, dass 10 Millionen Kronen benötigt werden würden, um die Anwaltskosten zu decken und eine Entschädigung zu zahlen, falls es zu einer Abweisung der Klage kommen sollte.

Øyfjellet und Sjonfjellet … sind Windkraftprojekte, die größer sind als alles, was Norwegen bisher gesehen hat. Und es soll in der Energieregion Nordland, der Grafschaft in Norwegen mit dem größten Stromüberschuss gebaut werden. Die vorhandene Energie stammt aus sauberer Wasserkraft, die bereits ausgebaut wurde und die aber weiter aufgerüstet und effizienter gestaltet werden kann, um zusätzliche Energie daraus zu gewinnen.

Die Energiebehörden haben ein Erklärungsproblem, warum zusätzlich naturzerstörende und konfliktschaffende Windkraftanlagen gebaut werden müssen. Sie können keine Erklärung angeben und deshalb wächst die Opposition.
Die drohende Klage kommt nach wiederholten Versuchen, zwischen Eolus und den Hirten, eine Einigung zu erzielen, die ihnen Zugang oder Entschädigung gewähren soll.
Laut Eolus sind die Hirten die letzte von etwa hundert vom Windpark betroffenen Gruppen, mit denen keine Einigung über das Projekt erzielt wurde.
Die Hirten sagen, dass die Verantwortung, eine tragfähige Vereinbarung zu treffen, bei Eolus bleibt.

„[Eolus] gab zu, dass sie keine Lösung gesehen haben. Dazu würde ich sagen, dass der Investor die Verantwortung hat, eine Lösung zu finden, nicht wir “, sagte Torstein Appfjell, ein Sprecher der Jillen-Njaarke-Hirten, gegenüber NRK.

Anfang dieses Jahres erhielt eine Gruppe von Hirten in Trøndelag eine Entschädigung in Höhe von 90 Millionen Kronen, als sie aufgrund des Baus eines Windparks den Zugang zu ihren Weideflächen verloren. Appfjell unterstrich jedoch auch, dass die Hirten von Jillen-Njaarke den Sinn ihrer Klage darlegten, um zu beweisen, dass die Festlegung der Bedingungen, unter denen ihr Rentier den Windpark passieren könne, ihre verfassungsmäßigen Rechte verletze.
Artic Today

Sehen Sie im Original ein beeindruckendes Aufmacherbild: Ein 70 Meter langer Flügel einer Windkraftanlage ist auf dem Weg zum Windpark Guleslettene in der Nähe von Floro, Norwegen, am 17. Juni 2020. (Tore Meek / NTB Scanpix über Reuters)

https://stopthesethings.com/2020/07/31/norways-reindeer-farmers-sue-swedish-german-wind-power-outfit-to-save-their-herd/
Übersetzt durch Andreas Demmig




Kraftwerks-Experte erklärt: Das Ökostrom-Dilemma: Warum bei Elektroautos oft Kohle-Strom im Akku landet

In diesen aufgeregten Zeiten mit CO2-zentrierter Weltsicht werden heftige Diskussionen über die ökologischen Auswirkungen der Mobilität geführt. Dabei geht es dann meist nicht um Schadstoffe (Stickoxide, Feinstaub) oder Lärm, sondern vor allem um die CO2-Emissionen. Selbst die Elektroautos, die während der Fahrt kein CO2 emittieren, bekommen sie in die Bilanz geschrieben, weil ihre Herstellung und auch ihr Fahrstrom Emissionen verursachen.

Heiß diskutiert: Der „CO2-Rucksack“ des Elektroautos

Jedes Fahrzeug, das eben vom Band rollte und noch keine Straße gesehen hat, ist aus offizieller Sicht schon ein Klimasünder. Handelt es sich um ein E-Mobil mit einem entsprechend großen Akku, sind diese Emissionen durch die energieintensive Produktion des Stromspeichers besonders hoch. Das heißt, es bekommt sofort einen CO2-Rucksack verpasst, der größer als der eines Verbrennerfahrzeugs ist.

Über den Gastautor

Frank Hennig, Autor des Buches „Dunkelflaute oder warum Energie sich nicht wenden lässt“, ist Diplomingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung und verbrachte sein Arbeitsleben in den Kraftwerken eines großen Stromunternehmens. Er war viele Jahre Betriebsrat und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, was ihn zum Studium der PR an der Deutschen Presseakademie führte. Heute ist er als Autor für „Tichys Einblick“ sowie in der technischen Fortbildung als Referent tätig. Er ist geborener Görlitzer und lebt in der Niederlausitz.

Während des praktischen Betriebs geht man dann aber davon aus, dass die Bilanz geringer ist als beim Benziner oder Diesel, weil die Emissionen der entsprechenden Stromproduktion im Durchschnitt geringer seien. Da gibt es dann in diversen Studien Geraden verschiedener Steigung, die irgendwo bei einer bestimmten Fahrstrecke einen Schnittpunkt zeigen, ab dem das E-Fahrzeug ökologischer im Sinne niedriger CO2-Emissionen sei.

In Norwegen geht die Öko-Rechnung auf

Das ist sachlich richtig, solange, wie in Norwegen, fast ausschließlich Ökostrom getankt wird. Steigende Last im Stromnetz führt dort dazu, dass die Schieber an den Stauwerken der Wasserkraftwerke etwas weiter geöffnet werden.

Für Deutschland setzt man den durchschnittlichen Energiemix mit der durchschnittlichen CO2-Emission an, die bei etwa 600 Gramm pro Kilowattstunde liegt. Das kann man so machen, ist aber nicht korrekt.

Netzfrequenz und Regelleistung im deutschen Stromnetz. Die stabile Frequenz ist ein Zeichen des Gleichgewichts zwischen Produktion und Verbrauch

HennigNetzfrequenz (blaue Linie) und Regelleistung im deutschen Stromnetz. Die stabile Frequenz ist ein Zeichen des Gleichgewichts zwischen Produktion und Verbrauch

Wie unser Stromnetz funktioniert

Um das zu zeigen, müssen wir uns näher ansehen, wie das Stromnetz funktioniert (siehe Grafik).

  • Hier ist beispielhaft der Verlauf der Netzfrequenz über etwa zwei Minuten dargestellt (blaue Linie). Sie schwankt leicht um die Sollmarke von 50 Hertz, das ist kein Grund zur Sorge. Die stabile Frequenz ist ein Zeichen des Gleichgewichts zwischen Produktion und Verbrauch.
  • Störgrößen wie höhere Last, Ausfall eines Kraftwerks oder Änderung der Windgeschwindigkeit und damit Änderung der Windstromeinspeisung müssen ausgeregelt werden.
  • Zum kurzfristigen Ausgleich dienen die Primär- und die Sekundärregelungen der Kraftwerke, zu denen diese gegenüber dem Netzbetreiber vertraglich verpflichtet werden. Im Bild ist die abgerufene Primärregelleistung an der zweiten Zahl (145) und der roten Linie zu sehen. Diese Leistung kann auch negativ sein, wenn heruntergeregelt werden muss.

Welche Erzeuger können nun Primärregelleistung bereitstellen? Das sind alle konventionellen Kraftwerke, seien es Wasserkraft-, Gas-, Kohle- oder Kernkraftwerke. Windkraft- und Photovoltaikanlagen tragen dazu aufgrund fehlender Regelfähigkeit nicht bei. Sie liefern zwar übers Jahr in Deutschland schon mehr als 40 Prozent der Stromproduktion, tragen aber keinerlei Systemverantwortung.

Wind- und Sonnenstrom bekommen „Vorrang“ im Netz

Das Stromnetz wird nach Maßgabe des Erneuerbaren-Energien-Gesetz betrieben, das heißt unter dem Einspeisevorrang der Erneuerbaren – und für diese unabhängig vom Bedarf. Alle Ökostromanlagen, abgesehen von der konventionellen Wasserkraft,  liefern ständig ihre gesamte Produktion ab.

Kommen nun künftig E-Fahrzeuge in größerer Zahl auf die Straßen, werden diese vor allem vermutlich ab den Nachmittagsstunden, zur Feierabendzeit und nachts geladen. Dadurch wird das Netzgleichgewicht durch zusätzliche Last gestört. Die Frequenz sinkt ab.

Konventionelle Kraftwerke halten Netzfrequenz stabil

Um das zu kompensieren, greift zunächst die Primärregelung der Kraftwerke ein (vollautomatisch) und versucht, den kleinen Frequenzeinbruch innerhalb von 30 Sekunden auszubügeln. Die Turbogeneratoren ziehen in der Leistung an, so dass die Frequenz wieder auf den Sollwert steigt. Ist dies nach etwa 30 Sekunden nicht gelungen, weil das Ungleichgewicht zu groß ist, greift die Sekundärregelung der Kraftwerke ein, indem ebenfalls automatisch ein neuer Leistungssollwert innerhalb einer vereinbarten Reserve vorgegeben wird. Führt auch dies nach etwa 15 Minuten noch nicht zum Erreichen des Sollwerts, wird ein neuer Leistungsbefehl erteilt. Bleibt ein Defizit auch danach noch bestehen, müssen die Fahrpläne der Kraftwerke angepasst werden, denn alle konventionellen Kraftwerke fahren nach vorgegebenen Fahrplänen.

Windenergie ist fürs Stromnetz problematisch

Übrigens wurden im Jahr 2017 an 320 von 365 Tagen die Fahrpläne geändert, was allerdings nichts mit der Elektromobilität zu tun hatte, sondern vor allem mit nicht eingetretenen Windprognosen. Da die Windgeschwindigkeit in der dritten Potenz in die elektrische Leistung der Windkraftanlagen eingeht, wirken sich bereits geringe Abweichungen der Windprognose auf die tatsächlich eintretende Einspeisung deutlich aus.

Die Erneuerbaren sind an der Netzregelung nicht beteiligt, sie können auf Kommando keine zusätzliche Leistung einspeisen. Gemäß EEG geben sie ständig ihre volle Leistung ab.

E-Autos: Windstrom im Tank – oder eher Kohle?

Natürlich kann es passieren, dass just in diesen Minuten steigenden Verbrauchs durch die E-Mobilität der Wind auffrischt, dann kommt auch Windstrom in den „Tank“. Wenn wir aber vom späten Nachmittag reden, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Sonne untergeht und der wegfallende Sonnenstrom durch konventionellen Strom ersetzt werden muss. Der Sonnenuntergang ist allerdings in den Fahrplänen der Kraftwerke eingeplant. Generell nutzt die Photovoltaik der E-Mobilität wenig, denn die übliche Nutzungsart  von E-Fahrzeugen wie auch von allen anderen besteht darin, tagsüber zu fahren. Geladen wird vor allem nachts.

Bruttostromerzeugung im Jahr 2018 am Beispiel Baden-Württembergs. Während im Bundesschnitt schon über 40 Prozent des Stroms aus sogenannten Erneuerbaren stammen, sind es im grün-schwarzen Ländle weniger. Die Windkraft trnur sehr wenig zur realen Stromerzeugung bei

Landesamt für Statistik Baden-WürttembergBruttostromerzeugung im Jahr 2018 am Beispiel Baden-Württembergs. Während im Bundesschnitt schon über 40 Prozent des Stroms aus sogenannten „Erneuerbaren“ stammen, waren es im grün-schwarz regierten Bundesland weniger. Die Windkraft trug sehr wenig zur realen Stromerzeugung bei. Weil immer mehr konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, muss Deutschland Strom dann teilweise aus dem Ausland importieren

Fazit

In unserem gegenwärtigen Energiemix muss jede Steigerung des Bedarfs wie durch das (neue) Verbrauchssegment E-Mobilität von regelfähigen, also konventionellen Kraftwerken bedient werden. Mit Ausnahme der Wasserkraft können das die Erneuerbaren aber nicht leisten. Dieser zusätzlich produzierte Strom hat aber einen höheren spezifischen CO2-Anteil als die 600 Gramm pro Kilowattstunde des gesamten Mixes, da Wind- und Solarstrom nicht enthalten sind. Die Konsequenz ist für die erhoffte Energiewende bitter: In den Akkus der E-Mobile wird vor allem Kohle- oder Atomstrom landen.

Der Umstieg auf die E-Mobilität bringt demnach keine Emissionsminderung, wenn der zusätzlich entstehende Bedarf durch konventionelle, Emissionen verursachende Technologien bedient werden muss. Erst wenn so viele regenerative Erzeugung im Netz ist, dass sie regelbar eingesetzt werden kann und Systemverantwortung trägt, macht der massenhafte Einstieg in die Elektro-Traktion aus Sicht der Emissionen Sinn.