Deutschlands nukleare Zukunft – welche kann das sein?

von Hans Hofmann-Reinecke

Die Energiewende ist gescheitert und wir stehen vor einem Scherbenhaufen: stillgelegte, teils unbrauchbare Kernkraftwerke, Sondermüll von Zigtausenden ausgedienter Windräder und eine instabile Stromversorgung, die für die Industrie zu teuer ist. Früher oder später muß mit dem Wiederaufbau der elektrischen Infrastruktur in Deutschland begonnen werden. Welcher Technologie sollte man dann folgen?

Eine Lüge nationaler Tragweite

Eine gutgläubige Bevölkerung war auf die Lüge hereingefallen, Kernkraft sei riskant. Diese Behauptung wurde von Ideologen ohne naturwissenschaftliches oder technisches Verständnis aufgestellt, und von den Medien durch dramatische Propaganda verbreitet. Mit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke im April dieses Jahres war dann allerdings ein erster Gesinnungswandel unter den Deutschen zu beobachten.

Die öffentlichen Rundfunkanstalten werden wohl bald zugeben müssen, dass 2011 in Japan zwar 18.000 Personen durch Tsunami und Erdbeben Ihr Leben verloren, aber nur eine im Kernkraftwerk von Fukushima. Und man wird mit Schrecken einsehen müssen, dass Inkompetenz beim Krisenmanagement der Flut im Ahrtal mehr Menschenleben gefordert hat (über 135) als der Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 (weniger als 100).

Die Qual der Wahl

Beim Wiederaufbau der deutschen Energieversorgung wird man dann eines Tages vor einer Reihe nuklearer Optionen stehen, die sich hinsichtlich Große und Funktionsweise deutlich unterscheiden. Einige dieser Technologien sind schon seit Langem verfügbar, andere sind innovativ. Über alle wird aber schon heute geschrieben und diskutiert.

Zur Erläuterung ein kurzer Blick auf den Atomkern. Sein Durchmesser ist etwa ein Hunderttausendstel des ganzen Atoms, und er ist seinerseits aus noch kleineren Teilchen, den Nukleonen zusammengesetzt. Der kleinste Kern besteht aus nur einem Nukleon, die schwersten haben über 200. Schwere Kerne können Energie freisetzen, wenn sie sich in kleinere Bruchstücke zerteilen. Das ist Kernspaltung. Umgekehrt geben leichte Kerne Energie ab, wenn sie sich in einer Fusion zu einem größeren Kern zusammenballen.

Bei diesen Vorgängen wird pro Atom das Millionenfache der Energiemenge frei, wie sie bei Verbrennung entsteht.

KKW – Das bewährte Arbeitstier

Die traditionellen Kernkraftwerke, so wie wir sie kennen, gingen zum ersten Mal Mitte der 50er Jahre in der UdSSR und in England ans Netz. Heute sind weltweit 440 in Betrieb, mit einer Gesamtleistung von 390 Gigawatt elektrisch. Pro Kraftwerk sind das ca. 900 Megawatt; die älteren liegen unter diesem Durchschnitt, die modernen deutlich darüber.

Rund zwei Drittel sind vom Typ PWR (Druckwasserreaktor). Sie arbeiten mit niedrig angereichertem Uran. Als Kühlmittel und Moderator wird Wasser verwendet, welches über Wärmeaustauscher Dampf erzeugt, der eine Turbine antreibt. Andere sind vom Typ BWR (Heißwasserreaktor), in denen das Wasser aus dem Reaktor direkt den Dampf für die Turbinen liefert. Und es gibt vereinzelt noch andere Typen.

Zurzeit sind 60 KKW im Bau, alle vom Typ PWR. Die werden einst rund 100 GW liefern. Bis 2050 rechnet die International Energy Agency mit einem Anstieg der KKW-Gesamtleistung auf 590 GW.

SMR – Der Kraftzwerg

Diese Arbeitstiere mit Leistungen bis zu 1.600 Megawatt – genug, um einige Millionen Haushalte zu versorgen – sind von gigantischen Ausmaßen. Insbesondere haben sie Bauteile, die zu groß für den Transport sind, sodaß sie vor Ort aufwändig und teuer gefertigt werden müssen. Es scheint also attraktiv, kleinere Reaktoren zu bauen.

Dazu gibt es derzeit intensive Entwicklungsarbeit, aber es gibt auch Erfahrung aus dem militärischen Bereich, wo solche „Kleinreaktoren“ (Small Modular Reactors = SMR) zum Antrieb von „Atom-U-Booten“ und Flugzeugträgern seit langer Zeit genutzt werden.

Eine zivile Anwendung schwimmt im Eismeer vor Sibiriens Küste, auf einem Kahn namens „Akademik Lomonossow“, und versorgt die Stadt Pevek mit Strom und Wärme.

Der SMR muß allerdings mit höher angereichertem Uran betrieben werden als sein großer Bruder. Statt ca. 4% sind jetzt 20 % erforderlich, um in dem kleineren Reaktorvolumen die Kettenreaktion zur Kernspaltung aufrecht zu halten.

Wenn auch die technische Machbarkeit des SMR gesichert ist, so bleibt die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Braucht ein SMR mit einem Zehntel der Leistung eines großen KKW auch nur ein Zehntel an Personal und Infrastruktur? Die Baukosten pro Megawatt mögen niedriger sein, aber der Betrieb ist vermutlich beim großen KKW billiger, dank der Economies of Scale (große Einheiten sind effizienter, siehe Flugzeuge oder Schiffe, Prinzip von Brunel).

FBR – Der Schnelle Brüter

Reaktoren funktionieren mit Neutronen, die bei der Kernspaltung entstehen, und die dann weitere Spaltungen verursachen. Damit sie das tun werden sie im KKW und im SMR erst in Wasser abgebremst, welches gleichzeitig zum Abtransport der Hitze zu den Turbinen dient. Dabei wird nur ein kleiner Prozentsatz des Brennstoffs genutzt, und im restlichen Material entstehen unerwünschte radioaktive Substanzen, mit teilweise sehr langen Halbwertszeiten.

In einem schnellen Reaktor (Schneller Brüter, Fast Breeder Reactor, FBR) werden die Neutronen nicht abgebremst; die dadurch verursachten nuklearen Prozesse erlauben nun einerseits eine wesentlich bessere Nutzung des Brennmaterials, andererseits entsteht weniger langlebige Radioaktivität.

Das sind wichtige Vorteile. Die technologischen Herausforderungen sind allerdings gewaltig. Es gibt derzeit einige FBRs in Rußland im kommerziellen Einsatz. Im Westen gab es mehrere Prototypen (z.B. Dounray, Superphénix), die ein kurzes Leben hatten, geplagt von technischen und politischen Problemen.

Eine vielversprechende Entwicklung ist heute der „Dual Fluid Reactor (DFR)“, mit Kernbrennstoff und Kühlung in getrennten Kreisläufen.

Kernfusion – zu schön, um wahr zu sein?

Fusion ist zwar auch Kernphysik, hat aber mit der Spaltung nichts gemein. Hier müssen zwei leichte Atomkerne, beide positiv geladen, erst einmal die gegenseitige Abstoßung überwinden, bevor sie verschmelzen können. Seit den 1950ern arbeitet man an einer Lösung. Wann wird es klappen? „Es dauert noch 30 Jahre“, ist die Antwort, „…und es wird immer so sein.“

Zwei gigantische Projekte sind ITER und NIF. In letzterer Anlage wurde kürzlich ein Netto-Energiegewinn erzielt: 3,15 Megajoule Output durch Fusion bei 2,05 Megajoule Input durch Laserstrahlen (n. b. 3,60 Megajoule wäre dasselbe wie eine Kilowattstunde; bei NIF spielt sich alles jedoch in Micro- oder Nanosekunden ab). Das ist ein phantastischer Meilenstein, aber:

Scientists have warned that the technology is far from ready to turn into viable power plants”. (Wissenschaftler haben gewarnt, daß die Technologie noch lange nicht bereit ist, in realisierbare Kraftwerke umgewandelt zu werden).

Kontrollierte Fusion ist um Größenordnungen komplizierter als Kernspaltung. Das wird deutlich, wenn man den ersten von Enrico Fermi gebauten Reaktor mit den gigantischen Baustellen von ITER oder NIF vergleicht. Fermis „Pile 1“ stand im Keller unter einem Sportplatz.

Neben ITER und NIF gib es noch eine ganze Reihe anderer Projekte, darunter auch Startups, die es mit Hilfe von Venture Capital versuchen. Man kann ihnen und uns nur viel Glück wünschen.

Fazit

Welche dieser Option sollte man eines Tages für Deutschland realisieren?

Zu dem Zeitpunkt, da die Mehrzahl der Windräder ihre Laufzeit beendet haben wird, und zu dem die Mehrheit der Bürger der Kernenergie mit vorsichtiger Aufgeschlossenheit gegenüber stehen wird, müssen Unfälle oder Ausfälle um jeden Preis vermieden werden. Das wird keine Zeit für Experimente sein. Da wird man auf die bewährten Arbeitstiere zurückgreifen, die PWR, von denen derzeit weltweit 60 im Bau sind.

Und wer soll die in Deutschland bauen und betreiben, wo Ingenieure und insbesondere die Kerntechnik abgeschafft wurden? Das machen dann die Chinesen, so wie sie das auch in anderen Entwicklungsländern tun.

(n. b. Abkürzungen wie SMR oder FBR etc. sind nicht standardisiert. Sie finden in der Literatur möglicherweise andere Bedeutungen als hier).

Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.




Kernkraftausstieg – der nächste Winter kommt bestimmt

Nach dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke wurde allseits versichert, dass die Betreiber ihre eigenen Anlagen durch die Dekontamination mit Säure in Vorbereitung des Rückbaus zerstört hätten und diese damit endgültig unbrauchbar wären. Das ist falsch. Richtig ist, dass die Energiepolitik das Land rasant in eine wirtschaftliche Katastrophe befördert.

von Manfred Haferburg

Die Protagonisten des Kernenergieausstiegs tun alles Denkbare, um die Gesellschaft glauben zu machen, dass der deutsche Kernenergieausstieg am 15. April 2023 endgültig war und für alle Zeiten unumkehrbar ist. Unumkehrbar – in Kriegszeiten heißt dies „Taktik der verbrannten Erde“. Man will dem eigenen Heer eine eventuelle Umkehr als Unmöglichkeit erklären, in dem man hinter den vorrückenden Linien alles Zivilisatorische restlos zerstört, so dass die sich zurückziehen wollenden Truppen keinerlei Ressourcen vorfinden. Es soll ihnen nur die Richtung nach vorne bleiben. Die Politik benutzt dafür den Euphemismus der „Alternativlosigkeit“. Es gibt angeblich keine Alternative zum Regierungshandeln. Und wenn eine auftaucht, muss sie mit allen Mitteln beseitigt werden.

Nach dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke beeilten sich grüne Umweltministerien und ihre angeschlossenen Papageienberichterstatter, zu versichern, dass die Betreiber ihre eigenen Anlagen durch die Dekontamination mit Säure in Vorbereitung des Rückbaus zerstört hätten. Ist das wirklich so, oder wird da nur eine neue Antiatomsau durchs Dorf gejagt?

Zerstörung der AKWs durch Dekontamination mit Säure?

Eine kurze Antwort: Das sind Falschinformationen. Die Anlagen sind nach einer Volldekontamination durchaus wieder reaktivierbar, allerdings mit erhöhtem Prüfaufwand. Um das zu verstehen, muss der Leser erst einmal darüber aufgeklärt werden, was die Dekontamination eines Kernkraftwerks überhaupt ist, warum sie gemacht wird, wie sie gemacht wird und welche Folgen sie hat. Dieser Artikel soll etwas Licht in die Finsternis der Antiatompropaganda bringen, in der eine Wildsau gerne mal zu einer Löwin aufgeblasen wird.

Ein Kernkraftwerk besteht aus einem Kreislauf von Rohrleitungen und Wärmetauschern, in welchem reinstes Wasser so im Kreis gepumpt wird, dass es sich im Reaktor erwärmt und diese Wärme im Dampferzeuger abgibt, der dann wiederum seinerseits den Dampf für die Turbine erzeugt. Diese Rohrleitungen, Behälter und Pumpen bestehen aus feinstem rostfreien Stahl. Doch auch rostfreier Stahl bildet Korrosionsprodukte, die sich auf der Innenseite der Anlage an den Oberflächen festsetzen. Außerdem gibt es noch feinste Schwebstoffe, zum Beispiel durch Pumpenabrieb oder chemische Erosion, der sich ebenfalls auf den Innenflächen absetzt. Dieser Belag wird durch Radioaktivität aktiviert und strahlt dann kontinuierlich vor sich hin, nicht sehr stark, aber immerhin.

Die Betreiber von Kernkraftwerken halten die Strahlenbelastung ihres Personals so gering als irgend möglich. Deshalb entfernen sie diese Beläge ab und zu durch einen „Dekontaminationsprozess“. Das heißt, sie entfernen die Beläge chemisch-thermisch. Das kann man sich wie das Entkalken einer Kaffeemaschine vorstellen. Es wird eine aggressive chemische Substanz, z.B. Zitronensäure, eingefüllt, erwärmt und umgewälzt, welche den Kalk – oder im Kernkraftwerk die Beläge – auflöst und ausspült. Danach fährt man einen Reinigungs- und Spülgang, und die Kaffeemaschine glänzt auch innen wie neu.

Von einer Zerstörung kann nicht die Rede sein

Bei einem Kernkraftwerk ist das etwas komplizierter, aber das Prinzip ist das gleiche. Es werden mehrere Beiz- und Spülgänge gefahren. Meist macht das ein Kernkraftwerkshersteller als Auftragnehmer. Die Vorbereitung einer Primärkreislaufdekontamination dauert etwa ein Jahr. Man bemüht sich, diese Dekontamination so schonend wie möglich zu machen, um die Bauteile und Materialien nicht unnötig anzugreifen. Fast alle deutschen Kernkraftwerke haben im Laufe ihrer Betriebszeit eine oder mehrere Primärkreislaufdekontaminationen erfolgreich hinter sich gebracht.

Natürlich wird ein derartiger Prozess auch vor dem Rückbau eines Kernkraftwerkes durchgeführt. Dadurch sinkt die Strahlenbelastung für das Rückbaupersonal und auch der übrigbleibenden Materialien. Bei dieser letzten Dekontamination braucht man natürlich weniger Rücksicht auf die Konstruktion zu nehmen und kann versuchen, so viel Belag wie möglich abzutragen. Das heißt, man kann mehr Dekontaminationszyklen mit aggressiveren Mitteln fahren. Gleichwohl wird auch hierbei die Zerstörung von Bauteilen, wie z.B. die empfindlichen Pumpendichtungen, vermieden. Von einer „Zerstörung“ der Anlage durch die FSD „Full-System-Dekontamination“ kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, auch die Dekontamination des Primärkreises vor dem Rückbau ist so ausgelegt, dass das Verfahren materialverträglich ist.

Grundsätzlich wäre es also möglich, den Primärkreislauf eines dekontaminierten Kernkraftwerks wieder in Betrieb zu nehmen. Es wurde während der Vorbereitung lediglich darauf verzichtet, auszuarbeiten, welche zusätzlichen Nachweise und Prüfungen hierfür erforderlich wären. Das kann aber nachgeholt werden.

Wie ist der Status der Dekontamination bei den zuletzt abgeschalteten Kernkraftwerken?

Die am 31. Dezember 2021 abgeschalteten Kernkraftwerke Grohnde, Brokdorf und wahrscheinlich auch Gundremmingen C haben die Dekontamination schon hinter sich. Die am 15. April 2023 abgeschalteten Kernkraftwerke ISAR2, Emsland und Neckarwestheim befinden sich in der Vorbereitung der Dekontamination und werden sie bis zum Frühjahr 2024 abschließen.

Was hindert uns daran, die abgeschalteten Kernkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen? Das eigentliche Problem der Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke ist die Kernkraftmüdigkeit der großen Energieversorger. Die Manager der EVUs haben die Nase gestrichen voll von der „Rein und raus aus den Kernkraft-Kartoffeln-Politik“ der deutschen Regierungen der letzten 15 Jahre. Erst wurde ein Ausstiegsgesetz beschlossen. Dann folgte eine Laufzeitverlängerung von 10 Jahren mit Rieseninvestitionen in die Sicherheit. Danach die gesetzwidrige Abschaltung per Kanzlerinnen-Anruf. Dann kam eine fachkenntnisfreie Ausstiegskommission, die den „ethischen Ausstieg“ begründete. Ein neuer Ausstiegsplan wurde beschlossen. Dann entbrannte eine zutiefst heuchlerische Debatte um den Weiterbetrieb, den Brennstoffkauf bis letztendlich hin zur Laufzeitverlängerung von 14 Wochen per Kanzlermachtwörtchen…

Die Kraftwerke und ihr Personal bereiten sich seit Jahren auf die von der Politik verlangte Stilllegung vor. Hunderte Personalverträge für jede Anlage sind unterschrieben, Verträge mit Auftragnehmern geschlossen, tausende Seiten Anträge an die Genehmigungsbehörden geschrieben…

Allerdings gibt es darüber hinaus ein formales Problem. Wenn eine Anlage bereits die Stilllegungsgenehmigung in Anspruch genommen hat, dann braucht es für das Wiederanfahren eine neue Betriebsgenehmigung. Und die muss man den oft grün besetzten Behörden erst mal abringen.

Welcher Top-Manager eines Energieversorgers, um Gottes willen, soll einer solchen erratischen Energiepolitik noch trauen?

Kaputtmachen ist einfach, Aufbauen dauert viele Jahre

Es dauerte 100 Jahre, einen Kraftwerkspark und die Stromnetze so aufzubauen, wie sie bis vor 15 Jahren zuverlässig und preisgünstig funktionierten. Strom kam aus der Steckdose, und man brauchte sich keine Gedanken zu machen. Dann kamen die größenwahnsinnigen Energiewender und zerstörten in wenigen Jahren, was kluge Ingenieure in einem Jahrhundert aufgebaut hatten. Plötzlich gab es Diskussionen um die Duschzeit und die Benutzung von Waschlappen. Längst ist es nicht mehr selbstverständlich, dass der Strom immer aus der Steckdose kommt und bezahlbar ist. Die Industrie hat das schon begriffen und flüchtet in hellen Scharen. Die Zerstörer erfanden den Wumms und den Doppelwumms, um ihr Versagen in der Energiepolitik noch eine Weile zu kaschieren.

Energiepolitik muss in Dekaden gedacht werden, in Energiedichte und Energie-Ökonomie, in wissenschaftlicher Vernunft mit ergebnisoffener Diskussion der Fachleute. Bischöfe und Theaterwissenschaftler haben da so wenig zu suchen wie Studienabbrecher, Trampolinmünchhausens und Küchenhilfen.

Die Folgen des Kernenergieausstiegs und ihre Verursacher

Es ist ein Jammer. Der deutsche Kernenergieausstieg war ein nicht wieder gutzumachender Fehler. Es wurde mit der Abschaltung sicherer und voll funktionsfähiger Kraftwerke ein Kapital-Restwert von mindestens 50 Milliarden Euro vernichtet. Es wurde ein Viertel der deutschen Stromerzeugungskapazität abgeschaltet, was Deutschland nunmehr zu einem vom Ausland abhängigen Nettoimporteur von Strom macht. Die Strompreise wurden durch die Verknappung in ungeahnte Höhen getrieben, was zur Deindustrialisierung und zur Bevölkerungsverarmung führt. Die Inflation wurde dadurch zusätzlich angeheizt.

Wenn es der Regierung um den „Klimaschutz“ gegangen wäre, hätten die Kernkraftwerke weiter laufen müssen. Aber die Bevölkerung wurde über Jahre in Atomangst versetzt und merkte nicht, dass der Ausstieg unabsehbare Folgen für ihren Wohlstand hatte. Der Effekt im Portemonnaie trat zeitversetzt auf, als es schon passiert war. Dass der Kernenergieausstieg keinen Effekt im Krieg gegen das Spurengas Kohlendioxid hätte, ist nur eine Propagandalüge zur Gefügigmachung der Bevölkerung. Da Kernkraftwerke CO2-freien Strom produzieren, werden durch ihre Abschaltung sämtliche Klimaziele der Regierung gerissen, und Deutschland stößt nunmehr pro Kopf zweimal so viel CO2 aus wie das durchaus vergleichbare Nachbarland Frankreich und bezahlt dafür den doppelten Strompreis.

Würden die deutschen Kernkraftwerke noch laufen, brauchte es die ganzen Verwerfungen der Verkehrswende und der Heizungswende nicht, da die Kernkraftwerke ein Vielfaches der CO2-Einsparungen gebracht hätten, wie nun unter Vernichtung der Mobilität und unter Enteignung der Immobilienbesitzer zu erreichen versucht wird. Mit dem Kapital, das bisher für die vergurkte Energiewende verschwendet wurde, hätte man 50 modernste Kernkraftwerke bauen können und wäre heute tatsächlich Vorreiter statt einer energetischen Lachnummer. Was gestern noch eine Verschwörungstheorie war, ist heute Realität: Deutschlands Wirtschaftskraft stürzt durch die Energiewende im Rekordtempo ab. Der IWF sieht den einstigen Export-Weltmeister beim Wachstum jetzt global auf dem letzten Platz. Kein anderes Land steckt so tief in der Rezession.

Lasset uns beten

Der Bau eines Kernkraftwerkes dauert fünf bis zehn Jahre. Die Ampel denkt Energiepolitik in Monaten und Wochen, das zeigt die „Laufzeitverlängerung“ der letzten drei Kernkraftwerke um 14 Wochen.

Fünf Windanlagen sollen laut Regierung pro Tag in Betrieb gehen. Geschafft wird höchstens eine. Und neue Windparks werden wegen der Preissteigerung der Anlagen gerade von den Investoren gecancelt.

Tausende Kilometer Hochspannungstrassen sollen gebaut werden. Das ist der Plan. Die Realität ist: Vom berühmten Südlink, der Windstrom von Norddeutschland nach Baden-Württemberg transportieren soll, wurden bisher gerade einmal 2,5 Prozent der Strecke genehmigt. Und diese eine Trasse soll schlappe 10 Milliarden Euro kosten – natürlich die Stromkunden.

Und wenn all die Millionen Wärmepumpen und Ladesäulen in Betrieb gehen sollten – woher kommt der Strom dafür? Erst müssen aber noch 1,5 Millionen Kilometer Niederspannungsnetze in Stadt und Land neu verlegt werden, da die bisherigen Querschnitte für diese Lasten nicht ausreichen.

Der Bau eines Gaskraftwerkes dauert fünf Jahre. 30 oder gar 50 Gaskraftwerke sollen die Energiewende retten. 30 bis 50 Gaskraftwerke will die Ampel bis 2030 bauen? Welche Fachkräfte sollen die bauen? Wer soll die finanzieren? Welche Hersteller – es gibt weltweit nur eine Handvoll – bauen die? Wer soll die betreiben? Wo kommt das Gas dafür her? Wird es je auch nur einen Bruchteil des benötigten grünen Märchenwasserstoffs für ihren Betrieb geben? Fragen über Fragen.

Es wird bis 2030 weder die 30 Gaskraftwerke noch die 70 Gigawatt neuen Windparks noch die Stromtrassen noch die 15 Millionen Elektroautos noch die allörtlich röchelnden Millionen Wärmepumpen geben. Auch das grüne Wirtschaftswunder wird ausbleiben. Lediglich die Ersparnisse der kleinen Leute und ihr kleiner Lebensstandard werden futsch sein.

Ihr werdet auch Eure utopischen CO2-Einsparungsziele nicht schaffen. Doch dies ist weniger schlimm. Hat doch das kleine Deutschland mit seinen lächerlichen zwei Prozent am weltweiten CO2-Ausstoß ohnehin nur einen vernachlässigbaren Einfluss aufs Weltklima. Und als Beispiel könnte Deutschland allemal dienen – als Beispiel, wie man es nicht machen soll.

Lasset uns zahlen

Die erforderlichen teuren Stromimporte der fehlenden Erzeugungsleistung mit dem teuren Verklappen überschüssigen Solarstroms werden mit Zuzahlung an die Abnehmer schöngerechnet: „Seht her, liebe Deutsche, wir exportieren und importieren Strom, das ist doch ganz normal und ausgeglichen“. In Wahrheit aber werden abends für Importstrom aus dem benachbarten Ausland mehr als 100 Euro pro Megawattstunde fällig, gerne auch 150 Euro. Es wird so getan, als wäre es normal, dass Deutschland für den Stromexport von überschüssigem Solarstrom, den um die Mittagszeit keiner verwenden kann, an die Nachbarländer auch mal 50 Euro pro Megawattstunde fürs Abnehmen bezahlt.

Aber es wird verschwiegen, dass der deutsche Stromkunde somit den Strom zuzahlt, mit dem im Nachbarland Wasser der Pumpspeicherwerke am Mittag nach oben gepumpt wird – und nach Sonnenuntergang den Strom noch mal teuer bezahlt, wenn die Pumpspeicher den Strom für den Import erzeugen. So kommen in der Summe oft 200 Euro pro Megawattstunde für den Stromkunden zusammen. Normal würde das um die 60 Euro kosten. Dieser energie-ökonomische Unfug kostet die Stromkunden inzwischen Milliarden pro Jahr.

Lieber Olaf, Robert, Patrick und Friedrich, liebe transformationsbeflissene Quoten-Damen, deren Namen ich mir nicht mal merken mag, liebe Hofberichterstatter. Ich bewundere Euren Mut. Habt Ihr nicht in schlaflosen Stunden manchmal Angst, dass die Bürger, die Euch ja immer wieder wählen sollen, hinter den großen Energiewende-Bluff steigen und merken, dass sie unfähigen Scharlatanen aufgesessen sind, deren Unwissenheit und Realitätsferne sie arm macht? Habt Ihr nicht manchmal die bange Sorge, dass die Geprellten eines Tages vor Eurer Tür stehen? Der nächste Winter kommt bestimmt. Lasset uns gemeinsam dafür beten, dass es ein milder Winter ohne Dunkelflaute wird.

 

Manfred Haferburg wurde im ostdeutschen Querfurt geboren. Er studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW in Greifswald. Wegen unbotmässigen Verhaltens wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer. Aber im Dunkeln leuchten kann er immer noch nicht. Haferburg lebt in Paris.

Der Artikel erschien zuerst bei ACHGUT hier

 




Das ist Krieg gegen die eigene Bevölkerung! Energieexperte Manfred Haferburg im Interview

BeManfred Haferburg, ein Kernernergie Experte, der mehr als 100 Kernkraftwerke auf der ganzen Welt von innen kennt, spricht Klartext.

In diesem Video spricht Philip Hopf mit Energieexperte Manfred Haferburg.

Das ist Krieg gegen die eigene Bevölkerung!

Ein weiteres Interview der HKCM.

Bei Youtube hat dieses per 19.7.23 Video schon mehr als 250.000 Aufrufe, mehr als 15.000 Likes und fast 2000 Kommentare




Woher kommt der Strom? Atomausstieg Teil 1

15. Analysewoche 2023 – Atomausstieg Teil 1

 von Rüdiger Stobbe

Kurz nach Redaktionsschluß des Artikels vom 18.4.2023 wurden die Daten & Werte, die bei der 14. Analysewoche noch fehlten, von Agora und der Bundesnetzagentur eingespielt. Ich schalte fehlenden Tage vom 6.4. bis 9.4.2023 der 14. Woche den heutigen Analysen vor.

Wegen des am 15.4.2023 erfolgten endgültigen Ausstiegs aus der Stromerzeugung per Kernenergie, dem sogenannten Atomausstieg, werden in den heutigen Übersichten die Tage bis einschließlich 21.4.2023 betrachtet. Die fünf Tagesanalysen der Zeit vom 17.4 bis 21.4.2023 werden allerdings erst in der nächsten, der 16. Analysewoche vorgenommen. Damit wäre der ursprüngliche Analyse-Rhythmus der Kolumne wieder hergestellt.

Eine in der deutschen Stromanalysepraxis bestimmt einmalige und besonders wertvolle Betrachtungsmöglichkeit bietet meine Werte-Nebeneinanderstellung der sechs Tage vor und nach dem Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland. Besonders bemerkenswert ist, dass Deutschland nach dem Abschalten der letzten drei Kernkraftwerke sofort Strom in erheblichem Umfang importieren musste. Vor dem Abschalttermin war teilweise zwar auch Stromimport netto notwendig. Unter dem Strich aber exportierte Deutschland Strom in den letzten sechs Tagen vor dem Ausstieg. Strompreis und CO2-Ausstoß waren in den sechs Tagen vor dem Abschalten ebenfalls niedriger als in den sechs Tagen danach. Der Trend geht in Richtung weniger Klimaschutz wegen des steigenden CO2-Ausstoßes plus höherer Strompreise. In diesem Zusammenhang stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die sogenannte Energiewende inkl. Ausstieg aus der höchst CO2-armen Stromerzeugung mittels Kernkraftwerke tatsächlich der Rettung der Menschheit vor einem „Weltenbrand“ dienen soll, oder ob es andere Gründe und Motive gibt, den energetischen – und nicht nur diesen – Umbau der Gesellschaft voranzutreiben. Nach den Tagesanalysen werde ich zwei sehr bemerkenswerte Aspekte zu dieser Fragestellung in die Diskussion einbringen.

Donnerstag, 6. April 2023 bis Freitag, 21. April 2023Anteil Wind- und PV-Strom 39,4 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,2 Prozent, davon Windstrom 25,9 Prozent, PV-Strom 13,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,7 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 15. Analysewoche ab 2016 (6. bis 21.4.2023).

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 15. KW 2023: Factsheet KW 15/2023 (Factsheet KW 14/2023 komplett) – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040.

  • Der Heizungstipp: Gas-, Ölheizung oder Wärmepumpe? Der Tipp vom Schornsteinfeger hier.
  • Weitere Informationen zur Wärmepumpe im Artikel 9. Analysewoche.
  • NEU: Prof. Ganteförs überraschende Ergebnisse zu Wärmepumpe/Gasheizung (Quelle des Ausschnitts)
  • Lohnt die Produktion von Grünem Wasserstoff? Der Artikel 10. Analysewoche gibt Auskunft
  • Viele weitere Zusatzinformationen
  • Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom. Ebenso gibt es praktisch keinen überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023. Überschüsse werden bis auf sehr wenige Stunden im Jahr immer konventionell erzeugt!

Jahresüberblick 2023 bis zum 21.4.2023

Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2023Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2Agora 2030Stromdateninfo Jahresvergleich ab 2016

Tagesanalysen

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2023 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Restanalyse 14. Analysewoche

Donnerstag, 6. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 33,9 Prozent. Anteil erneuerbarer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 45,6 Prozent, davon Windstrom 14,8 Prozent, PV-Strom 19,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,6 Prozent.

Die Windstromerzeugung war bis zu Vorabend sehr schwach. PV-Strom floss für die Jahreszeit angemessen. Stromimporte waren notwendig. Das Preisniveau war entsprechend hoch.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 6. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 6.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Freitag, 7.4.2023: Anteil Wind- und PV-Strom 36,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,9 Prozent, davon Windstrom 22,4 Prozent, PV-Strom 13,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,8 Prozent.

Die Windstromerzeugung ist etwas kräftiger als am Vortag. Dafür schwächelt die PV-Stromerzeugung. Zum Vorabend/Abend herrscht starke Stromnachfrage. Das signalisiert der hohe Preis zum Abend.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 7. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 7.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Samstag, 8. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 19,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 35,2 Prozent, davon Windstrom 10,2 Prozent, PV-Strom 8,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,1 Prozent.

Heute wird nur wenig Wind- und PV-Strom erzeugt. Fast den ganzen Tag wird Strom importiert. Die Strompreisentwicklung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 8. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 8.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Sonntag, 9. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 30,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,5 Prozent, davon Windstrom 8,3 Prozent, PV-Strom 22,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,3 Prozent.

Ab 18:00 Uhr steigt die nahe der Null-Linie liegende Windstromerzeugung an. Die PV-Stromerzeugung ist recht stark. Zu den Zeiten des Stromimports fallen fast immer Strompreise von 120€/MWh und mehr an.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 9. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 9.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Analyse der 15. Analysewoche

Montag, 10. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 56,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 68,8 Prozent, davon Windstrom 36,9 Prozent, PV-Strom 19,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,0 Prozent.

Der sechste Tag vor dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke

Von 8:00 bis 16:00 Uhr übersteigt die regenerative Stromerzeugung die Bedarfsline. Dennoch müssen die konventionellen Stromerzeuger aus Netzstabilisierungsgründen Strom über Bedarf als Systemdienstleistung erzeugen. Was sich auf den allgemeinen Strompreis negativ auswirkt. Die 0€/MWh werden kurzzeitig unterschritten.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 10. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 10.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Dienstag, 11. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 52,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 62,9 Prozent, davon Windstrom 40,0 Prozent, PV-Strom 12,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,9 Prozent.

Der fünfte Tag vor dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke

Die regenerative Stromerzeugung erreicht die Bedarfslinie heute nicht. Dennoch ist sie stark. Bis die PV-Stromerzeugung wegfällt. Da kommt es zu einem erheblichen Windstromeinbruch. Strom muss importiert werden. Kostet der Strom um 15:00 Uhr noch 0€/MWh, liegt der Preis um 20:00 beim Tageshöchstpreis von gut 165€/MWh. Da lohnt ein Blick auf den Handelstag. Unsere Nachbarn kaufen fast alle Strom aus Deutschland billig ein und verkaufen ihn – natürlich nicht denselben Strom – wenig später teuer an Deutschland zurück. So geht Marktwirtschaft.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 11. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 11.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Mittwoch, 12. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 43,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,5 Prozent, davon Windstrom 33,9 Prozent, PV-Strom 9,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,0 Prozent.

Der vierte Tag vor dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke

Eine schwache PV-Stromerzeugung und eine ab 6:00 abnehmende Windstromerzeugung öffnen bereits ab 14:00 Uhr eine immer größer werdende Versorgungslücke zum Vorabend. Diese muss mit Importstrom hochpreisig geschlossen werden. Das Schließen der Strom-Lücke bis 6:00 Uhr kostet viel weniger, weil die Nachfrage gering ist. Um 8:00 Uhr steigt die Strom-Nachfrage in der Spitze. Das Leben geht los. Entsprechend hoch ist der Strompreis.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 12. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 12.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Donnerstag, 13. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 43,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,2 Prozent, davon Windstrom 32,0 Prozent, PV-Strom 11,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,8 Prozent.

Der dritte Tag vor dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke

Wieder fällt die Windstromerzeugung ab 6:00 Uhr kontinuierlich um zumindest onshore schon fast eine Null-Erzeugung (2,4 GW bei 59 GW Bedarf) zu erreichen. Heute tut sich ab 16:00 Uhr die per Stromimport zu schließende Versorgungslücke auf. Um 20:00 Uhr werden knapp 181€/MWh aufgerufen.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 13. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 13.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Freitag, 14. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 25,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,7 Prozent, davon Windstrom 11,5 Prozent, PV-Strom 13,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,5 Prozent.

Der zweite Tag vor dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke

Ein regenerativ schwacher Tag führt dazu, dass durchgehend Strom importiert werden muß. Das Preisniveau ist entsprechend hoch. Der Strompreis liegt nicht einmal unter 100€/MWh

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 14. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 14.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2, Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Samstag, 15. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 35,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 50,6 Prozent, davon Windstrom 28,0 Prozent, PV-Strom 7,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,7 Prozent.

Der Tag des Abschaltens der letzten deutschen Kernkraftwerke um 23:00 Uhr

Es wird etwas mehr Strom regenerativ erzeugt als am Vortag. Dennoch muss ganztägig Strom importiert werden. Sehen Sie hier den Zeitraum des Abschaltens. Erkennen Sie das allmähliche Hochfahren der Kohle- und Gasstromproduktion, indem Sie mit der Maus über den Chart fahren und die entsprechenden Werte ablesen. Und nein: Der Wind bringt nicht mehr Strom, weil die Kernkraftwerke abgeschaltet wurden. Für alle, die es vielleicht nicht glauben. In der Nacht gibt es keinen PV-Strom!

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 15. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 15.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Sonntag, 16. April 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 26,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,7 Prozent, davon Windstrom 17,6 Prozent, PV-Strom 9,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,0 Prozent.

Tag 1 nach dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke in Deutschland

Eine sehr schwache PV-Stromerzeugung und eine ebenfalls schwache Windstromerzeugung treffen auf den bedarfsarmen Sonntag.  Der Stromimport ist enorm. Der Sonntag mit seiner geringen Nachfrage verhindert eine Strom-Preisexplosion.

Die weiteren Tagesanalysen nach dem „Atomausstieg“ folgen in der 16. Analysewoche 2023 – Atomausstieg Teil 2.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 16. April ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 16.4.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2, Agora-Chart 2030Agora-Chart 2040

Wem nutzt eine Energiewende in Form von Dekarbonisierung?

Seit Jahrzehnten werden die Bürger Deutschlands über die Gefährlichkeit des menschenverursachten CO2-Anstiegs für das Weltklima (Temperaturanstieg von 2 oder mehr Grad Celsius) von großen Teilen der Politik, den Mainstream-Medien und der Wissenschaft (IPCC & dessen Apologeten) „in Kenntnis gesetzt“.  Durch eine äußerst geschickte, langjährige Diffamierungskampagne werden Menschen und Institutionen, die das woke ´Wahrheitswissen` zum Klimawandel und vielem mehr nicht teilen, in die rechte, in die Nazi-Ecke gestellt.

Mit der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke wird die Geschichte vom klimaschädlichen CO2 faktisch ad absurdum geführt. Jetzt muss Deutschland wieder mehr Fossil-Strom = mehr CO2 erzeugen. Das Land, Deutschland trägt deshalb, wenn man der Argumentation der sogenannten Klimaschützer in Politik, (Zivil-) Gesellschaft, Medien und Wissenschaft folgt, verstärkt zum Weltuntergang in ein paar Jahren bei. IPCC (S. 25) und nahezu alle anderen Industrieländer Europas und der Welt sehen die Stromerzeugung mittels Kernkraftwerke als einen Baustein der Dekarbonisierung an. Das belegt diese Karte eindrucksvoll. Bei der Kontrafunk Sonntagsrunde vom 23.4.2023 wurde darüber diskutiert, wer die Geschichte, das Narrativ der Weltverbrennung in Folge einer weltweit im Durchschnitt ansteigenden Temperatur von mehr als 2° C  wirklich glaubt. Wer daran glaubt, dass eine weitgehende Dekarbonisierung diesen Temperaturanstieg verhindern könnte. Hören Sie hier den entsprechenden Ausschnitt (im Original ab Minute 20:14).

Ein weiter wichtiger Aspekt betrifft die Frage nach der Menge CO2, welches die Luft enthalten kann. Diese Menge scheint begrenzt zu sein, wenn man nicht nur die CO2-Emissionen, sondern auch die CO2-Absorptionen betrachtet. Das macht der Physiker Dr. Joachim Dengler in dem journalistisch aufbereiteten und deshalb allgemein verständlichen Artikel:

Die Welt wird nicht verbrennen – Die Lösung ist in Sicht …

In den Artikel wurde ein Interview mit Dr. Dengler integriert. Außerdem enthält er einen Link, der die Teilnahme an einem Zoom-Vortrag mit Dr. Dengler ermöglicht. Der Vortrag findet am Donnerstag, den 27.4.2023 von 19:30 bis 21:00 Uhr statt.

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier.

Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

 Rüdiger Stobbe betreibt den Politikblog Mediagnose.




AKW-Laufzeitverlängerung in Belgien – 10 Jahre statt dreieinhalb Monate

von Manfred Haferburg

Belgien verzichtet auf den Atomausstieg, und in unseren Nachbarstaaten sollen bis 2035 vierzehn neue Kernkraftwerke in unmittelbarer Nachbarschaft zu Deutschland entstehen – zusätzlich zu den schon bestehenden Kernkraftwerken. Deutschland bleibt stur beim Ausstieg und vernichtet auch das gesamte Know-how.

Die Vernunft hat gesiegt, natürlich anderswo als in Deutschland. In Belgien erfolgt nun auch der Ausstieg vom Ausstieg. Die belgische Regierung hat eine Laufzeitverlängerung von zwei Kernkraftwerken um 10 Jahre beschlossen. Es handelt sich um die Reaktorblöcke Doel 4 und Tihange 3. Die Einigung sei wichtig, sagte Ministerpräsident Alexander De Croo, „weil sie dazu beiträgt, unsere Versorgungssicherheit in den nächsten Jahren zu garantieren“. Man übe künftig die Kontrolle über den in Belgien produzierten Strom aus, „und die Atomenergie ist im Allgemeinen günstiger als Gas“. Um die Kraftwerke für die Laufzeitverlängerung fitzumachen, werden sie aufwändig nachgerüstet. Der Betreiberkonzern Engie hat dafür 15 Milliarden Euro zurückgestellt. Der belgische Staat beteiligt sich zu 50 Prozent an der Betreibergesellschaft.

Damit schließt sich Belgien der Reihe der Nachbarländer Deutschlands an, denen die Versorgungssicherheit ihrer Bevölkerung mit Strom und bezahlbare Energiepreise wichtiger sind als grünideologische Technologiefeindlichkeit.

Frankreich wird in den nächsten Jahren sechs neue Kernkraftwerke bauen, die zu den 56 schon bestehenden Reaktoren hinzukommen.

Die Niederlande planen den Bau von zwei neuen Kernkraftwerken. Um den Erhalt des Wissens zu gewährleisten, wird das alte KKW in Borssele weiterbetrieben. Dort sollen die neuen Reaktorblöcke auch entstehen.

Polen hat den Bau von drei Kernreaktoren vom Typ AP1000 beschlossen und steigt damit neu in die Kernenergie ein. Der weitere Ausbau von sechs neuen Kernreaktoren APR1400 ist in Vorbereitung. Polen will damit weg von der Kohle zur umweltfreundlichen Kernenergie kommen.

Tschechien plant den Bau von drei neuen Kernkraftwerken zu den bestehenden in Dukovany und Temelin. Damit will Tschechien unabhängiger von Kohle und Erdgas werden. Es sollen koreanische oder französische Reaktoren gebaut werden, keine chinesischen oder russischen.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier