Kernkraft auf dem Vormarsch – ohne Sonderweg-Deutschland

Über 30 Staaten haben sich beim internationalen Atomgipfel in Brüssel auf den Ausbau von Kernenergie geeinigt. Das Gruppenbild spricht Bände: traute Eintracht – ohne Vertreter aus Deutschland. Deutschland zerstört lieber eines der besten Kraftwerke der Welt: Isar 2 fällt demnächst grünem Vernichtungswahn zum Opfer. 

Von Holger Douglas

In einem der besten Kernkraftwerke der Welt können jetzt die Metallsägen beginnen, ihr Werk zu vollziehen: Im Kernkraftwerk Isar 2 östlich von München wurde die Genehmigung für den Abbruch erteilt, jetzt kann die Zerstörung beginnen. Unter weitem Beifall wird eines der leistungsfähigsten Kraftwerke verschrottet: Es fällt grünem Vernichtungswahn zum Opfer.

Auch Ministerpräsident Söder tat nichts, um das Unheil abzuwenden. Er weiß nicht, woher künftig der Strom für seine Industrie kommen soll. Die ersten Unternehmen haben bereits abgesagt, am Standort zu investieren. Grund: kein bezahlbarer und sicherer Strom. Stattdessen sollen in dem »Chemiedreieck« im Südosten Bayerns rund um Burghausen jetzt Windräder die Energieversorgung übernehmen; Windräder in einer der windschwächsten Ecken Deutschlands – größer kann der Lacherfolg über diesen gelungenen Streich nicht sein.

Sogar Luxemburg sieht eine Zukunft für Kernkraft. Das Land werde zwar keine Reaktoren bauen, wie Premierminister Frieden sagte, doch erkennt das Land die Bedeutung der Kernkraft im Kampf gegen so etwas wie den Klimawandel an. Bemerkenswert: Während das Land meistens Nachbar Deutschland folgte, geht es jetzt den Weg des restlichen Europas.

Damit steht Deutschland komplett im Abseits. Zuletzt zu sehen beim ersten internationalen Gipfeltreffen für Atomenergie in Brüssel. Vertreter von rund 30 Staaten haben sich dort auf einen beschleunigten Ausbau der Kernenergie geeinigt. Sie haben in einer gemeinsamen Erklärung ihren Einsatz für einen schnelleren Ausbau sowie eine vereinfachte Finanzierung von Atomkraft bekräftigt. Die Teilnehmer betonten die entscheidende Rolle von Atomkraftwerken bei der Reduzierung klimaschädlicher CO2-Emissionen.

Bedeutung bekam dieses Treffen, weil nicht nur ein paar EU-Größen, sondern hochrangige Vertreter aus den USA, China und Japan an dem Treffen teilnahmen. So war der stellvertretende Ministerpräsident Chinas, Zhang Guoqing, immerhin der zweithöchste Mann in dem Staat, angereist. Das Gruppenbild vor dem renovierten Atomium in Brüssel sprach Bände: traute Eintracht – ohne einen Vertreter aus Deutschland.

In einer Zeit, in der »Selbstverpflichtungen« in sind, »verpflichteten« sich jetzt 34 Länder, darunter die Vereinigten Staaten, China, Frankreich, Großbritannien und Saudi-Arabien, »darauf hinzuarbeiten, das Potenzial der Kernenergie voll auszuschöpfen, indem sie Maßnahmen ergreifen, die es ermöglichen, die Laufzeitverlängerung bestehender Kernreaktoren, den Bau neuer Kernkraftwerke und den frühzeitigen Einsatz fortschrittlicher Reaktoren zu unterstützen und wettbewerbsfähig zu finanzieren.« Weiter heißt es: »Wir verpflichten uns, alle Länder, insbesondere die Schwellenländer, bei ihren Kapazitäten und Bemühungen zu unterstützen, die Kernenergie in ihren Energiemix aufzunehmen.«

Neben dem Bau neuer Atomkraftwerke unterstützten die Teilnehmer auch die Verlängerung der Lebensdauer bestehender Anlagen. Zudem plädierten sie für die zügige Einführung neuerer und kleinerer Reaktoren, um die Nutzung von Atomenergie zu optimieren. Die Teilnehmer forderten internationale Finanzinstitutionen wie die Weltbank zudem auf, Atomprojekte stärker zu unterstützen.

Die Noch-Kommissionspräsidentin von der Leyen tönte in das gleiche Atomhorn und wies bei dem Treffen darauf hin, dass Kernkraft mit einem Anteil von rund 22 Prozent die größte Stromquelle in der EU sei. Jetzt rief sie Staatschefs und Minister aus 37 Ländern dazu auf, eine mögliche Laufzeitverlängerung ihrer Atomkraftwerke zu prüfen und den Neubau voranzutreiben. Erstaunliche Worte von UvdL – war doch Deutschland bei dem Gipfel nicht vertreten. Hier hat Habeck Wichtigeres zu tun: Kraftwerke abschalten.

Ganz anders in Frankreich: Hier betonte Präsident Macron, »dass Frankreich eines der wenigen Länder dank seines Nuklearmodells ist, das Strom exportiert, was eine Chance ist.« Mit Sicherheit hatte er den Blick ins Nachbarland Deutschland im Sinn, in dem es künftig viel Geld mit der Lieferung von Strom zu verdienen gibt. Wie lang Deutschland noch bezahlen kann, ist offen.

In den kommenden Jahren sollen in Frankreich mindestens sechs neue Kernkraftwerke gebaut werden. Acht weitere Kernkraftwerke werden geplant. Dies sei nötig, um die Klimaziele zu erreichen, so die Regierung Macron.

Es ist ein gewaltiges Wiederaufbauprogramm einer Kraftwerksindustrie notwendig. Viel Know-how im Kraftwerksbau ist in den vergangenen Jahrzehnten verloren gegangen, seitdem der Atomausstieg in Europa vorangetrieben werden sollte. Fachkräfte fehlen wie zum Beispiel zertifizierte Schweißer, die Reaktordruckgefäße sicher schweißen können.

Der modernste Reaktor, der derzeit in Flamanville fertiggestellt wird, soll Mitte dieses Jahres ans Netz gehen können. Eigentlich hätte er bereits seit Ende 2022 mit Brennstäben befüllt werden sollen. Doch dieser Termin hat sich erheblich nach hinten verschoben; auch wurde der neue Block drei erheblich teurer als geplant. 13,2 Milliarden statt 12,7 Milliarden Euro wird jetzt das Kraftwerk an der Küste des Ärmelkanals kosten. Ursprünglich wurden die Baukosten mit 3,3 Milliarden Euro kalkuliert. Ebenso drastisch teurer wurde der Bau des britischen Kernkraftwerkes Hinkley Point C, ebenfalls ein sogenannter europäischer Druckwasserreaktor. Exorbitant viel teurer geworden ist auch der finnische Reaktor Ol-kiluoto.

Jetzt hofft die Politik auf eine Senkung der Kosten, wenn erst einmal wieder eine Kernkraftwerksindustrie und entsprechendes Know-how »Wie baut man ein Atomkraftwerk?« aufgebaut sein wird und Reaktoren in Serie errichtet werden. In Frankreich geht man davon aus, dass in den kommenden Jahren 100.000 neue Arbeitsplätze im Kraftwerksbau entstehen werden.

Auch bestehende Kraftwerke werden in Frankreich aufgerüstet, damit sie länger laufen können. Das ursprüngliche Ziel ‚weg von der Atomkraft‘, das auch in Frankreich von den Grünen hochgehalten wurde, um den Anteil der Kernkraftwerke auf unter 50 Prozent zu senken, hat die Regierung Macron im vergangenen Jahr kurzerhand gekippt.

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Die Sprache der Energiewende Teil 1

Die Sprache des dekarbonisierenden Zeitgeistes versucht, das Denken der Bevölkerung zu prägen. Wendeenergie und Wandelklima beherrschen die sogenannten Qualitätsmedien und nehmen Einfluss auf das Denken in der Bevölkerung. So entsteht das passende Framing. 

Von Frank Hennig

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“, sagte Ludwig Wittgenstein. Die Sprache setzt der Erkenntnis Grenzen, man kann sie formen, nutzen und durch sie manipulieren. Am wirksamsten ist das „Nudging“ durch Sprache, die Beeinflussung von Denken und Handeln, ohne dass es die Zielgruppe bemerkt.

Gute Sprache ist eindrücklich und lässt vor dem geistigen Auge Bilder entstehen. Diese sind besser in Erinnerung zu behalten als Texte. Gute Journalisten und Politiker lassen in ihren Ausführungen Bilder entstehen, schlechte reihen Worthülsen aneinander. Das zeigt sich prägnant am Beispiel zweier Grünen-Promis. Während Robert Habeck eher Umgangssprache pflegt und sogar persönliche Erkenntnisse und Selbstkritik einbaut (die bis zur Offenbarung eigener Unfähigkeit reichen – „von der Wirklichkeit umzingelt“), reihen Annalena Baerbock und insbesondere die Politikerinnen ihrer Partei ganze Salven vorgestanzten Politsprechs aneinander. Am Ende bleibt wenig davon in Erinnerung, weil beim Empfänger keine Bilder entstehen.

Die Themen Energiewende, Antiatom, Dekarbonisierung und Klimawandel, die Forderung nach immer mehr „Erneuerbaren“ und dem nötigen Verzicht an Wohlstand werden von Politikern und aktivistischen Journalisten vorangetrieben. Sie bilden aktuell eine Mehrheit in der Regierung und den sogenannten Qualitätsmedien samt den Zwangsgebührenfinanzierten und geben die Richtung vor. Das nennt man Mainstream. Ihnen folgen andere, die dazugehören wollen. Man schreibt voneinander ab, das entbindet von eigener geistiger Anstrengung, man spart Recherche und vor allem erspart man sich Angriffe bei abweichenden Informationen und Kommentierungen. Die Abweichung vom Mainstream wird bestraft – durch Ignorieren, Vorenthalten von Informationen und beschränktem Zugang zum politischen Raum.

Die gute alte Lüge

Die politische Kommunikation und auch der Mainstream verwenden verschiedene bewährte Instrumente zur Manipulation. Da ist zunächst die altbekannte Lüge, die verharmlosend heute als „Fake“ bezeichnet wird. Man meidet sie in Zeiten sozialer Medien weitgehend, sie kann zu schnell aufgedeckt werden. Über das Internet lässt sich fast jede Meldung verifizieren. Dennoch ist sie zu finden, wenn sparsame Bildung, Ideologie und Faulheit zur Recherche zusammentreffen. So beispielsweise bei einer Meldung über ein TV-Gerät, das Strom erzeugen könne.

Seltener wird so bewusst gelogen wie von Claudia Roth, die anlässlich eines Jahrestages den vorgeblichen Todesopfern des GAUs im Kernkraftwerk Fukushima gedachte. Ähnliche Aussagen trafen auch Jürgen Trittin und die „Tagesschau“. Ein erster zaghafter Versuch, Geschichte umzuschreiben. In einigen Jahren wird bei den Grünen vom Tsunami in Fukushima nicht mehr die Rede sein, nur noch von einer Atomkatastrophe. Aber die vorgeformten Mediennutzer in der linksgrünen Blase nehmen solche Auslegungen gern auf, sind sie doch kompatibel mit der eigenen Vorstellungswelt und den eigenen Narrativen.

Eine sachliche Lüge ist auch der Begriff Atomkraftwerk. Gemeint sind Nuklearanlagen, die ihre Energie aus den Atomkernen (Nukleonen) beziehungsweise deren Bindungskraft beziehen. Kraftwerke hingegen, die ihre Energie aus der Bindungskraft der Atome beziehen, sind fossile Anlagen, in denen Verbrennungsprozesse stattfinden. Die Reaktion von Kohlenstoff plus Sauerstoff ist exotherm, das heißt, sie setzt Wärmeenergie frei, die dann in der Regel zur Dampferzeugung genutzt wird. Dies sind also Atomkraftwerke. Der feine Unterschied spielt allerdings praktisch keine Rolle mehr, beide Arten der Energieumwandlung werden bei uns bekämpft.

Überraschend ist nur die Kernspaltung grüner Politik. Wurden früher die Kernkraftwerke mit dem „Atomtod“ in Verbindung gebracht, sind sie Teufelszeug geblieben, während nach deutschen Kernwaffen nun gerufen wird. Jeder weiß, dass sie keine Waffen fürs Gefechtsfeld sind, sondern Massenvernichtungswaffen. Das ficht ungediente Grüne in ihren Allmachtsphantasien aber nicht an.

Die Gebetsmühle

Sie ist ein bewährtes Mittel in Diktaturen. Stete Wiederholung verhindert tieferes Nachdenken. Sie wird heute, wie zu besten DDR-Zeiten, breit eingesetzt. Bekannte Thesen werden permanent wiederholt, bis sie auch der schnelle oder oberflächliche Medienkonsument mitsingen kann. Entsprechende Sachverhalte werden nicht mehr begründet, sondern als unumstößliche Tatsache vermittelt. In den DDR-Medien gab es nie solitär den Namen „Erich Honecker“, sondern immer nur im Zusammenhang mit der kompletten Funktionsbezeichnung „Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR“. Damit das im Arbeiter- und Bauern-Paradies auch wirklich jeder verstand. Für die Mauer gab es den festen Begriff des „Antifaschistischen Schutzwalls“, andere Bezeichnungen waren nicht zugelassen, abgesehen von Fachbegriffen wie „Grenzsicherungsanlagen“.

Übrigens wäre „Antifaschistischer Schutzwall“ der heute gebrauchten „Brandmauer“ vorzuziehen. Dann würde deutlicher, wohin sich unser Land entwickelt.

Die Wirkung der Gebetsmühle wurde von Elisabeth Wehling im sogenannten ARD-Framing-Manual beschrieben:

Und dann beim dritten, vierten, fünften Mal ergeben sich Einschleif-Prozesse im Gehirn und ein Wiedererkennungseffekt – egal, ob die Sache wahrhaft ist oder eine Lüge. Und dann sagt das Gehirn irgendwann: „Ist mir viel zu anstrengend, das ist für mich jetzt eine Wahrheit.“

Nach gleichem Muster will der Deutsche Journalisten-Verband Wirkung erzielen. Die AfD soll künftig nicht mehr ohne den Zusatz „vom Verfassungsschutz beobachtet“ oder ähnlich erwähnt werden. Wie ein Warnhinweis auf Zigarettenschachteln. Für wie unmündig und hilflos hält der DJV die Mediennutzer, sich eine eigene Meinung bilden zu können?

Andere Beispiele sind „klimaschädliches CO2“, „dreckige Kohle“ oder „umstrittene CCS-Technologie“. Als umstritten bezeichnet zu werden, ist im Grunde schon ein Urteil. Fast nie wird ausgeführt, warum etwas umstritten ist, was dafür und was dagegen spricht. Die Marx’sche Dialektik von der Einheit und vom Kampf der Gegensätze, ohne die es keinen Fortschritt gibt, findet im heutigen linearen linksgrünen Denken keinen Niederschlag mehr. Hier wird Meinung vorgegeben, nicht erarbeitet.

Das entsprechende Adjektiv wird immer mitgeliefert, damit es jeder Leser oder Hörer verinnerlicht und nicht zweifelt. So erreichen uns Litaneien endloser Wiederholungen von sogenannten Qualitätsmedien. Die DDR-Sozialisierten können auf alte Praktiken zurückgreifen. Sie waren trainiert darauf, zwischen den Zeilen zu lesen oder bei endlosem Bonzen-Geschwafel die Ohren auf „Durchzug“ zu schalten.

Die wahre Hälfte

Praktikabel und wirksam für die Schaffung gewünschter Narrative sind Halbwahrheiten. So setzt man sich nicht dem Vorwurf der Lüge aus, denn das, was berichtet wird, ist wahr. Dennoch entsteht ein beabsichtigtes verzerrtes Bild der Realität.

Ein Beispiel sind die Meldungen über arabische Solarkraftwerke, die vor einigen Jahren durch die Medien gingen. Ägypten und Saudi-Arabien hatten beschlossen, große Flächen ihrer Wüsten mit Photovoltaik-Paneelen zu belegen. Die Sonne steht hoch, die Preise der Paneele sind stark gefallen, es macht Sinn. Die Meldung ist wahr, aber ohne die ganze Wahrheit entsteht der falsche Eindruck: „Na bitte, die Araber machen auch Energiewende wie wir, und wir sind der Vorreiter“.

Die ganze Wahrheit ist, dass zur gleichen Zeit Ägypten und Saudi-Arabien bei Rosatom in Moskau Verträge für mehrere Kernreaktoren abschlossen, desgleichen die Türkei. In den Emiraten läuft bereits ein erstes Kernkraftwerk. Dies zu verschweigen hat einen Grund. Es soll die ketzerische Frage vermeiden, warum diese sonnenreichen Länder dennoch in die Kernkraft investieren, die doch permanent als zu teuer und zu gefährlich geframet wird. Dabei wäre die Antwort einfach. Abends geht die Sonne unter, dann schalten die Leute das Licht ein. Die Araber wissen, dass das Speichern großer Mengen von Strom sehr teuer ist. Die weiterführende Frage wäre, warum wir als sonnenarmes Land keine Kernkraftwerke (und Kohlekraftwerke) mehr brauchen, obwohl wir kaum Speicher haben.

Begeistert wird über den weltweiten Ausbau der Windkraft berichtet, weniger über die Begleiterscheinungen. In Norwegen müssen vermutlich 151 Anlagen rückgebaut werden, weil die Anlagen „die kulturellen Rechte des Volkes der Samen“ beeinträchtigen. Diese hatten argumentiert, Anblick und Geräusch der Windturbinen verängstige ihre Rentier-Herden und bedrohe damit jahrhundertealte Traditionen. Die berechtigte Frage dazu würde lauten, wie es um die kulturellen Rechte der Ureinwohner Deutschlands und ihrer Weide- und Wildtiere steht. In Mexiko gibt es Widerstand der Einheimischen und Fischer gegen ausländische Windkraft-Heuschrecken. Darüber findet sich in unseren Medien nichts, auch weil es schwer zu verarbeiten ist. Mexikanische indigene Windkraftgegner kann man nicht wie deutsche als Fortschrittsverweigerer in die rechte Ecke schieben.

Der Abstand polnischer Kernkraftwerke zur deutschen Grenze wird thematisiert, nicht die CO2-Vermeidung durch diese. Nachrichten erhalten wir zu einem neuen chinesischen Mega-Windrad, zur Entwicklung von Mini-Reaktoren kaum. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, werden hohe Kosten, Zeitverzüge, Unternehmenspleiten angeführt. Der Kampf gegen das böse Atom geht weiter, auch wenn wir keine aktiven Kernkraftwerke mehr haben, keine kernenergetische Forschung und keine zugehörige Industrie mehr. Rot-Grün möchte die Diskussion als abgeschlossen betrachten, am besten nicht mehr darüber reden. Diese Hoffnung wird nicht in Erfüllung gehen. Der Ausstieg aus der Kernenergie war ein so fundamentaler Fehler, dass die Diskussion den Vollstreckern anhaften bleiben wird wie Hundedreck am Schuh.

Falsche Bilder

Um Realität in einem gewünschten Bild erscheinen zu lassen, schafft man vergleichende Begriffe. Die „Erneuerbaren“ werden als Freiheitsenergien bezeichnet, was sachlich sogar in zweierlei Hinsicht falsch ist, soweit es die Wind- und Solarenergie betrifft. Zum einen besteht die starke und unvermeidbare Abhängigkeit vom Windaufkommen und der Tageszeit, mithin von den Launen und Gesetzmäßigkeiten der Natur. Das setzt uns in einen Stand, der im Mittelalter wirtschaftsprägend war. Zum anderen können wir die Anlagentechnik nicht oder nur sehr teuer selbst produzieren. Der enorme Materialaufwand erfordert Rohstoffe, die wir im eigenen Land kaum haben oder nur unter hohen Kosten gewinnen könnten. So sind wir von Weltmarktführern, in diesem Fall China, komplett abhängig. „Freiheitsenergie“ sollte bedeuten, dass wir uns aus russischer Abhängigkeit, von Öl und Gas aus dem Reich des Bösen, befreit haben. Die Wahrheit ist, dass wir die Abhängigkeit nur umhängen nach China und zudem nur Zufallsstrom produzieren können.

Die „Erneuerbaren“ seien auf der Überholspur, wird des Öfteren verkündet. Wer überholt, ist schneller, im übertragenen Sinne auch größer oder stärker. Richtig ist die Formulierung nur in Bezug auf den Zuwachs an installierter Leistung an Windkraft und Photovoltaik in Deutschland und sogar global.

Davon wird mehr gebaut als bei jeder anderen Technologie. Beim Primär-, also Gesamtenergiebedarf, machen Wind und Solarenergie global etwa vier Prozent aus und wachsen langsamer als der Energiebedarf der Welt. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe (BGR) wurden 2022 weltweit 15,5 Milliarden Tonnen Kohle verbrannt, fast acht Prozent mehr als im Jahr davor. Ein Rekordwert, eine Trendumkehr sei nicht zu erkennen. Mit anderen Worten: Trotz starken Zubaus kann mit Wind- und Solaranlagen nicht einmal der Anstieg des globalen Energiehungers kompensiert werden, geschweige denn, es wäre irgendein Überholvorgang.

Im Rahmen des exzessiven Ausbaus der „Erneuerbaren“ werden Ansammlungen solcher Anlagen gern als Parks bezeichnet. Bestimmte Gebiete würden mit Wind- oder Solarparks bebaut, heißt es dann. Welche Assoziation verbindet sich mit dem Begriff eines Parks? Ruhe, grüne Umgebung, saubere Luft, Erholung. Die findet man in diesen Industrieparks mit Sicherheit nicht. Die zuweilen schier endlosen Solar-Freiflächenanlagen sind ökologisch tote Flächen und so gut wie immer eingezäunt wegen des öfter praktizierten Paneel-Klaus. Im Sommer werden die Anlagen durch die Aufheizung der Paneele auf bis zu 120 Grad zu Hotspots in der Landschaft, die das regionale Wetter und Klima beeinflussen. Die Biodiversität nimmt ab. Da kann man vorbei laufen, aber ein Spaziergang im Park ist das mit Sicherheit nicht. Windkraftanlagen sind zwar nicht eingezäunt, aber auch da ist ein Spaziergang nicht angenehm, es gibt kaum Schatten und die Geräuschkulisse, halbwegs guten Wind vorausgesetzt, ist ausgesprochen unangenehm.

Die Verwendung des Begriffs Park ist eine gewollte Irreführung, um einen falschen naturfreundlichen Eindruck zu erwecken. Die gravierenden Auswirkungen von Windkraftanlagen im Wald werden verniedlicht. Der sächsische Ministerpräsident Kretzschmar sprach auf einer CDU-Veranstaltung von „Windkraft überm Wald“, so als wäre der Wald von den Anlagen nicht betroffen oder berührt. Die Betrachtung einiger Luftaufnahmen schafft hier Realitätssinn und Ernüchterung, vielfältig und negativ sind die Auswirkungen, gegen die sich immer mehr Menschen wehren.

Aus interessengeleiteten Gründen wird die Windkraft zur wichtigsten Energieform hochgejubelt. Das macht man einfach an der jährlich produzierten Strommenge fest. Ist die schiere Menge am wichtigsten oder vielleicht eher diejenige Energie, die verlässlich zur Verfügung steht? Eine typische Energiewende-Nebelkerze, zu der man ergänzend anmerken muss, dass die Windkraft auch nicht nachhaltig ist, weil sie zeitweise nicht zur Verfügung steht. Ebenso mengenbezogen tituliert man die Windkraft als Arbeitspferd der Energiewende, wobei es sich um ein völlig falsches Bild handelt. Der Landwirt schirrt das Arbeitspferd an, gibt ein Kommando, worauf sich das Gespann in Bewegung setzt.

Das kann die Windkraft nun wirklich nicht leisten. Das erratische Verhalten des Windaufkommens entspricht dem eines Wildpferdes, welches nach eigenem Gusto läuft, galoppiert, grast oder schläft, völlig unabhängig vom Willen des Menschen. Die wahren Arbeitspferde sind die konventionellen Kraftwerke, die regelnd das System aufrechterhalten, unabhängig von Wetter und Tageszeit. Die Windkraft ist ein launischer Gaul, nach dem sich die Nutzer wie die Müller im 19. Jahrhundert richten müssen. Für das Energiesystem bedeutet das Zusatzkosten für Backupkraftwerke, Speicher oder Verbrauchersteuerung.

Weiter demnächst im Teil 2 …

Der Beitrag erschien zuerst hier bei TE

 




ANDERS ALS GEDACHT – Deutliche Kostenvorteile der Kernkraft

von Alex Reichmuth

Geradezu mantrahaft wiederholen Kernkraftgegner, Strom aus neuen Atomkraftwerken könne man kaum bezahlen. «Die neuen AKW sind zu teuer», behauptete Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt in der «Arena». SP-Nationalrätin Martina Munz verstieg sich bei einem öffentlichen Auftritt gar zur Aussage: «AKW-Strom ist der teuerste Strom, den wir überhaupt haben können.»

Man muss solche Aussagen als Fake News bezeichnen. Seriöse Studien kommen zum Schluss, dass Atomstrom aus
neuen Werken vergleichsweise günstig bis sehr günstig ist. Vor kurzem hat auch Georg Schwarz in einer Kostenschätzung ein solches Fazit gezogen. Schwarz ist ehemaliger stellvertretender Direktor des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat, versteht also etwas von der Atomtechnologie.

Er rechnet die Kosten für neue Kernkraftwerke in der Schweiz auf 5,7 Rappen pro Kilowattstunde Strom hoch. Der Auf- wand für die Stilllegung der Werke und die Entsorgung des Abfalls ist dabei berücksichtigt. Damit ist Atomstrom deutlich billiger als solcher von Fotovoltaik-Anlagen (PV) mit 10,3 Rappen und Windturbinen (8,8 Rappen). Und nur wenig teurer als solcher aus bestehenden Wasser-Speicherkraftwerken (5,3 Rappen).

Georg Schwarz geht in seinem Blogbeitrag auch auf die europäischen Neubauprojekte Olkiluoto 3 in Finnland, Flamanville 3 in Frankreich und Hinkley Point C in Grossbritannien ein, wo die Bauzeiten und der Aufwand aus dem Ruder gelaufen sind. Er rech- net vor, dass der Atomstrom aus diesen Werken kostenmäßig trotzdem im Rahmen bleibt. Das Gleiche gelte für das Neubauprojekt Vogtle im amerikanischen Bundesstaat Georgia: «Selbst Vogtle, das bisher teuerste Kernkraftwerk der Welt, produziert bei Zugrundelegung von schweizerischen Realzinsen und Betriebskosten etwa gleich teuer wie onshore-Windkraft und deutlich günstiger als Fotovoltaik.»

Hartnäckige Klischees

Auch laut dem Bund ist Atomstrom günstig. Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie schätzte vor vier Jahren die Gestehungskosten für Strom aus neuen KKW im Jahr 2035 auf 5 bis 12 Rappen pro Kilowattstunde, wäh- rend PV-Strom zwischen 5 und 18 Rappen kostet und Windstrom auf 10 bis 15 Rappen zu stehen kommt. Das Nuklearforum dazu in einem «White Paper»: «Die lange Laufdauer und die enormen Mengen an klimafreundlicher Energie, welche über Jahrzehnte aus Nuklearanlagen gewonnen werden können, führen zu insgesamt attraktiven Gestehungskosten.»

Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass bei Wind- und Solarstrom im Gegensatz zu Atomstrom beträchtliche weitere Kosten für die Integration dieser fluktuierenden Energiequellen ins Stromsystem anfallen – es werden neue Energiespeicher und ein Ausbau der Stromnetze nötig.

Entsprechende Berechnungen hat der amerikanische Ökonom Robert Idel vorgenommen. In einer Studie im Fachblatt Energy kam er 2022 zum Resultat, dass Solarstrom in Deutschland vierzehnmal so teuer wie Atomstrom ist, wenn man ein Stromsystem ausschliesslich auf PV-Anlagen beziehungsweise Kernkraftwerke abstellt und dabei die vollen Systemkosten berücksichtigt. Auch Windstrom ist demnach fast fünfmal teurer als AKW-Strom, und selbst bei einem gemischten System aus PV- und Windanlagen kostet der Strom rund viermal mehr als in einem AKW-System. Angesichts solcher Zahlen ist es unverständlich, dass selbst Firmenlenker aus der Energiebranche die Mär vom teuren Atom- strom verbreiten. Die Kernkraft sei «schlicht zu teuer», behauptete Axpo-Chef Christoph Brand 2021 in einem Interview. Wie genau er zu diesem Schluss kam, blieb im Dunkeln.

Alex Reichmuth ist Redaktor beim Nebelspalter. Der Artikel erschien zuerst in der Schweizer Weltwoche hier.

 




Frankreich kehrt zur Kernkraft zurück und streicht Ziele für „Erneuerbare“ Energie

Wer gerade nach „France drops renewables targets..“  im Internet sucht, findet viele Online Nachrichten dazu.

Frankreich verlässt nicht die Erreichung der CO2-Neutralität im Jahr 2050, das letzte Übereinkommen verschiedener westlicher Länder. Dem Kabinett wird Anfang nächsten Monats ein Textentwurf vorgelegt, der dann den Gesetzgebern zur Abstimmung gegeben werden soll. Unter anderem bekräftigt Frankreichs darin sein Engagement für die Kernenergie , um „ Energiesouveränität “ zu gewährleisten .

Frankreich wurde nach der Ölkrise in 1973 führend in der Kernenergieerzeugung und baute über 50 solcher Kraftwerke, die rund zwei Drittel des Stroms des Landes produzierten. Bevor diese Reaktoren das Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzung erreichen, plant das Land, eines der ersten Kernkraftwerke einer neuen Generation in Betrieb zu nehmen.

Die Nutzung von Kernenergie als wettbewerbsfähige und kohlenstofffreie“ Stromquelle zu nutzen wird als „nachhaltige Entscheidung“ bezeichnet . Geplant ist der Bau von mindestens sechs, aber bis zu 14 neuen Reaktoren. Damit soll der Übergang zu sauberer Energie vollzogen werden und dem Klima gerecht werden.

Kritiker bemängeln, dass keine Ziele für Solar- und Windkraft sowie andere erneuerbare Energien festgelegt werden. Jules Nyssen, Präsident der französischen Gewerkschaft für Erneuerbare Energien, zeigte sich „fassungslos“, nachdem er herausfand, dass Ziele für erneuerbare Energien im Entwurf nicht enthalten waren.

Für Anne Bringault, Energiewendemanagerin des Climate Action Network, „ist dies ein äußerst bedeutsamer Rückschritt und steht völlig im Widerspruch zu den europäischen Zielen. … Selbst wenn die Ziele angehoben werden, haben wir kein so starkes Engagement mehr dafür“, sagte sie.

Das Ministerium für Energiewende sagte dazu: „Es ist falsch zu sagen, dass es kein Ziel für erneuerbare Energien gibt“, da die Regierung die Ziele später selbst festlegen wird.

Der Gesetzentwurf streicht auch Ziele zur Reduzierung des Energieverbrauchs durch Sanierung von Gebäuden.

Zwei Online Artikel,  ziemlich der identische Text der Nachricht

https://www.france24.com/en/france/20240109-france-drops-renewables-targets-prioritises-nuclear-in-new-energy-bill

https://energy.economictimes.indiatimes.com/news/renewable/france-drops-renewables-targets-in-new-energy-bill/106666858


Etwas abweichend davon

Le Monde – Von  Perrine Mouterde   und Adrien Pécout

Frankreich weigert sich zu zahlen, weil es die Ziele für erneuerbare Energien nicht erreicht hat

Die französische Regierung versprach im Jahr 2009, bis 2020 einen Anteil erneuerbarer Energien (Wind, Sonne, Wasserkraft) von 23 % am Bruttoendenergieverbrauch zu erreichen. Im Jahr 2022 waren es jedoch nur 20,7 %.

Le Monde hat erfahren, dass die französische Regierung nicht die Absicht hat, Hunderte Millionen Euro zu zahlen, weil sie ihr europäisches Ziel für erneuerbare Energien im Jahr 2020 nicht erreicht hat. Die französische Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher machte dies in einem Brief, vom 20. Oktober gegenüber der EU-Energiekommissarin Kadri Simson deutlich. …

https://www.lemonde.fr/en/environment/article/2023/11/22/france-refuses-to-pay-up-for-failing-to-meet-renewable-energies-targets_6279080_114.html


Zusammengestellt mit eigenem Text durch Andreas Demmig

 




Dubai: Vom epischen Scheitern der Energiewende

Jeder Deutsche – vom Baby bis zum Greis – hat etwa 12.000 Euro für die Energiewende gezahlt. Bekommen hat er dafür höhere Strompreise, Mieten und Produkte, Deindustrialisierung und Versorgungs-Unsicherheit. Das Land ist wieder von Kohle abhängig. In Dubai sind die Vorreiter jetzt vom toten Pferd geholt worden.

Von Manfred Haferburg

Kein Land der Welt hat mehr Geld für den Umbau seines Stromsystems in Richtung der sogenannten „erneuerbaren Energie“ ausgegeben – nämlich weg von Kernenergie und fossilen Energieträgern hin zu Biopflanzen, Wind und Sonne. Wie viel Geld, weiß kein Mensch genau, und es wird systematisch verschleiert. Wenn man den Wert der voll funktionstüchtigen, aber verschrotteten Kraftwerke mit einbezieht, dürfte eine Billion Euro eine recht realistische Schätzung sein. Das aber heißt, dass jeder Deutsche – vom Baby bis zum Greis – etwa 12.000 Euro für die Energiewende gezahlt hat. Rechnet man nur die Steuerzahler, kommt man auf mehr als 20.000 Euro pro Nase.

Die Begründung war, dass unbedingt der Ausstoß des Spurengases Kohlendioxid reduziert werden muss. Da sahen sich die Deutschen als Vorreiter, denen die ganze Welt folgen würde, da ein reiches Land den Erfolg der Energiewende vorleben muss. So ging eine ganze Nation mit deutscher Gründlichkeit daran, Unsummen in die Transformation der Stromerzeugung zu investieren. Erst wurde der Kernenergie der Garaus gemacht, dann sollte die Kohle und das Gas drankommen. Das Heilsversprechen war, dass man erst mal ein bisschen Geld investieren muss, so der Gegenwert einer Eiskugel pro Monat, aber dann sinkt der CO₂-Ausstoß, und der Strom wird ganz billig. Wer es wagte, etwas anderes zu meinen, wurde als umstritten, Energiewende-Hasser, Klimaleugner und gar Staats-Delegitimierer verunglimpft.

Ein Salto rückwärts in die Kohleverstromung

Nach zwanzig Jahren Energiewende sehen wir nun das Resultat dieser Politik – ein Salto rückwärts in die Kohlestromerzeugung. Ja, es gibt Tage, da weht ein guter Wind, und die Hitze der Mittagssonne flimmert über den Solarpaneelen der deutschen Energie-Industriebrachen, bedeckt mit Energiemais, tausenden von gigantischen Windmühlen und furchterregenden Glaswüsten auf Stelzen. An solchen Tagen schafft die transformierte Stromerzeugung mal, die Hälfte des Bedarfs zu decken. Aber es gibt eben auch viele Tage wie den ersten Dezember 2023. Ein Tag inmitten einer der gefürchteten Dunkelflauten.

Dann flimmert nicht die Sonne über den Paneelen, und die Windmühlen drehen sich nicht munter im Wind, sondern die Kohle- und Gaskraftwerke laufen auf Hochtouren, um dafür zu sorgen, dass der Strom aus der Steckdose kommt. Und mit dem Hochlaufen der konventionellen Kraftwerke steigt der CO₂-Ausstoß, und die Pferde der Vorreiter kommen ins Straucheln.

Am ersten Dezember 2023 schafften die „Erneuerbaren“ im Schnitt einen Beitrag zur Stromerzeugung von 7,69 Prozent. Den Rest von 92,3 Prozent mussten die Kohle und Gaskraftwerke erzeugen, was sie aber nicht ganz schafften. Es wurde Strom aus den Nachbarländern Tschechien, der Schweiz und Frankreich importiert, der auch mit Kernkraftwerken produziert wurde – was übrigens die deutsche CO₂-Bilanz verbesserte.

Gut aufgehoben im Kreis der CO₂-Schmutzfinken

Wie steht es nun aber mit dem niedriger werdenden CO-Ausstoß der großen Vorreiter? Seit dem 30.11. haben wir in Deutschland eine Dunkelflaute mit niedrigen Temperaturen und hohem Strombedarf. Die Kühltürme der konventionellen Kraftwerke dampfen volle Pulle. Deutschland stieß am 1.12.2023 sage und schreibe 786 g CO₂eq pro kWh (Gramm CO₂ pro produzierter Kilowattstunden) aus und belegte an diesem Tag den drittletzten Platz vor Polen und den Faröer Inseln. Frankreich, das auf Kernkraftwerke setzt, kam hingegen an diesem Tag mit seiner Stromproduktion auf einen CO₂-Ausstoß von 91 g CO₂eq pro kWh. Damit hat der Vorreiter Deutschland am 1.12.2023 8,6-mal so viel CO2 ausgestoßen wie Frankreich.

Der Fairnis halber muss man zugeben, dass beim CO₂-Ausstoß über das ganze Jahr gesehen ein Deutscher einen nur viermal so großen CO₂-Fußabdruck hat wie sein französischer Nachbar. Aber immerhin – viermal so viel für eine Billion Euro. Dafür hätte man 100 Kernkraftwerke vom Typ Olkiluoto bauen können – Baukostenerhöhung eingerechnet. Und man wäre ein echter Vorreiter.

Ein Bataillon deutscher Klimaschützer erfolglos in Dubai

Wen wundert es da noch, dass selbst bei der Weltklimakonferenz, zu der die Vorreiter der deutschen Regierung in Bataillonsstärke einritten, die Vertreter von 22 Staaten, darunter 13 europäische Länder wie Frankreich, Polen, Tschechien, Schweden, Finnland, die Niederlande, Belgien, Slowenien, die Slowakei, Rumänien, Ungarn, aber auch Großbritannien und Moldau, Kanada, USA, Japan (!), Korea, die Arabischen Emirate (Konferenzpräsident Sultan Ahmed Al Jaber oben im Bild), Marokko, Ghana und die Mongolei mit dem Ziel verbündet haben, die Atomkraft bis 2050 zu verdreifachen. Sogar die Ukraine ist mit von der Partie. Wie ist das nur mit der feministischen Außenpolitik zu vereinbaren, wo doch Annalena die Ukraine unterstützt – egal was ihre Wähler denken.

Zu den Unterzeichnern der Deklaration gehören neben dem US-Gesandten John Kerry auch die Staats- und Regierungschefs von 13 europäischen Ländern. „Man kann das Ziel von Netto-Null Treibhausgas-Emissionen bis 2050 ohne Atomkraft nicht erreichen“, erklärte John Kerry, der Sondergesandte von US-Präsident Joe Biden vor den Staatschefs: „Das hat nichts mit Politik oder Ideologie zu tun, das ist reine Wissenschaft: Mathematik und Physik.“ Er gab das Mikrofon weiter an Emmanuel Macron. „Von diesem Treffen geht ein extrem machtvolles Signal in die Welt hinaus“, sagte der französische Präsident. Es ermutige „die vielen Länder, die in die Kernenergie und besonders in die neue Generation von modularen Kleinstreaktoren investieren wollen.“

Tschechiens Premier Petr Fiala kündigte an, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2050 auf 50 Prozent zu steigern. Er nannte die Kernenergie „eine sichere, verlässliche, saubere und effiziente Energiequelle.“ Polens Präsident Andrzej Duda kündigte an, den Ausbau der Kernenergie Anfang 2025 zum Schwerpunktthema der polnischen EU-Ratspräsidentschaft machen zu wollen.

Der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), Rafael Mariano Grossi, und Belgiens Premier Alexander De Croo luden für den 22. März 2024 zum ersten „Welt-Nuklear-Gipfel“ nach Brüssel ein: „Vertreter aus Nord- und Südamerika, Asien, Afrika – alle werden da sein“, sagte Grossi.

Lange Gesichter bei den Vorreitern

Ein Blick auf die Elektrizitätskarte Europas hätte den Deutschen gezeigt, dass Länder mit Kernkraftwerken den saubersten Energiemix haben. Aber sie zerstören mit deutscher Gründlichkeit lieber weiter ihre Kernkraftwerke, um mit gigantischen Energiemonstern das Land zu verschandeln.

Mit der Nuklear-Deklaration hatten die deutschen Vorreiter auf der 28. Weltklimakonferenz nicht gerechnet. Thema der Verhandlungen war es nach ihrem Glauben, ob das Ziel einer Verdreifachung von Erneuerbaren Energien bis 2030 in das Schlussdokument aufgenommen werden soll. Die Pro-Atomstaaten können in Dubai jetzt aber einfordern, dass der Erneuerbaren-Passus nur dann in die Schlussvereinbarung der Klimakonferenz aufgenommen wird, wenn dort gleichberechtigt auch die Verdreifachung der Atomkraft als Ziel formuliert wird. Die Schlussverhandlungen dazu stehen am 12. Dezember an.

Die Bedeutung der Dubai-Deklaration „kann gar nicht überschätzt werden“, kommentierte die oberste Atomkraft-Lobbyistin Sama Bilbao y León, Generaldirektorin der World Nuclear Association. Wenn die Staaten ihr Versprechen einlösten, könnten „ganze Volkswirtschaften dekarbonisiert werden und sauberer Strom in jeden Winkel der Welt fließen.“ Derzeit sind weltweit 60 Atomkraftwerke im Bau, weitere 110 geplant, die meisten davon in Asien.

In den vergangenen zwanzig Jahren seien 108 Reaktoren stillgelegt und 97 neu ans Netz gebracht worden. Derzeit sind auf der Welt 440 Kernkraftwerke in 33 Staaten in Betrieb. Nach Angaben der WNA sind es derzeit 30 Staaten, die die Aufnahme eines Nuklear-Programms erwägen oder konkret planen.

Mit 100 Millionen Dollar gegen den Rest der Welt

Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang September noch einmal deutlich gemacht, welche Zukunft dieser einst so wichtige Energieträger hier hat: „Die Kernkraft ist zu Ende. Sie wird in Deutschland nicht mehr eingesetzt“, sagte der Kanzler im Deutschlandfunk-Interview. „Das Thema Kernkraft ist in Deutschland ein totes Pferd.“

Dafür erntete Deutschland international nur Kopfschütteln: In seiner Eröffnungsrede auf der World Nuclear Exhibition letzte Woche in Paris lästerte der französische EU-Kommissar Thierry Breton über Deutschland. Ihm seien SMR-Meiler (Small Modular Reactors), also Mini-Kernkraftwerke, die derzeit der letzte Schrei in der Branche sind, viel lieber als Kohlekraftwerke, vor allem wenn der Ostwind weht, stichelte er in Richtung Ampel-Regierung und meinte damit den deutschen Strommix aus Kohle und erneuerbaren Energien.

Bundeskanzler Scholz forderte hingegen in Dubai die Verdreifachung des Ausbaus der Erneuerbaren ein. Während sich die Regierungschefs der wichtigsten Länder beim Pro-Atomgespräch in Dubai trafen, faselte er zu diesem Zeitpunkt nur wenige Meter entfernt vor afrikanischen Staatschefs der Initiative „Accelerated Partnership for Renewables in Africa“ über den Ausbau Erneuerbarer Energien. Die mussten zuhören, weil Scholzs Kollegin Svenja Schulze einen Koffer mit 100 Millionen Dollar dabei hatte, den sie gern haben wollten.

Man darf gespannt sein, wie Olaf Scholz nach der Rückkehr aus dem sonnigen Dubai ins verschneite Dunkelflautenland den um eine Billion geprellten Wählern erklärt, dass das tote Pferd wieder auferstanden ist und Deutschland sich auf einer energiepolitischen Geisterfahrt befindet, bei der ihm die ganze Welt entgegenkommt. Aber es ist wohl anzunehmen, dass er diese Tatsachen bis zu seiner Ankunft in Berlin bereits wieder vergessen hat und er einfach weiter scholzt.

Mit Sicherheit werden ihn die Medien nicht daran erinnern. Sie werden auch nicht fragen, ob die 100 Millionen nicht besser in der Forschung für Mini-Reaktoren wie den nach Kanada geflüchteten Dual-Fluid-Reaktor, die den Abfall herkömmlicher Kernkraftwerke verbrennen, besser angelegt wären als in SUVs für die Mitglieder afrikanischer Parlamente oder eine neue Yacht für einen afrikanischen Präsidenten.