Energiepolitik: Frankreich in der Falle des Sowohl-als-auch

von Edgar L. Gärtner

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und seine Ministerpräsidentin Elisabeth Borne sind dabei, die Franzosen auf einen harten Winter vorzubereiten. Das staatliche TV-Programm „France 2“ stimmt sein Publikum tagtäglich auf rotierende Stromsperren („Brown Outs“) ein, mit deren Hilfe der monopolistische Netzbetreiber RTE den im Januar schon bei einer mittelschweren Kältewelle drohenden flächendeckenden „Blackout“ verhindern will. Die Franzosen mussten mit Erschrecken zur Kenntnis nehmen, dass bei planmäßigen Stromabschaltungen selbst die Notruf-Systeme außer Betrieb sein werden. Wer dann verunglückt, hat einfach Pech gehabt. Der Grund der ganzen Aufregung: Kurz vor dem meteorologischen Winteranfang stehen dem Land, in dem überwiegend elektrisch geheizt wird, nur etwa 30 Gigawatt, das heißt weniger als die Hälfte seiner Kernkraft-Kapazität von insgesamt 61,4 GW zur Verfügung.

Hauptgrund für den massiven Ausfall von Nuklear-Kapazitäten sind Korrosionsprobleme an kritischen Anlageteilen, die ausgewechselt werden müssen. Am 3. November musste EDF die Verlängerung des Stillstands von vier Reaktoren bekanntgeben, darunter ein Reaktor des KKW Cattenom an der Mosel unweit der deutschen Grenze. Dessen Wiederinbetriebnahme wurde von der französischen KKW-Sicherheitsbehörde ASN wegen fortbestehender Mängel abgelehnt. Hinzu kam die routinemäßige Abschaltung weiterer Reaktoren, um vorgeschriebene Wartungsintervalle zu respektieren. Das Maß voll machten Streikbewegungen der im Oktober. Die linke Gewerkschaft CGT verhinderte, dass bereits reparierte oder gewartete Reaktoren wieder ans Netz gingen. Der inzwischen wieder verstaatlichte französische Stromkonzern EDF war noch im Juli davon ausgegangen, dass gegen Ende November wenigstens 39 Kernreaktoren zur Verfügung stehen. Tatsächlich sind bislang aber nur 30 im Einsatz. Nur wenn es EDF gelingt, im Dezember weitere Reaktoren flott zu machen, um auf die im Sommer für Weihnachten angekündigten 42 Kernreaktoren zählen zu können, könnte das Land beruhigt der im Januar erwarteten Frostperiode entgegensehen. Um den Wettlauf mit der Zeit zu gewinnen, hat EDF inzwischen Schweißer aus den USA und Kanada ausgeliehen, weil auf dem französischen Arbeitsmarkt nicht rasch genug qualifiziertes Personal aufzutreiben war.

Noch gehört Frankreich zu den Ländern mit den günstigsten Stromtarifen in Europa. Nach Angaben des Vergleichsportals Hello Watt (zitiert in der „Frankfurter Allgemeinen“) zahlten französische Haushalte bis vor kurzem noch einen Durchschnittspreis von 21,3 Cent je Kilowattstunde – im Vergleich zu 56,3 Cent in Deutschland, 46,8 Cent in Großbritannien und 38,3 Cent in Spanien. Möglich ist das nur, weil der französische Staat die Energie-Tarife unter einen Schutzschild („bouclier tarifaire“) gestellt hat. Das kostet den französischen Staat nach Berechnungen des Forschungsinstituts Cepremap und der Paris School of Economics bis jetzt 58 Milliarden Euro. Dadurch wachse dessen Schuldenstand auf 112,5 Prozent des BIP im Jahre 2027. Ohne den „bouclier tarifaire“ wären es „nur“ 110,7 Prozent. Im kommenden Jahr soll der Preisanstieg für Strom und Gas auf 15 Prozent begrenzt werden. Dann kämen für den Staatshaushalt zu den 58 Milliarden Euro weitre 52 Milliarden hinzu. Nach Meinung von Antoine Bozio von der Paris School of Economics rechnet sich diese zusätzliche Staatsverschuldung, weil sie die Inflation und wirtschaftliche Wachstumseinbußen infolge zu hoher Energiepreise begrenze. Kein Kommentar.

Allerdings hätte die FAZ erwähnen sollen, dass der Tarif-Schutzschild sich neben den Privathaushalten nur auf Kleinst-Unternehmen erstreckt, d.h. auf Unternehmen mit weniger als 10 Angestellten, einem Umsatz unter 2 Millionen Euro und einem Stromanschluss unter 36 kVA. Allen größeren Unternehmen flatterte dieser Tage ein Schreiben von EDF auf den Schreibtisch, in dem Tariferhöhungen zwischen 261 und 423 Prozent angekündigt werden. Die erste Zahl steht für Schwachlast-Stunden im Sommer, die zweite für Volllast-Stunden im Winter. Das machte dieser Tage der betroffene Weinbau-Unternehmer Yves d’Amécourt bekannt. Amécourt schätzt, dass sich die Stromrechnung seiner Firma im nächsten Jahr von 12.000 auf 42.000 Euro erhöhen wird. Er empfiehlt deshalb seinen Kollegen im Mittelstand, Diesel-Generatoren in Betrieb zu nehmen, um ihren Netzanschlusswert unter die Schwelle von 36 kVA drücken und damit unter den Tarif-Schutzschild schlüpfen zu können.

Yves d’Amécourt ärgert sich darüber, dass Frankreich seinen Trumpf, über einen hohen Anteil preisgünstiger und obendrein CO2-armer Kernenergie verfügen zu können, nicht ausspielen kann, weil seine linken Staatspräsidenten Hollande und Macron es vorzogen, sich dem grünen Diktat Deutschlands und der EU zu unterwerfen und damit die wahltaktische Unterstützung der französischen Grünen zu erkaufen. Für besonders ärgerlich hält er die Tatsache, dass aufgrund einer europäischen Regelung auch in Frankreich die Strompreise vom teuren Gas und nicht von der dort noch immer überwiegenden preisgünstigen Kernenergie bestimmt werden. Macrons Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire reagierte auf den Druck aus dem Unternehmerlager, indem er Ende September die EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager öffentlich aufforderte, diese Regelung zu kippen. Seither hat man von dieser Initiative aber nichts mehr vernommen. Präsident Macron hat entschieden, lieber den grün-technokratischen Schrumpfungs-Vorgaben aus Brüssel zu folgen.

Die wichtigsten Bestimmungen des im August 2015 verabschiedete und seither mehrfach geänderten französischen Gesetzes über die Energiewende und das grüne Wachstum (Loi de transition énergétique pour la croissance verte) gelten nach wie vor. Dazu gehört die Reduktion des Anteils der Kernenergie an der Elektrizitätserzeugung von bislang etwa 70 auf 50 Prozent bis zum Jahr 2035 durch die Außerbetriebnahme von insgesamt 14 Kernreaktoren. Deshalb dürften linke und grüne Politiker über den aktuellen Stillstand etwa der Hälfte des französischen Nuklearparks nicht allzu unglücklich sein. Emmanuel Macron hat zwar feierlich den Bau von sechs neuen Kernkraftwerken des Typs EPR angekündigt. Aber es fehlen bislang sichtbare Schritte, um diesen Plan umzusetzen. Stattdessen hat die Präsidenten-Partei „Renaissance“ konkrete gesetzliche Erleichterungen für den Bau von Offshore-Windparks in unmittelbarer Küstennähe mithilfe der grün-linksradikalen NUPES-Gruppierung durchs Parlament gebracht. Das hat Methode: Macron beteuert, sowohl die Kernenergie als auch die „Erneuerbaren“ fördern zu wollen, zieht aber in der Praxis die letztgenannten vor. Macrons Lippenbekenntnis zu einer Renaissance der Kernenergie dient wohl in erster Linie dazu, eine Bevölkerung zu beruhigen, die die Nutzung der Kernenergie zu 75 Prozent befürwortet

Noch im Jahre 2020 erzeugte Frankreich über 500 Terawattstunden (TWh) Kernenergie und exportierte davon netto über 43 TWh. Frankreich war damit der größte europäische Stromexporteur. In diesem Jahr wird der Kernenergie-Output bei lediglich 280 TWh liegen. Das niedrigste Niveau seit 30 Jahren. Vor kurzem musste die französische Regierung einen Vertrag abschließen, der Stromimporte aus Deutschland erleichtern soll. Gerade wurde auch das stillgelegte alte Kohlekraftwerk im lothringischen St. Avold unmittelbar an der deutschen Grenze wieder angefahren. Im Panikmodus erlaubt die Regierung auf einmal fast alles, was sie noch vor kurzem für Tabu erklärt hatte, um den Grünen und der WEF-Schickeria von Davos zu gefallen. Die Mehrheit der Franzosen wird wohl nicht mehr lange akzeptieren, dass ihre Politik dem Diktat der Weltverbesserungspläne übergeschnappter Milliardäre unterliegt.

 




BBK-PRÄSIDENT RALPH TIESLER Katastrophenschützer warnt: Blackouts im Januar und Februar möglich

Von Holger Douglas

Ralph Tiesler empfiehlt Notstromaggregate, um Prozesse und Anlagen gegen Stromausfälle zu schützen. Diese Empfehlung, anstelle von laufenden Kohle- und Kernkraftwerken, ist wohl das erbärmlichste Zeugnis, das grüner Energiepolitik ausgestellt werden muss. Doch die spricht er nicht an.

Mit Blackouts in diesem Winter rechnet der Leiter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler. Es werde im Januar und Februar zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommen, sagte er in einem Interview mit der Welt am Sonntag.

Mit Blackouts meint er nicht einen totalen Blackout in ganz Deutschland, sondern regional und zeitlich begrenzte Unterbrechungen der Stromversorgung. Fast in Habeckscher Diktion – ‚Unternehmen sind nicht pleite, sondern haben nur aufgehört zu produzieren‘ – umgeht er das Desaster der Energiewende und erklärt, die Ursache von Blackout sei nicht nur Energieknappheit, »sondern auch das gezielte, zeitweise Abschalten der Netze durch die Betreiber, mit dem Ziel, die Netze zu schützen und die Gesamtversorgung nicht zu gefährden«.

Das Risiko steige ab Januar und Februar; die Katastrophenschützer würden davon ausgehen, dass es von da an zu Unterbrechungen der Stromversorgung komme. Er erklärt allerdings nicht genauer, warum Januar und Februar Blackouts kommen würden.

Er wies darauf hin, dass Deutschland auch von Kriegen in Nachbarländern betroffen werde. Dies könne sich durch Energieknappheit, steigende Preise oder drohende Stromausfälle bemerkbar machen. Besser wappnen gegen Unterbrechungen von Lieferketten oder Attacken auf kritische Infrastrukturen, empfiehlt er. Dafür müssten Staat und Unternehmen enger zusammenarbeiten.

Notstromaggregate seien nötig, um Prozesse und Anlagen gegen Stromausfälle zu schützen.
Empfehlungen für Notstromaggregate anstelle von anständigen laufenden Kohle- und Kernkraftwerken ist wohl das erbärmlichste Zeugnis, das grüner Energiepolitik ausgestellt werden muss. Doch die spricht er nicht an. Ein Bewusstsein für Katastrophenszenarien sei in Deutschland sehr gering, meint Tiesler vielmehr, weil Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten vergleichsweise wenig schwere Krisen durchlebt habe.

Schon verwunderlich, wenn rote und grüne Truppen eine gut funktionierende Energieversorgung zerschlagen, Kühltürme in die Luft sprengen und hinterher Beschwerden kommen, ein Krisenbewusstsein sei nicht ausgeprägt. Moderne und saubere Kraftwerke reihenweise abschalten und dann vor Blackouts zu warnen, ist schon beschämend. Keine Frage: Die größten Gefahren sitzen derzeit in Berlin in verschiedenen Regierungsämtern.

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Wozu auf Experten hören?

Kalte Sonne

Die Entscheidung von Wirtschaftsminister Habeck, zwei der drei deutschen Kernkraftwerke ab 2023 in die kalte Reserve zu schicken und eines ganz abzuschalten verwundert doch sehr. Geradezu gespenstisch der Moment bei der Pressekonferenz zum Stresstest, als der Sprecher des Netzbetreibers Amprion – Hendrick Neumann – eigentlich sehr eindeutig etwas zu der Situation sagte:

„In keinem der 3 Szenarien reicht das in DEU verfügbare Potential aus, um Netzsicherheit zu gewährleisten. Mit den 3 AKW können Lastunterdeckungen weitestgehend vermieden werden.“

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(Abbildung: Screenshot Phoenix.de)

Hendrik Neumann benennt die Lastunterdeckung ganz klar. Sie ist auch in allen Szenarien enthalten. Habeck handelt hier also eindeutig gegen den Rat bzw. die Erkenntnisse der Netzbetreiber. Deren Analyse klingt auch ganz anders als das Credo “Wir haben kein Stromproblem”. Wer die Empfehlungen der Netzbetreiber liest, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn die Konsequenzen werden hier deutlich aufgezeigt. Neumann beziffert auch die Größenordnungen und die Zeiträume in der Pressekonferenz. 7 Millionen Menschen könnten bis zu 4 Tagen ohne Stromversorgung sein.

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(Abbildung: Screenshot Twitter)

Im ZDF-Morgenmagazin äußerte sich die Wirtschaftsweise Grimm zu den Plänen von Habeck. Nun ist es schon einmal begrüßenswert, wenn nicht Energiewende-Rambos zu Wort kommen, sondern Fachleute. Es ist wohl Grimms guter Erziehung zuzuschreiben, dass die lediglich das Wort “überraschend” benutzte als sie die Pläne kommentieren sollte. Sie machte noch einmal klar, dass bei der jetzigen Lösung nur Kosten entstehen aber kein Nutzen. Im Deutschlandfunk plädierte sie für eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke von 5 Jahren.

Ein besonderes Bild geben aktuell die Grünen Parteisoldaten ab. Sie twittern wortgleich, was aus der Parteizentrale vorgegeben wurde. Hier als Beispiel Britta Haßelmann, es gibt diesen Tweet aber wortgleich von zig anderen Grünen. Traut die Partei ihren Abgeordneten nicht zu eigenständig zu denken und zu formulieren? Zu allem Überfluss ist die Aussage auch noch falsch, wie die Zusammenfassung der Netzbetreiber eindeutig zeigt.

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(Abbildung: Screenshot Twitter) 

Die Tagesschau analysiert ebenfalls, dass Habeck gegen den Rat der Netzbetreiber agiert.

“Es ist eine Pressekonferenz, in der zwei Welten aufeinanderprallen. Da sind auf der einen Seite die Stromnetzbetreiber, die im Auftrag der Politik errechnet haben, ob der Strom im Winter reicht. Ob also der Strombedarf zu jeder Zeit gedeckt werden kann und ob die Netze für den Ausgleich zwischen Stromanbietern und Stromnachfragern sorgen können. Die düstere Botschaft: Die Versorgungssituation in Deutschland und in ganz Europa könnte im Winter „äußerst angespannt“ sein, in Extremsituationen könne es sogar zu einem „geordneten Abschalten von Verbrauchern für begrenzte Zeiträume“ kommen. Ein Alarmruf.”

Auch die Welt kommentiert die Entscheidung in einem Bezahlartikel.

“Nachbarländer drängten Deutschland hart, die eigenen Kernkraftwerke in dieser Zeit der europaweiten Not laufen zu lassen, wenn es weiter auf europäische Solidarität rechnen wolle. Doch als einzige Regierung in Europa zeigte die in dieser Frage grün geführte Bundesregierung mehr Angst vor der angeblichen Hochrisiko-Technologie Kernkraft, als vor der sehr realen Gefahr von Inflation, Rezession, sozialen Elend und Deindustrialierung. Das Prädikat der „dümmsten Energiepolitik der Welt“ hatte das Wall Street Journal schon vor Monaten an Deutschland verliehen. Den Titel der unsolidarischsten und ängstlichsten Energiepolitik der Welt gibt es jetzt noch gratis obendrein.”

Vielleicht hat Habeck aber auch einfach nur seinen Amtseid falsch verstanden? Der besagt nämlich Schaden vom Volke abzuwenden und nicht von der eigenen Partei. Innerhalb der Grünen ist das jetzt sogar konsequent, denn wie sagte die Grünen Abgeordnete Sylvia Kotting Uhl in 2021 im Bundestag: “Die Zukunft wird flexibler, spannender. Nicht mehr die Nachfrage, sondern das Angebot bestimmt die Stromversorgung“. Sie könnte Recht behalten. Und dachte man damals, sie hat einfach nur keinen Schimmer, klingt es jetzt eher wie ein Plan. Es ist bestimmt nur ein Zufall, dass dr Bund gerade Werbung für Vorbereitung auf Notfälle macht.

(Abbildung: Screenshot Twitter)

Wozu auf Experten hören?




Lebenslügen der Energiewender, vom ZDF zerrupft (2)

Da waren ein paar Leute beim Staatsfernsehen ziemlich mutig, die Hohepriester der Energiewende dermaßen in die Enge zu treiben! Eine ungewöhnlich kritische Doku zeigt anschaulich, wie absurd blauäugig und verlogen diese zum Scheitern verurteilte Politik ist. Teil 2 der Analyse.

von Michael W. Alberts

Mit den überschlägigen Berechnungen in Teil 1 dieses Beitrags ist das ganze dümmliche „Energiewende“-Propagandageschwätz der Regierenden und ihrer Aktivisten-Front schon hinreichend entlarvt, es bleibt dabei: Man kann Deutschland nicht mit Windkraft antreiben, ergänzt um Solarstrom tagsüber, weil beide viel zu stark schwanken im Jahresverlauf, während der Strombedarf alles in allem ziemlich konstant bleibt. Selbst wenn Wind und Solar an schlechten Tagen nicht nur bei vielleicht etwa 5 GW herumdümpeln, sondern nach massivem Ausbau (naiv hypothetisch) sogar beim Dreifachen, dann hätten wir mit 15 GW immer noch nicht mal ein Viertel (!) von dem, was Deutschland an Strom im Durchschnitt braucht, das ganze Jahr hindurch – heute schon.

Weitere -zig Gigawatt können dann einfach nicht ausdauernd aus Speichern kommen, das würde selbst bei kindisch optimistischen Annahmen auf Basis von Elektroauto-Batterien und gedrosselter Industrie nicht mal für einen halben Tag reichen. Nun soll der Strombedarf aber sogar noch massiv ansteigen, politisch gewollt: Das muss auch Habecks Energie-Staatssekretär Graichen im ZDF-Interview zugeben, und zwar – verärgert durch unbotmäßig bohrende Fragen – unbeholfen gestikulierend und in ziemlich zickigem Tonfall. Die Hälfte mehr Strombedarf – egal, machen wir einfach! [17:13]

Die grüne Leitidee (gern auch: Vision) ist ja genau, sämtlichen Energiebedarf mit Strom abzudecken, neben der Mobilität etwa auch Gebäudewärme: Gasheizung geht gar nicht mehr, da ersetzen wir mal eben mit Wärmepumpen. Das ist typisch gesamtsystematisch grün: die Stromerzeugung komplett auf unzuverlässig umstellen und gleichzeitig den Strombedarf so schnell wie möglich in die Höhe treiben, und zwar die Nachfrage dem verfügbaren „Öko“-Strom-Angebot immer schön weit vorauslaufen lassen. Ja, das ist widersinnig, aber die Grünen finden sich damit ehrgeizig und umso vorbildlicher.

Stromspeicher im Annalena-Netz

So eine Wärmepumpe wird – Überraschung! – vor allem im Winter gebraucht und muss wie durch Magie auch aus minus-gradiger Außenluft 30 Grad warmes Heizwasser machen. Das ist zwar technisch möglich, kostet aber viel Strom. Je kälter es wird, desto besch…eidener wird leider der Wirkungsgrad, sodass schlaue Ingenieure sagen: Wenn’s draußen echt kalt ist, heizen wir einfach direkt mit Strom, ohne Pumpe. Die Geräte ziehen dann auch mal fünf oder mehr Kilowatt aus dem Netz.

Wenn in Deutschland fortlaufend jährlich 300.000 Wohnungen hinzukämen, überwiegend mit Wärmepumpen beheizt, dann würden in zehn Jahren schon Millionen zusätzlicher Einheiten Wärme so aus Strom erzeugen und schon dadurch an kalten Tagen -zig Gigawatt mehr Strom benötigt – während zugleich Dunkelflaute-Perioden gerade im Winter das Netz bedrohen. Leider kann man die Wärme nicht aus den Wohnungen rausziehen und in Strom zurückverwandeln, das wäre sonst auch noch ein schöner Beitrag zum grünen Gesamtsystem. Wo sind Erfinder, wenn man sie braucht?

Zurück zu den Stromspeichern, die im Annalena-Netz nur darauf warten, beim „Spitzenglätten“ und zum wundersamen Überbrücken tagelanger Dunkelflauten genutzt zu werden. Natürlich sind die Energiewender echt stolz auf ihre super Idee, die schon seit Beginn der Merkel‘schen Elektro-Mobilitäts-Euphorie propagiert wird, denn dass Windstrom nicht planbar und zuverlässig erzeugt werden kann, soviel war selbst den Dümmsten klar. Da kommen die Speicherkapazitäten von Autos gerade recht, was für eine wunderbare – aufgepasst, noch eine Zaubervokabel – „Synergie“!

Was denn nun, Fahren oder Puffern?

Nicht nur kann man dann statt mit bösem Diesel mit schönem sauberem Solarstrom fahren, den man auf dem eigenen Dach erzeugt hat (wobei das Haus natürlich am Netz hängt und der Solarstrom eigentlich dazu dienen könnte und im Sinne der „Energiewende“ auch müsste, das nächstgelegene fossile Kraftwerk überflüssig zu machen). Nein, man hat dann gleichzeitig Puffer-Batterien, um das Netz stabil zu halten! Genial!

Ingenieure der Energieversorgung schütteln den Kopf über so viel naiven Machbarkeitswahn jenseits technischer Zwänge in Kraftwerken und Netzen, aber nicht nur das: Vielmehr ignorieren die Synergie-Denker auch zwei entscheidende Fakten. Erstens: Man kann ein Batterieauto zum Fahren benutzen, man kann es auch als Netz-Puffer benutzen. Nur leider nicht beides gleichzeitig! Entweder der Besitzer kann dank Batteriestrom mobil sein, oder er muss zugunsten der Puffernutzung zu Hause bleiben. Es ist dringend zu wünschen, dass dieser wunderbare Synergie-Effekt von der Bundesregierung massiv kommuniziert wird, um „die Bevölkerung mitzunehmen“ und zu begeistern für die große Idee. Sicher wird das die Bereitschaft, maßlos teure Autos mit weniger Nutzen zu kaufen, sehr fördern.

Zweitens und noch schlimmer hat man dann den Strombedarf generell massiv in die Höhe geschraubt – als ob das die „Energiewende“ vereinfachen würde. 15 Millionen Elektro-Autos (wie von Habecks Energiewender Dr. Graichen für 2030 angesagt)… Wenn jedes dieser Autos nur 40 km täglich gefahren wird (was übers Jahr statistisch passende Fahrleistungen ergibt), dann müssen dafür realistisch jeweils etwa 8 kWh Strom zum Nachladen produziert werden. Mal 15 Millionen ergibt 120 GWh; großzügig perfekt verteilt auf 12 Stunden über Nacht bedeutet das einen zusätzlichen Leistungsumfang auf Kraftwerksseite von 10 GW (wo heute nachts vielleicht nur 40 GW gebraucht werden).

10 GW kann Windkraft selbst bei dreifacher installierter Kapazität gegenüber heute nicht zuverlässig rund ums Jahr bereitstellen, und dann ist noch keine Flurleuchte angeknipst, kein Liter warmes Duschwasser erzeugt, keine Designer-Espressomaschine röchelt, während Dutzende Elektro-Autos in der Nachbarschaft alle begierig am Netz hängen. (Und da wir gerade über nachts im Winter sprechen, gibt es auch keinen Solarstrom.)

Elektro-Autos als grüne Strom-Sparschweine

Theoretisch könnten super viele Batterie-Autos ganz gelegentlich etwas Reserve ins Netz speisen; wenn dafür 3 Millionen Autos wirklich zur Verfügung stünden, an „smarten“ „Wallboxen“, deren Eigentümer ausreichend opferbereit wären, und es sollen Netz-weit auch „nur“ 12 GW fließen, dann müsste jedes Fahrzeug in Echtzeit über viele Stunden konstant 4 Kilowatt abgeben, was eine normale Steckdose gar nicht verkraften würde. Aber um auf eine solche Option theoretisch zugreifen zu können, hat man vorher den Strombedarf für das ganze Jahr hindurch um eine ähnliche Größenordnung hochgeschraubt!

Die schlaue „Batterieautos-als-Netzpuffer“-Idee löst also bestenfalls ein Problem, das die vielen zusätzlichen, politisch krampfhaft in den Markt gezwungenen Teslas und i-BMWs selbst verursachen: Ohne die E-Mobile könnte man dann zwar den Strom nicht aus den Batterien zurückholen, aber man bräuchte auch von vornherein entsprechend weniger und hätte sehr viel häufiger gar nicht erst ein Defizit, zu dessen Ausgleich man Speicherreserven benötigt. Lücken im launenhaft-labilen Ökostrom ausgleichen, indem man mehr Stromverbraucher schafft: Man muss sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen, wie komplett saublöde diese Art der politischen Selbsttäuschung ist.

Apropos, essen und Tiere mit Steckdosen-Nase: Man könnte auch Menschen in armen Ländern mit Nahrungsknappheit ansagen, sie sollten sich gefälligst Schweine halten, die man zur Not schlachten und aufessen kann, wenn die Nahrung mal richtig knapp wird und eine Woche lang nichts mehr zu haben ist. Nur dass die Schweine natürlich das ganze Jahr über gefüttert werden müssen und damit die Nahrungsmittel im Land erst recht knapp werden. (Wenn man das Gleiche mit Pferden machte, könnte man allerdings sogar nebenher darauf reiten!)

Energiewender im Dilemma

Ein Beitrag zur „Energiewende“ ist das Kemfert/Graichen-Noch-und-nöcher-Konzept nur, wenn es in Wahrheit darum geht, die ganzen privaten Autos je nach Windlaune einfach mal stillzulegen (was man mit Dieselfahrzeugen nicht so einfach machen kann). Oder, technische Machbarkeit naiv vorausgesetzt, man holt in seiner überschäumenden professoral total sauber durchgerechneten Phantasie aus 8 Millionen Batterie-Autos jeweils 8 Kilowatt, dann kann man mit 64 GW ganz Deutschland versorgen, aber das reicht dann eben wieder nur ein paar Stunden, selbst wenn die düpierten Besitzer ihre 60.000-Euro-Autos anschließend mit Net-Zero Reichweite in der Garage haben, und dann sind noch mehrere Tage Dunkelflaute übrig. Muss Frau Prof. Kemfert ihr wissenschaftlich blitzsauber „flexibles digitales Netz“ vielleicht noch mal durch den peer-review schicken?

Ihr noch-und-nöcher-Speicherparadies ist auch aus Sicht des ZDF-Journalisten eher ein Potemkin’sches Dorf, und auch er scheint etwas verblüfft, warum man mit Elektro-Autos und Wärmepumpen den Strombedarf so schnell so massiv steigern will, wenn die sichere Ökostrom-Versorgung nicht mal auf heutigem Nachfrage-Niveau funktionieren kann. (Dass damit die Lücken sogar viel häufiger und wahrscheinlicher werden, als wenn man auf die Nachfrage-Steigerung verzichtete, arbeitet er freilich nicht wirklich heraus. Sind ja nur 40 Minuten Sendezeit.)

Grünes „Gesamtsystem“ (Patent Dr. Graichen) heißt aber eindeutig: wir wollen alles, und zwar sofort, ungeniert auch dann, wenn die Einzelbausteine offensichtlich im Konflikt sind: Strom nur noch ohne fossile Kraftwerke, was ohnehin schon kaum erreichbar ist, und gleichzeitig die Nachfrage mit Karacho hochschrauben. Damit heizen sich die Energiewender ihr zentrales Dilemma schwungvoll weiter auf, in dem sie jetzt schon erkennbar ungemütlich schwitzen, kurz vor dem Siedepunkt: Denn entweder schalten sie die bösen fossilen Kraftwerke auf Kohlebasis einfach trotzdem ab. Damit wird ein Blackout immer wahrscheinlicher, und selbst brave Staatsmedien steigen der Regierung aufs Dach. Oder man lässt notgedrungen die Kohlekraftwerke laufen, sodass das Ziel (die Stromerzeugung CO2-frei zu machen) immer weiter in die Ferne rückt.

Mehr CO2 durch grüne Politik-Kunst

Aber es wird noch viel dümmer – wo die ZDF-Doku mit ihrer Warnung vor dem Blackout aufhört, geht es gerade erst los! Denn die ganzen feinen Fortschritte, die grünrotgelbschwarz an der Klimafront erzwingen will, etwa auch durch weitere „Verkehrsverlagerung“ vom bösen Auto zur tollen Eisenbahn, 1 Million lustiger Ladesäulen an jeder Ecke, Oberleitungen für LKW auf Autobahnen (!), Wärmepumpen statt bewährter effizienter Gasheizungen: Das kostet alles ein Heidengeld. Wenn man das ausgegeben hat, sogar rein konsumtiv verpuffend für „9-Euro-Tickets“, ist es erst mal weg und fehlt, wo in den Ausbau der Ökostrom-Erzeugung, der Netze oder der Speichertechnologie zu investieren wäre.

Das ganze Herumschrauben auf der Nachfrageseite, um Energieverbrauch auf Strom umzustellen, macht also doppelt Spaß: Kohlekraftwerke müssen immer länger laufen und immer mehr davon, um den mutwillig verstärkten Bedarf überhaupt abzudecken; und gleichzeitig fehlt das Geld, das man für den Umbau der Stromversorgung viel dringender und mit vielfacher Effizienz einsetzen könnte. (Sinnvollerweise mit AKW, natürlich.)

Nun aber der eigentliche Höhepunkt des Wahnsinns: Die zusätzlichen Stromverbraucher, wenn sie nicht in der Dunkelflaute stillgelegt werden, werden noch in vielen Jahren fast immer durch Kohlekraftwerke versorgt, die man – wie Gretas FFF-Fanatiker fordern – eigentlich schon vorgestern gesprengt haben wollte. Es spielt fast keine Rolle, ob man vielleicht an 30 oder 60 Tagen pro Jahr theoretisch allein mit Wind und Solar auskommen könnte. Wenn zu 90 Prozent der Zeit die zusätzliche Nachfrage für Autobatterien und Wärmepumpen nur durch „verlängerte“ fossile Stromerzeugung gedeckt werden kann, dann ist der vermeintliche Nutzen für das Weltklima nur bestenfalls Null, wahrscheinlicher negativ.

Grüne „Gesamtsysteme“ sind ein riesiger fauler Zauber

Der vollelektrische BMW verbraucht nach offizieller Bemessung etwa 20 kWh je 100 km. Wenn der Strom nur zu 80 Prozent aus einem möglicherweise sogar modernen Steinkohlekraftwerk kommt, dann sind das leicht 130 bis 150 Gramm CO2 je km. Da bleibt ein vergleichbarer herkömmlicher BMW mit Diesel-Verbrenner locker darunter! Noch dazu braucht man für letzteren keine gewaltigen Akkus, deren Produktion in China soviel CO2 produziert hat, dass schon damit jahrelang ein Diesel gefahren werden könnte. (Einer der ganz schlauen Klima-„Aufklärer“-Aktivisten behauptet im ZDF frech [19:32], von der Primärenergie im Kraftstoff gingen bei Autos 75 Prozent per Auspuff verloren; der Wirkungsgrad eines modernen Turbo-Diesel liegt in Wahrheit bei 45 Prozent!)

Die Energiewende-Enthusiasten (auch der Industrie, die den Kram verkaufen wollen) schlagen allen Ernstes vor, den Strom „garantiert CO2-frei“ vom Versorger zu kaufen, oder sie jonglieren mit dem „Strom-Mix“. Aber das ist auch nur ein Taschenspielertrick für Leute, denen Mathematik immer schon ein Mysterium war. In Wahrheit bedeutet höherer Gesamtstromverbrauch der Gesellschaft zu jedem beliebigen Zeitpunkt in den kommenden Jahren, dass der CO2-neutrale Anteil des Strom-Mix geringer ausfällt, als er es könnte, wenn man z.B. bei Diesel-Kfz und Gasheizungen bliebe. Was rechnerisch identisch ist mit der Erkenntnis, dass man für die Zusatz-Nachfrage (fast immer) zusätzliche fossile Stromerzeuger braucht.

Die grünen „Gesamtsysteme“ von Kemfert und Graichen sind ein riesiger fauler Zauber, gefährliche Gaukelei. Die Energie-Sicherheit Deutschlands wird schamlos aufs Spiel gesetzt; gnadenlos wird Geld verpulvert, das wir schon längst nicht mehr haben, und zwar besonders gern ineffizient an falscher Stelle – und dann wird in Wahrheit sogar mehr CO2 erzeugt werden als nötig, wenn man nur etwas Ingenieur-Verstand walten ließe. Damit ist diese Energiewende jetzt schon an ihrem verdienten und aus purem Übermut provozierten, selbst verschuldeten Ende.

Energiewende, zu Tode gesiegt

Die schrillen Aktivisten auf der Straße und die smarten Netzwerker auf Steuerzahlerkosten haben so erfolgreich „politisch Druck gemacht“, so ehrgeizige Ziele gesetzlich und gerichtlich in Granit gemeißelt bekommen, das lässt sich nie und nimmer realisieren. Selbst wenn man Wind und Solar schnell genug ausgebaut bekäme, um übers Jahr im Prinzip ausreichend viel Strom zu generieren: Es passt eben nicht zur Nachfrage, schwankt viel zu massiv. Ohne Speicherung in üppigen, kaum vorstellbaren Maßstäben, über lange Fristen von Monaten hinweg, kann das Gemeinwesen dann nicht am Leben gehalten werden, und damit ist auch menschliches Überleben gemeint. [27:42 – Horror bei einem Blackout in der Hauptstadt]

Nicht nur sind Autobatterien keine hinreichende Lösung, selbst wenn die naiven Phantasien dieser Art auf keinerlei technische Umsetzungsprobleme oder Widerstände bei den Besitzern stoßen würden. Batterien können auch insgesamt, im globalen Maßstab, nicht die Lösung sein. So viele Rohstoffe lassen sich gar nicht beschaffen, weltweit, um entsprechende Speicherkapazitäten bereitzustellen. Es ginge nur mit chemischen Energiespeichern, also Wasserstoff, Methan, Synthese-Äthanol und ähnlichen Stoffen, aber dann fallen zwischen Ökostrom und Speicherkraftstoff so massive Verluste an, dass das ganze Kartenhaus erst recht in sich zusammenfällt.

Am Ende steckt man mehr Ressourcen in die Produktion der Windkraftanlagen und der ganzen weiteren extrem kapitalintensiven Großtechnik (riesige Fabrikanlagen!), als man am Ende einer wahnsinnig komplizierten, unbezahlbaren Prozesskette überhaupt an Nutzenergie herausbekommt – weil der „Erntefaktor“ (energetisches „Return on Investment“) vor allem bei Solarpaneelen von vornherein mickrig ist, die „Speicherfabriken“ nur schwankend ausgelastet wären und mehrfach massive Umwandlungsverluste anfallen. Der Schweizer Jean Tinguely hat Wahnsinns-Tüftelmaschinen als Kunst-Phantasie entworfen, witzig und anregend; die Klimafanatiker streben ganz real eine gigantische Materialschlacht, eine „regenerative“ Riesenmaschine an, die sich nur gerade so selbst am Laufen hält – nicht witzig, nur eitle Narretei.

Wirtschaftlicher Selbstmord und ökologische Schäden

Das war noch längst nicht alles: Industrie in Deutschland per teurer, unzuverlässiger Energie unmöglich zu machen, ist nicht nur wirtschaftlicher Selbstmord, sondern verschärft sogar weltweit ökologische Schäden – aber das schert „global denkende“ deutsche Grüne in ihrem lokalen Handeln nicht. Das kommt davon, wenn man „politisch“ denkt und Ingenieure für Idioten hält, wie ein klar formulierender Praktiker dem ZDF-Reporter vorträgt [16:39]. Weitere Höhepunkte der Aufklärung: Der Weltkonzern BASF wagt es, klar und deutlich in die Fernsehkamera zu sagen, dass Kernaussagen der Energiewende-Fraktion komplett irrealer Blödsinn sind [20:29]. Der Präsident des Bundesrechnungshofs (!) fordert unverblümt nachdrücklich Vernunft und Verbraucherschutz ein [13:42].

Frau Professorin Kemfert und Herr Superstaatsaktivist Graichen bekommen so langsam eine Ahnung, dass ihnen die blöde Realität ihr schönes politisches Lebenswerk zerdeppert. Das sture Insistieren auf primitiven Beschwörungsformeln der TV-berühmten „Energie-Ökonomin“, ebenso die trotzige Besserwisserei des Politmanagers, dem nur noch übrig bleibt, skeptischen Ingenieuren und politischen Gegnern quasi charakterliche Defizite zu unterstellen… diesen arroganten Typen fällt verdattert die Kinnlade runter, dass sie plötzlich Gegenwind bekommen von so offiziöser Seite. Jetzt auch noch die Mainzelmännchen („Gu’nahmd!“) zu rechtspopulistischen Verschwörungstheoretikern zu erklären, wird aber nicht funktionieren.

Da waren ein paar Leute beim Staatsfernsehen ziemlich mutig, die Hohepriester der Energiewende dermaßen in die Enge zu treiben! Wenn das mainstream-linientreue ZDF seinem Rentnerpublikum eine Dreiviertelstunde lang mit dramatischer Hintergrundmusik beibringt, dass der Blackout wirklich droht und die Kritiker ernstzunehmende Fachleute sind, dann sind wir schon mal ein großes Stück weiter. Die Doku zeigt anschaulich, wie absurd blauäugig und verlogen die „führenden“, politisch maßgeblichen Energiewender in Deutschland unterwegs sind und für wie dumm sie das Publikum verkaufen.

Die Welt retten durch Wohlstandsabbau

Am Ende vollführt die ZDF-Doku aber noch eine überraschende Wende. Da erklärt uns einer, der die technischen Probleme sieht, insofern also nicht blauäugig ins Verderben rennt, dass wir gleichwohl die Welt retten müssen, indem wir auf Konsum, Wohlstand und Sicherheit verzichten [42:28]. „Verheerende Folgen für Deutschland“ sieht das ZDF kommen, weil die „Energiewende“ offensichtlich nicht funktionieren kann, und belegt das sachlich zutreffend mit klaren Zahlen, Fakten, Zusammenhängen. Um zum Abschluss einen demonstrativ vom Fahrrad gestiegenen Professor im Strickpulli sagen zu lassen, dass das Ende unseres „Lebensstils“ für die Weltrettung notwendig sei.

Ob die Bevölkerung in ihrem „mindset“ darauf so richtig vorbereitet ist? Müssen wir uns aus einer „Überflussgesellschaft“ verabschieden, dem „Materialismus“ Lebewohl sagen? Das war und ist immer schon das Ziel der grünen Menschenfeinde, und die „Energiewende“ führt genau dorthin. Das ist die eigentliche Erklärung der rätselhaften Politik, die scheinbar dumm eine Industriegesellschaft ins Verderben stürzt. Ohne Energie keine Industrie, kein Wohlstand. Das ist kein Risiko, das man leichtsinnig in Kauf nimmt, sondern das ist das eigentliche Ziel dieser Truppen. Das ist die „Große Transformation“ (aka „great reset“), von der Angela Merkel, Uschi „Wanderlein“ (wie die Briten unsere Spitzenfrau in Brüssel nennen) und viele mehr schon seit Jahren fabulieren.

Was der ZDF-Reporter genau im Sinn hatte mit diesem Abschluss? Wo er politisch hin möchte? War es taktische Camouflage oder eigene Überzeugung? Das spielt keine Rolle. Er hat überzeugend vor dem Blackout gewarnt, die Energiewende praktisch für gescheitert erklärt und dann noch wahrheitsgemäß ins Bild gesetzt, worum es den eitlen Weltverbesserern eigentlich geht. Das wäre doch mal einen Grimme-Preis wert.

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Blackout – wenn es zum Äußersten kommt

Unzureichende staatliche Risikovorsorge

Meldungen und Ratgeber zu Stromausfall, Blackout und Überleben nehmen immer mehr Raum ein. Wie die Warnungen vor einer Lebenssituation, die wir alle nicht kennen: Überleben ohne Energie. Ein neues Buch analysiert die heutige Lage, die Ursachen und die Gefahren, die von Mangel, Brownouts und Blackouts ausgehen.

VON FRANK HENNIG

Unser Stromnetz, innerhalb des europäischen ENTSO-Verbundes mit fast allen europäischen Ländern verknüpft, ist das größte und komplexeste technische System, das Menschen erschufen. Eine riesige Maschine, aufgebaut in mehr als hundert Jahren Industriegeschichte. Bisher war es weltweit ein Muster an Zuverlässigkeit und es war Basis für eine starke wirtschaftliche Stellung Europas in der Welt.

Die Autoren beginnen mit Beschreibungen ausgewählter Störungen der jüngeren Vergangenheit, erklären Ursachen und Abläufe. Die Vielfalt der Ursachen, warum man plötzlich ohne Strom dastehen kann, macht nachdenklich. Die ganze Bandbreite der Risiken wird ausführlich dargestellt und es wird klar, dass es nicht den Grund für einen Blackout gibt, sondern viele verschiedene. Störungen und Ausfälle, die meist im Schnittpunkt mehrerer unglücklicher Zufälle entstehen, können schnell kaskadieren. Es wird ausführlich dargestellt, wie unsere Ausstiegs- und Abschaltpolitik die Resilienz des Systems schwächt.

Beleuchtet werden die Vorstellungen zur künftigen grünen Wasserstoffwelt und die Paradoxie weiterer Abschaltungen bei zunehmendem Stromverbrauch. Es ist eine umfassende Beschreibung der Schieflage unseres Energieversorgungssystems.

Inzwischen wird offen in Erwägung gezogen, ganzen Städten, Regionen und Unternehmen präventiv den Strom abzuschalten, wenn Windindustrieparks und Solaranlagen wenig Strom bereitstellen und konventionelle Kraftwerke nicht mehr verfügbar sind. Diese von den Grünen angekündigte „angebotsorientierte Versorgung“ wäre der Abschied Deutschlands als Industrieland mit einem hohen Grad an Arbeitsteilung aus dem Kreis der führenden Länder.

Durch Energiewende, Liberalisierung und Digitalisierung wird das Stromnetz labiler, auch Krieg und Cyberangriffe können einen Blackout herbeiführen. Zahlreiche Beinahe-Blackouts der vergangenen Jahre belegen das Risiko-Potenzial. Ein solcher Infrastrukturausfall hätte katastrophale Folgen für die Gesellschaft, Unternehmen und Haushalte. Die Autoren empfehlen eine Korrektur der Energiepolitik und raten Wirtschaft und Privatkunden zur Blackout-Vorsorge.

Ausführlich werden die Folgen stromloser Zeiten beschrieben, hier können die Leser weiterdenken und ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Konkret vorhersagen lässt sich die dann folgende Eigendynamik nicht, auch zu Zeiten einer beginnenden Pandemie hatte niemand die herausragende Rolle des Toilettenpapiers vorhergesehen.

Das Buch ist wichtig, um den Aufbau und die Wirkungsweise des Stromversorgungssystems und die inhärenten Risiken zu verstehen. In der Bevölkerung dürfte das Wissen darüber eher schwach sein, naturwissenschaftlich-technische Bildung hat bei weitem nicht mehr den früheren Stellenwert. Dazu kommt, dass jeglicher Erfahrungshintergrund zu größeren Stromausfällen fehlt. Auch ist weitgehend unbekannt, in welchem Ausmaß Netzbetreiber permanent eingreifen müssen, um die Stabilität zu sichern. Gab es früher einen planmäßigen Netzbetrieb, ist es heute ein operativer mit entsprechend höheren Kosten.

Am Ende bleibt der ernüchternde Eindruck eines komplizierten, angreifbaren und zunehmend unsicheren Systems, das permanent geschwächt wird und dessen ständigen Funktionierens wir uns offenbar weit weniger als bisher sicher sein können.

Das Buch lädt ein, tiefer zu gehen. 17 Seiten Quellenangaben geben Hinweise, wo man noch fündig werden kann. Fazit: Ein erhellendes, ernüchterndes und wichtiges Buch.

Jungnischke / Paulitz, Strom-Abschaltungen und Blackout-Risiko. Warum Versorgungssicherheit und Risikovorsorge überlebenswichtig sind. Akademie Bergstrasse, 192 Seiten, 27 €.

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