In den Sand gesetzt. Der Fall Desertec

Knies brachte seine Vision, die ihn schon seit 1995 verfolgte, damals bei etlichen Medien unter, gab zeitweise zehn Interviews pro Woche. Er war der Darling nicht bloß aller Grünstromenthusiasten, sondern aller Gutmeiner überhaupt. Sollte der brennend heiße Wüstenssaft doch nicht nur Atomkraftwerke überflüssig machen, sondern nebenbei auch noch jede Menge Jobs und Wohlstand über die Länder ausschütten, in denen die riesigen Spiegelpanele aufgestellt würden.

Jetzt ist Desertec, so meldete der Print-Stern, welcher mit den so genannten Renewables grundsätzlich sympathisiert, de facto wohl erledigt: „Die Idee, die ganze Welt mit billigem Strom aus der Sahara versorgen zu können, erweist sich zunehmend als marktferner Spleen.“ Die Fata Morgana aus dem Reich der 1001 erneuerbaren Energiemärchen, an der bezeichnenderweise auch der für seine punktgenauen Prognosen bekannte Club of Rome beteiligt war, hat sich verflüchtigt, und das nachhaltig.

Zwar, eine Zeitlang werden noch etliche Gestalten, die sich seit Jahren von dem aus Spenden und Steuergeldern (z.B. deutschen, 2003 vom damaligen Bundesumweltminister Trittin locker gemacht) lebenden Projekt gut alimentieren, weiterhin „Aufwandsentschädigungen“ und Gehälter absahnen, kräftig Spesen machen und teure Dienstwagen bewegen, was der eigentliche Sinn dieser und ungezählter ähnlicher Unternehmungen ist.

Aber die Vision ist perdue. Bis zu Wikipedia, dessen Desertec-Eintrag von harten Fans des Ventures mit kühnen Vorschusslorbeeren vollgejazzt wurde, hat sich dieser Umstand noch nicht herumgesprochen. Kann man auch nicht erwarten, denn bei Wikipedia selber handelt es sich ja um ein sozialdemokratisch-ökologisches Projekt, dessen Informationen mit Vorsicht zu genießen sind.

Die Gründe für das Desertec-Desaster sind laut Stern mannigfaltig. Technische Riesenhürden und Einsicht in mangelnde Wirtschaftlichkeit spielen eine Rolle, ferner das Abspringen von potentiellen Investoren wie Eon, fehlendes Interesse von Staaten wie Tunesien, die Desertec beglücken wollte, und so fort.

Die Einzelheiten des Scheitern sind uninteressant. Interessant und höchst beunruhigend ist, wie es Desertec gelingen konnte, über Jahre von energiepolitisch engagierten Bürgern, von Politikern, Konzernen und Finanzgruppen ernsthaft als Chance begriffen zu werden. Dass der Ex-Umweltminister und spätere UN-Umweltgrüßaugust Klaus Töpfer dafür schwärmte, ein Mann, der sich von seinem Sprung in den 1988 noch ziemlich verschmutzten Rhein offenbar nie wirklich erholt hat, ist kaum verwunderlich. Töpfer geht es, wie so vielen elder blödmen, einzig und allein um ein Plätzchen in den Geschichtsbüchern, und möge es bloß eine Fußnote sein. Auch die Beschirmung des Unterfangens durch Hans Joachim Schellnhuber vom „Potsdam Institut für Klimafolgendorschung“ ist nur eine Murmel mehr in der Schale mit den üblichen Alarmisten.

Doch wie konnte eine gemeinnützige Stiftung entstehen, in der auch viele Großfirmen mitmachten, wie Siemens oder die Münchener Rück? Warum dachten Manager, die ansonsten ihre Alltagsgeschäfte einigermaßen erfolgreich besorgen, länger als fünf Sekunden über Desertec nach?

Fünf Sekunden genügen nämlich, um die Karte der Region zu erfassen, wo Desertec-Spiegel, -Umspannwerke und –Stromleitungen stehen sollten. Die Spanne reicht von den Maghreb-Ländern sowie Ägypten und Jordanien bis tief in den Mittleren Osten, sogar bis zum Jemen. Länder mithin, von denen jedem politisch auch nur mäßig Interessierten schon vor den arabischen Bürgerkriegen bekannt war, dass sie extrem explosiv sind und über eine junge, ständig erregungsbereite Bevölkerung verfügen, die dem Westen und seiner Lebensweise ressentimentgeladen gegenüber steht. Dass diese Länder ideale Basen für radikale Islamisten, Muslimbrüder und Terroristen jeglicher Couleur bilden und also dem Bedürfnis nach stabilen Stromlieferungen einigermaßen zweckundienlich sein dürften.

Energieerzeugungsanlagen, Umspannwerke und zehntausende Kilometer lange Stromtrassen in gewaltige, fast menschenleere Räume legen zu wollen, wo ein paar mit Sprengstoff hantierende Wüstensöhne den ganzen Laden nach Belieben lahmlegen könnten, ergo zu jeder Erpressung der mit Wüstenstrom Belieferten imstande wären – ein derartiges Vorhaben ist ungefähr so smart, als baute man das zentrale Auslieferungslager für Oberklasse-Wagen der Marke Mercedes in Tirana auf oder als verlegte man die US-Notenpresse ins Hauptquartier der kolumbianischen Drogenmafia. Die Erzeugung von Strom, Lebenssaft der Industrienationen, ausgerechnet in den arabischen Raum verlegen zu wollen, das ist etwa so verantwortbar, als bäte jemand den Türsteher eines Wanderarbeiterpuffs in Ciudad Juárez, ein Weilchen auf die 15jährige Tochter aufzupassen.

Das, und nicht irgendwelche Kalamitäten technisch-finanzieller Art, die Desertec wohl letztendlich den förmlichen Garaus machen werden, ist das Beunruhigende an dem Fall. Dass eine selbst ernannte Elite aus Politik und Wirtschaft, noch verliebter in ihren Öko-Wahn als Tom Cruise in seinen Scientology-Quatsch, sich über Jahre hinweg mit einer Idee befasste, die so unfassbar hirnrissig ist, dass man es gar nicht glauben möchte. Dass die Energiedebatte in diesem Land also, mindestens zu Teilen und zeitweise, von vollkommen inkompetenten Leuten geführt wird, die von Energie oder Geopolitik nicht den Schimmer einer Ahnung haben.

Diese Leute kommen einem vor wie jener Steuermann der Cessna Citation 750, der im März auf dem Landeplatz Egelsbach seinen Co-Piloten kurz vor der Bruchlandung bass erstaunt fragte: „Terrain?!“

Anschließend ist auf dem Voice-Recorder ein sehr lautes Geräusch verzeichnet.

Wolfgang Röhl, zuerst erschienen bei ACHGUT 




Energiewende verzweifelt gesucht! In Indien

Essen in einer Szene-Lokalität von Mysore: dreimal innerhalb von zwei Stunden verabschiedet sich der Strom kurzfristig, was die Gäste nicht die Bohne irritiert. Im „Namaste Café“ am Strand von Gokarna, die Füße im Sand, kühles „Kingfisher“-Bier vor der Nase, Dire Straits-Oldies und Neo-Hippies in Ohren und Augen. Wutsch! Licht, Musik und Deckenventilatoren aus. Bittesehr, es geht auch ohne – für ein Weilchen. Im unfassbar mythenverhangenen Channakeshava-Tempel, der als Kulisse eines neuen Indiana Jones-Films ideal wäre, beim abendlichen Puja-Ritual angestanden. Bevor es richtig losgeht, ist das Deckenlicht weg, es kommt nicht wieder. In diesem Fall nicht mal ein Manko, im Gegenteil – im Düsteren wirkt die Zeremonie noch spannender.
In den meisten Hotels finden wir auf dem Nachttisch vor, was im Deutschland meiner Jugend ebenfalls Standard war: einen Kerzenhalter nebst Kerze sowie eine Schachtel Streichhölzer. Long time no see!
Der Blackout gehört zu Indien wie die Kuhscheiße auf den Straßen. Sieht man fern, so bieten sich noch mehr Gelegenheiten als bei uns, mal aufs Klo zu gehen oder etwas anderes Sinnvolles zu tun, Taschenlampe vorausgesetzt. Denn außer durch Werbung werden die Sendungen zusätzlich von Stromausfällen zerschnibbelt. Nicht schlimm, würden nicht auch die Klimaanlagen ausfallen, was einem sofort Schweiß auf die Haut zaubert. Kurz, Indien bietet einen Flashback auf eine Energiesituation, wie sie in der deutschen Nachkriegszeit gang und gäbe war.
Natürlich ist das in Indien nicht überall so. Wo richtig Geld gemacht wird, die Wirtschaft im Overdrive brummt, wie in Pune (Poona), dem Zentrum der Autoindustrie oder in Bengaluru (Bangalore), dem Silicon Valley Indiens, klappt es mit dem Strom wie am Schnürchen. Ebenso im Finanzdistrikt vom Mumbai (Bombay) oder im nahen Bollywood, dem Epizentrum der quietschbunten Filmwirtschaft. Auch die ewigen, heftigen Spannungsabfälle, die in Indien eine ganze Branche am Leben halten – die Hersteller von „Voltage stabilisators“ nämlich –, sie sind an den Hotspots der Wertschöpfung kein Thema. Und auf Flughäfen wird es so gut wie niemals zappenduster.
Der Rest des Landes allerdings, der steht besser mit den Hühnern auf. Und geht mit ihnen zu Bett.
Yavendra Singh gebietet in neunter Generation über das weiße, weiträumige Fort Amla im Dörfchen Amla, welches nicht weit von großartigen Kultur- und Pilgerstätten wie Mandu, Omkareshwar oder Ujjain liegt. Er hat seinen altadelswürdigen Familiensitz in ein Rustikalhotel verwandelt, möchte interessierten Gästen auch das Dorf und das örtliche Handwerk nahebringen und so nebenbei für ein bisschen Aufschwung sorgen. Nicht ganz einfach, denn eine anspruchsvolle, betuchte Klientel hält es bestimmt nicht allzu lange in seinem Fort aus. Acht Stunden am Tag bekommt er Strom aus der staatlichen Leitung, mit dem man auch die Energie fressenden Klimaanlagen betreiben kann, erzählt Herr Singh. Und zwar so aufgeteilt: zwei Stunden am Morgen, vier am Nachmittag, zwei am Abend. Immer in dieser Taktung? „Manchmal sind es andere Zeiten“, lächelt Herr Singh, „garment will let us know“ (garment = Indglish für goverment).
Ansonsten ist da sein privater Generator, der kräftig Treibstoff schluckt und dennoch nicht ausreicht, sobald mehr als eine Handvoll Air Conditions eingeschaltet werden. Der Strom, der ihm vom Staat zugeteilt gibt, fällt übrigens zwischendurch immer wieder mal aus, bestimmt fünf Mal an jenem Abend, als wir im Fort waren. Eine Minute braucht der Generator, um zu übernehmen. Kurz darauf kehrt dann der öffentliche Saft zurück. Durch das Hin und Her werden elektronische Steuerelemente offenbar ganz meschugge. Jedenfalls müssen die Klimaanlagen in unseren Zimmern dauernd vom Personal neu eingestellt werden.
So sehr sich die Inder an ihre Stromkalamitäten gewöhnt haben – riesige Werbeschilder für Dieselgeneratoren der Marke Mahindra Powerol, Output zwischen 5kVA und 500 kVA, zieren die Straßenränder -, so genau wissen viele natürlich, dass es nicht endlos mit den Blackouts weitergehen kann. Indien, angehende wirtschaftliche Supermacht, setzt auf Atomkraft. In den Schulen, berichtet die „Times of India“ ohne einen Anflug von Nörgelei, werden neuerdings Animationsfilme gezeigt, in denen Bedenken gegen „Nuke energy“ listig entkräftet und die Schüler vom Segen der AKW überzeugt werden sollen.
Soweit sollte man hierzulande lieber nicht gehen. Wäre aber schön, wenn deutsche Schüler über Stromerzeugung, -transport und -speicherung etwas mehr erführen als die üblichen GlaubeLiebeHoffung-Mantras der rotgrünen Lehrerschaft, deren Informationsquellen sich zumeist in „taz“, „SZ“ und „Freitag“ erschöpfen.
Volksmacht und Elektrizität ergäben zusammen Kommunismus, glaubte Lenin (die Nummer drei, den unverzichtbaren Genossen Mauser, erwähnte er nicht). Wie auch immer: spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts war keine Region dieser Welt mehr wirtschaftlich konkurrenzfähig, die nicht über eine stabile, nachhaltige, bei jedem Wind und Wetter funktionierende Stromversorgung verfügte. Mit dem Beginn des Computerzeitalters ist Strom endgültig zur wichtigsten Basis für den Erfolg von Volkswirtschaften geworden. Nur ein bisschen indische Verhältnisse in Deutschland, das würde schon reichen, um eine verzweigte, hoch entwickelte Informationsgesellschaft zu destabilisieren.
Das ahnungslose Hochjazzen der Merkelschen Energiewende durch ihre Medien-Partisanen ist bestenfalls die Phantasterei von Leuten, welche in ihrer Kindheit nicht mal mit dem Kosmos-Baukasten „Der kleine Elektromann“ gespielt und auf diese Weise wenigstens eine Ahnung davon gewonnen haben, was es mit Volt und Watt, Ampère und Ohm so auf sich hat. Schlimmstenfalls ist das Abschalten!-Gedöns die altbekannte Leier linker und rechter Biokohlköpfe – historisch schon von Petra Kelly und Baldur Springmann intoniert -, welche seit den 1970ern eine tiefe Sehnsucht eint – die nach der Abschaltung der Bundesrepublik als florierende Industrie- und Exportnation.
Morgenthau mit Öko-Siegel, das war immer der Traum der Vollkornschrate.
Und dann gibt es noch welche, die ernstlich wähnen, der Rest der Welt werde sich früher oder später entschließen, am deutschen Energieabschaltwesen zu genesen. Diese Menschen brauchen dringend Hilfe. Am besten stationäre.
Das alles wird einem bewusst, wenn man durch Blackout-Indien fährt. Erleuchtend, so eine Reise. Auch ohne spirituellen Überbau. 
Wolfgang Röhl;
zuerst erschienen in ACHGUT




Energiewende: Merkels Großer Sprung. Ein kleiner Rückblick

Mao setzte beim Großen Sprung auch auf Scharlatane wie den sowjetischen Agronom Trofim Lyssenko. Der hatte schon in der UdSSR den Wissenschaftsbetrieb gründlich ruiniert, Vererbungs-Theorien beim Pflanzenmaterial entworfen, die ungeheure Ernteerträge versprachen, leider nie funktionierten. Weil sein Größenwahn dem Großen Vorsitzenden Mao gut passte, wurde Lyssenkos Lehre auch in China zum Dogma. Wer dagegen redete, kam ins Lager.

Auch bei der Eisen- und Stahlproduktion wollte Mao den Kreis quadrieren. 1957 hatte China 5,3 Millionen Tonnen Stahl produziert. 1975 sollten es ungeheure 700 Millionen Tonnen sein, so Maos Zielvorgaben. Statt moderner großer Hochöfen sollten viele kleine selbstgebastelte Öfchen, aus Sand, Steinen, Tonerde und Ziegeln gefertigt, diesen Schub auslösen und überall im Land massenhaft Eisen und Stahl erzeugen. Was bei der archaischen Produktionsweise heraus kam, war aber viel zu aufwändig produziert und außerdem von so mieser Qualität, dass es zum großen Teil nicht weiterverarbeitet werden konnte.

Erinnert das jemanden an Aktuelles? Noch etwas Geduld.

Ich selber, kurzer Ausflug, erinnere mich an eine Informationsreise ins China von 1979, wo Funktionäre die Begehung einer Eisenbrücke zum feierlichen Programmpunkt für die Besucher aus Deutschland gemacht hatten. Beim Gang über die eher schlichte Konstruktion – sie führte über einen Fluss bei Shanghai, wenn ich mich recht erinnere – fragte ich einen unserer Gastgeber, was es mit der Brücke denn nun auf sich hätte. Erfuhr, dass sie historische Bedeutung besaß. Sie war nämlich eine der wenigen, wenn nicht die einzige der Region, die aus dem berüchtigten „Volksstahl“ der Großer-Sprung-Ära gefertigt und trotzdem bis dato nicht zusammengekracht war.

Das Ergebnis des Großen Sprungs, der 1961 abgebrochen wurde, war etwas, das man einen Ökonomiezid nennen könnte. Die groteske Fehlsteuerung der chinesischen Planwirtschaft führte zu Chaos und Produktionszusammenbrüchen, schließlich zu Hungersnöten biblischen Ausmaßes, die zwischen 15 und 45 Millionen Menschen das Leben gekostet haben sollen. In der Mao-Biografie von Jung Chang und Jon Halliday werden Einzelheiten des Irrsinns in Kapitel 40 dokumentiert.

Wer heute durch den ländlichen Raum Deutschlands fährt, zum Beispiel in Niedersachsen, spürt einen Hauch von China, dem China Maos. Überall wird kleinteilig Strom produziert. Auf jedem dritten Haus steht ein staatlich gefördertes Solarfeldlein, in jeder zweiten Gemarkung daddeln Windräder, müffeln Biogasanlagen. Für die Fütterung der Letzteren hat sich schon jetzt die Landwirtschaft sichtbar und dramatisch verändert. Maisfelder ohne Ende; Maisfelder, wohin man blickt. Die Bodenpachten steigen rapide, noch mehr kleine Bauern müssen aufgeben. Der Begriff Vermaisung hat es bis in die letzte Lokalzeitung geschafft. Sogar die Naturschützer-Szene, ansonsten jedem erneuerbaren Unsinn zugeneigt, schlägt Alarm. Denn die riesigen Mais-Monokulturen, die wegen der staatlichen Förderung der „Erneuerbaren“ entstehen, schädigen die Böden, vergiften die Gewässer, vernichten Flora und Fauna. Ein alter Öko-Freak gestand mir neulich auf einer Party, er wisse selbstverständlich, dass Biogas- und Solaranlagen sinnlos seien. Was er für Windräder so nicht gelten lassen mochte, Kunststück: er ist an Windspargelfeldern finanziell beteiligt.

Noch eine Parallele zwischen Mao-China und Energiewende-Deutschland drängt sich auf. In beiden Fällen waren es Scharlatane und Ideologen, die das Märchen vom Großen Sprung, der ganz schnell machbar sei, in die Welt gesetzt haben – Trofim Lyssenko und der hl. Franz Alt von der Kirche zur solaren Erleuchtung haben in dieser Hinsicht einiges gemeinsam. In beiden Fällen basierten die Wendemärchen auf Zahlen, die keiner Überprüfung standgehalten hätten. Die phantastischen Erfolgsmeldungen, die gleich nach Beginn des Großen Sprungs von den Funktionären der chinesischen Landwirtschaft und Industrie hinausposaunt wurden, ähneln verblüffend den Hochrechnungen, die sich unsere Politiker heutzutage gern in die Tasche lügen lassen. Die Industrienation Deutschland, bis 2050 fast komplett erneuerbar energetisiert – dazu braucht man schon eine Mao-Denke.

Oder eine große Maise.

Blöd wie Brot, aber unvermeidlich wie Stuhlgang sind die üblichen Reden von windigen Geschäftemachern und grün gewendeten Politikern, die bei irgendeiner Einweihung eines heftig subventionierten Windparks in irgendeinem Entenhausen der Republik geschwungen werden. Textbaustein: „Dieser Windpark kann einen Ort von 3000 Einwohner mit Strom versorgen.“ Kann er natürlich nicht, aber kaum jemand hält dagegen. Schon gar kein so genannter Qualitätsjournalist, dessen Aufgabe es wäre, offenkundigen Unfug mit Lust zu zerpflücken.

Hier liegt noch eine Parallele zur frühen Volksrepublik China: Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten, halten smart die Klappe. Denn wer gegen die grassierenden Energiesprung-Legenden anrecherchierte, stände in den meisten deutschen Medien schnell auf der zeitgeistigen Shitliste. Und abseits vom Mainstream zu sein, ist für die schreibenden Nachfahren der antiautoritären Bewegung – sad to say – womöglich beinahe so schlimm wie ins Lager zu wandern.

Damit endet der chinesisch-deutsche Vergleich. Nein, es wird bei uns natürlich keine Hungersnöte geben. Was wir an Nahrungsmitteln nicht mehr erwirtschaften, weil die Felder mit der Produktion von Gas-Mais beschäftigt sind, holen wir aus dem Ausland. Den Strom, welcher fehlt, weil Atomkraftwerke abgeschaltet werden und der Bau moderner Gas- und Kohlekraftwerke durch grüne BIs blockiert wird, diesen Strom holen wir uns ebenfalls aus dem Ausland. Solange, wie das Ausland partout nicht am deutschen Energiewesen genesen will. Also noch ziemlich lange.

No problem? Höchstens eines: Die hunderte Milliarden, die in ein aussichtloses Energiekonzept gesteckt werden, gibt es nicht doppelt. Sie fehlen, um neue, belastbare Energiequellen mit aller Kraft zu erforschen. Aber keine Sorge, damit beschäftigen sich längst andere. Im Ausland, wo sonst.

Energiewende-Deutschland hat dagegen den Großen Sprung. …..In der Schüssel.

von Gastautor Wolfgang Röhl

zuerst erschienen bei ACHGUT




Der Biosgasschwindel. Jetzt auch mit toten Fischen

Jetzt aber gehen manche Naturverbände auf die Barrikaden. 

Sie wettern gegen den hoch subventionierten „Bio“-Gasschwindel, für den riesige Flächen in Maismonokulturen verwandelt und Böden ruiniert werden – Artenrückgang inklusive. Auf dem platten norddeutschen Land, wo der Irrsinn für jedermann sichtbar ist, tippen sich die Bauern an die Stirn, sofern sie nicht selber vom Maisgeschäft profitieren. Die können rechnen, und jeder Landmann weiß natürlich, dass der Riesenaufwand für die Erzeugung von ein bisschen Wärme aus Maisvergärung ohne die staatliche Subventionsgießkanne krass unwirtschaftlich wäre. Ökologisch ist Biogas sowieso kontraproduktiv. Felder müssen gepflügt und heftig gedüngt werden, die Ernten wollen eingebracht werden, PS-starke Schlepper müssen unablässig zwischen verstreuten Anbauflächen und den Biogasanlagen hin- und herbollern. „Was Biogaserzeugung allein an Diesel schluckt, ist mehr als das, was hinten an Energie raus kommt“, sagt ein junger Bauer aus der Unterelberegion. Er sucht händeringend nach bezahlbaren Pacht-Wiesen, um Heu für seine Tiere machen zu können. Durch den Maisanbauboom sind freie Felder rar und drastisch teurer geworden.
Hier ein Video vom 21.2.11 von REPORT München das dieses Thema ausführlich beleuchtet. Sie können den Podcast hier herunterladen. Das Transscript der Sendung finden Sie hier!
Doch das ist längst nicht alles. Wo die allerorten aus dem Boden sprießenden Biosgasanlagen müffeln, schwimmt so schnell kein Fisch mehr.  „Seit Jahrzehnten schwimmen Jahr für Jahr Forellen und andere Fische gesund und munter durch die herrlich gelegenen Teiche in Lahmstedt-Nindorf“, meldete unlängst die „Niederelbe-Zeitung“ (NEZ). Damit war´s vorbei, als in der Nähe eine Biogasanlage den Betrieb aufnahm.
Die steht laut NEZ in Verdacht, durch Einleitung von Gärsubstraten oder anderen Gärresten in die Gewässer dafür gesorgt zu haben, dass urplötzlich 3000 Teichfischlein bauchoben trieben, verreckt an Nitratvergiftung und Sauerstoffmangel. Es ist das dritte Fischesterben innerhalb von drei Jahren in den Teichen. Dem Biogasanlagen-Betreiber wurden bereits Auflagen erteilt, wie die NEZ recherchierte. Ob der Fischetod auch diesmal aus der Biogasanlage kam oder aus anderen trüben Quellen des Bauernhofs, auf dem die Anlage steht, werde noch untersucht.
Für die Gasanlage als Verursacher spricht viel. Eine Website aus der betroffenen Region (http://www.osten-oste.de) googelte einfach mal „Fischsterben“ in Kombination mit „Biogas“. Siehe da, nicht nur in Niedersachen, sondern in der ganzen Republik gab es schon eine Vielzahl ähnlicher Kollateralschäden. Über Wiesen, die kniehoch von Gülle überschwemmt wurden, verseuchte Flüsse und massenweise tote Fische finden sich Meldungen im Überfluss.
Doch während ein publizistischer Orkan losbricht, wenn auf dem Scheißhaus eines AKW-Pförtners nur mal eine Glühbirne durchknallt und deshalb irgendwo die Sicherung raus springt („Störfall!“), ist der Zusammenhang von Biogaserzeugung, Gewässerverschmutzung und Fischesterben für viele Medien tabu. Kein Wunder. Subventionen-Abgreifer und Couponschneider, die haufenweise Kohle aus vorgeblich sanfter, sauberer, nachhaltiger Energieerzeugung generieren, stehen in Deutschland unter Artenschutz. Darunter sind nämlich nicht wenige Redakteure von grün grundierten Presseerzeugnissen und öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Die bescheinigen sich ungern selber, dass sie sich mit Dreckschleudern ein Zubrot verdienen.
Wie die Ermittlungen auch ausgehen, dicht gemacht wird die Lahmstedter Brühefabrik wohl nicht. Im Gegenteil, demnächst will der Gemeinderat über die Verdoppelung der Biogasanlage entscheiden. Die Teichepächter ihrerseits haben den Pachtvertrag gekündigt. Sehr weise. Wenn die Nachbarn einen auf bio machen, macht man sich besser schnell vom Acker.
von Wolfgang Röhl mit freundlicher Genehmigung
zuerst erschienen auf ACHGUT
Weiterführende Links:
http://blog.br-online.de/report-muenchen/2011/02/21/biogasboom-bauern-in-bedrangnis.html
http://www.br-online.de/content/cms/Universalseite/2010/07/26/cumulus/BR-online-Publikation-ab-10-2010–99096-20110221223339.pdf
http://www.br-online.de/content/cms/Universalseite/2010/07/26/cumulus/BR-online-Publikation-ab-10-2010–98935-20110221185931.pdf
http://www.nez.de/lokales/news0/fischsterben-durch-biogasanlage.html
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_kanonen_von_nawaro_ein_bio_rohrkr




Schwafeln will gelernt sein: Wolfgang Röhls Sammlung für einen erfreulichen Silvesterabend unter Gutmenschen!

Dem leider früh verstorbenen Anglistikprofessor Dietrich Schwanitz, u. a. Autor des Bestsellers „Bildung – alles was man wissen muss“, verdanken wir wertvolle Tipps, wie man sich auf gesellschaftlichem Parkett als Mensch von Bildung und Stil ausweist. Diskutiert beispielsweise irgendwo ein Zirkel über einen gerade hoch gehandelten Schriftsteller, rät Schwanitz zu dem gewitzten Einwurf „Aber ein Musil ist er nicht!“ Widerspruch? Nicht zu befürchten. Kaum ein Schwein habe ja Robert Musils sterbenslangweiliges Hauptwerk „Der Mann ohne Eigenschaften“ gelesen.

Natürlich bedarf es eines stattlichen Phrasenvorrats, um dauerhaft im Debattenmainstream mitschwimmen zu können, welcher sich aus „Spiegel“, „Zeit“, „SZ“, „Anne Will“ und „Monitor“ speist, Claus Leggewie für einen Sozialwissenschaftler, Renate Künast für eine politische Begabung und Margot Käßmann für eine Querdenkerin hält. Ferner benötigt man ein ganzes Arsenal von blumigen Sentenzen, die niemand bestreiten kann, der die Erde von seinen Kindern nur geliehen hat. 

Folgende Gedankenbausteine können Sie bei Gelegenheit aus dem Billy-Regal des korrektpolitischen Lifestyle of Health and Sustainability ziehen. Wir wünschen nachhaltigen Erfolg für 2011!

Globale Erwärmung bedeutet auch, dass die Winter erst mal kälter werden.

Israel muss endlich lernen, sich mit seinen arabischen Nachbarn auszusöhnen.

Wir sehen kaum noch fern. Höchstens mal was auf Arte.

Nach Stuttgart 21 ist in der deutschen Politik nichts mehr so, wie es mal war.

Wir alle sind Ausländer. Fast überall, oder?

Klar ist Bio immer ein bisschen teurer. Aber man schmeckt den Unterschied!

Ich hab´ jetzt doch mal was gegen meine Erkältung eingenommen. Was rein Pflanzliches, natürlich.

Das Bahnchaos liegt daran, dass man die Bahn für den beabsichtigten Börsengang kaputt gespart hat.

Die EU ist vor allem eine Verantwortungsgemeinschaft.

Die UNO hat Fehler, zugegeben. Aber wissen Sie etwas Besseres?

Wir benutzen jetzt den Terra-Haushaltsreiniger. Da ist kein Tropfen Erdöl drin.

Länger gemeinsam lernen, das kommt letztlich allen Kindern zugute.

Tiere spüren ganz genau, wenn was mit dem Klima nicht mehr stimmt.

Den neuen Film von Oliver Stone muss man in der Originalfassung sehen.

Wir fahren im Urlaub am liebsten in Gegenden, die nicht von Touristen überrannt sind. Wohnen in kleinen Pensionen, wo man schnell Kontakt zu Einheimischen kriegt.

Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien.

Die Grünen sind doch schon längst eine ganz normale Volkspartei.

Die DDR ist untergegangen, weil sie eben keinen Sozialismus hingekriegt hat.

Du bist, was du isst.

Schwarmintelligenz gegen Herrschaftswissen – das ist der Quantensprung des Internetzeitalters.

Für die Rüstung ist Geld ohne Ende da, aber die Radwege in dieser Stadt sehen aus wie nach einem Bombenangriff.

Das erste Opfer in einem Krieg ist immer die Wahrheit.

Wirkstoff hin oder her – wer heilt, hat recht.

Die RAF-Terroristen waren ja ursprünglich nur verzweifelte Bürgerkinder, die erst durch die hysterische Reaktion des Staates so richtig ausgerastet sind.

Zur House-Warming-Party mal eine schicke Energiesparleuchte mitbringen, statt der üblichen Flasche Rotwein – charmante Idee!

Geht doch, das mit der Frauenquote in den Chefetagen. Norwegen macht´s uns vor!

Am Flughafen Stockholm gibt es kein Chaos. Die Skandinavier können einfach besser mit dem Winter umgehen.

Wenn die Amis von ihren inneren Widersprüchen ablenken wollen, marschieren sie einfach irgendwo ein.

Der Rechtsextremismus ist doch längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Wenn wir jetzt nicht endlich handeln, werden uns noch die Kinder unserer Kindeskinder verfluchen.

Es sind die von den Kolonialmächten ererbten Grenzen, die Afrikas Elend bis heute perpetuieren.

Es gibt viel mehr Dinge, die Israelis und Araber verbinden als solche, die sie trennen.

Amerika ist dabei, ein Dritte-Welt-Land zu werden. Die Amis haben das bloß noch nicht kapiert.

Solange jeder Irre hierzulande bloß in einen Schützenverein einzutreten braucht, um sich bis an die Zähne bewaffnen zu können, wird es immer wieder Amokläufe geben.

Wenn jeder von uns ein wenig mehr für Strom und ökologische Produkte ausgeben muss, geht davon die Welt nicht unter. Im Gegenteil: wenn wir dazu nicht bereit sind, wird sie untergehen!

Die Klimadebatte ist beendet.

Alles hängt mit allem zusammen.

Gewalt ist niemals eine Lösung.

———————————Die Fortsetzungen finden Sie hier und hier —————–

Fehlt was? Kennen Sie Weisheiten der oben genannten Art? Saftige Worthülsenfrüchte aus der Gesinnungsethikblase? Perlen der Sozialromantik, Juwelen des Multikultikitsches? Spitzenleistungen der Sonntagsrednerei, hochkarätiges Leitartikler-Talmi? Bitte mailen Sie Ihre Fundstücke über den Feedback-Modus (oben). Der Einsender der schönsten, auf achgut.de demnächst veröffentlichten Blume des Blöden erhält 1 handsigniertes Exemplar meines Tourismus-Thrillers „Inselkoller“ (MCE-Verlag, Drochtersen, unverb. Ladenpreis 11,90 €). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Wolfgang Röhl ACHGUT mit freundlicher Genehmigung des Autors