Der Vorhersage zufolge wird Elektrizität auf einer Energie-Äquivalent-Basis etwa 39 Dollar pro Million Btu kosten. Außerdem wird prognostiziert, dass eine Million Btu in Form von Erdgas ca. 11, Propan ca. 19, Heizöl Nr. 2 ca. 20 und Kerosin ca. 23 Dollar kosten wird. Somit wird Strom fast viermal so viel wie Erdgas und doppelt so viel wie Propan kosten, ein Brennstoff, der von ländlichen Amerikanern in ihren Häusern und auf ihren Farmen und Höfen häufig verwendet wird.

Der „electrify everything“-Vorstoß wird einkommensschwachen Verbrauchern regressive Energiesteuern auferlegen.

Im vorigen Monat schrieb ich auf diesen Seiten während des tödlichen Schneesturms, der Texas fast eine Woche lang lahmlegte, dass es eine Unzahl von Problemen bei dem Versuch gibt, alle unsere Transport-, Industrie- und Hausenergie-Systeme zu elektrifizieren. Ich schrieb: „Der Versuch, alles zu elektrifizieren, wäre das Gegenteil von anti-fragil. Anstatt unsere Netze und kritischen Systeme widerstandsfähiger und weniger anfällig für Störungen zu machen, die durch extreme Wetterbedingungen, böswillige Akteure, umstürzende Bäume oder einfach Fahrlässigkeit verursacht werden, würde die Elektrifizierung aller Systeme unsere Abhängigkeit von einem einzigen Netz, nämlich dem Stromnetz, konzentrieren und damit fast jeden Aspekt unserer Gesellschaft anfällig für katastrophale Ausfälle machen, falls – oder besser gesagt, wenn* – ein großflächiger oder längerer Stromausfall eintritt.“

[*Im Englischen gibt es einen großen Unterschied zwischen „if“ (falls) und „when“. „If“ = kann eintreten oder auch nicht. „When“ = tritt auf jeden Fall ein; ist nur eine Frage der Zeit. A. d. Übers.]

In der Tat sind die Risiken für unsere Energiesicherheit sowie für Belastbarkeit und Zuverlässigkeit [der Stromversorgung] offensichtlich. Aber das größere und unmittelbarere Problem ist die regressive Natur, die Verbraucher dazu zwingt, Elektrizität anstelle von Energiequellen wie Erdgas und Propan zu nutzen, die für ein Viertel oder die Hälfte [des Preises] der Energie verkauft werden, die Verbraucher aus dem Stromnetz beziehen können.

Letztes Jahr habe ich einen Bericht für die Foundation for Research on Equal Opportunity [etwa: Forschungs-Fonds für die Chancengleichheit] veröffentlicht, der sich mit den in Dutzenden von Gemeinden in Kalifornien umgesetzten Erdgasverboten befasste. Nach Angaben des Sierra Club haben inzwischen 42 kalifornische Gemeinden Verbote verhängt. Auf seiner Website behauptet der Club, die größte Umweltgruppe Amerikas, dass Häuser ohne Gasverbrauch „ein Gewinn für unser Klima, unsere Gesundheit und unsere Sicherheit“ sind. Im Januar veröffentlichte die Stadt Denver einen Plan, der vorsieht, Erdgasanschlüsse in Neubauten bis 2027 zu verbieten. Im Februar erließ die Stadt Seattle ein Gesetz, das die Verwendung von Erdgas in neuen Geschäftsgebäuden und großen Mehrfamilienhäusern verbietet. In Massachusetts haben sich etwa ein Dutzend Städte mit dem Rocky Mountain Institute zusammengetan, das kürzlich eine 10-Millionen-Dollar-Förderung vom Bezos Earth Fund erhalten hat, um für das Recht auf ein Verbot der Verwendung von Erdgas in Wohn- und Gewerbegebäuden einzutreten.

Das Verbot von Erdgas zwingt die Verbraucher, teureren Strom zu verwenden, um ihre Häuser zu heizen, ihr Essen zu kochen und das Wasser zu erhitzen, das sie zum Waschen ihrer Kleidung und ihres Geschirrs benötigen. Die Befürworter der Elektrifizierung von allem, einschließlich des Natural Resources Defense Council, das 100 Millionen Dollar vom Bezos Earth Fund erhalten hat, ziehen es vor, ihre Bemühungen „nützliche Elektrifizierung“ zu nennen. Der korrektere Begriff ist aber „Zwangselektrifizierung“, weil sie die Energiekosten für Verbraucher mit niedrigem und mittlerem Einkommen erhöhen wird.

Die Erhöhung der Energiekosten in Staaten wie Kalifornien mit einer der höchsten Armutsraten des Landes ist nicht zu rechtfertigen. Wenn man die Lebenshaltungskosten berücksichtigt, leben 18,1 % der Einwohner des Staates in Armut. Wenn man nun die armen Kalifornier zwingt, Strom statt des günstigeren Erdgases zu nutzen, erhöht man deren Energiekosten und verschlimmert die Armut.

Trotz dieser Fakten werden Verbote für Erdgas von einigen der profiliertesten Klimaaktivisten Amerikas bejubelt. Im Januar veröffentlichte Bill McKibben, der Gründer von 350.org, einen Artikel im New Yorker, in dem er sagte, wenn es eine „grundlegende Faustregel für den Umgang mit der Klimakrise gibt, dann wäre es: aufhören, Dinge zu verbrennen“, einschließlich Erdgas. McKibben sagt, wir sollten unseren Energiebedarf auf Solar- und Windenergie umstellen. Ebenfalls im Januar erklärte Bürgermeister Bill de Blasio, dass New York City „vollständig auf fossile Brennstoffe verzichten“ und „bis zum Ende dieses Jahrzehnts den Anschluss fossiler Brennstoffe in der Stadt verbieten wird.“

Im März erklärte Peter Iwanowicz, Exekutivdirektor der Environmental Advocates of New York [so etwas Ähnliches wie die DUH bei uns! A. d. Übers.], dass die Politik aufhören sollte, sich mit alternativen Brennstoffen wie erneuerbarem Erdgas zu befassen, weil sie „von der grundlegenden Aufgabe ablenken, die New Yorker dazu zu bringen, mit dem Verbrennen aufzuhören.“

Ich bin für Elektrizität. Aber die Auffassung, dass wir Menschen im Namen des Klimawandels „aufhören sollten, Dinge zu verbrennen“, ignoriert die Notwendigkeit von Energiesicherheit, Widerstandsfähigkeit und grundlegender Fairness. In den letzten fünf Jahren bin ich nach Indien, Island, Libanon, Puerto Rico, Colorado und New York gereist, um die Welt durch die Linse der Elektrizität zu betrachten. Vor kurzem habe ich ein Buch veröffentlicht (A Question of Power: Electricity and the Wealth of Nations) und zusammen mit meinem Kollegen Tyson Culver einen Dokumentarfilm produziert (Juice: How Electricity Explains the World), der die Elektrizität in den Mittelpunkt stellt. Das Buch und der Film zeigen, dass wir viele Terawatt an neuen Erzeugungskapazitäten brauchen, um die 3 Milliarden Menschen auf der Welt, die heute in Energiearmut leben, aus der Dunkelheit in das helle Licht der Moderne zu bringen.

Kurzum: Die Menschen auf der Welt brauchen mehr Strom. Sehr viel mehr. Aber die Blackouts in Texas haben bewiesen, dass wir vielfältige und widerstandsfähige Energienetze brauchen, die auch bei extremen Wetterereignissen riesige Mengen an Energie liefern können. Der Versuch, alles zu elektrifizieren, ist ein Rezept für mehr Ungleichheit und weniger Energiesicherheit und Widerstandsfähigkeit.

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Robert Bryce is the host of the Power Hungry Podcast. An author and journalist, Bryce has been writing about energy, politics, and the environment for more than 30 years.

Link: http://icecap.us/index.php/go/new-and-cool

Übersetzt von Chris Frey EIKE

 

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