Sie erzählen, die Armen hätten am meisten zu leiden unter dem Klimawandel. Und sie glauben das auch, weil sie der Überzeugung sind, dass die Armen in 50 oder 100 Jahren immer noch genauso arm sein werden wie heute und nicht wie wir ein von allem Unbill des Wetters geschütztes Leben führen können. Und sie sind deshalb davon überzeugt, weil sie sich nichts Schlimmeres vorstellen können, als dass all die Chinesen und Afrikaner unser Wohlstandsniveau erreichten. Weil dadurch doch ganz bestimmt der Planet ruiniert würde.

Fehlinformation über die Waldbrände

Nicht Klimawandel, sondern „Klimaschutz“ führt schon heute zu regionalen Katastrophen. Maßnahmen zum Küstenschutz oder zur Brandprävention werden unterlassen, da man ja hinterher bequem den Klimawandel dafür verantwortlich machen kann. Ein gutes Beispiel sind die Brände, die 2019 ein großes Thema waren. Alexander Held, Forstwissenschaftler vom European Forest Institute mit Schwerpunkt Waldbrandmanagement, sieht die Ursache klar bei Defiziten im Brandmanagement.

Er verweist darauf, dass es seit den 1980er Jahren deutliche Hinweise und Warnungen aus den australischen Forstbehörden gegeben hat, weil die verfügbare Vegetation als Brennmaterial für einen Waldbrand oder einen Vegetationsbrand Ausmaße angenommen hätten, die, „wenn sie denn brennen, Klimawandel hin oder her, so viel Energie freisetzen, dass sie nicht zu bekämpfen sind. Diese Feuer“, so Held, „die wir jetzt sehen, haben vor 20 Jahren begonnen zu brennen, im übertragenen Sinne, weil man zu wenig investiert hat in die Prävention und in das Landmanagement und in die Forstwirtschaft, um die Brandlast so weit zu verringern, dass auch unter extremen Wetterbedingungen die Feuer nicht so intensiv werden können.“

Die Australier wissen genau, wie man durch kontrolliertes Abbrennen dafür sorgt, dass keine großen Feuer entstehen können, und haben das früher auch so praktiziert. Dass man es nicht mehr tut, hat offenbar vor allem (umwelt)politische Gründe. Das Gleiche gilt grundsätzlich für die Brände in Kalifornien, wo die Hollywood-Stars natürlich nur eine Ursache kennen: die Klimakatastrophe. Wer angesichts der Brände in Sibirien, Kalifornien, Brasilien oder Australien laut nach mehr Klimaschutz (durch CO2-Reduktion) ruft, ist mit schuld daran, dass wegen Missachtung der wahren Ursachen auch in Zukunft große Brandkatastrophen passieren werden. (1)

„Klimaschutz“ führt schon heute zu regionalen Katastrophen“

„Schon heute sind mehr als 800 Millionen Menschen unterernährt“, lesen wir in der Zeit in einem Artikel, der uns unter der Überschrift „Kinder, macht Euch auf was gefasst“ auf die vielfältigen Schrecken des Klimawandels hinweisen möchte. Was soll das bedeuten? Dass die Temperatur erst um ein Grad gestiegen ist und schon hungern 800 Millionen Menschen? Tatsächlich ist die Zahl der hungernden Menschen in den letzten Jahrzehnten massiv gesunken. 1970 waren rund 35 Prozent der Menschen in Entwicklungsländern unterernährt, heute sind es noch knapp 13 Prozent.

Und die, die unterernährt sind, sind dies nicht wegen des Klimawandels und noch nicht einmal wegen eines Mangels an Nahrungsmitteln, sondern weil sie zu arm sind, sich diese zu kaufen. Das ist ein Missstand, den das marktschreierische Warnen vor dem Klimawandel verschleiert und letztlich befördert, weil im Namen des Klimas Wachstum in armen Ländern gebremst wird und damit Armut und Hunger erhalten werden. Über fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr. Sehr wenige davon an den Folgen des Klimawandels. Aber rund 800.000 an Lungenentzündung, über 500.000 an Durchfallerkrankungen, 350.000 an Malaria (siehe hier).

Klimawandel wird inzwischen für alle Probleme dieser Welt verantwortlich gemacht. Im Umkehrschluss wird suggeriert, alle Probleme dieser Welt könnten durch „Klimaschutz“ gelöst werden. Das ist leider überhaupt nicht der Fall. Die Konzentration auf den „Klimaschutz“ verhindert Fortschritte in vielen, sehr viel relevanteren Bereichen: Armut, Seuchen, ja sogar Überflutungen, Waldbrände und so weiter.

Eine Frage der Wissenschaft?

Die neue Klimabewegung frappiert mit der beständig wiederholten Aussage, dass sie selbst nichts zum Thema beizutragen habe und nur eines fordere, nämlich, der Wissenschaft zu folgen:

„Unite behind the Science!“

DIE Wissenschaft produziert aber jährlich viele tausende Arbeiten zu den verschiedensten Aspekten rund ums Klima. Die IPCC-Datenbank umfasst 31 Klimamodelle mit 1.184 Szenarien. Wenn alles geklärt ist, wozu dann diese emsig betriebene, ständig wachsende Forschung? Von all der Forschung nehmen die Aktivisten nur einen verschwindend geringen Ausschnitt zur Kenntnis. Und was sie zur Kenntnis nehmen, stammt vorwiegend von Wissenschaftlern, die sich selbst als Aktivisten betrachten. Das Gleiche gilt für die Medien.

Einer der wenigen, der diese Zustände in der öffentlichen Meinungsbildung kritisiert, ist der Geologe Axel Bojanowski, seit Kurzem Chefredakteur von „Bild der Wissenschaft“ und „Natur“, davor lange Jahre beim Spiegel. Als im November 2019 11.000 Wissenschaftler vor einem „Klimanotstand“ warnten, bezeichnete er dies als „wissenschaftlichen Tiefpunkt“ und konstatierte in Hinblick auf die unkritische bis begeisterte Verbreitung der Warnung durch den Großteil der Medien:

„Dass es viele Umweltwissenschaftler derzeit zu Appellen drängt, mag angesichts des Klimawandels verständlich erscheinen. Uneigennützigkeit braucht dennoch nicht unterstellt werden: Wahrnehmung ist auch in der Forschung die wichtigste Währung – und Politisierung des eigenen Wissens hilft, relevant zu werden. Diese Versuchung ist menschlich, dass ihr aber sogenannte Qualitätsmedien unkritisch nachgeben wie bei der Warnung der 11.000, spottet ihrer Kontrollfunktion.“

An anderer Stelle beklagt er zu recht:

„Bei komplexen Themen (zum Beispiel auch Naher Osten, Finanzkrise und so weiter) konsultieren Journalisten bewährte Experten/Quellen – in Deutschland werden zum Thema Klima meist dieselben vier Experten befragt, tausende andere ignoriert – die meisten Facetten des Themas bleiben außen vor.“

Und weiter:

„Die überwältigende Mehrheit der Professoren, rund 96 Prozent, erhält so gut wie keine Medienaufmerksamkeit. Ihre Abwesenheit sorgt für Verzerrung, denn in die Öffentlichkeit drängen nicht unbedingt jene Gelehrten mit ausgleichendem Gemüt. Vielmehr sind es oft Forscher mit Sendungsbewusstsein oder Karriereinstinkt, die mit starken Thesen den Opportunismus der Journalisten füttern. Diese ‚Media Scientists‘, man könnte sie auch ‚Spin-Doktoren‘ nennen, sind die heimlichen Herrscher der Klimadebatte. Ihre Autorität ziehen sie aus ihrem Status als Wissenschaftler, der ihren Thesen Glaubwürdigkeit sichert. Weil auch Wissenschaftler aber weder interessenlos noch fehlerlos sind, gelangt über die Media Scientists nicht selten ein Spin in die Massenmedien, der den Stand der Wissenschaft verzerrt.“

Ideal der wissenschaftlichen Neutralität nimmt ab

Die Situation in den Redaktionen sehe so aus:

„Journalisten geraten unter Druck – in Deutschland, der Schweiz und Österreich vor allem von einer Seite: Wer den Verdacht auslöst, Risiken des Klimawandels relativieren zu wollen, zieht Kritik auf sich; mancher findet sich gar als namentlich genannter Klimawandelskeptiker in einer Broschüre des Bundesumweltministeriums wieder. Wer hingegen Unsicherheiten der Forschungsergebnisse ignoriert, hat nichts zu befürchten, Protestpost in dieser Hinsicht gilt in Redaktionen meist als reputationsfördernd. Kritische Journalisten hingegen müssen Internetpranger, Online-Petitionen für ihre Entlassung und Beschwerden bei Chefredaktionen über sich ergehen lassen. Einige haben sich deshalb vom Klimathema abgewandt, anderen wurde von Redaktionen das Vertrauen entzogen, sodass sich die Berichterstattung übers Klima zunehmend homogenisiert.“

Zur Dominanz der Media Scientists kommt hinzu, dass insbesondere jüngere Forscher sich immer weniger am Ideal der wissenschaftlichen Neutralität orientieren. In einer Umfrage wurden junge Klimawissenschaftler beziehungsweise Umweltforscher an zwei europäischen und einer chinesischen Einrichtung befragt, was sie für die Hauptaufgabe der Klimawissenschaft halten. Die Europäer sahen diese mehrheitlich in „motivating people to act on climate change“, also der Mobilisierung der Öffentlichkeit. An der chinesischen Universität wurde prioritär der Aspekt „defining the climate problems and attributing causes of climate change“ benannt.

Die Klimaforscherin Judith Curry weist darauf hin, dass die Forschung von Anfang an von der Politik getrieben wurde. Sie schreibt:

„Der Klimavertrag von 1992 wurde von 190 Ländern unterzeichnet, bevor das Gros der wissenschaftlichen Erkenntnisse darauf hindeutete, dass überhaupt ein erkennbarer menschlicher Einfluss auf das globale Klima zu beobachten war. Das Kyoto-Protokoll von 1997 wurde umgesetzt, bevor wir einigermaßen sicher sagen konnten, dass der Großteil der jüngsten Erwärmung durch den Menschen verursacht wurde. Der politische Druck auf die Wissenschaftler, Ergebnisse vorzulegen, die diese Verträge stützen, ist enorm. Das hat zu einem Bestreben geführt, einen wissenschaftlichen Konsens über die Gefahren des menschgemachten Klimawandels zu fabrizieren.“

Null-Toleranz-Politik gegenüber „Klimaleugnern und Skeptikern“

Ein extremes Beispiel des Kampfes für Konformität bietet die hauptsächlich von Universitäten finanzierte Online-Plattform „The Conversation“, auf der Wissenschaftler in kurzen Artikeln allgemeinverständlich über ihre Forschung berichten. Am 17.09.2019 hat der Chefredakteur und Geschäftsführer der Seite mitgeteilt, dass ab sofort auch in den Kommentarspalten keine Beiträge von „Klimaleugnern“ mehr toleriert werden. Er schreibt:

„Die Leugner des Klimawandels und diejenigen, die schamlos Pseudowissenschaft und Fehlinformationen verbreiten, tragen zum Fortbestehen von Ideen bei, die letztendlich den Planeten zerstören werden.“

Deshalb werde man eine Null-Toleranz-Politik gegenüber „Klimaleugnern und Skeptikern“ einführen, Kommentare löschen und die Zugänge der Autoren sperren. Alle Leser werden aufgerufen, zu helfen. Wer eine Fehlinformation entdecke, solle nicht darauf antworten, sondern sie sofort melden.

Trotz aller Bekundungen, die Wissenschaft sei sich einig, und trotz aller hysterischer Abwehr jeder Kritik an den Katastrophenszenarien, können wir heute nur sagen, dass zwar hohe Einigkeit herrscht, dass wir das Klima erwärmen, dass aber keineswegs Einigkeit herrscht, wie schnell dies geschieht, wie schlimm das ist und was man am besten dagegen tun sollte. Die größten Fehlwahrnehmungen dabei, sind die Idee, wir würden bald an Klimawandel sterben („I’m part of Extinction Rebellion because the generation before me will die of old age but my generation will die of climate change“ (2)), die Idee, man könne die Welt auf Basis von Wind- und Sonnenenergie betreiben, die Idee, Lebensstiländerungen könnten auf die Klimaentwicklung einen nichtvernachlässigbaren Einfluss haben, und der Glaube, der Mensch könnte oder sollte nicht die Fähigkeit entwickeln, das Klima gezielt zu beeinflussen.

Den Wandel gestalten

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Welt bis zum Ende des Jahrhunderts einen weiteren Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter und der Temperatur um ein bis zwei Grad Celsius oder mehr erlebt. Statt weiter den Weltuntergang zu beschwören, der auch diesmal nicht kommen wird, sollten wir in den nächsten Jahrzehnten die notwendigen Technologien zur CO2-freien Erzeugung beliebiger Mengen von Energie, für eine hoch effiziente und anpassungsfähige Landwirtschaft und zur gezielten Beeinflussung des Klimas weiterentwickeln. Generell sollten wir die Technologien zur Naturbeherrschung so weit entwickeln, dass wir mit jeder Situation umgehen können. Es geht nicht nur um die Abwehr der Erwärmung. Es geht auch darum, größtmögliche Gestaltungsmöglichkeiten für das Klima zu entwickeln.

Die aktuellen Klimarettungsinszenierungen präsentieren sich als Kombination aus Katastrophenbeschwörung und utopischer Hoffnung auf Erlösung durch die sanften Gewalten von Wind, Sonne, Elektroautos und Veggie-Burger. Wir müssen weg von solchen Inszenierungen und dem sie begleitenden Virtue Signalling, hin zu einer von ernsthaftem Wollen und Forschen getragenen Gestaltung der Welt. Unser Ziel sollte es sein, zehn Milliarden Menschen ein Leben in dem Wohlstand zu ermöglichen, wie ihn heute die westliche Mittelschicht genießt. Dafür wird der Energieverbrauch trotz weiterer Effizienzgewinne zweifellos noch deutlich steigen müssen.

Die aktuelle Klimaschutzbewegung scheint durch zwei Gefühle charakterisiert: das durch Scheinheiligkeit erkaufte wohlige Gefühl der moralischen Überlegenheit eines Prince Harry oder Leonardo di Caprio und die ruhmvolle Verzweiflung einer Greta Thunberg. Beide Phänomene sind in vielen Schattierungen weit verbreitet, aber nicht befriedigend. Beschäftigt man sich rational mit der Herausforderung Klimawandel, kann ein drittes Gefühl die Oberhand gewinnen: Zuversicht. Der Kolumnist Harald Martenstein hat es in einfache Worte gefasst:

„Wir haben es geschafft, zum Mond zu fliegen und die Pest zu besiegen, wir schaffen auch den Sieg über das Kohlendioxid, auf die gleiche Weise.“

Dies ist ein Auzug aus dem Buch: „Schluss mit der Klimakrise: Problemlösung statt Katastrophenbeschwörung“ von Thilo Spahl (Hrsg.), 2020, Edition Novo: Frankfurt/Main, hier bestellbar.

Zuerst erschienen bei Novo Argumente und der Achse des Guten.

(Teil 1 finden Sie hier. Teil 2 finden Sie hier. Teil 3 finden Sie hier.)

Weitere Quellen

(1) Weltweit haben Feuer flächenmäßig übrigens von 1998 bis 2015 um 24 Prozent abgenommen. Siehe: „Researchers Detect a Global Drop in Fires“, NASA Earth Observatory online, 30.06.2017.

(2) Video-Clip, zit. n. Paul Dawson, Twitter, 17.11.2019.

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