Wenn es nach der Presse geht, sollen die Deutschen gefälligst vor den richtigen Dingen Angst haben. Corona-Angst ist richtig, bitte zittern und kuschen, nur nicht demonstrieren. Der Klima-Tod ist nah, bitte zittern und zahlen, auch für die Luft zum Ausatmen. Der Atomtod durch den GAU kommt gewiss, bitte zittern und stromlos frieren, passt ja auch gut zusammen. Der Feinstaub bringt 400.000 EU-Bürger um, bitte zittern und zu Fuß gehen, neues Diesel-Auto verschrotten, Nitrat wird uns alle vergiften, bitte zittern und Grenzwerte auf unmöglich erreichbar setzen. Die Liste ist beliebig verlängerbar. Angst ist seit Jahren das Mittel der Wahl, wenn es um Politik geht.

Dann aber gibt es reale Gefahren, da wird entwarnt und verharmlost, was das Zeug hält. Die Energiewende in ihrem Lauf, halten weder Corona noch die Wirtschaftskrise auf, schon gar kein Blackout.

Im weiteren Lauf der Energiewende ist die Stromversorgung ohne Blackout ungefähr genauso sicher, wie es beim seligen Norbert Blüm die Rente war und beim unseligen Peter Altmaier die Arbeitsplätze nach Corona-Lockdowns sind. Und vielleicht genau so glaubwürdig, wie Angela Merkels: „Niemand wird gezwungen werden, sich impfen zu lassen“. Es hatte ja auch niemand die Absicht, eine Mauer zu bauen, schon gar nicht Walter Ulbricht.

Von DPA inspiriert, titelt n-tv: „Keine Angst vorm Blackout – gut gerüstet für den Stromausfall“. Ein Bild mit einer Familie, gemütlich beim Kerzenschein mit Hund und Kind sitzend, illustriert die Verharmlosung der Blackout-Gefahr perfekt. Dann wird eine Statistik bemüht: „Statistisch gesehen ist bei uns jeder Stromkunde jährlich nur 14 Minuten vom Stromnetz getrennt.“ Tja, liebe NTV-Journalisten, statistisch gesehen können die Erneuerbaren Energien schon bald den Strombedarf decken. Wozu brauchen wir dann eigentlich noch die ganzen blöden Kraftwerke? Und relativiert der Autor die eigene Verharmlosung: „Längere Stromausfälle sind in Deutschland zwar sehr selten, aber nicht völlig ausgeschlossen. Mit etwas Vorbereitung ist man für diesen Ernstfall gerüstet.

Wie sieht diese Vorbereitung nach der Vorstellung des n-tv-Schreibers aus? Der „Experte“ rät bei einem Stromausfall vor allem: „Ruhe bewahren! Man sollte unbedingt Taschenlampen, Kerzen und Feuerzeuge in der Wohnung haben, ebenso ein batteriebetriebenes Radio und genügend Ersatzbatterien. Und man muss wissen, wo diese Dinge im Ernstfall griffbereit sind. Auch ein Smartphone und eine aufgeladene Powerbank sind wichtig“. Na, wenn’s weiter nichts ist. Tun es vielleicht Streichhölzer statt des Feuerzeugs?

Der sogenannte Blackout

Doch dann treibt den Autor die Sorge um den Inhalt des Gefrierschrankes um. Daher wird bei n-tv aus dem Blackout schnell mal ein „sogenannter Blackout“, so wie einst aus der DDR eine „sogenannte DDR“ wurde.

„Die Inhalte von Kühlschränken und Gefriertruhen scheinen besonders anfällig für die Folgen eines sogenannten Blackouts zu sein. Bei modernen Geräten müssen die Auswirkungen eines Netzausfalls kurzfristig aber keine größeren Schäden verursachen, beruhigt Ellen Großhans vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): „Je nach Energie-Effizienzklasse verfügen Kühl- und Gefriergeräte über eine eingebaute Kältedämmung, die beim Ausfall der Energieversorgung den Temperaturanstieg im Inneren verlangsamt.“ Wenn dann Türen und Deckel möglichst geschlossen bleiben, überstehen selbst empfindliche Lebensmittel mehrere Stunden ohne Strom unbeschadet“. 

Und wenn es dann doch ein bisschen länger dauert mit dem Blackout, hat man immer noch die „Katastrophenschutz-Expertin Julia Höller vom Bundesamt für Katastrophenschutz“ vorrätig, die eine längere Störung der Energieversorgung „grundsätzlich für plausibel“ hält:

In diesem Fall würden in Häusern und Wohnungen alle elektrisch betriebenen Geräte wie Lampen, Heizung, Kühlschrank und Kommunikationsgeräte dauerhaft ausfallen. Ampeln und Straßenbahnen funktionieren dann nicht, auch wird man nicht wie gewohnt einkaufen können.“ 

Soso, die Straßenbahn fährt nicht mehr? Man kann nicht einkaufen?

Kein Wort vom kompletten Zusammenbruch der gesamten Gesellschaft, vom Zusammenbruch der Verkehrs- und Handelsstrukturen, von Bränden, die nicht mehr gelöscht werden können, vom Kommunikationsnetz, das zusammenbricht, kein Wort vom Zusammenbruch des Gesundheitswesens. Kein Wort vom Zusammenbruch der inneren Ordnung und von marodierenden Banden.

Alles paletti, wenn „Haushalte darauf vorbereitet sind, bis zu zehn Tage lang ohne fremde Hilfe auszukommen“, sagt Höller. Das BBK empfiehlt einen ausreichend großen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln, Getränken sowie Hygiene- und Gebrauchsgegenständen, ebenso genügend Bargeld. Je nach Lebenssituation sollten auch genug Babynahrung, dringend benötigte Medikamente und Futter für die Haustiere sicher gelagert sein. Gerade im Winter dürfen auch warme Kleidung und ausreichend Decken nicht fehlen, da mit dem Strom auch die Heizung ausfällt.

Die Krux mit dem „bis zu…“

Immer wenn jemand einen Satz mit „bis zu…“ sagt, werde ich misstrauisch. Das jüdische Sprichwort sagt: Alles vor dem „aber“ ist eine Lüge. Ich sage: Alles nach dem „bis zu“ ist eine Lüge.

Die Kosmetikfirma meint, dass ihre Gesichtscreme Falten bis zu 87 Prozent beseitigt? Der Autoverkäufer meint, das sein Elektroauto eine Reichweite von bis zu 500 km hat? Spahn sagt, dass „bis zu 40 Prozent der Deutschen zur Corona Risikogruppe gehören“?  Die Grünen sagen, „dass eine Vollversorgung des Strombedarfs bis zum Jahre 2030 möglich ist“? Alles nach dem „bis zu“ ist eine freche Lüge.

Beim Blackout braucht die Familie nur ein paar Vorräte, um „bis zu“ 10 Tagen ohne fremde Hilfe auszukommen? Bis zu 10 Tagen, wenn nicht geheizt werden kann, wenn das Klo nicht mehr funktioniert, kein Wasser mehr läuft, die Oma nicht zur Dialyse fahren kann und das Fläschchen fürs Baby nicht mehr warm gemacht werden kann? Und wo lagert die Familie dauerhaft Vorräte für „bis zu“ 10 Tage? Und wie schafft sie die Logistik des ständigen Umwälzens der Vorräte?

Ich versuche mir gerade vorzustellen, was bei einem „sogenannten“ Blackout in Corona-Zeiten passieren würde. Aber leider ist die Flasche Pastis leer, also lasse ich es lieber. Vielleicht ein anderes Mal.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

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