Die jahreszeitliche Erwärmung in Deutschland lang- und kurzfristig
Langfristig erwärmten sich alle Jahreszeiten in Deutschland. Am stärksten war davon der Winter betroffen. DWD-Werte sind erst ab 1881 verfügbar; doch kommt man mit der Zeitreihe nach BAUR bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, was für die weiteren Betrachtungen in diesem Beitrag noch wichtig sein wird. Betrachtet man jedoch nur den Zeitraum ab 1988 (damals setzte eine markante Erwärmung ein), so zeigt sich ein anderes Bild:
Stark zunehmende Sonnenscheindauer
Im Sommer wirkt die Sonnenscheindauer am stärksten erwärmend. Sie nahm aus verschiedensten Gründen (Luftreinhaltemaßnahmen, AMO und geänderte Großwetterlagenhäufigkeiten, Austrocknung der Landschaft durch Bebauung, Windenergienutzung, Versiegelung und Melioration) in den letzten Jahrzehnten auffallend stark zu; drei Beispiele sollen das illustrieren:
Doch wie viel Sonnenstunden sind in einem deutschen Sommer überhaupt möglich? Astronomisch wären das etwa knappe 1400 Stunden – im Norden, wo die Sonne in dieser Jahreszeit länger scheint, mehr als im Süden. Aber dabei dürfte kein Wölkchen und keinerlei Dunst bei Sonnenauf- und –untergang vorhanden sein – ein äußerst unrealistisches Szenario. Der Rekordsommer 2003 erreichte etwa 57% der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer. Denkbar wären (vielleicht) in ganz seltenen Fällen 850 bis 900 Stunden – schon die Marke von 1000 Stunden erscheint unrealistisch, denn die Luftreinhaltemaßnahmen sind ausgereizt – wir atmen heuer schon die sauberste Luft seit über einhundert Jahren. Und Wolken wird es in gewissem Umfang immer geben – kurzum, eine erhebliche, weitere sommerliche Erwärmung durch die Sonnenscheindauer wird es kaum noch geben können.
Wann endet die aktuelle AMO-Warmphase?
Die AMO (Atlantische Multidekaden-Oszillation; engl. atlantic multidecadal oscillation) ist die Bezeichnung für eine zyklisch auftretende Zirkulationsschwankung der Ozeanströmungen im Nordatlantik. Sie bringt eine Veränderung der Meeresoberflächentemperaturen des gesamten nordatlantischen Beckens mit sich, wodurch Einflüsse auf die Atmosphäre und die Großwetterlagen entstehen. Im April und von Juni bis November beeinflusst die AMO die Lufttemperaturen in West- und Mitteleuropa positiv; ein hoher AMO-Index geht mit tendenziell höheren Lufttemperaturen und im Sommer auch einer höheren Sonnenscheindauer einher; siehe Abb. 2. Die AMO-Werte liegen beim Amerikanischen Wetterdienst (NOAA) seit 1856 vor; die sommerliche Relation zu den Deutschland-Temperaturen stellt sich folgendermaßen dar:
Die zwei markanten AMO-Warmphasen zur Mitte des 20. Jh. und gegenwärtig lassen einen zyklischen, etwa 50ig- bis 80ig- jährigen Zyklus zwar vermuten (danach stünde das Ende der aktuellen Warmphase unmittelbar bevor), doch reichen die Aufzeichnungen nicht weit genug zurück, um das zu verifizieren. Könnte hierbei vielleicht die bis ins Jahr 1659 zurückreichende Temperaturreihe von Zentralengland weiterhelfen (dort ist der sommerliche AMO-Zusammenhang noch etwas enger als in Deutschland)? Das markante „Wellenmuster“ der Sommertemperaturen (Abb. 5) müsste sich dann ja auch in früheren Jahrhunderten zeigen – tatsächlich sieht das Ergebnis aber so aus:
Folglich kann eine für Langfristvorhersagen brauchbare AMO-Rhythmik nicht zwangsläufig abgeleitet werden – man kann das baldige Ende der aktuellen AMO-Warmphase nur vermuten. Sollte sie enden, wäre das Ende der warmen Sommer in Deutschland besiegelt.
Sommerwarme Großwetterlagen
Die merkliche Häufigkeitszunahme warmer Süd- und Südwestwetterlagen und sehr sonniger Hochdrucklagen auf Kosten kühler, wolkenreicher West-, Nordwest- und Nordlagen trug erheblich zur sommerlichen Erwärmung in Deutschland bei:
Auch hier gilt jedoch: Eine weitere, wesentliche Häufung ist kaum noch möglich – jeder Sommer hat ja nur 92 Tage, und in den Hitzesommern 1947 und 1983 waren mit 63 und 64 Tagen schon gut zwei Drittel dieser maximalen, wohl nur theoretisch möglichen Anzahl erreicht.
Kühle Julitage 2020 – Sommerfrische statt Sommerhitze
Wie nach der „Siebenschläfer-Regel“ zu erwarten war, verliefen die folgenden Sommerwochen durchwachsen und nur mäßig warm. Dabei gab es neben warmen auch eine ganze Reihe empfindlich kühler Tage bei westlicher bis nordwestlicher Anströmung. Die Kaltluftzufuhr war dabei nicht einmal besonders intensiv und eher unspektakulär:
An diesem 11. Juli erreichten die Höchstwerte in Norddeutschland trotz einiger Sonnenstunden meist nur kühle 17 bis 21 Grad, und die folgende Sommernacht erinnerte schon an den September:
Aus diesem aktuellen Beispiel ergeben sich zwei Schlussfolgerungen. Erstens ist eine „Erwärmungswirkung“ des Kohlendioxids (CO2) nicht erkennbar – schwacher Wind und klarer Himmel in einer relativ trockenen Subpolarluft reichen schon mitten im Hochsommer zur Abkühlung auf herbstliche Werte aus. Und zweitens wird klar, was bei einer Häufung derartiger Wetterlagen passieren würde – kühlere Sommer wären die Folge.
Der Wärmeinsel-Effekt
Über Wärmeinsel-Effekte haben KOWATSCH/KÄMPFE in den vergangenen Jahren hier bei EIKE schon reichlich berichtet; sie trugen und tragen zur sommerlichen Erwärmung bei. Folgendes Beispiel, welches allerdings nur den städtischen Wärmeinseleffekt („Urban Heat Island Effect“ UHI) zeigt, veranschaulicht das:
Zwar werden in Deutschland trotz aller Absichtserklärungen noch immer etwa 60 Hektar pro Tag in Gewerbe-, Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt; neuerdings tragen auch Wind- und Solarenergienutzung in der freien Landschaft stark zu dieser Erwärmungswirkung bei. Trotzdem wird auch der WI-Effekt keine unendliche Aufheizung Deutschlands verursachen, denn er erzeugt, wie viele andere Faktoren auch, bei gleichbleibender Zunahme eine immer geringere Erwärmungswirkung:
Wie warm könnte ein Extremsommer im Deutschland-Mittel höchstens werden?
Der die 20-Grad-Marke knapp verfehlende Sommer 2003 hat die Messlatte sehr hoch gelegt. Wenn, was allerdings sehr, sehr selten auftreten dürfte, rund 900 Sonnenstunden mit über 70 Tagen stark erwärmend wirkender Großwetterlagen zusammenfallen, wären (vielleicht) um 21 bis knapp 22°C denkbar – sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Deutlich plausibler, wenn auch nicht sicher vorhersagbar, ist eher eine Stagnation oder gar eine mehr oder weniger deutliche sommerliche Abkühlung in naher Zukunft.
Aber im Ernst: Auch vor diesem Hintergrund halte ich es für sehr hilfreich, wie Herr Kämpfe die Lage bei der Sonnenscheindauer einschätzt – und zwar ganz ohne Computer-Alarmspiele!
Wie kann man sich nur so selbst belügen um die Mär vom Klimawandel durch CO2 öffentlich rechtlich medial hochzuhalten.
Und zu trocken ist es nicht, denn der Mais roll seine Blätter nicht!
Es ist einfach zu kalt – bisher diesen Sommer!
Ich tu`es nicht!
da fällt mir der Spruch „von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“ ein. In der verblichenen DDR mussten wir alles so wie in der siegreichen Sowjetunion machen, auch „die Wurst am Stiel“ (Mais) gehörte dazu. Man übersah, dass das DDR-Klima kälter als in der südlichen Sowjetumion war – der Mais wurde nie reif und konnte bloß als Grün- und Silagefutter genutzt werden. Heuer wollen wir grüner als grün sein und bauen Unmassen umweltschädlichen Mais für „Bio-Gas“ an – von der DDR lernen, heißt siegen lernen… .
Die Geschichte mit dem *Mais, die Wurscht am Stengel*, hat m.M. nach einen anderen Hintergrund: Chruschtschow, bäuerlicher Herkunft, hatte 1959 eine zweiwöchige USA- Besuchsreise gemacht, u.a. auch US- Farmen besucht. Dort hat er erstens die Maiswirtschaft gesehen und zweitens die sog. *Offenställe* für Rinder. Dahinter standen dann Milchleistungen, die man nur träumen konnte. (zu der Zeit hatten die Kühe meiner Großmutter 1800 Liter/jahr, 2200 die Beste.)
Zuhause hat er ebendieses propagiert.
Was in bestimmten Gefilden der SU rein klimatisch noch gut funktionierte, wurde in der DDR zwar schon schwieriger, aber der Hauptgrund, warum es nicht funktionierte, war erstens die komplette Ablehnung, ja Boykottierung dieses *russischen Unfugs* (immerhin stand die DDR- LW gerade im Umbruch zur *Kollektivierung*, gegen die es massive Widerstände gab) und zweitens die Unkenntnis des gesamten technologischen Prozesses, bzw. dessen Feinheiten. Die Genossen konnten ja schlecht sagen: „Schaut mal in die USA, wie die das machen! Von dort haben wir es das abgekuckt!“ Ich persönlich nehme an, die haben das auch gar nicht gewusst, dass das eigentlich aus den USA kam.
Man hat auf Körnermais- Sorten gesetzt und als die nicht reif wurden und die Pflanzen nach dem ersten Frost braun waren, hat man geschimpft wie ein Rohrspatz und den Mais untergepflügt. Das Silieren von nahezu trockenem Siliergut war nicht üblich, die dazu nötigen technischen Voraussetzungen nicht vorhanden.
In den Offenställen erfrohren die Kühe sich die Zitzen, weil erstens wirklich alles offen war und auch bei exteremen Wetterlagen blieb, auch war die Ernährungslage diesen Haltungsbedingungen nicht angemessen.
Heute haben wir Offenställe (*die Kuh ist wie ein Hochleistungsmotor! Der braucht Luft wie aus dem Turbolader!* O-ton unseres Agrarchefs), die bei Bedarf mit Jalousien geschützt werden können.
Wir haben den Mais, der geziehlt dem ersten Frost ausgesetzt wird, um die Feuchte des Siliergutes zu reduzieren, wir haben die Häcksel- und Siliertechnik…
Und wir haben Milchleistungen von über 10500 Liter pro Kuh im Stalldurchschnitt (bei mir im Ort; 350-er Stall).
Der Russen- Mist, eigentlich Ami- Mist, funktioniert also doch… 😉
Im zweitletzten Absatz ist es in obigem link erklärt.
Zur Abbildung 10 eine Anmerkung :
Ich hatte gegenüber Herrn Kowatsch schon mehrfach den Einwand gebracht, dass die Station Gießen2005 aus der WI-behafteten Einzelhausbebauung in die frei Landschaft verlegt wurde.
Wird dies nicht in der Grafik vermerkt sinf Fehlinterpretationen fast schon zwangsläufig. So auch leider auch bei Ihnen. Details finden Sie hier:
https://www.eike-klima-energie.eu/2020/06/02/der-mai-will-nicht-waermer-werden-wo-bleibt-die-co2-treibhauswirkung/#comment-251170
Mit freundlichen Grüßen
Ketterer
Standortverlegung von Gießen im Jahre 2005. Sie haben das bei meinem Maiartikel bereits angemerkt. Der DWD teilte mir mit, dass man stets Parallelmessungen durchführe und die geringen Höhenunterschiede würden kaum ins Gewicht fallen. Sie haben mir dann als Vergleich Löhneberg-Obershausen genannt. Die Station besteht seit 1994. Ich habe dann zur Überprüfung die Maitemperaturen von Wettenberg und Löhneberg-Obershausen seit 1994 verglichen. Die Maitrendlinie ist bei beiden Stationen eine Gerade, also keine Maierwärmung/Abkühlung seit 1994. Wie es sich bei den Sommermonaten verhält weiß ich allerdings nicht.
auf Ihren Einwand hin habe ich mir Gießen versus FFM mal von 1949 bis 2004 angesehen – also bis vor der Verlagerung von Gießen. Ergebnis: Auch bis dahin zeigt sich die „Spreizung“ der sommerlichen Trendlinien zwischen dem sich stärker erwärmenden Frankfurt und Gießen – wenngleich schwächer (zur Erinnerung: Es ging um den wachsenden UHI-Effekt, der nur eine Teilmenge der gesamten WI-Effekte ist). Und mit der Verlagerung gibt der DWD ja zu, dass es massive Probleme mit dem WI-Effekt gibt – es wird immer schwiegiger, noch einigermaßen unbelastete Standorte zu finden. Um das Ergebnis nochmals zu verifizieren, habe ich das Flächenmittel Hessen (DWD) versus FFM 1949 bis 2019 getestet – auch hier merklich stärkere Erwärmung von Frankfurt – und das, obwohl ja in dem Flächenmittel auch UHI-Effekte „stecken“, die man eigentlich rausrechnen müsste. Was sagt unsd das?
1. Der DWD als „Behörde“ schludert und schlampt – denn ein neuer Stationsname und eine neue ID-Nr. wurde für „Gießen-neu“ NICHT vergeben – obwohl das sinnvoll gewesen wäre (in dem mir bekannten Datensatz wird die Station mit der ID 1639 als Gießen-Wettenberg über das Verlegungsdatum hinaus geführt). Leider ist solcher Murks üblich, und vertrauenswürdige Temperaturdaten gibt es ohnehin kaum; selbst solche „Paradepferde“ wie der Hohenpeißenberg wurden laufend verlegt; hinzu kommen wechselnde Instrumente und Ablesetermine – siehe hierzu die Arbeiten von Herrn Limburg.
2. Trotz dieser offensichtlichen Mängel lässt sich aus den Datensätzen ein UHI in der Größenordnung von etwa 0,5 bis höchstens 1K für Mitteleuropa erkennen; siehe hierzu meine Untersuchungen zu Berlin und Wien – das bedeutet, in den Zentren der Großstädte ist es um diesen Betrag wärmer, als im freien Umland. Der Gesamt-WI dürfte etwas größer sein; neuerdings befeuert durch Wind- und Solarparks in der freien Landschaft.
Die Klimaentwicklung müsste sich demnach auf allen Erdteilen bemerkbar machen.