Letztes Jahr unterhielt ich mich einmal an einem Stand mit Stud*ierenden von der Grünen Jugend in Jena. Das Gespräch war inhaltlich nicht besonders überraschend, wohl aber der Modus. Besonders eins der grünen Mädchen genderte auf beeindruckende Weise konsequent, in dem sie das Gendersternchen* stets durch eine Mini-Sprechpause mit-intonierte. Noch frappierender war ihre rigorose Ablehnung der Politik Angela Merkels, die aus Sicht eines Klimaleugners wie mir wegen ihrer wirtschaftlichen Zerstörungskraft für junge Grüne* doch eigentlich sehr attraktiv sein müsse. Weit gefehlt, die Merkelsche Energiewende war noch nicht zerstörerisch genug; immerhin haben wir noch keine flächendeckenden Total-Stromausfälle wie die Australier.

Daher überraschte mich die Schlagzeile kürzlich nicht wirklich, daß #langstreckenluisa die Kanzlerin anlässlich einer Veranstaltung der Zeit in Hamburg allen Ernstes attackierte. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich, wie Markt Twain sagte: Schon in der Französischen Revolution wurden führende Protagonisten nach und nach selber exterminiert. „Die Revolution frisst ihre Kinder“ lautete das geflügelte Wort der Zeitgenossen.

Es ist auch kein Wunder; denn in jeder „revolutionären“ Bewegung geht es nicht wirklich um die Freiheit der Menschen oder die Rettung des Klimas etc., sondern schlicht um Macht und Geld. Die nachrückenden Opportunisten haben daher natürlich keine Hemmungen, die eigenen Autoritäten zu entsorgen und die Revolution zu einem suizidalen Selbstläuferprozeß zu machen.

Luisa Neubauers Aussage fußt übrigens auf der verqueren Idee, daß die halbseidene Klimapolitik Merkels Handlungsbereitschaft nur simuliere und somit nicht wirklich etwas geschehe. Die offen ablehnende Haltung Donald Trumps zum Klimaschwindel hingegen schaffe genügend Leidensdruck, der etwas bewirke, oder so. Das ist nicht links, das ist logisch!

Diese Argumentationsweise kennt man übrigens seit den 1990er Jahren aus der Tierrechts-Szene, deren besonders radikale Vertreter „Hühner-KZs“ und ähnliches besser fanden als artgerechte Tierhaltung oder Bio-Fleischereien, weil die „KZs“ die Verbraucher eher zum Umdenken bewegten. Die Erfahrung von 25 Jahren zeigt, daß dem nicht so ist. Und so ist auch Luisas Logik Unfug: Ob mit oder ohne Trump, die Einstellung der Bürger zum Klimaschwindel wird von anderen Faktoren bestimmt.

Übrigens hat Neubauer nicht das erste Mal gegen Merkel geschossen. Bereits im Mai sagte sie der Welt, die Klimakanzlerin sei „verantwortungslos“, weil sie sich auf europäischer Ebene einer Initiative von Emmanuel Macron verweigerte.

Man muß schon sagen, diese Frau Neubauer hat mit ihren 23 Lenzen einen politischen Killerinstinkt, den selbst Merkel in diesem Alter noch nicht entwickelt gehabt haben dürfte. Luisa wuchs behütet in einer sehr wohlhabenden Akademikerfamilie am Rande Hamburgs auf und ging im berühmten Edelbezirk Blankenese aufs Gymnasium. Ihre eiskalte Doppelmoral zeigte sich aber schon nach ihrem Eintritt in die Grüne Jugend 2016, als sie gleichzeitig begann, fröhlich um den Planeten zu fliegen, aber anderen Klimaschädlichkeit vorwarf. Sollte Neubauer nicht selber zeitnah einer Intrige in der Partei oder dem FFF-Führungsgremium zum Opfer fallen, dürfen wir damit rechnen, sie in wenigen Jahren als Fraktionsvorsitzende im Bundestag oder als Sprecherin ihrer Partei zu erleben. Sie wäre die perfekte Besetzung: Eine Bilderbuch-Politikerin des Anciem régime, die der Plebs Brot predigt und selber nur Kuchen ißt. Das Klima-Tamtam ist dabei nur der Hebel für das eigentliche Thema: Wer oben ist, und wer unten (1984).

 

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