Kürzlich rechnete derTages-Anzeiger vor, dass die Stromproduktion mit Wasser infolge verschärfter Umweltauflagen trotz dem Bau neuer Kraftwerke längerfristig sinken werde. Von den 800 im Rahmen der Energiewende geplanten Windmühlen wurden bislang 37 gebaut; neue Projekte scheitern am Widerstand von Umweltschützern und Anwohnern. Das Bundesamt für Energie musste derweil einräumen, dass die Windverhältnisse in der Schweiz schlechter sind als bisher angenommen. Bei einem miserablen Nutzungsgrad von 17,8 Prozent stehen die Räder die meiste Zeit still. Und allmählich dämmert doch dem einen oder andern, dass Solarpanels im Winter, wenn man sie am ehesten gebrauchen könnte, praktisch keinen Strom liefern. Die Geothermie, einst ein zentrales Element der Energiewende, wurde längst abgeschrieben. Gestiegen ist nur der Konsum.

Die im Wahljahr 2011 nach der Kernschmelze von Fukushima eiligst durchgepeitschte Energiewende ist gescheitert, bevor sie richtig angefangen hat. Dabei mangelt es nicht an technologischer Innovation und auch nicht am guten Willen. Das Problem liegt bei den unbestechlichen Gesetzen der Natur. Erstens: Die Energiedichte von Sonne, Wind, Erdwärme oder Biomasse ist extrem gering; der klägliche Ertrag steht in einem krassen Missverhältnis zum Verschleiss an Ressourcen (Fläche, Rohstoffe, Manpower). Zweitens: Die Energie von Wind und Sonne fällt selten dann an, wenn man sie braucht; da Speicher in der dafür benötigten Grössenordnung weder ökonomisch noch ökologisch zu verantworten wären (siehe erstens), ist der wind-solare Flatterstrom auf dem Markt faktisch wertlos.

Weg in die Abhängigkeit

Jeder, der auch nur über rudimentäre Kenntnisse der Physik verfügt, hätte das Fiasko voraussagen können. Tatsächlich steckt hinter der Energiewende ein verantwortungsloser Populismus, wie man ihn in der Schweiz zuvor kaum je erlebt hat. Von links bis rechts versprachen besonders jene Politiker, die den Populismus am lautesten verdammen, ihren Wählern das Blaue vom Himmel: Die von der Natur zum Nulltarif gelieferte saubere Energie würde Innovation und Arbeitsplätze schaffen und die unheimliche Atomenergie überflüssig machen. Mit einer CO2-Steuer sollten die Leute zum Sparen gezwungen werden. Das klang so lange gut, bis die Leute merkten, dass sie selber gemeint waren.

Im März 2015 lehnte das Volk mit rekordverdächtigen 92 Prozent Nein-Stimmen eine von den Grünliberalen geforderte Energiesteuer ab. Wohlweislich vertagte Energieministerin Doris Leuthard (CVP) die CO2-Steuer auf später, um ihre Energiewende nicht zu gefährden. Doch im Jahr 2019 stehen wieder Wahlen an. Gemäss Umfragen droht, wie 2011, ein Durchmarsch der Grünen. Und plötzlich ist die FDP wieder offen für eine CO2-Steuer, die sie im letzten Jahr noch abgelehnt hat. Energieministerin Simonetta Sommaruga (SP) zeigt sich «beeindruckt» von der «Klimajugend», beschwört die «CO2-Neutralität» und einen «Schulterschluss in der Klimapolitik, damit die Umwelt, aber auch die Arbeitnehmenden und die Bevölkerung profitieren».

Bittere Realität ist aber: Will man von den fossilen Brennstoffen wegkommen, muss man mehr Strom produzieren. Ein CO2-Ablass hilft dabei nicht weiter. Denn die Elektrizität ist das Letzte, auf das die Menschen verzichten. Es braucht neue Kraftwerke. Bereits heute bestehen im Winter Versorgungslücken. Fallen auch noch die Atomkraftwerke dies- und jenseits des Rheins weg, gibt es zwei Varianten, um den Blackout zu verhindern: Kohlestrom importieren oder Gaskraftwerke bauen. Die weitgehend autarke und emissionsfreie Stromversorgung der Schweiz wird damit als Folge der Energiewende definitiv Geschichte.

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)**  Anmerkung der EIKE-Redaktion:

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der WELTWOCHE Zürich : Populismus der Antipopulisten | Die Weltwoche, Nr. 10 (2019) | 7. März 2019 ; http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor ALEX BAUR für die Gestattung der ungekürzten Übernahme des Beitrages.

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