Welche Beobachtungen auch immer gemacht werden, welche Argumente auch immer kolportiert werden oder wie auch immer sich die Temperatur in Zukunft ändert – die Medien lieben einfach die Schlagzeile „die Erde brennt!“. Aber falls man jetzt glaubt, dass sei schlecht, warte man auf die Apokalypse. Eine neue Studie versteigt sich zu der Behauptung, dass wir einem „Heiß-Haus Erde“ entgegen gehen, und das vielleicht schon sehr bald. Man setze das Hitzewelle-Fieber auf Steroide an.

Das Erste, was man hinsichtlich dieser Studie ertragen muss ist, dass es eine Perspektiv-Studie im Journal Proceedings of the National Academy of Science of the USA ist.

Abbildung 1 aus der Studie: Die möglichen Trajektorien der Erde – hin zu einem Heiß-Haus – oder einen Bereich der Stabilität, falls wir drastische Maßnahmen ergreifen.

Aber es ist keine Forschungsstudie und enthält nichts Neues bzgl. Klimawissenschaft. Es ist ein Zukunfts-Szenario, zusammen gestümpert mittels Zitierens von (cherry-picked) Referenzen mit sehr viel schlampiger Argumentation dazwischen. Die Autoren sagen, dass sie nicht beweiskräftig ist und dass sie hoffen, dass das dort Beschriebene nicht eintritt. Sie haben eine Verantwortung, diese Frage zu stellen, behaupten sie, und geben gleichzeitig zu, wie extrem sie ist.

Der Report beginnt so, wie er dann weitergeht. Es heißt darin, dass die Formalisierung des Anthropozäns – also die kontroverse Epoche, in welcher die Menschheit vermeintlich über natürliche Prozesse dominiert – von der stratigraphischen Gemeinschaft in Betracht gezogen wird. Gerade mal ein paar Tage, nachdem diese Studie zur Veröffentlichung akzeptiert worden war, beschloss die International Commission on Stratigraphy, sich gegen die Einführung des Begriffs Anthropozän auszusprechen und dass wir derzeit in der Meghalayan-Epoche [?] leben. Die Autoren fahren dann jedoch fort, dass es tatsächlich irrelevant ist, was die geologische Gemeinschaft entscheidet – und behaupten einfach, dass das Anthropozän in jedem Falle existiert. Menschliche Aktivität, folgern sie, rivalisiert jetzt mit geologischen Kräften.

Also fragen die Autoren: Gibt es einen ,Kipp-Punkt, eine Grenze bzgl. Klimawandel, und wenn ja, wo könnte die liegen? Wie stark wird sich die Erde wie schnell erwärmen? Zu Beginn dieses Jahres revidierte eine Studie in Nature die Berechnung, wie Treibhausgase die Temperatur der Erde nach oben treiben. Darin wurde die Bandbreite möglicher Temperaturentwicklungen bis zum Ende dieses Jahrhunderts um über die Hälfte reduziert, und man kam zu dem Ergebnis, dass irgendwelche Worst-Case-Szenarien unwahrscheinlich sind. In der „Perspektiv-Studie“ wird das aber nicht erwähnt.

Weggabelung

Die Schlussfolgerung der Studie lautet, dass wir bereits aus der Sägezahnkurve zwischen Eiszeiten und Zwischeneiszeiten zum Ende des Quartärs ausgebrochen seien (die letzten 1,2 Millionen Jahre), und das die Erwärmung um 1°C seit vorindustriellen Zeiten sich dem oberen Ende der Bandbreite von Interglazial-Bedingungen nähert. „Das System Erde kann die ,Weggabelung‘ bereits hinter sich gelassen haben“, schreiben sie, und vermitteln dabei den Eindruck, dass die nächste Vereisung ausfallen könnte. Als Nächstes spekulieren sie, dass die „biogeophysikalische Rückkopplung stärker sein könnte als üblicherweise angenommen“.

Dieses ganze Szenario gleitet ab in etwas, das viele als extreme wissenschaftliche Spekulation betrachten. Es gibt in der wissenschaftlichen Literatur keinerlei Beweise, dass eine Erwärmung um 2°C über das vorindustrielle Niveau ein Kipp-Punkt ist. Im jüngsten IPCC-Bericht werden derartige Untergangs-Szenarien als höchst unwahrscheinlich zurückgewiesen. Es gibt keine neue wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu, dass dies eine Grenze ist, nach deren Überschreiten die globale Erwärmung unaufhaltbar werden wird. Keine neue Wissenschaft, kein neues Szenario und folglich auch kein Grund für Panik. Aber das bringen die Medien nicht.

Zwar ist es in Ordnung, ein Extrem-Szenario zu präsentieren, um mögliche Entwicklungen aufzuzeigen und die Forschung anzuregen. Aber wenn man dies der Öffentlichkeit vorführt und darüber in den Medien berichtet wird, ist es unabdingbar, dass es in den Zusammenhang gestellt wird mit wissenschaftlichen Fakten und Forschungsergebnissen. Die große Mehrheit der Klimawissenschaftler lehnt die Prophezeiung eines Heiß-Hauses Erde ab. Diese provokante Studie widerspricht dem wissenschaftlichen Stand der Klimaforschung. Falls sie eine Warnung sein soll, sollte man sie nicht als Prophezeiung präsentieren. Sie verdient in keiner Weise all die schreienden Schlagzeilen.

Aber es war ein sehr heißer Sommer, und kühler Verstand sowie rationale Perspektiven sind aus dem Fenster entwichen wie Rauch im Wind. Dr. Phil Williamson von der University of East Anglia wird in dem Medien mit den Worten zitiert: „Im Zusammenhang mit dem Sommer 2018 ist dies definitiv kein Fall, um den Teufel an die Wand zu malen“. Jawohl, genau!

Link: https://www.thegwpf.com/hothouse-earth-its-extremely-dodgy/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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