Solche Unglücke im Zusammenhang mit der Gewinnung elektrischer Energie und Naturereignissen — hier außergewöhnliche Regenfälle — wird es immer wieder geben. Nur Laien glauben an „gute“ und „böse“ Arten von Energie. Es soll hier nicht um die technischen Aspekte gehen, sondern das Warum steht hier im Vordergrund und die (zweifelhafte) Reaktion der Medien in Deutschland.
Die Demokratische Volksrepublik Laos ist einer der ärmsten Länder in Asien. Ein vom Kommunismus gebeuteltes Land. Mehr als 23% der Bevölkerung haben weniger als 2 US$ pro Tag zur Verfügung. Von einschlägigen Kreisen wird es wegen seiner Topographie gern als „Batterie Südostasiens“ bezeichnet. Der Mekong durchfließt das Land auf rund 2000 km Länge. Zahlreiche laotische Flüsse münden in ihm. Besonders diese Nebenflüsse werden mit Stauseen zur Stromerzeugung gepflastert. Geld hierfür fließt zur Zeit in Strömen — nicht nur aus China — denn Staudämme sind wie Windräder gut für das Klima. Besonders all die Anleger, die aus der „bösen Kohle“ aussteigen, brauchen dringend neue profitable Geldanlagen. Der gerade zusammengebrochene Xepian-Damm hat bereits über eine Milliarde US$ verschlungen. Er sollte eine Leistung von 410 MWel haben und 1860 GWh pro Jahr liefern. Dies ergibt aufschlußreiche Zahlen: Die spezifischen Investitionskosten betragen somit etwa 2400 US$ pro KWel. Aber halt, da ist ja noch eine zweite Zahl: Geplante Produktion 1860 GWh pro Jahr. Hoppla, das sind ja gerade 4536 Vollbenutzungsstunden. So ist das halt mit den wetterabhängigen Umweltenergien. Ein Kernkraftwerk läuft mindestens 7885 Vollaststunden pro Jahr, also fast doppelt so lange. Und dies immer dann, wenn man den Strom braucht und nicht wenn der Wettergott Lust hat. Somit dürften die gleichwertigen Investitionskosten also rund 4200 US$ pro kWel betragen. Das ist die Antwort, warum ganz Asien Kernkraftwerke (nahezu keine Brennstoffkosten, aber entsprechende Infrastruktur erforderlich) oder Kohlekraftwerke baut.
Hinzu kommt noch ein anderes Problem: Konventionelle Kraftwerke sind nahezu standortunabhängig und benötigen nur wenig Fläche. Wasserkraftwerke können praktisch nur noch in Diktaturen gebaut werden: In diesem Fall mußten sechs Dörfer mit ihren Einwohnern verschwinden. Entschädigung? Es handelte sich um eine Minderheit von Bergstämmen. Wer bekommt den Strom? Die „Eingeborenen“ wären gar nicht in der Lage die elektrische Energie zu bezahlen. Deshalb sollen 90% der Stromproduktion nach Thailand exportiert werden. Langfristige Verträge über 27 Jahre sichern den Banken ihren Rückfluß des eingesetzten Kapitals — plus einer netten Rendite. Umweltbelastung? Bei einem Wasserkraftwerk kommt zwar kein „böses CO2“ aus dem Schornstein, aber jeder Staudamm belastet das „Ökosystem Fluß“. Wenn man dutzende miteinander verbundene Wasserkraftwerke baut, wird das einen erheblichen Einfluß auf Flora und Fauna haben. Der Mekong ist aber die Lebensader für die Flußanrainer von China bis Vietnam.

Die Berichterstattung in unserem Lande

Erinnern sie sich noch an Fukushima? Von morgens bis abends gab es kein anderes Thema. Nun ist Laos auch nicht weiter als Japan. In beiden Fällen war die Ursache ein Naturereignis. In Laos ein Tropensturm mit außergewöhnlichen Niederschlägen und in Japan ein Tsunami. Die immerwährenden Wasserschäden halt. Naturgewalt wird man nie ausschließen können, lediglich sich dagegen durch viel Technik wappnen können. In beiden Fällen entstand erheblicher Sachschaden. Nicht nur für die Anlagenbetreiber, sondern auch für viele völlig unbeteiligte Personen in weiterer Entfernung. In einem Fall wahrscheinlich hunderte Tote durch die direkte Einwirkung der Anlage, im anderen Fall sind keine Menschenleben zu beklagen. Was macht nun den Unterschied in der Wahrnehmung beider Ereignisse aus?
In der Wahrnehmung „normaler Menschen“ gibt es kaum einen Unterschied. Im Gegenteil dürfte das Mitfühlen für die Angehörigen der Todesopfer (überwiegend Kinder) in Laos eher größer sein. Man erinnere sich nur an die Kinder-Fußballmannschaft in Thailand. Weltweit wurde tagelang mit den in der Höhle eingeschlossenen mitgefiebert. Aus aller Welt traf Unterstützung ein. Warum also, reagierten die Medien in Deutschland — das muß ausdrücklich betont werden — so desinteressiert? Es ist ja nicht so, daß kein Bildmaterial oder Hintergrundinformationen vorhanden sind. Es liegt alles vor für eine „Enthüllungs-Geschichte“ a la „Panama-Papers“ etc.: Diktatoren, Indigene Minderheiten, Ausbeutung der „3. Welt“, Banken, internationale Konzerne, großräumige Umweltzerstörung usw. Kurz, alles was einen Linken elektrisiert. Ne richtige „Spiegel Story“ so zu sagen.
Man könnte die Antwort in einem Satz geben: Was nicht sein darf, findet auch nicht statt. Die totale Realitätsverweigerung. Wie einst in der DDR. Tschernobyl hielt erst mit tagelanger Verzögerung Einzug in die Aktuelle Kamera. So funktionieren halt staatliche Medien. Nur mit dem Unterschied, daß die DDR sich selbst gegenüber so ehrlich war, ihre Medien direkt aus dem Staatshaushalt und nicht über eine Zwangsabgabe für Wohnungen zu finanzieren. Die Wirkung ist die gleiche: Von den Regierenden mit üppigen Mitteln und unzähligen Privilegien ausgestattet, weiß man auch ohne direkte Anweisung, was zu tun ist.
Die Vorgabe ist einfach und auch von „Nachrichten-Vorlesern“ mit geringer Bildung auszuführen: Die Energiewende ist um jeden Preis zu verteidigen. Kernenergie und Kohle sind beides Teufelszeug, müssen daher mit allen Mitteln — besser gesagt Gruselgeschichten — madig gemacht werden. Einzig selig machend ist Wind- und Sonnenenergie mit (noch zu erfindenden) Speichern und deshalb darf der Bruch eines Staudammes nicht stattfinden. Höchsten als Randnotiz, sonst könnte der Bürger noch auf abwegige Gedanken kommen.
Das „GEZ-Fernsehen“ ist schon länger auf dem Niveau der Prawda angekommen: Immer mal rein schauen, damit man weiß, was einem die Regierung zum Thema Energie mitteilen will. Aber als Informationsmedium absolut unbrauchbar. Wer glaubt, was einem dort verkauft wird, macht sich selbst und freiwillig zum Deppen.
Wer Informationen sucht, muß sich notgedrungen im kapitalistischen Ausland umschauen. Dort sind Nachrichten immer noch eine Ware und keine ideologischen Verlautbarungen zur Volksertüchtigung. Deshalb war in wenigen Stunden das Staudammunglück verbreitet — samt Hintergrundinformationen: Wer hat den Damm gebaut, wer hat die Finanzierung gemacht, wie haben sich deren Aktienkurse entwickelt usw. Im Internetzeitalter alles was man braucht, um seinen eigenen Ansprüchen entsprechend weiter zu recherchieren. Genau die journalistische Arbeit, die im Deutschen Fernsehen immer mehr verweigert wird — ob schlicht aus Faulheit oder aus Boshaftigkeit sei dahingestellt. Überdeutlich wird dies immer wieder im Zusammenhang mit Donald Trump: Bevor man sich seine Rede selbst anhört, verwendet man lieber einen Beitrag eines klassenbewußten „Experten“ darüber, was der Präsident angeblich gesagt haben soll. Sicher ist sicher, wie bei der Energiewende. Wenn man mit den Wölfen heult und immer nur das nach quatscht, was die einschlägigen „Größten Denker“ vorgekaut haben, ist man immer auf der richtigen Seite. Schlimmstenfalls haben sich halt alle anderen auch geirrt. Die üppige Pension ist damit, gemäß deutscher Tradition, auf jeden Fall gesichert. Später sagt man einfach, wenn man das gewußt hätte….
Der Beitrag erschien zuerst bei NUKEKLAUS

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