Bild rechts: Klimaschutzindex-Logo. Quelle: Germanwatch [1]

Man muss das erst einmal verdauen. Deutschland war laut unseren Medien und der Umweltministerin immer Vorreiter und getreu dem Motto „Wir schaffen das“ angeblich auch voll im Plan:


Bild 1 Screenshot am 17.11.2016 von der BUMB Homepage, Rubrik Klimaschutz COP22

… und nun muss der deutsche Bürger fast so nebenher erfahren, dass die ganzen Anstrengungen und vor allem auch Kosten gerade einmal für einen Platz 29 (von 61) hinter Marokko, Rumänien, Griechenland, Mexiko, Indien, Indonesien und Ägypten reichten.
Gut, Österreich landete auf dem Platz 41, womit wenigstens die schlimmste Blamage ausblieb und die USA des so hoch gelobten Obama liegen gar auf Rang 43 – womit die Frage erlaubt sei, was da unter Trump eigentlich noch schlechter werden kann – aber darf das als Entschuldigung für dieses Versagen gelten?


Bild 2 [1] Weltkarte zum Klimaschutz-Index 2017

Bild 3 [1] Auszug der Germanwatch Rankingliste (Rang 1 – 29, von 61)

Beim Klima-Retten darf es keine Demokratie mit unterschiedlichen Meinungen geben

Getreu der „Großen Transformation“ (siehe EIKE: Große Transformation“ – ein Ökologistisches Manifest) wurde Deutschland gnadenlos herabgestuft, weil sich „Deutsche KlimaexpertInnen“ darüber beklagt haben, dass darüber überhaupt noch diskutiert wurde und ganz schlimm, Rücksicht auf energieintensive Betriebe genommen wird. Solche demokratischen „Sperenzien“ lassen sich selbst mit den exorbitanten EEG-Ausgaben und dem Versprechen im Klimaschutzplan 2050, Deutschland dank fast vollkommener Dekarbonisierung in Richtung Mittelalter zurückzuwerfen, nicht kompensieren.

[1] Deutschland
Deutschland fällt um weitere Plätze ab und landet auf Rang 29. Obwohl das Land bei den Erneuerbaren Energien in der Spitzengruppe bleibt, ist Deutschland nicht auf dem richtigen Weg, um seine Ziele für die Emissionsreduktionen bis 2020 zu erreichen. Deutsche KlimaexpertInnen kritisieren die derzeitige Debatte um eine langfristige Klimastrategie, die die Grundlage für das Erfüllen des Paris-Abkommens von deutscher Seite aus bilden soll. Laut ExpertInnenmeinung wurden die Verhandlungen hierzu von VertreterInnen der Kohleindustrie und anderen energieintensiven Industrien dominiert und in ihrem eigenen Interesse immer wieder vertagt. Um in den nächsten Jahren im Ranking aufzusteigen, muss Deutschland sich ehrgeizigere Ziele zur Reduktion von Emissionen in allen Sektoren setzen und einen angemessenen Plan zum Ausstieg aus der Kohle vorlegen.

Wer viel Atomstromanteil hat – tut sich leichter beim Klimaretten

Sieht man sich den Atomstromanteil wichtiger EU-Länder an, ist man überrascht, wie hoch dieser in vielen – auch „weniger entwickelten“ Ländern ist, wo doch angeblich die ganze Welt nur ans Abschalten denkt.
Was Deutschland deshalb ebenfalls herabstuft, ist seine „Überrettung“ durch Abschalten der Kernkraft. Notgedrungen muss die dadurch fehlende Grundlast durch Kohlekraft substituiert werden – in den Augen eines NGO das reine Verbrechen. Dass es aus physikalischen Gründen keine andere Möglichkeit gibt (außer teuren Gaskraftwerken) – was das EEG jedoch übersehen hat -, interessiert einen NGO der es nicht bezahlen muss im gnadenlosen Ranking-Bewerten nicht.

Wichtigste EU-Länder nach Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung im Jahr 2015

Bild 4 Anteil Atomstrom in EU-Ländern. Quelle: statista

Mit fremder Hilfe kommt man auch „nach oben“

Marokko hat sich im Ranking ganz nach oben „gearbeitet“, ist gar zu einem Vorzeigeland geworden. Bezahlt wird es zu einem nicht unwesentlichen Teil jedoch vom Ausland – und wer wird wohl der Hauptsponsor sein: Deutschland.

Das ist im Kleinen so:
EIKE: Der Islam wird zum westlichen Bündnispartner an der Klimafront – Grüne Energie auf allen Dächern,
und auch im Großen:
NewsKitchen: Bundesumweltministerium, Bundesentwicklungsministerium und die Kreditbank für Wiederaufbau beteiligen sich an den Investitionskosten für die NOORo-Solarkraftwerke. Weitere Investitionen werden unter anderem von der Afrikanischen und der Französischen Entwicklungsbank sowie von Marokko und Privaten Konsortien übernommen.
KfW Entwicklungsbank Projektinformation: Solarkomplex Quarzazate – Marokko Strom aus der Wüste

Die Kosten für NOORo liegen bei etwa 2.2 Mrd. EUR. Der deutsche Beitrag – BMZ, BMUB und KfW – liegt bei 829 Mio. EUR.

Dass Marokko nach einem eventuellen Versiegen dieser sprudelnden Geldquellen (und Termin des Klimagipfels) sofort umschalten könnte, hat sogar Germanwatch erkannt (allerdings nicht negativ bewertet, man kümmert sich ja um die „besonders benachteiligten Menschen im „globalen Süden““):
[1] ExpertInnen loben das große Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien, betonen jedoch auch, dass Marokko gleichzeitig weiterhin das Potenzial des Abbaus heimischer Ölschiefervorkommen und von Atomenergie untersucht.

So vom Ausland subventioniert und zum Vorzeigeland „hergerichtet“, hört man sich dann bestimmt gerne die weihevollen Reden der Geldgeber an.
NewsKitchen: Bundesministerium für Umwelt Naturschutz Bau und Reaktorsicherheit Nr. 286/16 Berlin, 17.11.2016
– Barbara Hendricks besucht das weltweit größte Solarkraftwerk in Marokko
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: “Nachhaltige Sonnenenergie ist eine Energiequelle, die überall und für alle Nationen der Erde verfügbar ist.

Da kann man nur fragen: Frau Hendricks hat doch noch vor „Pisa“ ihren Doktor gemacht. Hat sie selbst da nicht mitbekommen, dass die Erde keine Scheibe ist?

Beim Ranking macht es nichts aus, wenn man den Klimavertrag nicht ratifiziert hat

Wurde von Barbara Hendricks nicht erzählt, sie würde ohne Klimavertrag nicht nach Marokko reisen, weil das unbedingt erforderlich wäre, um den anderen, dort versammelten Ländern „ins Gesicht sehen zu können“.
Zumindest Germanwatch interessiert das jedoch nicht. Länder, welche ihn nicht unterschrieben haben, liegen im Ranking trotzdem vor dem Vorbildland Deutschland:
Länder, welche den Klimavertrag nicht ratifiziert haben, im Ranking aber vor Deutschland liegen: [1] Ägypten, Belgien, Rumänien, Großbritannien, Zypern, Litauen, Schweiz

Mensch und Natur bleiben beim Klimaschutz außen vor

Oft wird behauptet, der Klimaschutz würde sich mit dem Naturschutz verbünden. Germanwatch zeigt, dass das nicht der Fall ist. Auch für diese Organisation ist der einzige Teufel das CO2, welches gnadenlos vernichtet werden muss, unabhängig, ob darunter Natur oder Menschen leiden oder auf Wohlstand zu verzichten haben. Sauberes Wasser, saubere Luft, oder „saubere Regierungen“ oder gar Wohlstand haben deshalb keinen bewertenden Anteil. Eine Diktatur, welche für ihre Bürger vollkommen versagt und diese in Armut hält, aber mit viel (auch ausländischem) Geld CO2 reduziert, scheint geradezu ihr Wunschbild zu werden.

[1] … Die große Frage aber bleibt: Können sich diese Entwicklungen durch die Klimakonferenz in Paris zu einem dauerhaften globalen Trend verstetigen? Gelingt es, die Strategien für die Dekarbonisierung der Energieversorgung und der Wirtschaft weiterzuentwickeln? Können die notwendigen Mittel für die Umsetzung bereitgestellt werden?
Letztendlich wird es aber entscheidend sein, dass Länder wie Indien oder Marokko, die immer noch weit unter den durchschnittlichen globalen Pro-Kopf-Emissionen liegen, nicht dem Entwicklungspfad der Industrienationen folgen
,
Indonesien (im Ranking deutlich vor Deutschland): kann sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze verbessern. Der 24. im diesjährigen Ranking hat zwar ein niedriges Emissionsniveau, dafür jedoch eine sich stetig verschlechternde Emissionsentwicklung. Trotz neuer Gesetzgebung konnte die illegale Abholzung der Wälder bis jetzt nicht wesentlich eingedämmt werden und stieg in den letzten Monaten sogar weiter an. Verbessern konnte sich das Land gegenüber dem Vorjahr in den Kategorien Erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Indien (im Ranking vor Deutschland): verbessert sich um sechs Plätze und klettert auf den 25. Rang. Das Land hat das zweitbeste Emissionsniveau, belegt aber in der Kategorie Emissionsentwicklung nur den 59. Platz. In den Kategorien Erneuerbare Energien und Energieeffizienz verbessert sich das Land leicht. Indische ExpertInnen heben positiv hervor, dass statt in Kohle zunehmend Investitionen in Erneuerbare Energien erfolgen, einhergehend mit einem massiven Ausbau von Solarenergie.

Fazit
Man kann es wirklich niemandem recht machen. Ein NGO wird schließlich überflüssig, wenn er Erfolg oder keine Themen hätte, beziehungsweisen unsere Medien es nicht berichten würden. Schlimm ist nur, dass manche Politiker (und viele andere) meinen, auf solche einseitigen Stimmen hören zu müssen.

Germanwatch, über uns: Wir sehen hin, analysieren und mischen uns ein. Dabei konzentrieren wir uns auf die Politik und Wirtschaft des „globalen Nordens“ mit ihren weltweiten Auswirkungen. Die Lage der besonders benachteiligten Menschen im „globalen Süden“ bildet den Ausgangspunkt unserer Arbeit. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Förderern und mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft bilden wir eine starke Lobby für eine nachhaltige Entwicklung.

Quellen

[1] Germanwatch: Der Klimaschutz-Index Die wichtigsten Ergebnisse 2017

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