Der Machbarkeitswahn hat ein neues ­Motto – dank den Grünen, die seit einem halben Jahrhundert gegen den Machbarkeitswahn kämpfen: «Es geht.» Kein Problem, den Ressourcenverbrauch der Schweizer bis ins Jahr 2050 auf ein Drittel einzuschränken, wie es die Initiative für eine «grüne Wirtschaft» fordert, über die das Volk am 25. September ­abstimmt. Kein Zwang also, kein Verbot von Fliegen oder Fleischessen, denn: «Es geht.»

Wie es geht, erklärte der grüne Nationalrat Bastien Girod im Gespräch mit der Weltwoche: «Allein mit den Massnahmen, die das Klimaabkommen von Paris vorsieht, liesse sich der ökologische Fussabdruck auf eine Erde verringern.»

Im letzten Dezember versammelten sich die Oberhäupter aller Staaten in Paris und erklärten nach zwei Wochen Wortklauberei die Welt für gerettet:

Sie verpflichten sich, den CO2-Ausstoss ihrer Länder so einzuschränken, dass die Erderwärmung – so sie sich denn an die Modellrechnungen hält – «deutlich unter zwei Grad» bleibt.

Das Abkommen tritt in Kraft, wenn es 55 Staaten mit insgesamt 55 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses ratifizieren. Das haben bisher 23 Staaten getan; sie stossen allerdings zusammen nur ein Prozent des CO2 aus.

Da­gegen kämpft die EU um eine gerechte Verteilung der Lasten: Sie will insgesamt ihren Ausstoss bis 2030 um 40 Prozent senken, keines der Länder geht aber darüber hinaus – und Grossbritannien mit seiner strengen Klima­politik fällt weg. Immerhin wollen US-Prä­sident Obama und Chinas Staatspräsident Xi die Ratifikation bekanntgeben, bevor sie sich am 4. und 5. September zum G-20-Gipfel im chinesischen Hangzhou treffen.

Nur: Obama braucht für Verträge eigentlich eine Zweidrittelmehrheit im (republikanischen) Senat, und Xi schränkt sein Land als grössten Emittenten gar nicht ein: Die Schwellenländer, mit insgesamt zwei Dritteln des CO2-Ausstosses, können weitermachen wie bisher.

Was das heisst, sagte US-Aussenminister John Kerry vor Paris noch offen:

«Auch wenn die ­Industrienationen ihre Emissionen auf null zurückfahren, genügt dies nicht.»

Für die Schweiz versprach Bundesrätin Doris Leuthard, den Ausstoss bis 2030 zu halbieren – ­dieses Ziel liesse sich nur mit schmerzlichen ­Einschränkungen erreichen. Und selbst wenn alle reichen Staaten dem Vorbild der Schweiz folgen würden, gälte die Einsicht von John Kerry:

Die Welt retten? Es geht (so) nicht!

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)*  Anmerkung der EIKE-Redaktion : Dieser Artikel ist zuerst erschienen in WELTWOCHE Zürich:

Die Weltwoche, Ausgabe 35/2016 | Donnerstag, 1. September 2016

http://www.weltwoche.ch/

EIKE dankt der Redaktion der WELTWOCHE und dem Autor Markus Schär für die Gestattung des ungekürzten Nachdrucks.

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