[*Original: Science or Advocacy?]

Das Klima der Erde ist das vielleicht komplizierteste, nicht lebende System, das man untersuchen kann, weil es natürlicherweise auch die Bereiche Astronomie, Chemie, Physik, Biologie, Geologie, Hydrologie, Ozeanographie und Kryologie enthält. Außerdem spielt das menschliche Verhalten eine Rolle, sowohl hinsichtlich der Reaktion als auch den Auswirkungen des Klimawandels auf jedermanns Leben. Aktuelle Bedenken bzgl. des Klimawandels haben die Klimawissenschaft an die vorderste Front wissenschaftlicher Forschung geführt.

Was sollten wir College-Studenten lehren?

Zumindest sollte ein Student in der Lage sein, die grundlegenden Prozesse zu identifizieren und zu beschreiben, die für die Variation des Klimas von den Polen bis zum Äquator sorgen, von den Küsten bis in die Mitte von Kontinenten, von den Niederungen des Toten Meeres oder des Death Valley bis zum Gipfel des Mount Everest. Ein noch weiter ausgebildeter Student würde auch verstehen, wie Ozeane, Biosphäre, Kryosphäre, Atmosphäre und Hydrosphäre – allesamt angetrieben durch Energie von der Sonne – alle in unterschiedlicher Kombination zusammenwirken, um unser sehr kompliziertes Klima zu erzeugen.

Unglücklicherweise erhebt sich bei der Definition der Klimawissenschaft seitens des U.S. Global Change Research Program die Frage, ob Klimatologie überhaupt eine Wissenschaft ist. Sie definiert Klimawissenschaft als als „das Verständnis unseres Einflusses auf das Klima und die Auswirkung des Klima auf die Gesellschaft und jeden Einzelnen“.

Wie können Studenten ihren Einfluss auf das Erdklima verstehen und in die richtige Perspektive setzen, wenn sie nicht die Myriade von Prozessen verstehen, die unser Klima ausmachen? Falls sie die Komplexität des Klimas selbst nicht verstehen? Falls man ihnen nur die menschlichen Aspekte als ausschlaggebend eintrichtert? Und falls sie diese Prozesse nicht verstehen, wie in aller Welt können sie dann erfassen, wie das Klima sie selbst und die Gesellschaft allgemein beeinflusst?

Noch schlimmer: viele unserer Kollegen arbeiten gegen wissenschaftliche Bildung für Studenten.

An der University of Delaware definiert das Maryland and Delaware Climate Change Education Assessment and Research (MADE CLEAR) die Unterscheidung zwischen Wetter und Klima mit der Feststellung, dass „Klima hunderte oder tausende Jahre lang gemessen wird“ und definiert Klima als „mittleres Wetter“. Dies erweckt den Eindruck, dass das Klima statisch ist oder sein sollte, und dass Klimawandel in unserer Zeit ungewöhnlich und – implizit – unerwünscht ist.

Das Klima ist jedoch nicht statisch. Es ist hoch variabel in Zeitmaßstäben von Jahren bis zu Jahrtausenden – aus Gründen, zu denen auch menschliche Aktivitäten gehören, die aber bei weitem nicht alles sind.

Dieses Delaware-Maryland-Programm identifiziert steigende Konzentrationen von Treibhausgasen – zumeist Kohlendioxid, Methan und Stickstoffoxid – als den einzigen Grund, warum die Temperatur im vorigen Jahrhundert um etwa 0,6°C gestiegen ist und vermutlich im Laufe dieses Jahrhunderts weiter steigen wird. Die Studenten werden dann instruiert, Energie zu sparen, ihren Kohlenstoff-Fußabdruck zu berechnen und zu reduzieren, wieder zu verwenden und zu recyceln. Bewältigen sie diese Konzepte, so sagt man ihnen, führt dies zu „klimawissenschaftlicher Bildung“. Das tut es nicht.

In der Vergangenheit hat man mich eingeladen, an drei verschiedenen Universitäten im Laufe der ein Semester langen und im gesamten College konzentrierten klimawissenschaftlichen Bildung zu referieren. An allen drei waren alle Studenten verpflichtet, zwei Filme zu sehen, die ihnen helfen sollten, klimawissenschaftliche Bildung zu erlangen: Al Gores verzerrte Version der Klimawissenschaft „eine unbequeme Wahrheit“ sowie den Klima-Science Fiction-Film „The Day After Tomorrow“.

Im letzten Frühjahr sponserte die University of Delaware ein Umwelt-Filmfestival mit sechs Filmen. Unter diesen war es einzig der Film ,An Inconvenient Truth‘, der ansatzweise die Wissenschaft hinter dem Klimawandel ansprach, wenn auch in hoch betrügerischer Weise, so dass die Studenten in UK vor diesem Umstand gewarnt werden müssen. Die anderen Filme waren von Aktivisten beherrscht, darunter auch Filme, die zugegebenermaßen Science Fiction waren oder sich auf „Klimawandel-Lösungen“ konzentrierten.

Für diese Filme wurden Mitglieder der Fakultäten an den Universitäten [university faculty members] ausgewählt, um Diskussionen zu moderieren. Wir haben ein großes College von Erde, Ozean und Umwelt zur Verfügung, aus dem eine anerkannte und wissenschaftlich fruchtbare Fakultät gewählt werden konnte. Stattdessen wurde die Diskussion über den Al-Gore-Film von einem Professor der Philosophie geleitet. Ein anderer Film – eine Dokumentation zu Klimawandel-„Lösungen“, der kolportierte, dass Lösungen unabhängig von der Wissenschaft nötig seien – wurde von einem Bauingenieur [civil engineer] moderiert.

Die Diskussion über die anderen vier Filme wurde geleitet von Mitgliedern der Fakultäten Geschichte, Englisch und Journalismus. Klarer Fall, es bestand kaum Interesse an der Substanz von Wissenschaft.

Viele Grundlagen der Klimawissenschaft fehlen in den Bemühungen der Universitäten, klimawissenschaftliche Bildung zu vermitteln. Zum Beispiel lernen Studenten selten, dass die wichtigste chemische Substanz hinsichtlich des Klimas der Erde nicht Kohlendioxid, sondern Wasser ist. Wasser beeinflusst nahezu jeden Aspekt der Energiebilanz der Erde, weil es so vorherrschend ist, weil es in substantiellen Mengen in fester, flüssiger und gasförmiger Form präsent ist, und weil Energie durch die Beweglichkeit des Wassers transportiert wird und wenn es seinen Aggregatzustand ändert. Da der Niederschlag deutlich von Jahr zu Jahr variiert, beeinflussen Änderungen bei der Verfügbarkeit von Wasser unser Klima jedes Jahr.

Hört man jedoch etwas über Wasser, erklingen keine Alarmglocken, wie es beim Kohlendioxid der Fall ist.

Zu der immer weiter steigenden Konzentration auf Klimawandel-Propaganda trägt auch der Druck bei, der auf Mitglieder der Fakultäten ausgeübt wird, die sich nicht dem Propaganda-Zug anschließen. Die University of Delaware hat die Rolle des Aktivismus‘ übernommen und bemühte das Gesetz zur freien Rede FOIA, um mich einzuschüchtern, nur weil ich etwas zum Klimawandel-Alarmismus gesagt hatte. In meinem Artikel, der in Academic Questions unter der Überschrift [übersetzt] „Die Universität versus akademische Freiheit“ veröffentlicht worden war, bringe ich den Willen der Universität zum Ausdruck, Greenpeace hinsichtlich deren Forderung nach Herausgabe meiner Dokumente und E-Mails zu unterstützen, die zu meiner Forschung gehören.

Viel (öffentliches) Geld und Ruhm, macht und Einfluss gibt es für all jene, die dem Plan der Propagandisten folgen. Im Gegensatz dazu sind die Strafen für all jene, die nicht den alarmistischen Positionen folgen wollen, ziemlich ernst.

Beispiel: In einem der Filme auf dem Filmfestival der University of Delaware werden diejenigen, die mit dem Klimawandel-Extremismus nicht übereinstimmen, als anzuheuernde Kritiker dargestellt, die sich selbst fälschlich als wissenschaftliche Autorität präsentieren. Jungen Fakultätsmitgliedern wird eine eindeutige Botschaft übermittelt: übernehmen Sie die Propaganda-Position – oder sehen Sie zu, wo sie bleiben.

Was alles noch schlimmer macht: man betrachte die Gesetzesvorlage des Senats 3074 [Senate Bill 3074]. Sie wurde dem US-Senat am 16. Juni dieses Jahres vorgelegt und autorisiert die Einrichtung eines nationalen Klimawandel-Bildungsprogramms. Und wieder, die Betonung liegt auf Lehre von Energie- und Klima-Propaganda, und nicht auf der Lehre von Wissenschaft und einer Vertiefung wissenschaftlicher Kenntnisse und von Verständnis.

Der Direktor des National Center for Science Education kommentierte, dass das Gesetz erlassen worden ist, um „Studenten mit dem Wissen und dem Knowhow auszustatten, das es ihnen ermöglicht, in einer wärmer werdenden Welt erfolgreich zu sein“. Unglücklicherweise wird das Gesetz kaum etwas zur Bildung der Studenten hinsichtlich Klimawissenschaft beitragen.

Ich befürchte, dass unser Klimawissenschafts-Lehrplan so umgeformt wurde, dass er der Angst erzeugenden Klimawandel-Agenda genügt, die unsere Gesellschaft heute durchdringt. Anstatt die Wissenschaft hinter dem Klima der Erde zu lehren, haben Propagandisten die Initiative ergriffen, diese Agenda in eine soziale Agenda von Umweltaktivismus zu konvertieren.

Klimatologie ist unglücklicherweise in eine soziale und politische Wissenschaft transformiert worden. Natürlich ist bei keiner jener „Wissenschaften“ etwas verkehrt. Aber die Betrügereien hinter der Klimawissenschafts-Propaganda werden maskiert als „Sorge um die Umwelt“, wenn Klima nicht mehr als eine physikalische Wissenschaft behandelt wird.

Klimawissenschaft muss dazu zurückkehren, eine echte Wissenschaft zu sein und nicht einfach ein Vehikel zum Vorantreiben von Propaganda. Sobald dies geschieht, werden die Studenten erkennen, dass wissenschaftliche Fakten die wirklichen „unbequemen Wahrheiten“ sind.

David R. Legates, PhD, CCM, is a Professor of Climatology at the University of Delaware in Newark, Delaware. A version of this article appeared on the John William Pope Center for Higher Education Policy website.

Link: http://icecap.us/index.php/go/political-climate vom 23. Juli 2016

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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