Alleine an diesem Tag ergab dies die folgenden Summen:

Vergütung zur „Entsorgung“ des überflüssigen Stromes

Quelle. H. Alt: Von 10 bis 17 Uhr wurden 352 GWh Strom verschenkt und noch 21,3 Millionen Euro hinzu gegeben, damit die Beschenkten auch bereit waren, das Stromgeschenk anzunehmen.

Zu den „Entsorgungskosten“ kommt noch die Eispeisevergütung dazu: Für 352 GWh betragen diese ca. 16,6 ct / kWh (EEG-Mittelwert[7]) x 352 GWh = 58,432 Millionen EUR

In Summe waren es damit 21,3 Millionen Euro „Verschenkgebühr“ + 58,432 Millionen EUR EEG-Vergütung = 80 Millionen EUR für Strom, den die deutschen Privatkunden gar nicht bekamen.

Bild 1 zeigt, wie das als Ganglinie aussieht. Bild 2 zeigt links, wie stark diese Vorfälle zunehmen rechts die Detaildarstellung des Stromkosten-Börsenkursverlaufes am Muttertag. Bei der Zunahme der Vorfälle muss man beachten, dass letztes Jahr der wesentliche Windkraftzubau erst zum Herbst hin erfolgte.

Bild 1 Ganglinien Stromerzeugungen Quelle: Vortragsfoliensatz Hilfsb 267-1 Stromerzeugung Muttertag 8.5.2016 Prof. Dr. Ing. H. Alt und Rolf Schuster

Bild 2 Ganglinien Stromerzeugungen Quelle: Vortragsfoliensatz Prof. Dr. Ing. H. Alt und Rolf Schuster

Solche Ereignisse kann man nun unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten und bewerten. Zuerst die Darstellung, wie Klimaretter.Info, das Sprachrohr der „Deutschen Intelligenz“ es sieht. Einer seiner Herausgeber, ein Profiteur der Energiewende kommentierte es:

Klimaretter.Info, 28. Mai 2016, Gero Lücking, Vorstand für Energiewirtschaft beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Lichtblick.

[4] Zweitbatterien, Zweifel an der Energiewende und geschenkte Kilowatt

Geschenkte Kilowatt: Wer hätte nicht gerne am Sonntag, dem 8. Mai, ein Elektroauto gehabt und damit für jede getankte Kilowattstunde noch bis zu 13 Cent geschenkt bekommen*? Denn an diesem Sonntag hätte man Geld dafür erhalten, dass man gezielt und zusätzlich Strom den Netzen entnommen hätte. Um sich aber so systemdienlich für die Energiewende verhalten zu können, sind Smart Meter und intelligente Messsysteme eine Grundvoraussetzung. Sie sollten – wie auch für alle Haushalte ohne E-Fahrzeuge – verpflichtend eingeführt werden.

Und damit jedem klar ist dass seine Meinung die einzig Richtige sein darf, setzte dieser Herr Lücking noch nach:

[4] Diejenigen, die helfen, die regierungseigenen Ziele zu erreichen, müssen aktiv unterstützt werden. Diesen Akteuren muss der Weg bereitet werden, müssen Steine aus dem Weg geräumt werden. Und denjenigen, die durch das Festhalten an alten Geschäftsmodellen wie Kohleverstromung die Ziele von Klimaschutz und Energiewende torpedieren, müssen besteuert und bestraft werden.

In einer Lokalausgabe der nordbayerischen Nachrichten kommentierte es ein Redakteur ebenfalls:

Sinnvoll ist es auch, den Ausbau der Windkraft so weit zu begrenzen, dass die erzeugte Energie über die bestehenden Stromtrassen auch abtransportiert werden kann. Dass Windräder subventioniert werden müssen, obwohl der Strom nicht beim Verbraucher ankommt – das macht keinen Sinn.

Das klingt nach Erkenntnis, doch die weiteren Ausführungen lassen erkennen, dass dem Redakteur zu den Worten die Erkenntnis vollkommen fehlt; er kann zwischen Wunsch und Wirklichkeit nicht unterscheiden:

Es wird schlicht zu viel Strom produziert, Das drückt zwar einerseits den Preis, doch dieser Effekt kommt nicht beim Verbraucher an. Im Gegenteil: über einen komplizierten Mechanismus steigen die Subventionen und damit die Kosten für die Endkunden. Die Lösung ist im Prinzip einfach: Die Kohlekraftwerke, die sich aus technischen Gründen nicht schnell an- oder abschalten lassen, müssen nach und nach vom Netz.

Dass die EEG-Einspeisevergütung ein „komlizierter Mechanismus“ sein soll, versteht der Autor nicht. Diese Art der Subventionierung von Überproduktion welche dann notfalls weggeschmissen wird, sofern (zusätzlich subventionierte) Lagermöglichkeiten fehlen kennt jeder Bürger seit ca. 50 Jahren von der Landwirtschaft. Und die Mär, dass es an den Kohlekraftwerken läge, hat der Redakteur wohl von Klimaretter.Info[5] und Greenpeace. Er sollte vielleicht einmal bei EIKE nachlesen, warum die Kohlekraftwerke dafür nicht verantwortlich, und für die Funktion der EEG-Versorgung als paralleles Backup-System sogar existentiell erforderlich sind.

[1] Die neuen Energien für Dummies Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

[2] Offshore-Windkraft sei grundlastfähig

[3] EEG-Zeitreise ins Jahr 2050

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Nach so viel Kommentierung erlaubt sich auch der Autor eine zuzufügen:

Nach Klimaretter ist „systemdienliches Verhalten für die Energiewende“, den normalen Stromkunden gesetzlich verordnet beliebig viel Einspeisevergütung und EEG-Infrastruktur-Ausbaukosten bezahlen zu lassen und den Privilegierten Geld und den Strom zu schenken welche die Möglichkeit haben, Überschussstrom zu beziehen und auszunutzen. Besser als es Klimaretter darstellt, kann man das Unsoziale und den Unsinn des EEG nicht mehr plausibilisieren.

Unsere Regierung beginnt ganz, ganz langsam das Problem in der Ferne zu sehen. Nachdem diese „Gefahr“ längst zur Wirklichkeit geworden ist, realisiert sie zumindest, dass es diese geben könnte. So viel Weitsicht hätte man kaum erwartet.

FAZ 29.05.2016: … der Bundesvorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, in seiner Eigenschaft als Bundeswirtschaftsminister.

Und so hat das von Gabriel geführte Haus vorgeschlagen, den Neubau von Windrädern zu beschränken. Dabei im Visier: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und weite Teile Hessens.

In diesen Regionen soll der Ausbau um die Hälfte gekürzt werden. Das Argument: Es fehle an Leitungen, um zusätzlichen Strom, den neue Windräder erzeugen würden, in den Süden zu transportieren. So bestehe die Gefahr, dass die zusätzlichen Windräder zeitweise gar keinen Strom produzieren könnten.

Diesen zaghaften Ansatz zu Realismus torpedieren die Grünen wo es geht. Auch bisher zu den „intelligenteren“ Bundesländern zählende wie es Baden-Württemberg einmal war, heben sich davon nicht mehr ab. Deren (grüner) Umweltminister, Frank Untersteller weiß genau, woran das EEG kränkelt – es sind die Viren des vergangenen Energiezeitalters:

[6] … Aber Franz Untersteller kennt die Schuldigen: es seien, neben dem schleppenden Netzausbau, die “konventionellen Erzeuger”, also Kern- und Kohlekraft, welche “die Netze verstopfen” und dem Grünstrom den Weg versperrten. Er schlage daher einen weiteren Zubau von Windkraftkapazität vor, um die störenden Kohle- und Atomelektronen schrittweise aus dem Netz zu drängen und so freie Bahn für freie Energiebürger zu schaffen, die in “Erneuerbare” investierten.

Gott gibt zu einem Amt eben nicht automatisch den Verstand.

Man wird sich daran gewöhnen, dass Energie in Deutschland von Energiebauern kommt und mit den gleichen Subventionsmechanismen gefüttert wird. Als Vorteil zur bäuerlichen Landwirtschaft haben die Energiebauern jedoch schon jetzt, dass der Staat dem deutschen Stromkunden „Zwangs-Biostrom“ zum mehrfachen Preis verordnet und billigen „Industriestrom“ verbietet. Die Biobauern müssen darauf noch warten.

Quellen

[1] EIKE 01.01.2016: Die neuen Energien im Jahr 2015 und im Jahr 2050 für Dummies

Teil 2 intelligente Versorgungsnetze

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-im-jahr-2015-und-im-jahr-2050-fuer-dummies/

[2] EIKE 28.01.2016: Ein EEG-Märchen wird zum Öko-Dogma – Offshore Windkraft sei grundlastfähig

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/ein-eeg-maerchen-wird-zum-oeko-dogma-offshore-windkraft-sei-grundlastfaehig/

[3] EIKE 24.01.2016: Die neuen Energien erklärt für Dummies Teil 3: Zeitreise ins Jahr 2050 des EEG Eine Energiewende ist nicht planbar

http://www.eike-klima-energie.eu/news-cache/die-neuen-energien-erklaert-fuer-dummies-teil-3-zeitreise-ins-jahr-2050-des-eeg-eine-energiewende-ist-nicht-planbar/

[4] Klimaretter.Info, 28. Mai 2016, Gero Lücking, Vorstand für Energiewirtschaft beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Lichtblick: Geschenkte Kilowatt

[5] VDI Nachrichten 29. April 2016: DIW-Expertin Claudia Kemfert, „Energiewende gefährdet“

http://www.vdi-nachrichten.com/Technik-Gesellschaft/Energiewende-gefaehrdet

[6] Ruhrkultour, 01.06.2016: Der Untersteller

http://ruhrkultour.de/der-untersteller/

[7] Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: EEG in Zahlen: Vergütungen, Differenzkosten und EEG-Umlage 2000 bis 2016 (Stand: 15. Oktober 2015)

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