Nach dem plötzlichen Herztod des bisherigen Präsidenten der ARP vor 2 Monaten hat der Übergangspräsident zahlreiche Aufgaben delegiert. Er bat mich, die ARP in Sambia zu repräsentieren. Da ich schon seit fast 2 Jahren (kritisches) Mitglied der Climate Change Working Group der WFO bin, wurde ich angefragt, ob ich bereit wäre, als „Panelist“ einen Beitrag zu dem Workshop „Farmers as Agents to solutions to the Climate Change” (einem der 4 parallelen Workshops am Tag vor Asamblea-Beginn) zu leisten. Ich habe zugesagt und eine 15-minütige Präsentation zum Thema „Climate Change Mitigation in Farming Systems: Opportunity or Illusion?“ vorbereitet und gegeben:

http://wfo-oma.com/GA2016/GA2016-workshop.html

(Scroll down, session 1 des Workshops on „Farmers as Agents to solutions to the Climate Change”) 

Nach einem Loblied über CO2 (Ergrünen der Erde laut CSIRO: http://www.csiro.au/en/News/News-releases/2013/Deserts-greening-from-rising-CO2  und NASA: http://www.nasa.gov/feature/goddard/2016/carbon-dioxide-fertilization-greening-earth/ ; Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge: http://www.thegwpf.org/content/uploads/2015/10/benefits1.pdf   etc.), und dem Aufzeigen, dass Livestock im Globalen Methanhaushalt ein „Minor Player“ ist (kein Livestock-Signal erkennbar, weder in der geographischen Methanverteilung noch in der historischen Methanentwicklung), sowie der Mitteilung einiger weiterer Wahrheiten (zunehmende Divergenz zwischen IPCC-Modellen und empirischen Temperaturermittlungen trotz steigender CO2-Emissionen; zahlreiche frühere Warmzeiten trotz vorindustrieller CO2-Werte; falsche Anreize könnten falsche Signale setzen und sogar die Welternährung gefährden etc.), bin ich am Ende zu dem Schluss gekommen: „Mitigation opportunities seem to be limited, mitigation illusions might be abundant.“ 

Die Reaktionen waren unterschiedlich: Von Begeisterung bei einigen wenigen bis zum Kopfschütteln und Schweigen und sogar sichtlicher Nervosität bei anderen. Aggressive Reaktionen gab es nicht, nicht einmal fachlich wirklich herausfordernde Fragen, obwohl auch Leute von Internationalen Forschungszentren und Organisationen anwesend waren, die mit diesem Thema Geld machen. Es waren aber meist nur die PR-Leute da, die sichtlich fachlich unsicher waren. Diese haben trotzdem natürlich ihre vorbereiteten Mitteilungen durchgezogen und sich nicht von den Realitäten beirren lassen.

In der Generalversammlung war es mir möglich, eine ganz deutliche Botschaft bei der Strategie-Diskussion im Plenum zu Protokoll zu geben, die ich sauber vorbereitet hatte:

„In the context of the WFO strategic engagement in Climate Smart Agriculture and the Paris Agreement I’d like to recall the beneficial nature of CO2 for agriculture and Nature. CO2 is clearly the most important nutrient of life as it is the only carbon source of all Organic Matter. As farmers should we appreciate CO2 as an important ally, as it is boosting our yields and income, and not consider it as a pollutant. A week ago NASA published on its website a report which shows an increase in Leaf Area Index in most of the earth’s vegetated surface during the past 35 years due to higher CO2-levels in the atmosphere. Considering furthermore, that there are very strong arguments that CO2 is not such a strong driver of climate change as propagated, I’d like to opt for not forgetting the crucial role CO2 plays for global food security in the strategy papers of WFO.” 

In direkter Reaktion darauf meldeten sich der Präsident der National Farmers Union der USA, Roger Johnson und der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, zu Wort. Johnson sagte, dass wir diese Frage Experten überlassen sollten. Wir können unsere Strategien nur auf anerkannter wissenschaftlicher Basis aufbauen. Und Rukwied betonte, dass Klimaschutz bereits eine wichtige Komponente und ein wichtiges Standbein in der Landwirtschaft sei.

Als ich später Johnson am Rande der Veranstaltung um seine Visitenkarte bat und ihm anbot, meine Veröffentlichungen zu schicken, gab er sich sehr interessiert und dankbar. Auch mit Rukwied hatte ich noch zwei Gespräche im Verlauf von Abendveranstaltungen, zusammen mit seinen Begleitern, den Präsidenten des niedersächsischen (Werner Hilse) und des bayrischen Bauernverbands (Walter Heidl) eher allgemeiner Natur über die Situation der Landwirtschaft in Deutschland und auch Paraguay. Dabei habe ich herausgehört, dass derzeit der Milchpreis in Deutschland  vielfach unter den Gestehungskosten liegt (wegen des Abbaus der Milchquote und wegen der Russlandsanktionen) und dass Bioenergie als zweites Standbein das Überleben vieler Bauern sichert. Die Herrschaften machen sich jedoch vor allem Sorge um die Bauern, die ganz auf Bioenergieerzeugung umgestiegen sind und alle anderen Produktionszweige aufgegeben haben. Die Preisgarantie für Bioenergie läuft nach 15 Jahren ab und die Kosten für die Erzeugung der Energie (aus quasi-industriellem Anbau von Energiepflanzen) nähern sich jetzt schon vielfach gefährlich den garantierten Abnahmepreisen für die Energie. Ich habe gespürt, dass die Herrschaften den Zusammenbruch vor allem der Betriebe befürchten, die ganz auf Energieerzeugung umgestiegen sind. Daher kommt wohl die Neigung, sich weiterhin für Klimaschutz stark zu machen und sich lieber nicht so sehr für unbequeme wissenschaftliche Fakten zu interessieren. Die Herren zeigten sich beeindruckt, dass ein Deutscher Paraguay bei der Generalversammlung der WFO vertritt (eine Rolle, die mir zugefallen ist und um die ich mich nicht bemüht hatte!) und wir konnten gemeinsame Bekannte (deutsche Inverstoren in Paraguay) identifizieren. Ich werde diesen Herren auf alle Fälle meine Publikationen und knappe und kompakte Argumente gegen Klimaalarmismus zuschicken. 

Meine generelle Beobachtung bei der Generalversammlung er WFO war die, dass bei den Produzenten selbst (d.h. den Farmern) das Thema Klimawandel kaum zur Sprache kommt und bei ihren Sorgen und Prioritäten eine völlig untergeordnete Rolle spielt (außer vielleicht bei den Repräsentanten von Farmerorganisationen aus einigen Industrienationen, die bereits durch eine falsche Subventionspolitik in eine falsche Richtung, um nicht  zu sagen Falle, gelockt worden sind). Dagegen reden die Vertreter von einschlägigen internationalen Organisationen wie IFAD (International Fund for Agricultural Development), FAO (Food & Agriculture Organization), CCAFS (Climate Change, Agriculture and Food Security Program von CGIAR) und GACSA (Global Alliance for Climate Smart Agriculture) fast ununterbrochen vom Klimawandel. Dafür werden sie offensichtlich bezahlt. Noch schlimmer ist das bei irrgeführten Politikern, wie z.B. dem sambischen Staatspräsidenten Edgar Chagwa Lungu, der bei seiner Begrüßungsrede ganz ins Schwärmen kam, als er von der Unterzeichnung des wegweisenden und weltrettenden Abkommens von Paris in New York berichtete. Dieses Abkommen hielt er für sehr wichtig. Sein Landwirtschaftsminister Given Lubinda, eine hochintelligente und eloquente Persönlichkeit mit Charisma, hat dagegen den Begriff Climate Change bei seinen 2 Reden nicht einmal in den Mund genommen. Auch für die sympathische und wortgewandte Präsidentin der WFO, die Sambierin Dr. Evelyn Nguleka, war der Klimawandel allenfalls nebensächlich.  

Von der Sociedad Rural von Argentinien habe ich am Rande der Veranstaltung in Sambia eine Einladung zu einem Vortrag bei einem von ihr organisierten Seminar im Juli nach Palermo erhalten, zu dem auch Henning Steinfeld von der FAO eingeladen wurde, der Hauptautor von „Livestock’s Long Shadow“. Seit Jahren greife ich diesen Bericht stark an. Wird spannend werden. Jedenfalls bin ich es meiner Selbstachtung schuldig, diese herausfordernde Gegenüberstellung anzunehmen. Gerade heute (eine Woche nach der mündlichen Einladung) habe ich die erste Fassung des Programms erhalten (siehe Anhang). Was ich nicht erwartet hatte ist die Tatsache, dass mein Beitrag an zentraler Stelle vorgesehen ist und dass der Generalsekretär der World Farmers‘ Organisation, Marco Marzano, die session moderieren wird. Man möge mir die Daumen drücken, dass meine Ausführungen bei den anwesenden Persönlichkeiten Wirkung zeigen werden und zur Meinungsbildung und zum Realitätsbezug bei „Klimaschutz-Strategien“ beitragen mögen. Meine Haltung ist den Herrschaften bestens bekannt. Dass sie mich dennoch an prominenter Stelle zu Wort kommen lassen, rechne ich ihnen hoch an. Das zeigt durchaus auch ein bisschen die (heimliche) Sympathie, die die Organisatoren meiner kritischen Haltung entgegenbringen. 

Beste Grüße aus dem Chaco Paraguayo

Die Langfassung des Berichtes können Sie als pdf im Anhang herunter laden

Albrecht Glatzle

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