Gegen diese damals weitverbreitete Praxis wandte sich Martin Luther und leitete damit nicht nur seine Exkommunikation, sondern auch die Kirchenspaltung von 1517 ein. Die evangelische Kirche hat die Idee vom Ablasshandel nun wieder in Form eines Kampfes für mehr Klimagerechtigkeit aufgegriffen und hofft dabei ebenfalls wie die Kath. Kirche damals auf zusätzliche Einnahmemöglichkeiten in Form von beitrittswilligen bzw. abgabefreudigen Schäfchen, die sich ernsthaft Sorgen um Gottes Schöpfung machen. Ironie der Geschichte: Die Evangelische Kirche nähert sich damit wieder der Katholischen Kirche an. Vielleicht wird man demnächst auch den Papst wieder anerkennen. Aber das ist nicht unser Thema.
Wir haben uns vielmehr mit den Argumentationssträngen Evangelischen Kirchenvertreter, namentlich des Vorsitzenden der Kammer für nachhaltige Entwicklung bei der Ev. Kirche in Deutschland (EKD),  Thilo Hoppe, dem Landessynodalpräses und Grünen-Mitglied der Ev. Nordkirche, Andreas Tietze und dem Landesbischof der Nordkirche, Gerhard Ulrich, auseinandergesetzt und kamen dabei zu drei erstaunlichen Erkenntnissen.
Die erste erstaunliche Erkenntnis: sowohl die Evangelische als auch die Katholische Kirche lassen sich offensichtlich von den gleichen Scharlatanen beraten wie der Weltklimarat als auch die Bundesregierung, nämlich von den Vertretern des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung. (PIK) Diesem 1992 gegründeten illustren Verein gehören u.a. die bekannten Klima-Arlamisten Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber, Stefan Rahmsdorf sowie der Papst-Berater, Prof. Dr. Ottmar Georg Edenhofer. an. Über letzteren haben wir in unserem Jahrbuch 2014 bereits ausführlich berichtet. Auf diese Herren bezieht sich die Evangelische Kirche in ihrer Begründung sowohl für die Notwendigkeit einer Energiewende als auch für die Einrichtung einer Umweltstiftung in der Nordkirche für schlappe 1 Mio. EUR.
1)  Aber damit nicht genug: bis 2050 will die Ev. Kirche jährlich 2,7 Mio. EUR in den Klimaschutz stecken.  Mit diesem Geld sollen Solaranlagen installiert und rd. 7200 Immobilien Co2-neutral saniert werden.
2) Die Mitarbeiter sollen umweltfreundlicher reisen, so Andreas Tietze, Landessynodalpräses  und Diakon der Evangelischen Nordkirche. Im Kieler Landtag setzt sich Tietze als Grünen-Abgeordneter für Windparks und Biomasseförderung ein und möchte Kiel kohlestofffrei machen.
3) Sein christlicher Mitbruder, Thilo Hoppe, ebenfalls Mitglied der Grünen, Vorsitzender der Kammer für nachhaltige Entwicklung bei der EKD, entwicklungspolitischer Sprecher von „Brot für die Welt“ sowie Diakon bekennt sich zum ganz großen Wurf, nämlich zu einer „sozial-ökologischen Transformation“ in Deutschland. Auf diesem Gebiet ist Hoppe Fachmann. Schließlich hat er als gelernter  DDR-Bürger reichlich Erfahrung mit gesellschaftlicher Transformation sammeln können. Er geht davon aus, daß die Armut in der Welt u.a. durch Extremwetter zustande kommt, in deren Folge wertvolle Ackerflächen verloren gehen. Er räumt allerdings ein, daß die Bekämpfung der Armut durch Einführung der westlichen Industrialisierungsmethoden auf der Grundlage billiger Energie nicht zum Erfolg geführt hat. Daher plädiert er für Verzicht, Umverteilung von Vermögen, Regulierung der Finanzmärkte und für die Unterstützung von Kleinbauern mit agrarökologischen Methoden. Und um die guten von den bösen Menschen besser unterscheiden zu können, bekennt  sich Hoppe zur alt-bewährten Staatskontrolle. Damit diese wirksam funktioniert, soll zunächst die Frage geklärt werden, wieviel Umweltverbrauch jedem Bürger und jeder Bürgerin zugestanden werden soll. Mehr als zwei Tonnen CO2 pro Jahr sollen es nach Ansicht von Hoppe auf jeden Fall nicht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt sind es 11 Tonnen. Das ist entschieden zu viel. Denn wenn wir die Erderwärmung in den nächsten 15 Jahren nicht auf  2 Grad begrenzen, dann lässt sich der Klimawandel auch bei Null-Emissionen nicht mehr aufhalten. Das wiederum wird das Armuts- und Flüchtlingsproblem verstärken.
4)  Der Landesbischof der evangelischen Nordkirche, Gerhard Ulrich, beschwört ebenfalls die Schöpfung Gottes durch Begrenzung der Co2-Emissionen zu bewahren, „damit wir auch in Zukunft noch alle sicher im selben Boot fahren können.
5)  Eine schöne, aber leider falsche  Metapher. Wobei wir bei der zweiten erstaunlichen Erkenntnis wären: nicht nur Misereor von der Kath. Konkurrenz, auch die evangelischen Funktionsträger kennen sich mit dem Geschäft des Angstmachens bestens aus. Verwundern sollte das aber Niemanden. Schließlich lassen sich beide Konfessionen von denselben o.g. Beratern inspirieren. Das von einer Gefährdung der Schöpfung, wie sie eine EKD-Denkschrift beschwört.
6) gar keine Rede sein kann, belegen die wissenschaftlichen Fakten. Der Anteil des Menschen an der natürlichen Erderwärmung von gerade einmal 0,8 Grad seit 150 Jahren ist nicht bewiesen. Auch hat es Taifune und Vernichtung von Ernten durch Überschwemmungen schon vor der Industrialisierung gegeben. Sie sind seitdem nicht mehr geworden, merkt der ehemalige Leiter des Wetteramtes in Essen, Dipl.-Met. Klaus-Eckart Puls, in einer Stellungnahme gegenüber dem ehemaligen Evangelischen Bischof Dr. Huber, an.
7) Völlig blind scheinen die Unheils- und Umkehrpropheten von der evangelikalen Front für die positiven Auswirkungen des gestiegenen Co2-Anstiegs in der Atmosphäre zu sein. In den vergangenen 20 Jahren ist nach einer Studie des Klimaforschungs-Zentrums der Goethe-Universität in Frankfurt aus 2012 z.B. die afrikanische Savanne wieder ergrünt und der Ernteertrag gestiegen. Auch ist den grünen Luther-Nachfolgern offensichtlich die Umweltschädlichkeit eines weiteren Ausbaus von Windkraft- und Biomasseanlagen nicht so ganz klar. Erstere erzeugen weder genügend noch sicheren Strom und zweitere benötigen das 12.400-fache an Fläche im Verhältnis zu einem konventionellen Kraftwerk. Abgesehen davon, das Monokulturen die Artenvielfalt beeinträchtigen, ist das Verbrennen von Getreide und Rüben zwecks Energiegewinnung kein Akt christlicher Barmherzigkeit, wenn man schon den Anspruch hat,  die  Armut in der Welt bekämpfen zu wollen. Und es macht auch keinen Sinn, zu einem ökumenischen Pilgerweg für mehr Klimagerechtigkeit aufzurufen, denn das Klima macht seit mehr als 500 Mio. Jahre was es will. Schuld daran ist weder das CO2 noch der Mensch, sondern die Sonne. Genauer gesagt: die Sonnenaktivität und ihre zyklischen Schwankungen in der Anzahl und  Größe von Sonnenflecken. Diese verändern die Strahlkraft der Sonne und damit die Temperatur auf Erden. Hinzu kommen weitere Einflüsse wie z.B. Vulkanausbrüche, das Magnet- und Schwerefeld der Erde, Wolkenbildung und Wasserdampf sowie Aerosole, so Prof. Dr. Dieter Ameling.
8) Die genauen Zusammenhänge sind aber noch nicht ausreichend untersucht, weil das Wetter chaotisch u. nicht-linear verläuft. Wie sagte es der Ev. Pfr.  Reiner Vogels, Vors. des lutherischen Konvents im Rheinland daher so schön? „Die Schöpfung kann nur der Schöpfer bewahren. Wir sind dafür viel zu klein.“
Daraus folgt für uns die dritte – nicht so ganz – erstaunliche Erkenntnis: es gibt auch in der Evangelischen Kirche realistisch denkende Menschen.
)*  vgl. Blach, Bernhard, in: Jahrbuch für Energiepolitik und Montankultur, Hamburg 2016, Revierkohle (Hrsg.)

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