Wie bei Hinweisen auf verzerrende Darstellungen seitens offizieller Institutionen argumentiert wird, zeigt das Beispiel der Stadt Fürth.

Auf der Homepage der Stadt Fürth erschien zum Gedenktag der folgende Infotext (Hervorhebung durch den Autor):

Pressetext auf der Homepage der Stadt Fürth

70 Jahre nach Hiroshima

Die Stadt Fürth gedenkt am Donnerstag, 6. August, 18 Uhr, der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945, aber auch der Opfer der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im Frühjahr 2011. Dazu sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. 

Nun ist es bestimmt sinnvoll, schlimmen Ereignissen der Geschichte zu gedenken und sie in Erinnerung zu halten. Aber dann sollte die Wahrheit nicht dem guten Zweck geopfert werden.

Der Autor schrieb deshalb an den Verantwortlichen der Stadt Fürth. Anm.: Im Folgenden wurden alle nicht direkt Fukushima betreffenden Texte weggelassen.

Sehr geehrter Herr xxx,

zur Pressemitteilung der Stadt Fürth zum Hiroshima-Gedenktag (Anlage) habe ich ein paar Fragen an die Verantwortlichen:

…… – Es wird der Opfer der Atomkatastrophe in Fukushima gedacht.

Frage: Können Sie bitte Opfer der Atomkatastrophe Fukushima nennen und ev. die Gesamtzahl? Mir sind keine bekannt. Allerdings hat der Tsunami ca. 20.000 Opfer gefordert. Warum wird nicht denen gedacht?

Vielen Dank für die Fakten zur Hiroshima-Gedenktaginformation der Stadt Fürth

Zurück kam die folgende Antwort (Hervorhebung durch den Autor):

Sehr geehrter Herr yyyy, 

……  Bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurden nachweislich zahlreiche Arbeiter einer sehr hohen Strahlenbelastung ausgesetzt und damit Opfer dieses schrecklichen Unfalls. Da es bei dem Hiroshima-Gedenktag auch um die atomare Technik geht, wird daran erinnert, welche Gefahren von dieser Art der Energiegewinnung ausgehen können.

Darauf erwiderte ich:

Sehr geehrter Herr xxxx,

erst einmal danke für die Rückmeldung. Allerdings kann ich Ihrer Argumentation nicht folgen. 

Im Infotext der Stadt Fürth steht: 

„ …. aber auch der Opfer der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im Frühjahr 2011.“

Bei einer solchen Textpassage, welche direkt hinter den gemeinsamen Opfern von zwei Atombombenabwürfen mit mindestens 232.000 direkten Toten (WIKIPEDIA) steht, „erwartet“ man schon eine besonders hohe Mortalität. Genannt werden aber selbst im Untersuchungsbericht des UNSCEAR-Reports 2013 für Fukushima keine Strahlen-Opfer.

Meinen Sie nicht, dass es eine bewusste textliche Suggestion darstellt, einer Strahlung ausgesetzte Katastrophen-Einsatzkräfte – welche davon keinen letalen Schaden davongetragen haben – in diesem Zusammenhang als Opfer im Sinne des besonderen, im Text ausschließlich einer extremen Atom-Opfer-Zahl bezogenen Gedenktages zu nennen? 

Bezogen auf Ihre Argumentation

„…auch um die atomare Technik geht, wird daran erinnert, welche Gefahren von dieser Art der Energiegewinnung ausgehen können.“

erlaube ich mir anzumerken, dass man bitte nicht Atombombenabwurf und Energiegewinnung in einem „Gedenken“ mischen sollte, nur weil eine gemeinsame Technologiebasis besteht. Dann muss man auch Tsunamis und Wasserkraftwerke so behandeln, wobei die Mortalität dieser extrem schrecklichen Energieform Wasserkraft (alleine der Tsunami 2004 forderte: 230.000 Tote , über 3 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause, geborstene Staudämme forderten ebenfalls schon extreme Opferzahlen) dann um ein Vielfaches höher als die der Atomkraft selbst im Kriegseinsatz wäre.

Gerade Fukushima hat gezeigt, dass selbst der schlimmste Gau – mehrere gleichzeitige Kernschmelzen – zu keinem wirklich Bevölkerungs-relevanten Schaden führen muss.

Man mag gegen eine bestimmte Technologie sein (die Präsident Obama aktuell als die Zukunftstechnologie für die USA preist). Es ist aber bestimmt nicht Aufgabe der Stadt Fürth, dies mit falschen Darstellungen zu unterstützen.

Personen, welche keine genaueren Hintergründe kennen – und das ist die überwiegende Mehrheit – werden durch den Gedenktext auf jeden Fall vollkommen falsch informiert.

Fazit: Man sollte den Infotext der Stadt Fürth bezüglich der Darstellung Fukushima unbedingt richtigstellen, oder den Bezug zu Fukushima entfernen.

Als Anlage etwas Information zum Thema Fukushima

Abschließend kam die folgende Antwort

Sehr geehrter Herr yyyy,

ich respektiere Ihre Argumente und Ihre Meinung. Aber aus den in meiner Antwort genannten Gründen werden wir unseren Text nicht ändern.

Viele Grüße

xxx

[1]

Claudia Roth
11. März 2013 um 06:33

Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen, mehr als 2.700 gelten immer noch als vermisst. Hunderttausende Menschen leben heute fernab ihrer verstrahlten Heimat. Unsere Gedanken sind heute bei den Opfern und ihren Familien. Die Katastrophe von Fukushima hat uns einmal mehr gezeigt, wie unkontrollierbar und tödlich die Hochrisikotechnologie Atom ist. Wir müssen deshalb alles daran setzen, den Atomausstieg in Deutschland, aber auch in Europa und weltweit so schnell wie möglich umzusetzen und die Energiewende voranzubringen, anstatt sie wie Schwarz-Gelb immer wieder zu hintertreiben. Fukushima mahnt.

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken