…Folgerichtig dreht sich das Gespräch der Teilnehmer -geleitet von Georg Ehring (1)- dieser Runde ausschließlich um die hiesigen Folgen der Kraftwerkshavarie im fernen Japan, den damit begründeten Ausstieg aus der Kernenergie und die vorhersehbar absurden Folgen der Energiewende. Insbesondere die beiden Politikerinnen (Anm. der Redaktion Sylvia Kotting-Uhl, MdB, Bündnis 90/Die Grünen und Martina Werner, MdEP, SPD) glänzten durch völlige Ahnungslosigkeit in der Sache, bei gleichzeitig fester ideologischer Meinung, keiner jedoch verlor jedoch kein Wort des Bedauerns über die wahren Opfer. Die anderen beiden Teilnehmer Manuel Frondel vom RWI und Henning Krumrey hatten zwar schwerwiegende, fast ausschließlich ökonomische Gegenargumente, standen aber auch deswegen von Anfang an auf verlorenem Posten, weil auch sie im Grunde die Energiewende nicht in Frage stellten.

Unser DejaVue: Alle diskutierten, wie die ewigen Sozialisten, über den richtigen Weg zum Sozialismus. Der sei im Grunde ja gut, jedoch bisher (mit ca. 100 Millionen Toten) leider, leider nicht richtig angegangen worden. 

Hörer Peter Würdig-Reetz, schrieb daraufhin dem DLF einen Hörerbrief  

Sehr geehrte Damen und Herren,

durch Zufall stieß ich auf Teile Ihrer Sendung vom Mittwoch-Abend, „Vier Jahre nach Fukushima“, bei dem, was da von den beiden Damen, die weitgehend unbelastet von Fachkenntnissen so von sich geben wird einem schon ziemlich übel, aber ich habe mir das trotzdem angetan und habe die Sendung sehr aufmerksam zum zweiten Mal angehört, was man ja heute durch die Möglichkeiten Ihrer Seite im Internet auch kann, Danke dafür.

Der Moderator erinnerte daran, dass durch den Tsunami fast 20.000 Menschen zu Tode gekommen sind, nicht erwähnt wurde, dass durch die Einwirkungen dieser Naturkatastrophe im Bereich der Reaktoren zwar erhebliche materielle Schäden entstanden sind, aber kein Mensch zu Tode gekommen ist. Dass diese beiden Abgeordneten kein Wort über diese hohe Zahl von Menscnenverlusten verlieren sondern nur immer ihre politische Nabelschau hinsichtlich Atom-Angst („the German Angst“) im Blick haben zeigt deutlich, welchen geringen Wert die Vertreter von SPD und Bündnis-90 dem menschlichen Leben zuordnen, Ideologie ist allemal wichtiger. Das fehlende Mitgefühl mit so viel Leid ist für mich erschreckend.

Richtig war, und das war wohltuend, das mal in solcher Deutlichkeit zu hören, dass der Beschluss zum Atom-Ausstieg ausschließlich wahltaktische Gründe hatte und sonst nichts. Dass dadurch ein erheblicher volkswirtschaftlicher Schaden entstanden ist, den diese Parteien zu vertreten haben und den das Volk bezahlen muss ist auch richtig, aber wenn das Volk so dumm ist und Wahltaktik dieser Art honoriert, dann kann es sich über Schaden nicht beklagen. Über weitere Schwachpunkte in der Diskussion über den Atomausstieg möchte ich hier nichts sagen, da sich das ohnehin einer sachlichen Diskussion entzieht.

Dafür möchte ich auf die vielen Fehler in der Diskussion über die sog. „Energiewende“ eingehen. Schon der Begriff ist unehrlich, was zur Zeit betrieben wird ist bestenfalls eine „Stromwende“, elektrischer Strom hat aber am Gesamt-Energieaufkommen nur einen Anteil von etwa ein Fünftel, von den weiteren vier Fünftel einer „Energiewende“ sind wir bisher, Gott sei Dank, verschont geblieben. 

Von den Diskutanten wurde ausgeführt, dass manches bei der Förderung (Subventionierung, man vermeidet dieses hässliche Wort lieber) falsch ausgeführt worden ist und dass falsche Anreize gesetzt worden sind, aber dann muss man doch mal fragen, warum machen denn diese Parteien das so falsch, und warum machen sie so falsch ungehindert weiter, wohl auch aus wahltaktischen Gründen ?

Dann kommt immer wieder eine völlig falsche Geister-Diskussion auf, die Ausnahmen von der EEG-Umlage. Die Ausnahmen sind weitgehend sinnvoll (die Politik beschließt gelegentlich auch mal etwas Sinnvolles, das kann vorkommen), und es ist völlig egal, ob die Ausnahmen wirklich berechtigt sind oder nicht. Beispiele dazu: die Straßenbahnen von Darmstadt sind von der EEG-Umlage ausgenommen. Wären sie das nicht, müssten sie entsprechend die Fahrpreise erhöhen, es bezahlt also am Ende immer der kleine Mann, mit oder ohne Ausnahme, das ist egal. Oder, eine Hähnchen-Schlachterei ist von der EEG-Umlage ausgenommen, wäre sie das nicht, müssten die Hähnchen teurer werden, trifft auch sonst wieder alle (nur mich nicht, denn ich bin Vegetarier). Den hohen Strompreis bezahlt immer der Verbraucher, ganz egal welche Ausnahmen es gibt.

Nun wird für diesen so hohen Strompreis der sog. „Klimaschutz“ angeführt, das muss man sich denn doch etwas kosten lassen (die Diskussion, ob Einsparung von CO2 etwas bringt oder überflüssig ist, will ich hier mal außen vor lassen). Aber, die von der Regierung eingesetzte Experten-Kommission hat in ihrem Bericht festgestellt, dass die sog. „erneuerbaren Energien“ nichts zum Klimaschutz beitragen und auch sonst keinen Beitrag zur Förderung von Innovation bringen und dass das EEG deswegen umgehend ersatzlos abgeschafft werden müsste. Dieser Bericht existiert schon seit über einem Jahr, aber er wird von den beiden Abgeordneten immer noch nicht zur Kenntnis genommen, und das obwohl auch andere namhafte Fach-Gremien (z.B. das Ifo-Institut von Prof. Sinn) zu derselben Schlussfolgerung kommen. Trotzdem wird uns immer wieder ungerührt das Märchen aufgetragen, das die Erneuerbaren doch gut für „das Klima“ seien, wenn sie schon sonst für nichts nützlich sind. Durchgehendes Ausblenden der Realität, das gehört wohl zum Standard-Verhalten der Vertreter dieser Parteien. 

Man fragt sich, wenn die Sache schon so teuer ist und für nichts wirklich nützlich, warum machen wir das denn überhaupt ?  Da wird dann als letztes Argument vorgetragen, dass wir uns damit unabhängig vom Ausland machen. Das wäre zwar theoretisch richtig, aber das ist nun wirklich überholtes Autarkie-Denken, das passt zum Jahr 1914, die weltpolitische Realität sieht heute ganz anders aus,  heute wird weltweit von vielen Ländern Energie angeboten, jedenfalls erheblich preiswerter, dann macht es doch keinen Sinn, sich so in Kosten zu stürzen.

Nun kommt auch zu Recht der Hinweis, dass dieser deutsche Alleingang zu wenig mit den Nachbarn abgestimmt ist. Dazu hat der Vorsitzende der SPD, Wirtschaftsminister Gabriel, jetzt kürzlich das Richtige gesagt: „Das Ausland hält uns sowieso für bekloppt.“ Das sollte auch die Vertreterin der SPD zur Kenntnis nehmen. Die europäischen Nachbarländer werden sich hüten, bei diesem Alleingang mitzumachen, im Gegenteil, sie werden sich zunehmend gegen Eingriffe wehren. Eine verbesserte Absprache der europäischen Nachbarn untereinander wäre wünschenswert, die gegenwärtige deutsche Politik mit ihrer Sucht auf „Energiewende“ praktiziert weitgehend das Gegenteil davon. Unabhängig davon ist aber der Hinweis, dass eine stärkere Vernetzung die Unzuverlässigkeit der erneuerbaren Energien mindern würde  auch falsch und ändert an dem zu Grunde liegenden Problem praktisch nichts, ist auch nur Wunschdenken. Der Tag- und Nachtrythmus ist für alle europäischen Länder fast gleich, es macht überhaupt keinen Sinn, elektrische Energie, die über PV erzeugt wird, von Portugal zu importieren, nur weil dort die Sonne einige Minuten später untergeht (tut sie gar nicht immer). Wenn man das wollte, müsste man schon PV-Strom aus Australien importieren, man sieht, angesichts der verzweifelten Situation werden die Ideen immer verrückter. Und für den Windstrom bringt das auch nur wenig oder nichts, denn die globalen Wetterlagen sind im europäischen Raum nur mäßig verschieden, da lohnt sich ein weiter Transport, der auch kostet, selten oder nie.

Der verrückteste Begriff, der dann kam, das waren die „flexibleren Netze“. Da sieht man, dass diese Dame von den Vorgängen, von denen sie redet, überhaupt keine Ahnung hat (und Politiker meinen wohl nicht selten, das Sachkenntnis eigentlich nur stört). Dass Sie solch einen Begriff den Hörern unkommentiert zumuten ist schon ein starkes Stück. Elektrische Leistung, die an einem Punkt des Netzes entnommen wird (z.B. jemand schaltet das Licht ein) muss Millisekunden genau an einem anderen Punkt des Netzes von einem Generator eingespeist werden, passiert das nicht, schwanken die Frequenz oder die Spannung oder beide gleichzeitig. Speicher, die große Mengen an elektrischer Energie speichern können, gibt es nicht, und es wird sie in einem überschaubaren Zeitraum auch nicht geben, dagegen sprechen die einfachen Grundlagen der Physik, und das kann man durch politische Beschlüsse nicht ändern (wird trotzdem immer wieder versucht). Die vorhandenen Pumpspeicherwerke sind für ganz andere Zwecke gebaut, und sie sind nach Meinung aller Fachleute für die erneuerbaren Energien (EE) ungeeignet. Allein um ein einziges Kernkraftwerk durch EE zu ersetzen bräuchte man etwa 100 Pumpspeicherwerke, das ist außerhalb jeder Realität (Berechnung des Ifo-Institutes). Es gibt noch einige andere verrückte Ideen, z.B. schlug ein Sender mal vor, die deutschen Kanäle für die Speicherung zu verwenden, dann ist Schifffahrt natürlich nicht mehr möglich, aber so kleinlich soll man ja bei einem so hehren Ziel nicht sein.

Die Realität ist, dass es ein einigermaßen durchdachtes und durchgerechnetes Konzept für die Stromwende (fälschlich „Energiewende“ genannt) nicht gibt, man wurstelt planlos irgendwie weiter, und aus reiner Wahltaktik verspricht man Lösungen, die es nicht gibt und nicht geben wird. Das war eigentlich auch von Anfang an klar, man wollte das nur nicht zugeben. Nun haben wir ein skurriles Gemisch aus EE-Erzeugern und konventionellen Kraftwerken, anders geht es erst mal nicht, da nur so ein stabiles Netz mühsam aufrecht erhalten werden kann, wie lange noch ? Für die konventionellen Kraftwerke wird die Situation wirtschaftlich immer prekärer, da sie am Markt konkurrieren müssen mit Anbietern, die außerhalb des Marktes sozusagen hinten herum finanziert werden, ein klassisches Dumping-System. Statt vorher klare Konzepte zu entwickeln bastelt man nun ziemlich hilflos in dieser Situation herum, die  Folgen für Arbeitsplätze und für die Industrie sind verheerend.

Ähnlich zweifelhaft ist die Sache mit den Zertifikaten, die uns so als Schlüssel für die Lösung präsentiert werden. Ein undurchsichtiges System mit der Schieberei von Geld, bei dem nur eines wirklich klar ist, einige kassieren ab, und wir müssen bezahlen. Das System ist von Wirtschaftswissenschaftlern entwickelt und ist in der Grundidee schon falsch, dahinter steckt der Glaube, dass man mit Geld fast alles machen kann, fast alles kann manchmal richtig sein, alles ist hingegen falsch. Wenn das Ausblasen von CO2 richtig teuer wird, dann wird man in Innovation investieren, und dann geht es eben mit weniger CO2. Das stimmt so aber leider nicht, die meisten industriellen Prozesse sind längst am Ende einer möglichen Innovation angekommen, mehr Geld macht die Sache nur teurer, sonst erreicht man dadurch nichts. Die Innovation wird schon durch den Preis für Rohstoffe erzwungen und durch die mögliche Konkurrenz, da ist für technische Verbesserung heute meistens nichts mehr drin. Ein Beispiel von vielen, vor Jahren schwärmte man vom 3-Liter-Auto, heute ist der Treibstoff wesentlich teurer als damals, am Flottenverbrauch hat sich kaum etwas geändert, ein Pkw, mit dem man auch seine Familie kutschieren kann, ist für 3 Liter nicht zu realisieren, das Ende aller Illusionen ist erreicht.

Mehr Geld für Forschung auszugeben ist im Prinzip richtig, aber da werden auch ganz falsche Vorstellungen geweckt. Forschung bringt primär einen Gewinn an Erkenntnis, das ist schon ein Gewinn, aber Forschung bringt nicht zwangsläufig technische Lösungen, auf die man so sehr hofft, die können kommen oder auch nicht, niemand mag das vorauszusagen. Nicht selten kommt man durch Forschung zu der Erkenntnis, dass ein bestimmtes System, auf das man Hoffnung gesetzt hat, doch nicht praktikabel funktionieren wird, auch dann ist das ein Gewinn, denn es beschützt davor noch weiteres Geld in eine unbrauchbare Planung zu investieren. Technische Gerätschaften und das Können der Ingenieure basieren stets auf naturwissenschaftlichen Gesetzen, und die sind eben nicht käuflich, die Natur ist keine Dirne, wir müssen das respektieren. Der richtige Weg ist eben der, sich auf das zu verlassen und darauf die Planung zu setzen von dem man eine sichere Kenntnis hat. Wenn dann später mal eine neue Erfindung hinzukommt, die einiges leichter macht, ist das schön und man kann sie nutzen, von Anfang an darauf bauen darf man nicht, denn niemand weiß vorher, ob oder wann eine neue Erfindung kommt oder auch nicht. Die Gestaltung der Stromwende, so wie wir sie jetzt erleben, ist das krasse Gegenbeispiel, leider, man hat großmäulig vieles versprochen („wir werden die Energiewende schaffen“), und man stürzt sich dabei in ein teures und in vieler Hinsicht eigentlich sinnloses Chaos.

Bülkau, 13.3.2015,

Peter Würdig, Dipl.-Ing. (Physik)  

Eine Antwort steht aus.

Herr Ehring schlug dann in einer Folgesendung noch einmal zu. Im Kommentar zur Sendung schreibt er:

Weitaus billiger wäre es, den Klimawandel effektiv zu bekämpfen, das haben Wissenschaftler immer wieder vorgerechnet. Erforderlich ist vor allem ein schneller Abschied von Kohle, Öl und Gas zur Energieerzeugung. Der hat in vielen Ländern zwar begonnen, doch es fehlt bisher an Konsequenz und Tempo, um einen katastrophalen Klimawandel noch abzuwenden. Den Schaden haben überwiegend arme Länder wie Vanuatu, die ihrerseits kaum etwas zu dem Problem beigetragen haben.

Unser Hörerbriefschreiber der Physiker Peter Würdig-Reetz, sandte daraufhin die folgende Mail an Herrn Ehring.

Sehr geehrter Herr Ehring,

angesichts Ihres Kommentars vom Montag-Abend frage ich mich, wann will man in der Redaktion endlich mal einfache naturwissenschaftliche Wahrheiten zur Kenntnis nehmen ?

Sie sprechen von dem steigenden Meeresspiegel, wir wohnen hier seit 25 Jahren in der Nähe der Küste, und der Badestrand liegt immer noch an derselben Stelle. Wenn Sie das nicht glauben, laden wir Sie ein, uns mal zu besuchen, dann können Sie sich vor Ort selbst überzeugen. Die Fachleute messen jetzt einen Anstieg von 1,6 mm pro Jahr (das waren früher 3 mm pro Jahr), davon entfallen aber etwa 90 % auf die Nachwirkungen der letzten Zwischeneiszeit, verbleiben etwa 0,16 mm pro Jahr, die auf menschliche Einwirkungen zurückgehen könnten. Da fragt man sich doch, lohnt sich darum ein solcher Alarm, abgesehen mal davon, dass es nicht den geringsten naturwissenschaftlich belegten Zusammenhang zu einem Wirbelsturm in der Pazifik gibt ?

Sie sagen weiter wörtlich:

„Erforderlich ist vor allem ein schneller Abschied von Kohle, Öl und Gas zur Energieerzeugung“

Aber, und auch das sollte bekannt sein, die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission hat in ihrem Gutachten festgestellt, dass die sog. „Erneuerbaren“ keinen Beitrag zum Klimaschutz liefern, dies in Übereinstimmung mit den Ergebnissen anderer Fachleute, z.B. das Ifo-Institut. Wie stellen Sie sich nun unter diesen Voraussetzungen die Energieerzeugung in einem hoch-industrialisierten Land wie Deutschland vor, wenn man aus der Kernenergie aussteigt, die als einzige Energie ohne CO2 bereitstellt (seit der Abschaltung der ersten Kernkraftwerke ist der CO2-Ausstoß wieder merklich gestiegen, natürlich), wenn die „Erneuerbaren“ nur einen höchst unsozialen Kostenanstieg mit Umverteilung von unten nach oben bringen und sonst keine nützliche Wirkung haben, und Sie nun auch noch aus der Verwendung der fossilen Energieträger aussteigen wollen ?

Freundliche Grüße,

 Peter Würdig

(1) Georg Ehring Mal: georg.ehring@deutschlandradio.de

Geboren in Münster/Westfalen, Studium der Journalistik an der Universität Dortmund und der Volkswirtschaft an der Fernuniversität Hagen. Seit 1997 beim Deutschlandfunk, vorher Wirtschaftsredakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters. Volontariat beim Solinger Tageblatt.

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