Diese Mahnung konnte angesichts wiederholter Rechtsbrüche beim Versuch der EU-Nomenklatura, ihre Kunstwährung Euro durch direkte und indirekte Enteignung der Sparer zu retten, aktueller nicht sein. In dem 2010 unter dem Titel „Licht der Welt“ als Buch erschienenen Gespräch Benedikts XVI. mit dem Journalisten Peter Seewald äußert er sich sehr zurückhaltend zum Thema „Klima“. Die Fragen seines Interviewpartners sind viel länger als die Antworten des Papstes.
In seinem dreibändigen Werk über Jesus von Nazareth hatte Ratzinger aber ganz klar vor dem Hochmut gewarnt, der sich hinter dem Versuch einer gezielten Beeinflussung der Durchschnittstemperatur der Erde verbirgt:

Die Erde trägt keine Frucht, wenn sie nicht von oben Sonne und Regen empfängt. Dieses nicht in unsere Hände gegebene Zusammenspiel der kosmischen Kräfte steht gegen die Versuchung unseres Hochmuts, uns selber und allein durch unser eigenes Können das Leben zu geben. Solcher Hochmut macht gewalttätig und kalt. Er zerstört am Ende die Erde; es kann nicht anders sein, weil er gegen die Wahrheit steht, dass wir Menschen auf die Selbstüberschreitung verwiesen sind, nur in der Öffnung Gott gegenüber groß und frei und wir selber werden.“

Im ersten Band seines Jesus-Werkes wies Ratzinger überdies darauf hin, dass die Versuchung der Menschen durch den Antichrist nicht darin besteht, ihn zur Anbetung des Teufels zu ermuntern, sondern zur Weltverbesserung:

„Zum Wesen der Versuchung gehört ihre moralische Gebärde. Sie lädt uns gar nicht direkt zum Bösen ein, das wäre zu plump. Sie gibt vor, das Bessere zu zeigen: die Illusionen endlich beiseite zu lassen und uns tatkräftig der Verbesserung der Welt zuzuwenden.“

Ratzingers Nachfolger auf dem Papst-Thron, der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der erste Papst, der sein Amt unter dem Namen des durchaus umstrittenen Armuts-Predigers Franziskus antrat, schickt sich nun offenbar an, in einer für den Frühsommer angekündigten Umwelt-Enzyklika genau diese Warnung seines Vorgängers in den Wind zu schlagen. Wie Bergoglios Landsmann Kurienbischof Marcelo Sánchez Sorondo, der Vorsitzende der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, in einem von SPIEGEL online veröffentlichten Interview erklärte, will Papst Franziskus damit Einfluss nehmen auf die Pariser Weltklimakonferenz im Dezember. Nach 20 fehlgeschlagenen Riesen-Palavern an meist schicken Orten soll dem Pariser Treffen endlich der Durchbruch zu einem verbindlichen Weltklimavertrag gelingen. Denn die ärmsten zwei Drittel der Menschheit hätten zwar kaum Zugang zu fossilen Energieträgern, müssten aber die Konsequenzen deren Verbrauchs in Form des Klimawandels tragen. Die Menschheit solle durch den Weltklimavertrag zur „Hüterin der Schöpfung“ werden.
„Der Schöpfung verpflichtet“ oder „Schöpfung bewahren!“ waren bislang  wiederkehrende Schlagworte in Verlautbarungen insbesondere der deutschen Bischofskonferenz (DBK), die der Forderung nach einem Ausstieg aus der  Nutzung der Kernenergie und fossiler Energieträger wohl den Anschein einer biblischen Begründung verleihen sollten. Der Vatikan hat sich da (wohl zu recht) bislang eher zurückgehalten. Denn in der Genesis heißt es nur: „Gott setzte den Menschen in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre.“ Das Bebauen, umwandeln der Landschaft und deren Nutzung entsprechend menschlichen Bedürfnissen kommt also eindeutig vor dem Bewahren. Ginge es nur um Letzteres, müssten wir uns als Menschen eigentlich abschaffen. Es geht aber in der Bibel, genau genommen, gar nicht um die ganze Schöpfung, sondern nur um einen kleinen eingezäunten Teil, den wir einigermaßen überblicken und kontrollieren können. Die Schöpfung in ihrer Gänze bewahren zu wollen, ist im Grunde ein blasphemisches Ansinnen, weil wir Menschen längst nicht wissen, was alles dazugehört. Gehören von Windrädern geschredderte Fledermäuse und Milane nicht auch dazu?  Und der als „Klimakiller“ verteufelte Pflanzen-Nährstoff CO2: Gehört der nicht auch zur Schöpfung?
Bischof Sánchez Sorondo zeigte sich im zitierten Interview zuversichtlich hinsichtlich der Pariser Klimakonferenz zuversichtlich, denn unter den Religionsführern sei „die Wahrnehmung des Problems gestiegen.“ Er deutet damit an, dass die katholische Kirche ihre Zurückhaltung gegenüber der „grünen Ökumene“ aufgibt. Grundlage dieser Einheitsfront ist aber der Malthusianismus, das heißt die Ansicht, die Möglichkeiten zur Befriedigung der Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung seien naturgesetzlich eng begrenzt und es bedürfe deshalb einer strengen Geburtenkontrolle. Doch Bischof Sánchez Sorondo betont: „Die Kirche ist gegen Geburtenkontrolle, weil sie sie für einen Widerspruch zu den Naturgesetzen hält.“ Kann die Kirche diesen Spagat lange aushalten? Ich bin neugierig auf das, was Papst Franziskus in seiner angekündigten Enzyklika dazu sagen wird.

Anmerkung der Redaktion

Damit der Papst wohl unbedingt das "Richtige" sagt, als Klimaforscher ist er ja bisher nicht hervorgetreten  – eher als Herz-Jesu-Sozialist- hat seine Kurie die die neue Enzyklika vorbereiten hilft, bei Präsident Obama um Schreibhilfe ersucht. Oder Obama hat ihr in dieser Sache ein Angebot gemacht, was diese nicht ablehnen kann: AP schreibt dazu:

The Obama administration is seeking to hitch its climate change message onto that of the ever-popular Pope Francis, whose upcoming environmental encyclical has drawn more speculation than any papal document in recent memory. The head of the Environmental Protection Agency met Friday with senior Vatican officials who helped draft the document, which is expected to be released in June or July. EPA Administrator Gina McCarthy told reporters that her aim was to show how aligned President Obama and Francis are on climate change. 

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