AA: Herr Hager, wir erleben derzeit wieder einen Winter, der – mit Ausnahme der Woche nach Weihnachten – nicht so recht einer ist. Kann das als eine Folge des Klimawandels gewertet werden?
Hager: Mit dem Schlagwort „Klimawandel“ ist man heutzutage schnell bei der Hand. Nur mit der Realität haben diese Annahmen nichts zu tun. Beispielhaft möchte ich, wenn Sie den Winter ansprechen, die Region Augsburgbeleuchten. In einer Zeitreihe von über 60 Jahren beträgt die gemittelte Temperatur in den Wintermonaten Dezember, Januar und Februar minus 0,2 Grad Celsius. In der Aufreihung der Jahre ist irgendeine Regelmäßigkeit – etwa, dass es in den vergangenen Jahren immer wärmer geworden wäre – nicht zu erkennen.
Für die vergangenen zehn Winter gilt: Drei lagen mit den Temperaturen über dem Mittelwert. Aber sechs lagen darunter. Und einer bildet ziemlich genau die Durchschnittstemperatur ab. Ich könnte auch andere Größen hernehmen wie das absolute Temperaturminimum, das vor 20 Jahren mit minus 27,1 Grad erreicht wurde. In den Jahren davor und danach lagen die Temperaturen mehr oder weniger deutlich darüber. Es ist ein richtiger Zickzack-Kurs, der keine Gesetzmäßigkeit erkennen lässt.
AA: Was folgern Sie daraus?
Hager: Da kann ich nur Professor Lauscher aus Wien zitieren: „Schwankungen dominieren das Klima, nicht Trends. Im Klima ist der Wechsel das einzig Beständige.“ Und wenn man zurückblickt in der Geschichte der Menschheit, dann tauchen immer wieder kältere und wärmere Perioden auf. Die Römer tranken in Augsburg Wein, der in der Antike zum Großteil auch in dieser Region angebaut worden ist. Das wurde durch das Klima erst möglich. So um das Jahr 350 ist es nach und nach kälter geworden, was ein nicht unerheblicher Grund für die Völkerwanderung in der Spätantike war. In osteuropäischen Gebieten hat sich das Klima derart verschlechtert, dass ein Überleben auf Dauer nicht möglich gewesen wäre.
In unserer Zeit ist es so, dass wir eine Warmphase hinter uns haben, die zwischen den 60er Jahren bis Mitte der 90er Jahre angehalten hat. Etwa seit dem Jahr 2005 sind wir wieder im Abschwung, der gedämpft wird, weil sich die Messsensorik geändert hat.
AA: Was meinen Sie damit?
Hager: Glasthermometer wurden um das Jahr 1995 durch elektronische Thermometer ersetzt. Und die reagieren deutlich sensibler auf Temperaturunterschiede, zeigen sie schneller an. Acht Jahre lang habe ich auf dem Lechfeld Parallelmessungen durchgeführt. Das Ergebnis war, dass die elektronischen Thermometer im Vergleich zu ihren Vorgängern im Schnitt eine um 0,9 Grad höhere Temperatur angezeigt haben. Man vergleicht also – obwohl man hier wie dort die Temperatur misst – Äpfel mit Birnen. Gesagt wird einem das nie.
AA: Das heißt, allein durch eingesetzte andere Messinstrumente erhalten Sie eine höhere Temperatur? Und die ist dann bei Diskussionen um den Klimaschutz ein gewichtiges Argument.
Hager: Genauso ist es. Klimawandel und Klimaschutz sind zu ideologisch beladenen und belasteten Themen geworden. Da traut man sich ja kaum noch zu widersprechen, weil man gleich in die Umweltsünder-Ecke gestellt wird. Speziell wenn es um die angestrebte Verminderung des CO2-Ausstoßes geht, werden die Menschen an der Nase herumgeführt. Wer den sogenannten Treibhauseffekt wissenschaftlich oder politisch auf den Nenner CO2 bringt, der sollte erst einmal nachdenken. Das Kohlendioxid ist ein ungiftiges und in der Natur zur Photosynthese notwendiges Gas. Außerdem hängt unser Wettergeschehen an einer zweistelligen Vielzahl von Einzelfaktoren ganz unterschiedlicher Gewichtung. Wetter und Klima bleiben in ihrer chaotischen Komplexität eben unbeherrschbare Natur.
Das ganze Interview in der AA hier lesen: 
Mit Dank an Spürnase Ken & Pierre Gosselin NoTrickszone

Nachtrag 13.1.15:

Herr Hager betreibt seine eigene Webseite in der er seine Beobachtungen allgemein zugänglich macht (hier)

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