Okay, es war mein Fehler. Ich hätte wissen müssen: Wenn Staatsfunker wie die vom NDR eine Einrichtung wie das Ozeaneum in Stralsund verdächtig oft bejubeln, dann muss an Letzterem was faul sein.
Hat mich 16 Euro Eintritt gekostet, diese Wahrscheinlichkeit prompt bewiesen zu bekommen. Der 2008 unter großem Brimborium eröffnete Bau („Norddeutschlands größter Museumsneubau“) ist architektonisch licht und luftig, inhaltlich aber untermittelprächtig, verglichen mit Meeresmuseen in Frankreich oder England. Da gibt es zu viel Präpariertes, Ausgestopftes, Ausgestelltes, zu wenig Lebendiges, sinnlich Erfassbares. Und viel zu viel ideologischen Müll.
Die Großaquarien sind hübsch, aber auch nicht mehr als State of the Art. Der 25 Meter hohe, mit einer Million Liter Salzwasser gefüllte Aquariumszylinder in der Lobby des Berliner Hotels Radisson Blu ist imposanter als jedes Becken in Stralsund. Und wer seinen Kindern Robben, Eisbären und Pinguine in Aktion zeigen will, dazu den ersten Walross-Nachwuchs eines deutschen Zoos, geht sowieso nach Hamburg, in die Sektion Eismeer des Tierparks Hagenbeck. Zwar kriegt man da auch so manche Ökolektion verpasst. Aber nicht mit dem Holzhammer, wie in Stralsund.
In puncto Zeigefingergefuchtel, Katastrophenbeschwörung, Untergangsgeraune und Klimapanikverbreitung nämlich lässt sich das Ozeaneum von nichts übertreffen. Reihenweise warnen Schautafeln, das „intensive Wirken des Menschen“ bedrohe dieses und jenes, eigentlich alles. Steht das Ende der Dorschfischerei bevor? Sind sämtliche Meere bald leergefischt? Wann versauert das Meer durch Kohlendioxideintrag? Wie schädlich sind Aquakulturen? Shrimp-Farmen zerstören Mangrovenwälder und Küstenlinien! Müllstrudel verteilen sich über die Ozeane! Fischereiflotten erzeugen tödliche Fischfallen! Weltweit brechen die Bestände des Roten Thuns zusammen („Für die Ausstellung konnte kein Tier mehr beschafft werden“)! Kein Lebewesen hat eine Chance, Grundschleppnetzen zu entkommen! Der Klimawandel bedroht sogar unsere Wale (Gegenmaßnahme: „Fahren Sie weniger Auto, wechseln Sie zu einem Ökostromanbieter“)!
O Gottes Engel wehre, und rede du darein!
In einer Ecke läuft ein Video über steigende Meeresspiegel. Der berühmte Meeresforscher Robert Atzorn, nebenberuflich Darsteller in meist etwas trashigen TV-Streifen, fabuliert da was von einem Meerespiegelanstieg von 50 Zentimeter bis Ende des Jahrhunderts. Diese Information, die er vom IPCC oder aus dem Maya-Kalender haben könnte, hat ihn derart geschockt, dass er empört ausruft: „Nach den Malediven werden die Küsten der Kontinente überspült. Warum lassen wir das zu?“ Die Neigung ehemaliger Fernsehgrößen zu pathetischen Ökotiraden könnte man das Hannes-Jaenicke-Syndrom nennen: Wenn die eigene Bildschirmkarriere nicht mehr so recht flutscht, zum Weltretter honoris causa taugt man noch allemal.
Masochisten willkommen! Wer ins Ozeaneum von Stralsund geht, löhnt dafür, sich von fanatischen Doomsayers in den Hintern treten zu lassen; als unverantwortlicher Dreckskerl, dessen Konsumgier die Meere in eine Kloake verwandelt hätte. Soweit vielen Dank. Natürlich wird in solchen Geisterbahnen nie erwähnt, dass sich Endzeitgeblöke und Worst-Case-Szenarien meist irgendwann still verabschieden. Warum gibt es an der Nordseeküste eigentlich noch Robben, und zwar weitaus mehr als vor der Robbensterbenhysterie der 1980er („Spiegel“-Titel: „Friedhof Nordsee“)?
Warum gab es noch nie so viele Schollen in der Nordsee wie 2014 (Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer: „Wir können auf den Schollen bis nach Helgoland laufen, ohne nass zu werden“)? Wo doch Greenpeace den Plattfisch seit Jahren für hochbedroht hält („Streiche die Scholle von deinem Speiseplan“). Warum hat die Wasserqualität in Nord- und Ostsee fast überall zu-, nicht abgenommen? Ja, woran liegt das wohl? Weil alles den Bach runter geht?
Der Grund, warum die Umwelt immerfort den Bach runterzugehen hat, ist simpel: nur dann gehen die Spendeneinnahmen von Greenpeace nach oben. Die Sekte hat das Ozeaneum ideologisch ursupiert, wie auch „Klimahaus“ in Bremerhaven oder das „Umweltzentrum“ auf Spiekeroog und artverwandte Einrichtungen. Neben der Lobbyorganisation „Stiftung Offshore Windenergie“, dem von Fördergeld übersprudelten „Deutschen Klimarechenzentrum“ sowie dem Institut für Meereskunde-Geomar in Kiel (dort wirkt der kregle Klimaclown Mojib „Winter-wird-es-nicht-mehr-geben“ Latif) ist es immer wieder Greenpeace, die sich im Ozeaneum breit macht. Greenpeace gibt den Poltergeist des Museums.
Ein anderthalbstündiger Film zeigt die Aktivitäten der Schadstoff-Rechenkünstler („Brent Spar“). Fragen der Besucher, so erfährt man auf Schildern, beantwortet die Sekte gern per E-Mail („Stichwort Ozeaneum“). Wodurch sie an die Adressen möglicher Sympathisanten kommt. Jahr für Jahr besuchen fast 600.000 Menschen das Ozeaneum, darunter viele Kinder und Jugendliche. Und sie zahlen für die Propaganda-Show auch noch. So etwas nennt man eine Win-Win-Situation. Für Greenpeace.
Etwas Gutes hat das Ozeaneum aber doch. Am 21. November tritt dort Achse-Autor Vince Ebert mit seinem Wissenschaftskabarett-Programm „Evolution“ auf. Diese Show kommt garantiert ohne Greenpeace aus.
Beitrag erschien zuerst auf: achgut.com

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