Klimawandel – So extrem wird das Wetter

„Unwetter werden extremer und teurer“, warnt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) – und ist damit nicht allein. Wenn vom Klimawandel die Rede ist, dann folgt häufig die Ankündigung der Apokalypse in Gestalt von Dürren, Starkregen, todbringenden Stürmen oder extremer Hitze. Tatsache ist: Klimaforscher gehen zwar davon aus, dass sich mit der globalen Erwärmung das Potenzial für extreme Wetterereignisse erhöht, sie können aber nur schwer vorhersagen, wie häufig und stark diese überdurchschnittlich nassen, stürmischen oder heißen Tage sein werden.
Ein schöner Einstieg. Landwirte und Hausbesitzer sind beim Lesen dieser Intro-Zeilen wahrscheinlich bereits hellhörig geworden. “Hilde, sach ma. Ham wir eigentlich die Stuamversicherung letzten Monaat bezaahlt? Ich glaub wir brauchen auch noch was gegen Überschwemmung. Und was gegen Haaagel, und…und…und…”.
Weiter bei shz.de:
Der Verdacht der Wissenschaftler, dass sich mit dem Klimawandel auch die Zahl der Extremwetterereignisse erhöht, hängt mit der Erwärmung der Atmosphäre zusammen. „Mit der Temperatur steigt der Energiegehalt der Atmosphäre. Diese Energie kann sich zum Beispiel in starken Stürmen wieder entladen“, erklärt Dr. Daniela Jacob vom Climate Service Center in Hamburg. Außerdem könne eine wärmere Atmosphäre auch mehr Wasserdampf aufnehmen, was sich auf die Niederschlagsmenge auswirkt.
Ein netter Versuch. Ein Verdacht wird ausgesprochen, ein simplistisches Modell angeboten. Die Kalibrierung mit den real festfestellten Sturm- und Niederschlagstrends bringt Ernüchterung: Leider alles falsch. Stürme waren in Mitteleuropa während der Kleinen Eiszeit vor 200 Jahren viel häufiger und stärker als heute, wo es deutlich wärmer ist. Und auch in hydrologischer Hinsicht hat sich in den letzten 150 Jahren trotz Erwärmung um ein Grad in Mitteleuropa nichts Großartiges getan (siehe unsere Blogartikel “Überraschung: Originaldaten wollen nicht zur DWD-These von immer feuchteren Wintern in Deutschland passen“, “Entspannung an der Extremwetterfront: Dürren sind in den letzten 60 Jahren nicht häufiger geworden“).
Weiter bei shz.de:
Wenn es um Häufigkeit und Intensität von Stürmen geht, fällt es den Forschern schwer, Aussagen über die Zukunft zu machen. Im Norddeutschen Klimaatlas, der Ergebnisse von regionalen Klimamodellrechnungen zeigt, wird von einem möglichen Anstieg von drei bis fünf Sturmtagen ( mehr als Windstärke 8 ) im Jahr ausgegangen. Man könne aber trotzdem noch nicht sagen, ob Orkane wie Xaver oder Christian häufiger auftreten werden, gibt Daniela Jacob zu bedenken. Gerade bei Stürmen ist es schwierig, diese als Extrem jenseits der natürlichen Variabilität zu erkennen. „Sehr starke Stürme sind sehr selten, und auch wenn wir in die Zukunft schauen, werden sie immer noch selten sein“, sagt Daniela Jacob. Auch Michael Theusner schreibt die Häufung von starken Herbststürmen im vergangenen Jahr eher dem Zufall zu. Dürfen also zerstörerische Taifune gar nicht mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden? Und kommen die Warnungen der Versicherungswirtschaft zu Unrecht? „Nein“, sagt Daniela Jacob. Eben weil eine erwärmte Atmosphäre ein erhöhtes Potenzial an starken Winden und Überschwemmungen mit sich bringt. Gut zu erkennen ist das an den Auswirkungen von Hitzewellen und Hochwasser. Bei den heißen Tagen, an denen die Temperatur über 30 Grad steigt, zeichnet sich ein Trend ab. In Schleswig-Holstein sind seit 1950 mehr als vier solcher Tage im Jahr hinzugekommen, für die Zukunft zeigt die Prognose im Norddeutschen Klimaatlas einen weiteren Anstieg um bis zu sechs Tage.
Hier muss man sich doch sehr wundern. Zunächst wird eingestanden, dass die Stürme den Bereich der natürlichen Variabilität noch immer nicht verlassen haben, dann jedoch wird mit theoretischen Modellen argumentiert, die solche Trends annehmen – obwohl sie in der Realität nicht beobachtet werden. Gibt es heute mehr Hitzewellen als während der letzten Wärmephase, der Mittelalterlichen Wärmeperiode? Bislang gibt es keine einzige Studie, die dies suggeriert. Ebenso gibt es keine einzige seriöse Studie, die einen Anstieg von Hochwässern in den letzten Jahrhunderten belegen würde (siehe z.B. “Extremregen war in den Französischen Alpen während der Kleinen Eiszeit häufiger als heute” und “Neue Studie des Geoforschungszentrums Potsdam: In den letzten 7000 Jahren gab es in Oberösterreich 18 hochwasserreiche Phasen“). Im Gegenteil. Fachwissenschaftler prognostizieren sogar eine zukünftige Abnahme der Flutschäden in Europa (siehe unseren Blogartikel “Neue begutachtete Studie in Nature Climate Change: Klimawandel lässt Hochwasser in Europa wohl in Zukunft seltener werden“).
Wie kommt Daniela Jacob also auf diese abenteuerlichen Prognosen? Was könnte hinter diesen alarmistischen Ansichten stecken? Was ist das “Climate Service Center” (CSC), für das sie tätig ist und wer bezahlt Mitarbeiter und Forschung? Das CSC schreibt auf seiner Webseite über sich selbst:
Am Climate Service Center arbeitet ein Team von Naturwissenschaftlern, Ökonomen, Politikwissenschaftlern und Kommunikationsexperten daran, das Wissen aus der Klimaforschung praxisorientiert aufzubereiten und Entscheidungsträgern in Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.
Das hört sich sehr nach einer Lobbyorganisation an. Direktor des DSC ist der Belgier Guy Brasseur. Brasseur hat als einer der Hauptautoren den vierten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) koordiniert, ist also eng mit dem IPCC verbandelt. Da wundert es kaum, dass auch seine Mitarbeiterin Jacob eine stark klimaalarmistische Linie fährt. Auch Daniela Jacob selbst ist übrigens Teil der IPCC-Familie. Sie ist eine der Hauptautoren für den 5. Sachstandsbericht des IPCC. Andere CSC-Mitarbeiter (z.B. Claudia Wunram) sind nebenbei auch bei Umweltorganisationen wie dem BUND tätig. Im Beratungsausschuss des CSC sitzen Klimaalarmisten wie Hartmut Graßl, der schon vor Jahren vor enormen Hitzesprüngen gewarnt hatte, die jedoch letztendlich ausblieben (siehe unseren Blogbeitrag “Graßl’s Erwärmungsprognose von 1990 droht dramatisch zu scheitern“). Und wer sitzt noch in diesem Beratungsausschuss? Kleiner Fanfarenstoß:Peter Höppe von der Munich Re Rückversicherung. Die interessierte Versicherungswirtschaft ist mit dem IPCC-Think-Tank offenbar eng verbandelt. Aber auch die Allianz war in dem Gremium vertreten. Ausschussmitglied Lutz Cleemann war einst für diese Versicherungsgesellschaft tätig.
Schleswig Holsteinische Tageszeitungen gaukeln ihren Lesern eine unabhängige wissenschaftliche Einschätzung vor, von einer Mitarbeiterin einer IPCC-Lobbyorganisation, die eng mit der Versicherungswirtschaft verbandelt ist. Wie redlich ist dies?
Lesen wir weiter bei shz.de:
Längere Trockenzeiten mit sehr heißen Tagen können auch in Europa erheblichen Schaden anrichten, wie die Hitzewelle im Sommer 2003 gezeigt hat. Europaweit starben damals 23 000 Menschen, 3500 davon in Deutschland, ermittelte die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Mortalität in Mitteleuropa ab 35 Grad signifikant zunimmt. Allerdings haben Statistiker der London School of Hygiene and Tropical Medicine auch ermittelt, dass die meisten Opfer der Hitze bereits geschwächt und krank waren und zu einem großen Teil auch ohne Hitzewelle wenige Wochen später gestorben wären.
Eine löbliche Einschränkung. Vielleicht hätte man noch erwähnen sollen, dass Kälteextreme viel mehr Todesopfer fordert als Hitze? Keating & Donaldon 2004 schreiben:
Meanwhile, it must not be forgotten that cold weather in winter causes many more deaths than heat in summer, even in most subtropical regions, and measures to control cold-related deaths need to continue. Infections in the summer months were largely brought under control by the beginning of the last century. Since then, winter cold has been the major seasonal factor causing death in all but tropical regions of the world.
Am besten wäre doch, wenn jeder Bürger von Staats wegen verpflichtet wäre, sich gegen Extremwetter zu versichern. Da könnten Muncih Re & Co. schön abkassieren. Aber halt, dann müsste man ja auch Kunden in echten Gefahrengebieten versichern, die unvorsichtigerweise in Überflutungsgebieten ihr Häuschen errichtet haben, weil die Lage doch so traumhaft schön erschien. Attraktiver sind da schon Kunden, die außerhalb der echten Gefahrenzonen leben (siehe unseren Blogartikel “Munich Re möchte mehr Kunden abseits der Flüsse gegen Überschwemmungsschäden versichern“). Lesen Sie auf shz.de:
Versicherung gegen umweltschäden Als Pflicht?
Eine Elementarschadenversicherung  schützt vor den finanziellen Folgen von Naturereignissen, wie Überschwemmung,  Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen und Vulkanausbrüchen. Werden bei einer Umweltkatastrophe viele Häuser beschädigt, die nicht versichert waren, muss häufig der Staat eingreifen, um die Betroffenen vor dem Existenzverlust zu bewahren. Einige plädieren daher für eine Pflichtversicherung für Elementarschäden. Doch die deutschen Versicherungen sind dagegen: Eine solche Pflichtversicherung nehme jeglichen  Anreiz für Schutzmaßnahmen in den Gefahrenzonen, schließlich werde im Gefahrenfall immer gezahlt – und zwar unabhängig davon, ob der Versicherte zuvor in Präventionsmaßnahmen investiert hat oder nicht, schreibt der GDV auf seiner Internetseite.  Auch käme es zu einer Spirale aus immer größeren Schäden und immer höheren Prämien.
Der Beitrag erschien zuerst bei Die kalte Sonne

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken