Zunächst dachte ich, dass dies ihre übliche Art ist. Aber dann merkte ich, dass sie echt ahnungslos sind. Gute Nachrichten sind keine Nachrichten, weshalb die Mainstream-Medien weitgehend alle Studien ignorieren, aus denen insgesamt die Vorteile der Klimaänderung hervorgehen. Und Akademiker waren nicht gerade erpicht darauf, solchen Analysen Rückenwind zu geben. Also folgt hier, möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte, ein ganzer Artikel in der nationalen Presse über die Vorteile der Klimaänderung.

Es gibt viele wahrscheinliche Auswirkungen der Klimaänderung: positive und negative, ökonomische und ökologische, humanitäre und finanzielle. Und wenn man sie alle zusammenwirft, ist die Auswirkung insgesamt heute positiv – und wird wahrscheinlich bis zum Jahr 2080 positiv bleiben. Zu diesem Ergebnis ist Prof. Richard Tol an der Sussex University gekommen, nachdem er 14 verschiedene Studien über die Auswirkungen zukünftiger Klimatrends begutachtet hatte.

Um genau zu sein, Prof. Tol berechnete, dass die Klimaänderung bis zu einer Erwärmung von 2,2°C ab dem Jahr 2009 vorteilhaft wäre (da hat er seine Studie geschrieben). Dies bedeutet etwa 3°C seit vorindustrieller Zeit, da es bereits etwa 0,8°C während der letzten 150 Jahre wärmer geworden ist. Die jüngsten Schätzungen der Klimasensitivität zeigen, dass derartige Temperaturen nicht vor Ende dieses Jahrhunderts erreicht werden – wenn überhaupt. Das IPCC, dessen Berichte den Konsens definieren, klebt jedoch an älteren Hypothesen, was Vorteile bis etwa 2080 bedeutet. Wie auch immer, es ist noch ein langer Weg.

Jetzt hat Prof. Tol eine neue Studie veröffentlicht, und zwar als Kapitel in einem neuen Buch mit dem Titel How Much have Global Problems Cost the World?, welches von Bjorn Lomborg, Direktor des Kopenhagener Konsens-Zentrums, herausgegeben und von einer Gruppe führender Ökonomen begutachtet worden ist. In dieser Studie richtet er den Blick zurück auf das vorige Jahrhundert. Er folgert, dass die Klimaänderung tatsächlich das Wohlergehen der Menschheit und des Planeten während des 20. Jahrhunderts erhöht hat.

Es steht Ihnen frei, den Studien von Prof. Tol nicht zu glauben. Oder Sie können sagen, dass der Gesamt-Vorteil klein ist (was stimmt), Sie können argumentieren, dass sich die Vorteile mehr auf die reichen Länder beschränken als auf arme Länder (was stimmt) oder Sie können betonen, dass die Klimaänderung nach dem Jahr 2080 insgesamt schädlich für die Welt wäre (was auch stimmen könnte). Sie können sogar sagen, dass Sie den involvierten Modellen nicht trauen (obwohl sie sich als zuverlässiger erwiesen haben als die Modelle zur Berechnung der Temperatur). Aber was Sie nicht tun können ist zu bestreiten, dass dies der gegenwärtige Konsens ist. Wenn Sie wollen, dass man den Konsens hinsichtlich der Temperaturmodelle akzeptiert, sollten Sie auch den Konsens der ökonomischen Vorteile akzeptieren.

Alles in allem findet Prof. Tol, dass die Klimaänderung im vorigen Jahrhundert das menschliche Wohlergehen verbessert hat. Um wieviel? Er rechnet mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 1,4, das bis 2025 um 1,5 Prozent steigen soll. Für einige Menschen macht diese Differenz den Unterschied aus zwischen Verhungern und Überleben.

Bis 2050 werden es immer noch 1,2 Prozent sein, und der Trend wird nicht vor 2080 negativ werden. Kurz gesagt, meine Kinder werden sehr alt sein, bevor die globale Erwärmung aufhört, für die Welt vorteilhaft zu sein. Wenn die Welt weiterhin um 3 Prozent pro Jahr wächst, wird ein normaler Mensch im Jahr 2080 etwa neunmal so reich sein wie heute. Das tief liegende Bangla-Desh wird also dann in der Lage sein, 2080 die gleichen Flutschutzmaßnahmen zu ergreifen, die die Holländer heute schon haben.

Unter den hauptsächlichen Vorteilen der globalen Erwärmung sind: weniger Tote im Winter, niedrigere Energiekosten, bessere Ernten, möglicherweise weniger Dürren, vielleicht größere Biodiversität. Es ist eine wenig bekannte Tatsache, dass es im Winter mehr Todesfälle gibt als im Sommer – nicht nur in Ländern wie UK, sondern auch in Ländern mit heißen Sommern, einschließlich Griechenland. Sowohl UK als auch Griechenland weisen im Winter eine um 18 Prozent höhere Sterberate auf. Vor allem in kalten Wintern kommt es zu einem Anstieg von Herzstillständen, weit mehr als der Anstieg bei Hitzewellen.

Kälte, nicht Wärme, ist der größte Killer. Im letzten Jahrzehnt gab es in UK durchschnittlich 29.000 zusätzliche Todesfälle pro Winter durch die Kälte. Man vergleiche dies mit der Hitzewelle vor zehn Jahren, die in Frankreich 15.000, in UK lediglich 2000 Todesopfer forderte. In den zehn Jahren seitdem gab es im Sommer überhaupt keine Spitzenwerte hinsichtlich Todesfälle. Exzessive Todesfälle im Winter haben ärmere Bevölkerungsschichten viel stärker betroffen als reichere, und zwar aus einem offensichtlichen Grund: die Ärmeren konnten sich die Heizung nicht leisten. Und in Gefahr sind nicht diejenigen, die von einer moderaten Erwärmung profitieren. Die globale Erwärmung hat bislang die Heizungsrechnungen stärker gedämpft als Rechnungen für Kühlung. Falls die Erwärmung nach dem 17-jährigen Stillstand erneut einsetzt und sich die Energieeffizienz unserer Wohnungen verbessert, werden vielleicht die Kosten für Kühlung diejenigen der Heizung übersteigen – möglicherweise ab 2035, schätzt Prof. Tol.

Der größte Vorteil kommt aber nicht durch die Klimaänderung, sondern durch das Kohlendioxid. Das ist kein Verschmutzer, sondern das Rohmaterial, aus dem Pflanzen Kohlenwasserstoffe und in der Folge Proteine und Fette erzeugen. Da es ein nur sehr gering in der Atmosphäre vorhandenes Spurengas ist – weniger als 0,04 Prozent der Luft – gieren die Pflanzen danach, es zu absorbieren. An einem windstillen, sonnigen Tag kann ein Maisfeld die Hälfte des Kohlendioxids aus der Luft holen. Kommerzielle Betreiber von Gewächshäusern pumpen daher Kohlendioxid in ihre Treibhäuser, um das Pflanzenwachstum anzuregen.

Die Zunahme des mittleren CO2-Gehaltes der Luft während des vorigen Jahrhunderts von 0,03 Prozent auf 0,04 Prozent hat bereits messbare Auswirkungen auf die Wachstumsrate von Pflanzen. Sie ist verantwortlich für eine erstaunliche Änderung der Grünmenge auf dem Planeten. Wie Dr. Ranga Myneni von der Boston University mittels drei Jahrzehnten Satellitenbeobachtung dokumentiert hat, sind 31% der bewachsenen Fläche des Planeten grüner geworden sind und nur 3 Prozent weniger grün. Dies bedeutet übertragen eine Zunahme der Produktivität des Ökosystems um 14 Prozent und gilt für alle Pflanzenarten.

Dr. Randall Donohue und seine Kollegen vom CSIRO Land and Water Department in Australien haben ebenfalls Satellitendaten analysiert und festgestellt, dass die Ergrünung eindeutig zumindest teilweise dem Dünungseffekt von Kohlendioxid zugeordnet werden kann. Die Ergrünung ist besonders ausgeprägt in trockenen Gebieten wie der Sahel-Zone, wo die Satelliten eine starke Zunahme grüner Vegetation seit den siebziger Jahren festgestellt haben.

Oft wird gesagt, dass die globale Erwärmung die Ärmsten der Welt am stärksten betreffen wird. Nur selten hört man dagegen, dass die Hungersnöte in der Sahel-Zone während der letzten Jahre abgenommen haben, teils wegen stärkerer Regenfälle durch die moderate Erwärmung, und teils auch durch mehr Kohlendioxid selbst: Mehr Grünzeug für die Ziegen bedeutet, dass mehr Grünzeug für die Gazellen übrig bleibt. So haben ganze Ökosysteme profitiert.

Selbst Eisbären blühen bislang auf, hauptsächlich jedoch wegen des Einstellens der Jagd. Nichtsdestotrotz, es ist erwähnenswert, dass in den drei Jahren mit der geringsten Eisbären-Population in der westlichen Hudson Bay (1974, 1984 und 1992) das Meereis zu dick war, um es den Ringelrobben zu ermöglichen, in größerer Zahl im Frühjahr aufzutauchen. Bären brauchen gebrochenes Eis.

Nun ja, könnte man einwenden, aber was ist mit all den von der Klimaänderung verursachten Wetterkatastrophen? Das ist komplett mythisch – bislang jedenfalls. Der jüngste IPCC-Bericht ist in dieser Hinsicht bemerkenswert offen, wird doch darin festgestellt, dass es keinen Trend hinsichtlich extremer Ereignisse wie tropischer Wirbelstürme oder auch kleinräumigen Wettersystemen wie Gewitter und Hagel gibt.

Tatsächlich ist die Todesrate durch Dürren, Überschwemmungen und Stürme seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts um 98 Prozent zurückgegangen. Dies geht aus einer sorgfältigen Studie des unabhängigen Wissenschaftlers Indur Goklany hervor. Nicht weil das Wetter weniger gefährlich geworden ist, sondern weil die Leute im Zuge größer werdenden Reichtums Schutzmaßnahmen immer mehr verbessert haben: Man betrachte den bemerkenswerten Erfolg von Warnungen vor einem Tropensturm in Indien aus jüngster Zeit. Darum geht es bei der Klimaänderung – wir werden wahrscheinlich die Vorteile einsacken und einige Nachteile durch Anpassung abschwächen. Zum Beispiel stimmen die Experten jetzt überein, dass die Malaria ihren weltweiten rapiden Rückgang fortsetzen wird, egal wie sich das Klima entwickelt.

Und doch ist die Rosinenpickerei schlechter Nachrichten immer noch weit verbreitet. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür bot der IPCC-Bericht 2007, in dem es geheißen hatte, dass es ‚hunderte Millionen Menschen geben wird, die zunehmendem Wetterstress ausgesetzt sind, und zwar unter vier verschiedenen Szenarien zukünftiger Erwärmung‘. Es wurde eine Studie zitiert, die auch die Anzahl der Menschen mit reduzierter Wasserknappheit auflistete – und in jedem Fall war diese Zahl größer. Das IPCC hat diese positiven Zahlen einfach weggelassen.

Warum ist das von Bedeutung? Selbst wenn die Klimaänderung noch etwas mehr Wohlstand während der nächsten 70 Jahre verspricht – warum dann das Risiko auf sich nehmen, dass der Schaden danach immer größer wird? Dafür gibt es einen offensichtlichen Grund: Die Klimapolitik verursacht schon jetzt enorme Schäden. Das Errichten von Windturbinen, immer mehr Biotreibstoffe und das Ersetzen von Kohle durch Holz in Kraftwerken – alles explizite Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels – haben vernachlässigbare Auswirkungen auf die CO2-Emissionen. Aber sie haben die Menschen in Energiearmut getrieben, die Industrien weniger wettbewerbsfähig gemacht, die Preise für Nahrungsmittel verteuert, die Zerstörung der Wälder beschleunigt, seltene Paradiesvögel getötet und Gemeinden geteilt – um nur einige wenige zu nennen. Mr. Goklany schätzt, dass global fast 200.000 Menschen jedes Jahr sterben, weil wir 5 Prozent der Welt-Getreideernte in Motorenöl verwandeln anstatt in Nahrungsmittel: dies treibt die Menschen in Mangelernährung und den Tod. Christine Liddell von der University of Ulster zufolge sterben in diesem Land 65 Menschen pro Tag, weil sie es sich nicht leisten können, ihre Wohnungen angemessen zu heizen. Und doch plant die Regierung, die Stromkosten der Verbraucher bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln.

Bjorn Lomborg hat darauf hingewiesen, dass die Europäische Union in jedem der nächsten 87 Jahre für seine gegenwärtige Klimapolitik 165 Milliarden Pfund ausgeben will. Die Klimapolitik in UK – Subventionen für Windmühlen, Holzöfen, Elektroautos und alles weitere – wird uns 1,8  Billionen Pfund im Verlauf dieses Jahrhunderts kosten. Im Austausch für diese exorbitante Summe hoffen wir, die Lufttemperatur um 0,005°C zu erniedrigen – was mit normalen Thermometern jenseits der Messbarkeit liegt. Der akzeptierte Konsens unter Ökonomen lautet, dass man für jede 100-Pfund-Note, die man zur Bekämpfung des Klimawandels ausgibt, einen Vorteil von 3 Pfund zurück bekommt.

Wir richten also jetzt echte Schäden an, um eine Änderung aufzuhalten, die noch 70 Jahre lang von Vorteil für uns ist. Das ist so, als ob man sich einer Radiotherapie unterzieht, weil es einem zu gut geht. Ich teile einfach nicht die Sicherheit, die so Viele im grünen Establishment an den Tag legen, dass es das wert ist. Das kann sein, muss es aber nicht.

Offenlegung: Als Aktien- und Landbesitzer habe ich ein Interesse an fast allen Formen der Energieerzeugung: Kohle, Holz, Öl und Gas, Wind (ungern), Kernkraft, sogar Biotreibstoffe. Ich könnte wohl viel mehr Geld verdienen, wenn ich die grüne Energie enthusiastisch begrüßen würde anstatt mich gegen sie zu stellen. Ich bekunde hier also keine spezielle Befürwortung von irgendwas, sondern ehrliche Neugier.

Dieser Artikel erschien zum ersten Mal in der Druckausgabe des Magazins The Spectator am 19. Oktober 2013.

Link: http://www.spectator.co.uk/features/9057151/carry-on-warming/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken