Genauso klar gesagt: Wissenschaft funktioniert nicht über Konsens. Wissenschaft macht keine Fortschritte durch Aufrufe, ihr gefälligst zu folgen; tatsächlich gab es wesentliche wissenschaftliche Fortschritte gewöhnlich von außerhalb des Konsens‘. Dafür gibt es viele Beispiele, von Galilei bis Einstein. (Man kann dies auch anders ausdrücken: Wissenschaftliche Wahrhaftigkeit hängt nicht von Linientreue ab). Mit anderen Worten, schon die bloße Herausstellung eines wissenschaftlichen Konsens‘ ist unwissenschaftlich.

Der Grad des Konsens’ hängt auch von der Art und Weise der Fragestellung ab. Zum Beispiel können wir einen Konsens von 100% erreichen, falls die Frage lautet: „Glauben Sie an die Klimaänderung?“ Wir können fast 100% erreichen mit der Frage: „Glauben Sie, dass die Menschen einen kleinen Einfluss auf das Klima haben?“ Diese letzte Frage würde auch lokale Effekte einschließen wie Verstädterung, das Roden von Wäldern, Landwirtschaft usw.

Also muss man vorsichtig sein und sich immer fragen: Wie genau lautete die Frage, für die ein Konsens in Anspruch genommen worden ist?

Unterwanderung von Peer Review

Schließlich sollten wir noch darauf hinweisen, dass ein Konsens fabriziert werden kann – selbst wenn es gar keinen Konsens gibt. Zum Beispiel ist es sehr populär geworden zu behaupten, dass 97% aller Wissenschaftler hinter AGW stehen. Hier lautet die Schlüsselfrage: Welche Veröffentlichungen sind Konsens und wie genau sieht die Unterstützung dafür aus?

Dank der Enthüllungen der Klimagate-E-Mails haben wir jetzt einen skeptischeren Blick auf den Prozess, mit dessen Hilfe Veröffentlichungen überprüft werden. Wir wissen jetzt, dass der Prozess der Begutachtung, einst von Vielen als ‚goldener Standard‘ angesehen – manipuliert werden kann. Und tatsächlich wurde er auch manipuliert, und zwar durch eine Bande von Klimawissenschaftlern aus UK und den USA, die sehr offen über ihr Ziel gesprochen haben, abweichende Meinungen von der Veröffentlichung auszuschließen. Wir wissen aus den gleichen E-Mails auch, dass Herausgeber von Zeitschriften durch bestimmte Aktivisten unter Druck gesetzt werden können.

In jedem Falle kann der Begutachtungsprozess leicht durch den Herausgeber verbogen werden, der gewöhnlicherweise die Begutachter aussucht. Und einige Herausgeber missbrauchen ihre Position, um persönliche Vorlieben voranzubringen.

Da gibt es beispielsweise den Fall eines ehemaligen Herausgebers von Science, der sehr offen seinen Glauben an DAGW kundgetan hat. Er hat effektiv die Veröffentlichung aller Studien hintertrieben, die gegen seine Verzerrungen sprachen. Schließlich musste er beschämt der gegensätzlichen Ansicht eines Klimaskeptikers Gehör verschaffen, die auf soliden wissenschaftlichen Beweisen beruhte. Aber natürlich hat er das letzte Wort in dieser Debatte für sich reklamiert.

Meine gelegentlichen wissenschaftlichen Mitautoren David Douglass (University of Rochester) und John Christy (University of Alabama) beschreiben ein besonders krasses Beispiel der eklatanten Subversion einer Begutachtung – alles belegt durch die Klimagate-E-Mails – hier.

Das Ganze unübersichtlich machen

Des Weiteren sollten wir die Möglichkeit erwähnen, die Öffentlichkeit und oftmals auch viele Wissenschaftler zu verwirren – durch clevere Formulierungen. Dazu möchte ich nur zwei Beispiele nennen:

Oft wird darauf hingewiesen, dass es im Wesentlichen während der letzten 15 Jahre keinen Erwärmungstrend gegeben habe – obwohl der Antrieb durch Kohlendioxid stetig zugenommen hat. Gleichzeitig behaupten Klimawissenschaftler, dass das vorige Jahrzehnt das Wärmste seit Beginn von Thermometermessungen gewesen sei.

Wie das Schicksal so spielt, stimmen beide Statements, und sie widersprechen sich auch nicht. Wie ist das möglich?

Wir haben es hier mit einem einfachen Fall von Verwirrung zu tun. Einerseits gibt es den Temperaturtrend, der seit mindestens 15 Jahren nahezu Null ist. Andererseits gibt es ein Temperaturniveau, das das Höchste seit dem Ende der Kleinen Eiszeit um das Jahr 1800 erreicht hat.

Man beachte, dass die Begriffe ‚Niveau’ und ‚Trend‘ ziemlich unterschiedliche Konzepte beschreiben – und sogar unterschiedliche Einheiten aufweisen. Das Niveau wird in Grad Celsius gemessen, der Trend in Grad Celsius pro Jahrzehnt. (Das ist ein sehr allgemeines Problem. Zum Beispiel verwechseln viele Leute elektrische Energie mit elektrischer Leistung. Die eine wird gemessen in Joules oder Kilowatt-Stunden, die andere in Kilowatt).

Hier könnte es helfen, an die Preise am Aktienmarkt zu denken. Der Dow-Jones-Index ist seit vielen Wochen mehr oder weniger flach verlaufen und schwankte zwischen 15.000 und 16.000, was im Wesentlichen einen Trend Null belegt; aber er liegt auf dem höchsten Niveau seit Einführung des Index‘ im Jahre 1896.

Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie Klimawissenschaftler die Öffentlichkeit verwirren können – und oftmals auch sich selbst – nämlich zu glauben, dass es hinsichtlich DAGW einen Konsens gibt. Betrachten wir einmal zwei Schlagzeilen aus jüngster Zeit:

 „UN: 2013 war das sechstwärmste Jahr, langzeitlicher Erwärmungstrend bestätigt“

„Temperaturen in den USA im Dez./Jan. waren die drittkältesten in 30 Jahren“

Beides ist korrekt – aber aus keiner dieser Schlagzeilen geht die wichtige Tatsache hervor, dass der Trend seit mindestens 15 Jahren flach war – was die Treibhaus-Klimamodelle falsifiziert, die allesamt eine starke zukünftige Erwärmung vorhersagen.

Und natürlich basieren alle politischen Maßnahmen der Regierung auf diesen ungültigen Klimamodellen – die schon jetzt als falsch überführt worden sind. Und doch wird im jüngsten IPCC-Bericht vom September 2013 behauptet, dass man sich bzgl. DAGW zu 95% sicher sei! Wie um alles in der Welt kann man so etwas angesichts der aktuellen Temperaturdaten behaupten, ohne das Gesicht zu verziehen?

Ihre lächerliche Antwort: 95% aller Klimamodelle stimmen überein; daher müssen die Beobachtungen falsch sein! Man kann über eine solche Vorstellung von ‚Wissenschaft‘ nur traurig den Kopf schütteln.

Eine andere Fangfrage seitens der Aktivisten, die einen ‚Konsens‘ verkaufen wollen, lautet: „Wenn man ernsthaft erkrankt ist und 99 Ärzte eine bestimmte Behandlung verordnen, würde man dann dem einen Arzt folgen, der eine andere Behandlung für richtig hält?“

Das kommt darauf an. Nehmen wir an, ich bekomme durch eigene Nachforschungen heraus, dass alle 99 Ärzte ihre Informationen aus einem einzigen (anonymen) Wikipedia-Artikel gezogen haben, was dann?

Meinungsumfragen

Beide Seiten der Klimadebatte haben aktiv Meinungsumfragen durchgeführt. Im Jahre 1990, als ich begann, grundlegend involviert zu sein in die Argumente zur Klimaänderung und das SEPP (Science & Environmental Policy Project) ins Leben gerufen habe, beschloss ich, die Experten auszusuchen. Mit begrenzten Mitteln und vor der weiten Verbreitung von E-Mails wählte ich die Funktionäre aus der Mitgliedliste des technischen Komitees der American Meteorological Society AMS – eine Anzahl von weniger als 100 Personen. Ich dachte mir, dass dies die Experten sein müssten.

Ich war so vorsichtig, mich von dieser Umfrage zu isolieren, indem ich mich der Mitarbeit von Dr. Jay Winston versicherte, einem weithin anerkannten Meteorologen und einer, der skeptisch hinsichtlich der Klimaskeptiker ist. Und ich habe zwei Studenten ohne ausgeprägte Erfahrung in Klimathemen beschäftigt, die die aktuelle Umfrage durchführen und die Rückläufe analysieren sollten.

Dieses Unterfangen zeitigte ein interessantes Ergebnis: Grob die Hälfte der AMS-Experten glaubten, dass es einen signifikanten menschlichen Einfluss auf das Klima geben müsse in Gestalt der Freisetzung von Kohlendioxid – während die andere Hälfte massive Zweifel an der Gültigkeit der Klimamodelle hatte.

Nachfolgende Umfragen, zum Beispiel eine von Hans von Storch in Deutschland, kamen zu ähnlichen Ergebnissen – während die von den Aktivisten durchgeführten Umfragen stets starke Unterstützung für AGW ergeben haben. Ein klassischer Fall ist eine Durchsicht der Abstracts von fast 1000 Studien durch die Wissenschafts-Historikerin Naomi Oreskes (University of California), die im Jahre 2004 in Science veröffentlicht worden ist. Sie behauptete, dass es darin einen fast einstimmigen Konsens hinsichtlich AGW gebe. Allerdings musste Oreskes auf bohrende Nachfragen hinterher klein beigeben und einräumen, dass sie etwa 11.000 Abstracts übersehen hatte – später veröffentlichte sie diskret eine Korrektur in einer späteren Ausgabe von Science.

Andererseits haben unabhängige Umfragen von Zeitungen durch Pew, Gallup und andere angesehene Organisationen in viel größerem Rahmen die Ergebnisse meiner früheren AMS-Umfrage bestätigt. Am interessantesten war jedoch die graduelle Abnahme der öffentlichen Unterstützung über die Jahre für DAGW, die diese unabhängigen Umfragen gezeigt haben.

Ebenfalls über die Jahre gab e seine große Anzahl von ‚Deklarationen, Manifesten und Petitionen‘ – unterschrieben von Wissenschaftlern und dazu gedacht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen . Das begann mit der ‚Leipzig-Deklaration‘ im Jahre 1995. Erwähnenswert ist hier auch die Kopenhagen-Diagnose (2009), die dazu gedacht war, einen Hype vor einer UN-Konferenz zu entfachen, der dann kläglich gescheitert ist.

Man kann sicher sagen, dass die Gesamtauswirkungen dieser Umfragen minimal waren, verglichen mit den politischen Konsequenzen der IPCC-Berichte, die zu ( in der Regel gescheiterten) Versuchen geführt haben, international Maßnahmen zu ergreifen, wie im Kyoto-Protokoll (1997 bis 2012). Man sollte hier auch die Oregon-Petition gegen Kyoto erwähnen, die von fast 31.000 Wissenschaftlern und Ingenieuren (zumeist aus den USA) unterschrieben worden ist – darunter fast 10.000 mit akademischen Graden. Was vielleicht noch wichtiger ist, im Juli 1997 hat der US-Senat einstimmig die Byrd-Hagel-Resolution gegen Verträge á la Kyoto beschlossen – was möglicherweise die Clinton-Gore-Administration davon abgehalten hat, dem Senat jemals das Kyoto-Protokoll zur Genehmigung vorzulegen.

Ist Konsens immer noch ein Thema?

Bis hier könnte die Frage eines wissenschaftlichen Konsens‘ weitgehend akademisch geworden sein.  Was zählt, sind die tatsächlichen Klimabeobachtungen, die den öffentlichen Glauben in die DAGW predigenden Klimamodelle erschüttert haben. Die wilden Behauptungen des IPCC wurden durch die nüchterneren, auf Fakten basierenden Veröffentlichungen des NIPCC  widerlegt. Während viele nationale Wissenschaftsakademien und Organisationen immer noch an den sich ständig ändernden ‚Beweisen‘ des IPCC kleben, könnte es bedeutsam sein, dass die chinesische Akademie der Wissenschaften die NIPCC-Berichte übersetzt und eine Zusammenfassung davon veröffentlicht hat.

Der Physiker Prof. Howard Hayden formulierte es so: „Falls die Wissenschaft so sicher wäre wie die Klimaaktivisten behaupten, gäbe es genau ein Klimamodell, und dessen Ergebnisse würden mit den Beobachtungen übereinstimmen. Nun haben aber die Klimamodellierer buchstäblich Dutzende Klimamodelle entwickelt. Sie haben alle eines gemeinsam: sie können nicht die Realität abbilden. Zwar haben sich die Modellergebnisse immer weiter von den Daten entfernt, doch hat die Klimaclique nichtsdestotrotz immer mehr Vertrauen entwickelt – von anmaßend im Jahr 2001 (66% Gewissheit im 3. Zustandsbericht) bis zu sehr arrogant im Jahr 2013 (95% Gewissheit)“.

Es scheint, dass die Klimaaktivisten dem Glauben und der Ideologie folgen – und nicht mehr an Fakten interessiert sind.

S. Fred Singer ist emeritierter Professor an der University of Virginia und Direktor des Science & Environmental Policy Project. Seine Spezialgebiete sind Atmosphären- und Weltraumphysik. Er ist Experte bzgl. Fernerkundung und Satelliten, er war Gründungsdirektor des US Weather Satellite Service und jüngst Vizevorsitzender des nationalen Beratungskomitees für Ozean & Atmosphäre der USA. Er ist leitendes Mitglied des Heartland Institute und des Independent Institute sowie gewähltes Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Organisationen. Er war Mitautor des NYTimes-Bestsellers Unstoppable Global Warming: Every 1500 years.  Im Jahre 2007 gründete er das NIPCC, dessen Vorsitzender er seitdem ist. Diese Organisation hat viele wissenschaftliche Berichte veröffentlicht (siehe www.NIPCCreport.org). Für Veröffentlichungen aus jüngerer Zeit siehe http://www.americanthinker.com/s_fred_singer/ und Google Scholar.

Larry Bell in Forbes  http://www.forbes.com/sites/larrybell/2012/07/17/that-scientific-global-warming-consensus-not/

Link: http://www.americanthinker.com/2014/02/climate_consensus_con_game.html 

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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