Während die CAS eine Plattform für Diskussionen zum Thema Klima anbietet, stimmt sie selbst den NIPCC-Ergebnissen nicht auf jeden Fall zu – stehen doch diese Ergebnisse im Gegensatz zu denen des IPCC. Vielmehr demonstriert die CAS eine anerkennenswerte Bereitschaft, eine offene Diskussion über wissenschaftliche Fragen zu ermutigen. Es ist wohl das erste Mal überhaupt. Keine solche Diskussion wurde bislang durch die Royal Society in UK oder der US Academy of Sciences zugelassen.

Allerdings scheint es innerhalb der CAS eine Meinungsgruppe zu geben, die den NIPCC-Ergebnissen folgt. Gezeigt hat das ein Workshop am 15. Juni in Peking. Ihm folgte ein Symposium im September, auf dem ganz klar die Ansichten des IPCC unterstützt wurden. Ich hoffe, dass die interne wissenschaftliche Debatte es der CAS ermöglichen wird, eine überarbeitete Meinung zu gewinnen, ob AGW eine Gefahr für das menschliche Wohlbefinden ist, wie es von den Alarmisten behauptet wird. (Einige bohrende Fragen folgen weiter unten).

Aber es geht hier um mehr als nur um eine Debatte zum Thema Klimawissenschaft. Viele persönliche Faktoren kommen ins Spiel, so wie es bei Wissenschaftlern überall der Fall ist. Ist ein Wissenschaftler erst einmal ein Rädchen im Getriebe des IPCC, wird er normalerweise an vielen Workshops und Symposien während des Jahres teilnehmen, üblicherweise an exotischen Orten (Bali, Cancun, Marrakesch) und in Erster-Klasse-Hotels wohnen. Es gibt auch die Kameradschaft, Teil einer internationalen wissenschaftlichen Forschung zu sein, interessante Kontakte herzustellen und wissenschaftliche und persönliche Freundschaften einzugehen. Und dann gibt es da noch ein gewisses Prestige, oftmals reflektiert durch professionelles Karriere machen, durch Gehaltssteigerungen und Auszeichnungen – und nicht zu vergessen lukrative Forschungszuwendungen durch willfährige Regierungsagenturen und großzügige private Spender (darunter oftmals auch Big Oil!).

Und schließlich gibt es da dieses Gefühl, dass die wissenschaftlichen Bemühungen dabei helfen, wichtige politische Maßnahmen festzulegen, die „das Klima retten“ und das menschliche Wohlbefinden steigern. Zumindest scheint das derzeit die in Europa und den USA vorherrschende Meinung zu sein. Aber es wäre übereilt zu sagen, dass diese idealistische Hoffnung auch zutrifft. Man kann sich einfach nicht vorstellen, dass wichtige Entscheidungen bzgl. der Zukunft ökonomischen Wachstums und der nationalen Entwicklung in China durch rein wissenschaftliche Meinungen in Geiselhaft genommen werden. Wenn überhaupt, dann tendiert die nationale Politik dazu, der vermeintlichen Gefahr von AGW konservativ und skeptisch gegenüber zu treten. In China werden solche Entscheidungen möglicherweise durch die National Development and Reform Commission getroffen, in deren Bereich auch die internationalen Verhandlungen bzgl. des Kyoto-Protokolls fallen (um Treibhausgase zu reduzieren). China war gegen Kyoto – und die USA haben anders als andere OECD-Nationen das Protokoll niemals ratifiziert.

Als Unterstützung für diese Ansicht kann man das Übereinkommen zwischen Präsident Obama und dem chinesischen Präsidenten bei ihrem jüngsten Treffen in Hawaii betrachten. Dabei ging es um die Reduktion der Emissionen von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (HFC), die in Kühlschränken anstelle von CFCs eingesetzt werden. Ihr Kommuniqué sagte nichts zu Kohlendioxid, dem wichtigsten Treibhausgas, das durch die Energieerzeugung aus fossilen Treibstoffen resultiert und für ökonomisches Wachstum unabdingbar ist.

Als Gegenbeispiel kann man natürlich die jüngst verkündete Klimapolitik von Präsdient Obama anführen, die von der Angst vor AGW getrieben scheint – oder, wahrscheinlicher, durch die Angst, die politische Unterstützung der Alarmisten zu verlieren. Obwohl diese nur einen kleinen Teil der US-Bevölkerung stellen, finden sich unter den Alarmisten ein großer Teil der Medien und anderer einflussreicher Meinungsbildender. Mr. Obama hat etwas versprochen, das in einen „Krieg gegen die Kohle“ mündet, der reichlichst und billigst vorhandenen Quelle zur Stromerzeugung. Aber alles deutet darauf hin, dass die Politik des Weißen Hauses politisch motiviert und nicht von der Wissenschaft getrieben ist. Ein guter Indikator für die wirklichen Motive ist die Möglichkeit, dass Obama gegen die Keystone-XL-Pipeline sein Veto einlegen wird. Durch diese Pipeline sollen kanadische Ölsande zu texanischen Raffinerien transportiert werden. Wie jeder erkennt, wäre ein solches Veto nichts weiter als eine Beruhigungspille für die Umweltaktivisten, da es kaum die Entscheidung der kanadischen Regierung beeinflussen dürfte, das Öl aus den Sanden zu extrahieren.

Andererseits hat China gerade verlauten lassen, dass es versuchsweise einen Zertifikate-Handel einführen möchte. Aber ich habe den Verdacht, dass dies nicht einfach darauf abzielt, die CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern dazu dienen soll, die Effizienz alter Kohlekraftwerke zu steigern, die derzeit nur 11% beträgt.

Zum Vergleich, die meisten US-Kraftwerke haben eine Effizienz von mindestens 35% – d. h. 35% der durch die Kohleverbrennung entstandenen Wärme werden in nutzbaren Strom umgewandelt. Die „super-kritischen“ Kohlekraftwerke, die jetzt gebaut werden, kommen auf eine Effizienz bis 55%. Dies bedeutet, dass China Kohlekraftwerke bauen kann, die fünfmal soviel Strom erzeugen können (mit der gleichen Menge Treibstoff) wie die derzeit laufenden älteren Typen – mit Sicherheit ein lohnenswertes Ziel. Aber das wird kaum etwas für das globale Klima tun, wenn überhaupt, und sollte nicht als Klimapolitik bezeichnet werden.

Einige Fragen an das IPCC:

Wie oben schon angesprochen, plant die CAS im September ein Symposium in Peking, um die Pro-IPCC-Argumente zu sammeln und zu versuchen, ihre Regierung davon zu überzeugen, dass die Menschen einen wichtigen Beitrag zur globalen Erwärmung leisten. Im Vorfeld dieses Symposiums würde man den Organisatoren gerne folgende Fragen stellen:

1. Können Sie erklären, warum es während der letzten 15 Jahre keine signifikante Erwärmung gegeben hat – trotz einer rapiden Zunahme des atmosphärischen CO2-Gehaltes?

2. Kann jemand erklären, warum die tropischen Atmosphäre zwischen 1979 und 2000 keine Erwärmung gezeigt hat (abgesehen von dem einjährigen Temperatursprung im Jahre 1998, der einem Super-El Niño geschuldet war) und dann wieder zwischen 2002 und 2012 – während die Modelle vorhersagen, dass sich die Atmosphäre schneller erwärmen soll als die Oberfläche?

3. Kann jemand erklären, warum es in der Antarktis immer kälter wird und das Meereis um die Antarktis stetig weiter zunimmt – während doch die Modelle eine besonders starke Erwärmung in höheren Breiten annehmen?

4. Warum gibt es einen so starken Unterschied der Temperaturtrends zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre – was von den Klimamodellen nicht gezeigt wird?

5. Es gibt auch eine schreiende Diskrepanz zwischen der beobachteten und der modellierten  Breitenabhängigkeit bzgl. Wolken und Niederschlag. Wie kommt das?

6. Kann jemand die Ursachen der starken Erwärmung zwischen 1910 und 1940 erklären? Sie ist höchstwahrscheinlich nicht anthropogenen Ursprungs, war doch das Niveau von Treibhausgasen vor dem 2. Weltkrieg ziemlich niedrig.

7. Können gegenwärtige Klimamodelle die beobachteten multidekadischen Oszillationen in Pazifik und Atlantik abbilden?

8. Und schließlich, kann jemand die Existenz der so genannten Kleinen Eiszeit erklären zwischen 1400 und 1800 sowie das offensichtliche Zusammenfallen extremer Kälte mit niedrigen Sonnenflecken-Zahlen?

Es ist eindeutig, dass die Klimamodelle nicht erklären können, was tatsächlich beobachtet wird. Dabei ist es ein Prinzip der Wissenschaft, dass Beobachtungen immer vor allem anderen stehen müssen. Die Modelle sind durch aktuelle Beobachtungen nicht bestätigt worden und sollten daher nicht für Vorhersagen für die Zukunft herangezogen werden. Im jüngsten IPCC-Bericht wird behauptet, dass Modelle und Beobachtungen übereinstimmen, aber diese Behauptungen sind eindeutig sehr fragwürdig.

Die chinesische Akademie der Wissenschaften hat einen wichtigen Schritt unternommen zu versuchen, für eine rationale Klimapolitik essentielle Fragen zu beantworten. Die Welt wird diese Pionier-Bemühungen sicher mit großem Interesse verfolgen

Ein kurzes Wort zu Kohlendioxid: Es ist ein geruchloser, ungiftiger natürlicher Bestandteil der Erdatmosphäre. Als grundlegendes Nahrungsmittel für alle Pflanzen ist es absolut unabdingbar als Basis allen Lebens auf unserem Planeten. CO2 sollte nicht „Verschmutzer“ genannt werden. In der geologischen Vergangenheit lag das Niveau bis zu zehnmal höher als heute; tatsächlich entwickelten sich unsere Haupternten bestens bei einem bis zu fünfmal höheren CO2-Niveau. China ist derzeit der größte CO2-Emittent und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zu zunehmenden landwirtschaftlichen Erträgen, zu einer Zeit, wenn ein großer Teil der Weltbevölkerung nach wie vor hungert. Die Welt sollte China dankbar sein.

S. Fred Singer ist emeritierter Professor an der University of Virginia und Direktor des Science&Environmental Policy Project SEPP. Seine Spezialgebiete sind Atmosphären- und Weltraumphysik. Als Experte für Fernerkundung und Satelliten arbeitete er als Gründungsdirektor des US Weather Satellite Service und jüngst als Vizevorsitzender des US National Advisory Committee on Oceans & Atmosphere. Er ist leitendes Mitglied des Heartland Institute und des Independent Institute sowie gewähltes Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. Er war Mitautor des NYT-Bestsellers „Unstoppable Global Warming: Every 1500 Jahre“. Im Jahre 2007 gründete er das NIPCC und war seitdem dessen Vorsitzender. Das NIPCC veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Studien (Siehe www.NIPCCreport.org) Seine letzten Arbeiten finden sich  hier und auch bei Google Scholar.

Link: http://www.americanthinker.com/2013/07/china_questions_climate_consensus.html  

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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