Man kann auch nicht geltend machen, dass das IPCC die Projektionen in Abbildung 1.5 irrtümlich gezeigt hat, wie bei SkepticalScience hier hinsichtlich Abbildung 1.4 im SOD behauptet. Die einhüllende [grau schattierte] Bandbreite in Abbildung 1.5 stammt aus Abbildung 10.26 im AR 4. Als cross-check habe ich die relevanten Einhüllenden der Unsicherheit aus Abbildung 10.26 (AR 4; werde ich weiter unten in diesem Beitrag zeigen) digitalisiert und in die Abbildung hinein geplottet (A1B – red + signs; A1T orange). Sie stimmen fast perfekt überein. Richard Betts hat diese Übereinstimmung hier eingeräumt.

Rechts: Abbildung 1 = Abbildung 1.5 im SOD des AR 5 mit Notierungen von HadCRUT4 (gelb) und Unsicherheits-Bandbreite aus Abbildung 10.26 im AR 4 in 5-Jahres-Schritten (rot + Zeichen).

Abbildung 1.4 im AR 5

Nach der Eliminierung der informativen (vielleicht zu informativen) Abbildung 1.5 aus dem SOD besteht der einzige Vergleich des IPCC zwischen AR 4-Projektionen und den aktuellen Zahlen in der überarbeiteten Abbildung 1.4, eine Abbildung, die offenbar mehr dazu gedacht ist zu verschleiern als zu beleuchten.

In der erläuternden Version unten habe ich die Unsicherheits-Bandbreite aus Abbildung 10.20 A1B aus dem AR 4 in gelb dargestellt. Leider zeigt Abbildung 1.4 nicht mehr eine einhüllende Unsicherheit für AR 4-Projektionen. Hier muss man sorgfältig nach der Nadel im Heuhaufen suchen. Unsicherheits-Bandbreiten werden in den ersten drei Zustandsberichten noch gezeigt, nicht aber im AR 4, obwohl es der letzte ist. Alles, was im AR 4 noch gezeigt wird, sind 2035 Unsicherheits-Bandbreiten [?] bei drei AR 4-Szenarien (einschließlich A1B) im rechten Teil, plus eine Spaghetti-Graphik mit individuellen Modellläufen (ein Spaghetti korrespondiert nicht mit irgendeiner AR 4-Graphik). Aus der Unsicherheits-Bandbreite A1B im rechten Teil kann die fehlende A1B-Unsicherheits-Bandbreite mehr oder weniger interpoliert werden, wie ich es hier mit der roten Einhüllenden getan habe. Ich habe die 2035 Unsicherheiten an den rechten Teil angepasst und bis zum Jahr 2000 zurück interpoliert, basierend auf der Form der anderen Einhüllenden. Diese so gewonnene Einhüllende ist etwa zweimal so breit wie in der Abbildung 10.26 im AR 4 dargestellt, die in Abbildung 1.5 im SOD verwendet worden ist. Selbst mit dieser erheblich erweiterten Einhüllenden liegen die HadCRUT4-Messungen hart am Rand der ausgeweiteten Bandbreite – und deutlich außerhalb der in Abbildung 10.26 (AR 4) gezeigten Bandbreite.


Abbildung 2: Abbildung 1.4 aus dem AR 5 mit Anmerkungen. Der gelbe Keil zeigt die Unsicherheits-Bandbreite der Abbildung 10.26 aus dem AR 4 (A1B). Der rote Keil interpoliert die implizierte Unsicherheits-Bandbreite basierend auf der Unsicherheits-Bandbreite von A1B im rechten Teil.

Abbildung 10.26 aus dem AR 4

Richard Betts erkannte, dass es keinen Zuordnungsfehler in Verbindung mit den AR 4-Projektionen gab, argumentierte aber hier, dass der Vergleich in Abbildung 1.4 im AR 5 „wissenschaftlich besser“ war als der Vergleich in der SOD-Abbildung, welche, wie Betts einräumte, auf einer tatsächlichen AR 4-Graphik „basierte“ (Abbildung 10.26 im AR 4).

Wenn man jedoch AR 4-Projektionen mit Beobachtungen vergleicht, ist das IPCC zum Vergleich mit tatsächlichen AR 4-Graphiken verpflichtet. Abbildung 10.26 wurde im SOD ordnungsgemäß als ein relevanter Vergleich angeführt. Sie wurde auch in der zeitweiligen Diskussion der AR 4-Projektionen (Anfang 2008) erwähnt, durch Pielke Jr (z. B. hier) und durch Lucia (hier und hier).

Die Abbildung 10.26 im AR 4 war ein Diagramm mit Paneelen, dessen untere Reihe Projektionen für globale Mitteltemperaturen zeigte (siehe unten) einschließlich A1B, zusammen mit dem Kommentar, dass die Modelle „positiv“ mit den Beobachtungen vergleichbar sind.


Abbildung 3: Untere Reihe der Abbildung 10.26 im AR 4, die Unsicherheits-Bandbreiten zeigt für globale Mitteltemperaturen bei sechs SRES-Szenarien. Die Originalbeschriftung lautet: CO2-, CH4- und SO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe in sechs illustrativen SRES-Szenarien ohne Abschwächung der Emissionen … und Projektionen der globalen Mitteltemperatur basierend auf einem SCM angepasst an 10 AOGCMs. Die dunkel schattierten Bereiche im unteren Temperatur-Paneel repräsentieren die ± 1 Standardabweichung für die 19 Modellanpassungen. Die heller schattierten Bereiche zeigen die Änderungen dieser Unsicherheits-Bandbreite, wenn Rückkopplungen des Kohlenstoff-Kreislaufes angenommen höher oder niedriger als im mittleren Bereich liegen … Die globale Mitteltemperatur resultiert aus der SCM für anthropogene und natürliche Antriebe und passt ganz gut zu den Messungen im 20. Jahrhundert (schwarze Linie) wie im unteren linken Paneel gezeigt (Folland et al. 2001; Jones et al. 2001; Jones und Moberg 2003).

Die nächste Graphik zeigt die Auswirkung der „neu gefassten“ [„re-stated“]Unsicherheits-Bandbreite aus der Abbildung 10.26. Die Unsicherheits-Bandbreiten im rechten Teil der Abbildung 1.4 sind an der richtigen Stelle eingefügt worden, wobei die Enden der Bandbreite mit 2035 Werten der roten Einhüllenden korrespondieren, die die neu gefasste Unsicherheits-Bandbreite zeigt. Trotz der Verdoppelung der Unsicherheits-Bandbreite in der Neufassung im AR 5 liegen die jüngsten HadCRUT4-Werte hart am Rand der erweiterten Einhüllenden.


Abbildung 4: Ausschnitt aus Abbildung 10.26 im AR 4 mit Anmerkungen. HadCRUT 4 ist überplottet worden: gelb bis zum Jahr 2005, danach orange. Der Original-Bezugszeitraum ist 1981 bis 2000; die im AR 5 zugrunde gelegte Bezugsperiode 1961 bis 1990 ist auf der rechten Achse gezeigt.

Schlussfolgerung

In der an externe Begutachter gesandten Abschlussversion verglich die Abbildung 1.5 im SOD direkt Projektionen aus der Abbildung 10.26 im AR 4 mit Beobachtungen. Dieser Vergleich zeigte, dass die gegenwärtigen Messungen unterhalb der Unsicherheits-Bandbreite liegen. Die Bezugsperiode der Unsicherheits-Bandbreite im AR 4 war gut spezifiziert (1981 bis 2000), und das IPCC hat die Einhüllende zur Referenzperiode 1961 bis 1990 korrekt transponiert in die Abbildung 1.5 im SOD.

Verteidiger des IPCC haben versucht, Änderungen der Zuordnung von Unsicherheits-Bandbreiten aus den drei ersten Zustandsberichten auf der Grundlage zu rechtfertigen, dass das IPCC diese irrtümlich in die Abbildung 1.4 im SOD platziert habe. Tausende Institutionen auf der ganzen Welt vergleichen Projektionen mit aktuellen Daten, ohne Fehler darüber zu machen, was ihre Projektionen aus der Vergangenheit waren. Solche Vergleiche mehren die Wissenschaft einfach und beschneiden sie nicht. Es ist beunruhigend, dass solche Fehler auch beim dritten Durchlauf dieser Dokumente wieder auftauchten, ebenso wie in der an externe Begutachter gesandten Version.

Aber wie auch immer dem sei, es gab keinen Fehler hinsichtlich der Referenzperiode bzgl. AR 4-Projektionen oder in der Abbildung 1.5 im SOD. Daher ist ein Fehler der Referenzperiode nicht der Grund für die Entfernung dieser Abbildung.

Richard Betts hat die Genauigkeit der Vergleichs in Abbildung 1.5 im SOD nicht in Frage gestellt, aber argumentiert, dass die neue Abbildung 1.4 „wissenschaftlich besser“ war. Aber wie kann der Vergleich „wissenschaftlich besser“ sein, wenn die Unsicherheits-Bandbreite für drei frühere Zustandsberichte gezeigt wird, aber nicht für den AR 4. Auch kann ein Vergleich zwischen Beobachtungen und AR 4-Projektionen nicht „wissenschaftlich besser“ sein, indem man aktuelle AR 4-Dokumente und Graphiken durch eine Spaghetti-Graphik ersetzt, die im AR 4 nicht vorhanden war.

Der neuen Graphik liegt auch kein einziger Artikel in der begutachteten Literatur zugrunde.

Auch hat kein einziger externer Begutachter des SOD die Entfernung der Abbildung 1.5 angeregt, obwohl manch einer (z. B. Ross McKitrick) auf die Inkonsistenz zwischen dem beruhigenden Text und der in den Abbildungen dargestellten Diskrepanz hingewiesen hatte.

Da also kein Irrtum vorliegt, gibt es auch keinerlei Rechtfertigung für solche grundlegenden Veränderungen und Eliminierungen, nachdem die dritte und letzte Ausgabe an externe Begutachter gegangen ist.

In der Vergangenheit haben IPCC-Autoren bekanntermaßen Daten gelöscht, um „den Rückgang zu verstecken“, und zwar in Briffas Temperatur-Rekonstruktion mit dem Ziel, „den Skeptikern kein Futter zu geben“. Ohne diese Vergangenheit hätte man dem IPCC etwas mehr Breite verleihen sollen. Allerdings haben weder das IPCC noch die es unterstützenden Institutionen einem solchen Verhalten abgeschworen oder Schritte unternommen, Ähnliches in Zukunft zu vermeiden. Folglich ist das IPCC anfällig für Verdächtigungen, dass die Entfernung von Abbildung 1.5 ausschließlich der Vermeidung geschuldet war, den „Skeptikern Futter zu reichen“.

Vielleicht gibt es aber einen triftigen Grund, nur ist der bisher nicht präsentiert worden.

Link: http://climateaudit.org/2013/10/08/fixing-the-facts-2/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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