Hier folgen die wesentlichen von mir in dem Op-Ed angesprochenen Punkte:

Die Veröffentlichung des 4. Zustandsberichtes des IPCC wurde international mit Beifall aufgenommen. Der vielgerühmte IPCC-Prozess – eine Heerschar von Experten aus über 100 Ländern hat vier Jahre lang daran gearbeitet, tausende in Journalen veröffentlichte Artikel untersucht, mit hunderten von Experten-Begutachtern – hat die Autorität des IPCC auf fast biblische Höhen gehoben. Journalisten sprangen auf den Zug auf, und selbst Öl- und Gas-Unternehmen standen dicht vor der Kapitulation. Die Verehrung gipfelte im Friedensnobelpreis, der dem IPCC zusammen mit Al Gore verliehen worden ist. Zu jener Zeit bin auch ich dem Konsens beigetreten, dieses Dokument als richtungweisend zu unterstützen: ich bin dem Motto gefolgt: „Vertraue nicht dem, was ein einzelner Wissenschaftler sagt; sondern vertraue vielmehr dem einen Konsens bildenden Prozess der IPCC-Experten“.

Sechseinhalb Jahre später und eine Woche vor Veröffentlichung des 5. Zustandsberichtes (AR 5) wurde substantielle Kritik an durchgesickerten Versionen des Berichtes geübt, ebenso wie am IPCC-Prozess selbst. IPCC-Insider beklagen den Verlust ihres wissenschaftlichen und politischen Einflusses. Was war geschehen?

Das IPCC war ernsthaft angeschlagen nach der unautorisierten Veröffentlichung von E-Mails von der University of East Anglia im November 2009, bekannt unter der Bezeichnung Klimagate. In diesen E-Mails wurde der ‚Schacher’ im Konsens bildenden IPCC-Prozess enthüllt, einschließlich der Verhinderung, die Daten Personen zugänglich zu machen, die die Verarbeitung der Daten und die wissenschaftlichen Ergebnisse überprüfen wollten; Einmischung in den Begutachtungsprozess, um den Einfluss skeptischer Kritiken zu minimieren sowie Manipulation der Medien. Dem Klimagate-Skandal folgte rasch die Identifizierung eines ungeheuerlichen Fehlers hinsichtlich des Abschmelzens der Himalaya-Gletscher. Die Auswirkungen dieser Enthüllungen wurden noch erheblich verschlimmert durch die tatsächliche Reaktion des IPCC auf diese Dinge. Dann gab es Geraune über das Verhalten von IPCC-Chef Rajendra Pachauri und durch Untersuchungen der Infiltration durch grüne Aktivistengruppen in das IPCC. All das geschah vor dem Hintergrund der expliziten Befürwortung und des Aktivismus seitens der IPCC-Führer hinsichtlich politischer Maßnahmen zur Abschwächung des CO2-Einflusses.

Das IPCC scheint die kumulativen Auswirkungen dieser Ereignisse nicht zu verstehen, und zwar hinsichtlich des Vertrauensverlustes in die Klimawissenschaftler und des IPCC-Prozesses selbst. Der einen Konsens bildende IPCC-Prozess hängt sehr stark von der Beurteilung durch Experten ab; wenn die Öffentlichkeit und die Politik diesen besonderen Experten nicht mehr vertraut, kann man von einem sehr unterschiedlichen Echo bei der Veröffentlichung von AR5 verglichen mit dem AR 4 ausgehen.

Aber das IPCC steht auch noch vor einem anderen, noch ärgerlicheren Dilemma. Seit der Veröffentlichung des AR 4 hat die Natur das IPCC vorgeführt – es gab keine signifikante Zunahme der globalen Mitteltemperatur seit über 15 Jahren.

Basierend auf frühen Versionen des AR 5 scheint das IPCC darauf vorbereitet, den Stillstand der Erwärmung als irrelevantes ‚Rauschen’ in Verbindung mit der natürlichen Variabilität abzutun. Unter Druck räumt das IPCC den Stillstand jetzt ein und gibt zu, dass die Klimamodelle diesen nicht vorhergesagt haben. Das IPCC konnte nicht überzeugend den Stillstand erklären hinsichtlich externer Strahlungsantriebe durch Treibhausgase, Aerosole, solare oder vulkanische Antriebe; und das bedeutet, dass die natürliche innere Variabilität als der vorherrschende Anwärter zur Erklärung des Stillstands übrig bleibt. Falls das IPCC den Stillstand der inneren natürlichen Variabilität zuschreibt, wirft es die Frage auf, bis zu welchem Ausmaß die Erwärmung von 1975 bis 2000 ebenfalls durch die interne natürliche Variabilität erklärt werden kann. Nicht zu erwähnen, drängender werdende Fragen über das Vertrauen zu stellen, dass wir den IPCC-Projektionen der zukünftigen Klimaentwicklung entgegen bringen sollten.

Nichtsdestotrotz scheint das IPCC zu dem Ergebnis zu kommen, dass die Erwärmung in naher Zukunft wieder einsetzen wird in Übereinstimmung mit den Vorhersagen der Klimamodelle.

Warum sehe ich die Auswirkungen des Stillstands hinsichtlich der Zuordnung der Erwärmung zum Ende des 20. Jahrhunderts und deren Implikationen für die zukünftige Erwärmung so ganz anders als das IPCC? Diese unterschiedliche Bewertung erwächst aus der unterschiedlichen Einschätzung und der Wichtigkeit bestimmter Klassen von Beweisen ebenso wie der Einbindung dieser Beweise in das gesamte Rahmenwerk – meine Begründung fußt sehr stark auf beobachteten Beweisen und dem Verständnis der inneren natürlichen Variabilität des Klimasystems, während das IPCC seine Aussagen sehr stark auf Klimamodell-Simulationen und externer Antriebe der Klimaänderung stützt.

Wissenschaftler müssen keinen Konsens erreichen, um geachtet zu werden. Die Achtung beruht auf der Glaubwürdigkeit der Argumente, die eine explizite Darstellung der Unsicherheiten und der Mehrdeutigkeiten enthalten muss ebenso wie mehr Offenheit gegenüber Andersdenkenden. Ich habe verlangt, dass der nach Konsens strebende wissenschaftliche Prozess aufgegeben wird zugunsten einer traditionelleren Begutachtung, die Argumente für und wider präsentiert, die Unsicherheiten diskutiert und auf Spekulationen über die bekannten und unbekannten Unbekannten eingeht. [the unkown unknowns]

Die wachsenden Implikationen des vertrackten Problems der Klimaänderung werden immer offensichtlicher. Lassen Sie uns das Streben nach einem wissenschaftlichen Konsens aufgeben und durch offene Debatten und Diskussionen einer großen Bandbreite politischer Optionen ersetzen, die lokale und regionale Lösungen hinsichtlich des vielschichtigen und miteinander in Verbindung stehenden Dinge der Klimaänderung enthält.

Link: http://judithcurry.com/2013/09/20/the-ipccs-inconvenient-truth/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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