Das zentrale Thema der Wissenschaft von der Klimaänderung ist die Gleichgewichts-Klimasensitivität der Erde [the earth’s equilibrium climate sensitivity ECS] – also um wie viel die mittlere globale Temperatur als Folge einer Verdoppelung der atmosphärischen CO2-Konzentration zunehmen würde. Neue und konsistente Neuberechnungen dieses wichtigen Parameters erscheinen in der wissenschaftlichen Literatur schneller als beim trägen und schwerfälligen IPCC (vorausgesetzt das IPCC möchte das überhaupt – schließlich würden solche Berechnungen den AR 5 ziemlich schlecht aussehen lassen).
Außerdem, selbst wenn das IPCC in der Lage wäre, diese sich entwickelnde und ziemlich überzeugende Wissenschaft zu übernehmen, wird der weitaus größere Rest des IPCC-Berichtes auch verändert werden müssen, da er hochgradig abhängig ist von der Größenordnung der Klimasensitivität.
Inzwischen ist es für so etwas zu spät (die endgültige Fassung ist Anfang 2014 geplant) – die Kühe haben alle den IPCC-Stall zu diesen Dingen verlassen, und es ist zu spät, sie alle noch einmal zusammen zu trommeln.
Der Entwurf 1. Ordnung (FOD) des AR5 wurde im Dezember 2012 bekannt. Im FOD erkennt das IPCC die Bedeutung der Klimasensitivität der Erde an und nennt sie:
Das wichtigste Einzelmaß der Reaktion des Klimas wegen der Reaktion vieler anderer Klimavariablen auf eine CO2-Zunahme mit der Zunahme der globalen mittleren Temperatur.
Das IPCC fährt fort, das derzeitige wissenschaftliche Wissen über die Größenordnung der Klimasensitivität folgendermaßen zu beschreiben:
Trotz deutlicher Fortschritte bei den Klimamodellen und im Verständnis und bei der Quantifizierung von Klima-Rückkopplungen stützt die Literatur nach wie vor das Ergebnis im AR4 aus dem Jahr 2007, dass nämlich die Klimasensitivität im Bereich 2°C bis 4,5°C liegt und sehr wahrscheinlich über 1,5°C. Der wahrscheinlichste Wert verbleibt bei 3°C. Ein ECS über 6°C bis 7°C ist sehr unwahrscheinlich, jedenfalls auf Basis einer Kombination multipler Beweisschienen.
Der „wahrscheinlichste Wert” des IPCC im FOD beträgt 3°C. Dies ist aus sich selbst heraus interessant, weil dem gleichen Entwurf erster Ordnung zufolge die von den Klimamodellen simulierte Klimasensitivität bei 3,4°C liegt, also etwa 13% höher ist als die 3°C des IPCC.
Falls das IPCC glaubt, dass irgendetwas systematisch mit den verwendeten Modellen nicht stimmt, sollte es das sagen. Die Tatsache, dass das IPCC (gegenwärtig) das nicht tun möchte, stärkt nicht gerade das Vertrauen in seine Kritikfähigkeit. In Wirklichkeit zeigt eine während der letzten 2 bis 3 Jahre veröffentlichte ganze Reihe von Ergebnissen eine mittlere Klimasensitivität näher bei einem Wert von 2,0°C, und jüngste Beobachtungen der globalen Temperatur deuten auf einen sogar noch geringeren Wert.
Das IPCC ist unter wachsenden Druck durch die wissenschaftliche Gemeinschaft geraten – vor allem die Mitglieder der Kommission, die direkt mit den Forschungen zur Klimasensitivität befasst sind – diese neuen, niedrigeren Schätzungen gefälligst zu berücksichtigen.
Es gibt jedoch einige Indizien dafür, dass sich die Zeiten des IPCC ändern.
Dem  Economist zufolge, der behauptet, Einsicht in den jüngsten Entwurf des AR 5 gehabt zu haben, wurde die IPCC-Schätzung der Klimasensitivität inzwischen geändert. The Economist beschreibt folgendermaßen, was hinsichtlich der Gleichgewichts-Klimasensitivität im IPCC-Entwurf neu ist:
Sowohl der IPCC-Bericht von 2007 als auch ein früherer Entwurf des aktuellen Zustandsberichtes reflektierten frühere Ansichten hierzu mit den Worten, dass die Standardmessung der Klimasensitivität (der wahrscheinliche Anstieg der Gleichgewichts-Temperatur als Reaktion auf eine Verdoppelung des CO2-Gehaltes) zwischen 2°C und 4,5°C liege mit dem wahrscheinlichsten Wert bei 3,0°C. Im jüngsten Entwurf wurde die untere Grenze auf 1,5°C reduziert , und der „wahrscheinlichste“ Wert wurde eliminiert. Das scheint einen wachsenden Sinn dafür zu spiegeln, dass die Klimasensitivität in der Vergangenheit überschätzt worden ist, und dass der Wert daher zu ungewiss ist, um eine Einzelschätzung eines zukünftigen Anstiegs vorzunehmen.
Wenn das stimmt, dann zeigt die Kombination aus der Verringerung des unteren Wertes der Bandbreite einer möglichen Klimasensitivität und dem Beschluss des IPCC, auf seine Schätzung des „wahrscheinlichsten“ Wertes zu verzichten, dass die mittlere Klimasensitivität der Modelle von 3,4°C noch weiter aus der Wissenschaft entfernt wird und noch weniger gerechtfertigt ist. Wie weit genau die Klimamodelle von realistischen Werten entfernt liegen, wird vom IPCC versteckt gehalten, nennt es doch nicht länger einen „wahrscheinlichsten“ Wert. Sollte der „wahrscheinlichste“ Wert mit 2,5°C angegeben werden, läge das Klimamodell im Mittel etwa 36% zu hoch, verglichen mit der Wissenschaft. Sollte der „wahrscheinlichste“ Wert 2,0°C betragen, läge die mittlere Klimasensitivität der Modelle um 70% zu hoch.
Weil, wie das IPCC einräumt, die Änderungen vieler anderer Klimavariablen „mit der Zunahme der globalen Mitteltemperatur zusammenhängt“, sind die aus den Modellen abgeleiteten Klimaauswirkungen (was im Wesentlichen das ganze IPCC ausmacht) ebenfalls (substantiell) zu hoch.
Das IPCC hat jetzt drei Optionen:
1. Den gesamten AR5 noch einmal zu überarbeiten und von vorn anzufangen.
2. Den gegenwärtigen AR 5 zu veröffentlichen zusammen mit einer Erklärung, der zufolge die Klimaänderungen und alle Auswirkungen wahrscheinlich um 50% überschätzt sind, oder
3. Nichts zu tun und die Politiker und den Rest der Welt in die Irre zu führen.
Wir wetten auf Option Nr. 3.
Schlussbemerkung: das Problem, dass große Hypothesen von Regierungen hinsichtlich der Klimaänderung wissenschaftlich schon vor der Veröffentlichung überholt sind, ist für „Gruppenwissenschaft“ nicht atypisch, ist sie doch gewaltig teuer, erheblich uneffizient und oftmals ein Notnagel, um politische Maßnahmen zu rechtfertigen. Wir haben das Gleiche in unseren Kommentaren hinsichtlich des jüngsten Entwurfs eines Berichtes der Bemühungen seitens der USA erlebt, den Auswirkungen der Klimaänderung zu begegnen, dem „National Climate Assessment“ (NCA). In diesem Bericht heißt es:
Dass die neueste Literatur ultimativ eine genauere Schätzung der Gleichgewichts-Klimasensitivität zeigt als das Mittel der Klimamodelle bedeutet, dass allgemein alle Projektionen zukünftiger Klimaänderungen wie in der NCA erwähnt etwa 40% zu hoch (zu schnell) sind und dass die damit verbundenen (und beschriebenen) Auswirkungen erheblich überschätzt sind.
Wir verlangen, dass ein alternativer Satz von Projektionen entwickelt wird, und zwar hinsichtlich aller in der NCA diskutierter Themen. Dabei müssen die jüngsten wissenschaftlichen Ergebnisse des geringeren Wertes der Gleichgewichts-Klimasensitivität einfließen. Ohne das Hinzuziehen neuer Projektionen wird der NCA bereits am Tag seiner offiziellen Veröffentlichungen obsolet.
Der Gedanke, dass diese nationalen und internationalen Hypothesen herangezogen werden, um politische Maßnahmen zu rechtfertigen, ist ein beängstigender Gedanke.
Link: http://wattsupwiththat.com/2013/07/26/the-ipcc-has-a-real-pack-of-trouble-on-its-hands/
Übersetzt von Chris Frey EIKE
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