Mr. Cohn tut sein Bestes, um zu bekräftigen, dass die dringende Notwendigkeit von Aktionen, um die Erwärmung zu verzögern, nicht geringer geworden ist, ebenso wie Brad Plumer von der Washington Post und diese Zeitung. Aber es führt kein Weg an der Tatsache vorbei, dass diese Galgenfrist [so es wirklich eine ist, A. d. Übers.] für den Planeten eine schlechte Nachricht für Befürworter einer Politik ist, die über Kohlenstoffsteuern und Emissions-Verträge nachdenkt, womit die Freisetzung von Treibhausgasen verringert werden soll. Die Realität ist, dass sich die schon jetzt dürftigen Erwartungen dieser Politik, zumindest in Amerika, völlig zerschlagen werden, falls die Temperaturen tatsächlich auch noch die unterste Grenze der Projektionen unterschreiten werden. Umweltaktivisten haben diese Projektionen genutzt, um ein panisches Gefühl des Notstands zu kreieren. Egal ob dramatische klimapolitische Interventionen weiterhin ratsam erscheinen oder nicht, es wird schwieriger wenn nicht unmöglich, das der Öffentlichkeit zu verkaufen, die allmählich nicht von ungefähr merken, dass die Wissenschaft und die Medienlandschaft mit den Wölfen geheult haben.
Eine dramatische Erwärmung könnte einen schlimmen Preis hinsichtlich des menschlichen Wohlergehens fordern, vor allem in ärmeren Ländern. Aber das Beschneiden der Emissionen in einem Ausmaß, dass ein wirklicher Keil in die Erwärmung getrieben wird, kann auch einen wirklichen Keil in das ökonomische Wachstum treiben. Das könnte ebenfalls einen schlimmen humanitären Preis fordern, vor allem in ärmeren Ländern. Angesichts der bislang unergründlichen Komplexität des globalen Klimas und unseres ärmlichen Verstehens der relevanten physikalischen Mechanismen habe ich mich immer dafür ausgesprochen, noch ein oder zwei Jahrzehnte zu warten, um die empirische Zuverlässigkeit unserer Klimamodelle zu testen und zu verbessern, was gleichzeitig den Ökonomien der weniger entwickelten Teile der Welt erlauben würde, ungehindert zu wachsen und ihre Möglichkeiten zu verbessern, sich an alle Extremwetterereignisse welcher Art auch immer anzupassen. Wiederholt wurde mir gesagt, dass „wir es uns nicht leisten können zu warten“. Noch trauriger ist, dass mein Empirismus oftmals auf einen knüppelharten Dogmatismus über die Autorität des wissenschaftlichen Konsens’ gestoßen ist.
Natürlich, wenn sich der Konsens der Klimamodelle nur wenige Jahre später als falsch herausstellen sollte, wenn nämlich die mittlere Temperatur auf einem Niveau verharrt, dass man zugegebenermaßen für physikalisch nicht möglich gehalten hätte, wäre die Autorität des Konsens’ als ziemlich schwach bloßgestellt worden. Die Autorität eines Expertenkonsens’ verstärkt sich offensichtlich, wenn sich die Qualität der Expertise verbessert. Darum ist es ziemlich vernünftig im Sinne einer auf Wissenschaft basierenden Politik zu warten, bis sich eine unausgegorene Wissenschaft verbessert, bevor man große Maßnahmen auf der Basis irgendwelcher Vorhersagen ergreift.
Wie auch immer. Mr. Cohn zitiert einige Wissenschaftler, die angesichts der unerwartet langsamen Erwärmung ganz ruhig bleiben.
Es könnte so aussehen, als ob ein eine Dekade langes Erwärmungs-Plateau eine Krise der Klimawissenschaft verursachen würde. Gerald Meehl, ein leitender Wissenschaftler am National Center for Atmospheric Research, hat auch früher schon Lücken gesehen. Sie „kommen  in unseren beobachteten Aufzeichnungen immer wieder vor“, und es gibt Klimamodelle, die „eine Pause bis zu 15 Jahren“ zeigen. Als Folge davon sagt Isaac Held, ein leitender Forschungswissenschaftler am Geophysical Fluid Dynamics Laboratory der NOAA: „Niemand hat je eine kontinuierlich verlaufende Erwärmung erlebt, die mit einer geraden Linie erfolgt“. Diese vielgerühmten Computermodelle sind aus zahlreichen Simulationen zusammengesetzt, die die natürliche Variabilität spiegeln. Aber, wie Meehl sagt, „bei der Mittelbildung wird dies eliminiert“.
Ist das nicht ziemlich durchsichtig. Der Punkt bei der Mittelbildung ist, außerordentlich unwahrscheinliche Möglichkeiten auszuschließen. Es rechtfertigt das Modell nicht, wenn man sagt, dass es seinen einzigen akkuraten wesentlichen Simulationen kein Gewicht verleiht – dass es sie eliminiert.
Wenn „Pausen immer wieder vorkommen” der richtige Weg ist, das gegenwärtige Erwärmungs-Plateau zu sehen, dann ist der Rest von Cohns Artikel, in dem es um das Rätsel der Pause geht, überflüssig. Aber wie aus allen Bruchstücken bei der Diskussion über das Plateau perfekt hervorgeht, sind die Klimawissenschaftler über das Scheitern ihrer Vorhersagen verwirrt. Sind es die Ozeane? Wolken? Vulkane? Die Sonne? Ein Fehler in den Temperaturdaten?
In der Regel waren die Klimawissenschaftler zuvor sehr zuversichtlich, dass der Planet jetzt wärmer wäre als er eigentlich ist, und niemand weiß genau den Grund dafür, warum das so ist. Das ist keine Krise für die Klimawissenschaft. Es ist einfach die Art und Weise, wie Wissenschaft funktioniert. Aber es ist sehr wohl eine Krise für die Befürworter einer Klimapolitik, die ihre Argumente auf die Basis der Autorität eines wissenschaftlichen Konsens’ stellt. Cohn räumt das später widerwillig ein.
Schließlich sieht der so genannte wissenschaftliche Konsens zur globalen Erwärmung nicht gerade wie ein wirklicher Konsens aus, wenn die Wissenschaftler nur mühsam die Komplexität des irdischen Klimasystems erklären können, oder wenn sie die Welt mit erstaunlicher Regelmäßigkeit mit dem Wort „Ungewissheit“ konfrontieren.
Aber sein Versuch, die politische Relevanz hiervon kleinzureden, ist nicht überzeugend. Er schreibt:
Die jüngste Welle von Nachrichten und Artikeln über die Wissenschaftler und ihre mühevollen Erklärungen der Verlangsamung der Erwärmung könnten den Skeptizismus der Öffentlichkeit erweitern oder vertiefen.
Aber der Konsens” erstreckte sich niemals auf die Komplexität des Klimasystems, sondern lediglich auf den Kerngedanken, dass zusätzliche Treibhausgasemissionen den Planeten erwärmen würden.
Wenn das stimmen würde, dann wäre die Öffentlichkeit systematisch betrogen worden. So wie er der Öffentlichkeit präsentiert worden ist, erstreckte sich der Konsens auf genau das, was jetzt in Frage gestellt zu sein scheint: die Sensitivität der globalen Temperatur hinsichtlich eines zunehmenden atmosphärischen CO2-Gehaltes. Wenn es bei dem Konsens tatsächlich nur darum gegangen wäre, dass Treibhausgase einen gewissen Erwärmungseffekt hätten, hätte es gar keine offensichtlichen politischen Implikationen gegeben. Wie in dieser Studie festgestellt worden ist:
Falls … die Temperaturen wahrscheinlich um nur 2°C steigen werden als Folge einer Verdoppelung der Kohlenstoffemissionen (und falls die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs um 6°C trivial ist), könnte sich die Berechnung ändern. Vielleicht sollte die Welt danach trachten, sich an die Treibhausgas-Orgie anzupassen (anstatt sie zu stoppen). Es ist unsinnig, eine Versicherung gegen Erdbeben zu kaufen, wenn man nicht in einer Erdbebenzone lebt. In diesem Falle wäre eine stärkere Anpassung als eine weitere Abschwächung die richtige Politik an der Wurzel. Aber dies wäre nur dann ein guter Rat, wenn diese neuen Schätzungen wirklich zuverlässiger sind als die alten. Und unterschiedliche Modelle zeitigen unterschiedliche Ergebnisse.
Wir wurden mit Argumenten für eine Anpassung nicht gerade überflutet, weil der Konsens die jetzt in Zweifel geratenen Schätzungen der Klimasensitivität betrifft. Die moralisierende Schärfe so vieler Argumente für Zertifikatehandel, Kohlenstoffsteuern und Verträge hinsichtlich globaler Emissionen wurde aus dem Gedanken geboren, dass es einen Konsens darüber gibt, wie stark die Erwärmung wäre, wenn der Kohlenstoffausstoß so weitergehen würde wie bisher. Die ziemlich hitzigen Debatten, die wir hinsichtlich der ökonomischen und sozialen Schäden der Kohlenstoffemissionen hatten, basierten auf dem Gedanken, dass es so etwas wie einen spezifischen Konsens über die zu erwartende Bandbreite der Erwärmung gibt. Wenn dieser Konsens jetzt auseinander bricht, wie es der Fall zu sein scheint, dann ist das zum Guten oder zum Schlechten eine sehr große Sache.
Link: http://www.economist.com/blogs/democracyinamerica/2013/06/climate-change?fsrc=scn%2Ftw_ec%2Fa_cooling_consensus
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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