Bild rechts: Teile einer Raffinerie. Wenn die Preise fallen, müsste Iran seine ruchlosen Aktivitäten zurückfahren.
Diese Falken sollten ihre Position überdenken. Die Gesetzgebung zur globalen Erwärmung hat sich zur größten Einzelbedrohung der Energiesicherheit in der westlichen Welt entwickelt und zum größten Segen für die meisten der geopolitischen Feinde des Westens. Der Spielverderber ist Schieferöl. Die USA haben so viel davon, dass die USA einem jüngst veröffentlichten Bericht von Citigroup zufolge in fünf Jahren alle Ölimporte aus dem Nahen Osten und von anderen feindlichen Versorgern stornieren und insgesamt zum Exporteur von Energie werden können. Bereits jetzt haben die USA die Ölimporte seit 2006 um die Hälfte verringert.
Andere Expertengremien sind hinsichtlich der Perspektiven von Schieferöl genauso stur. Die Internationale Energie-Agentur IEA sagt voraus, dass die USA bis zum Jahr 2017 sowohl Russland als auch Saudi-Arabien überholen und zum größten Ölerzeuger der Welt werden, und dass sie bis zum Jahr 2035 in der Lage sein werden, nahezu alle Ölimporte zu eliminieren, einschließlich derer aus Kanada. PricewaterhouseCoopers (PwC) glaubt, dass die Erzeugung von Schieferöl in den USA bis zum Jahr 2035 vier Millionen Barrel pro Tag erreichen kann, mehr als drei mal so viel wie die offiziellen Schätzungen der US-Regierung. Dies ist eine über-erfolgreiche Industrie gewesen, heißt es dort, mit einer gewaltigen Wachstumsrate von 26% schon heute und geschätzten 33 Milliarden Barrel in der Erde, was eine dramatische Steigerung der Schätzung aus dem Jahr 2007 über nur 4 Milliarden Barrel darstellt.
Die globalen Perspektiven – Schätzungen abbaubarer Schieferöl-Reserven sind inzwischen bis auf 1,5 Billionen (trillions) Barrel gestiegen – verändern das Spiel erneut. PwC glaubt, dass der Ölstrom, den die Erde erleben wird, zu dramatisch niedrigeren Ölpreisen führen wird, möglicherweise bis 50 US-Dollar pro Barrel, was der Weltwirtschaft einen Schub bis zu 2,7 Billionen (trillions) US-Dollar pro Jahr bis 2035 verleihen könnte. Die größten Gewinner dieses Schieferöl-Fallouts sind Indien und Japan, deren BIP um zusätzliche 7% steigen könnte, gefolgt von den USA und der Eurozone, die ein zusätzliches Wachstum um 5% sehen könnten.
Aber es gibt auch Verlierer. Russland und die Exporteure im Nahen Osten „könnten sich mit einer signifikanten Verschlechterung ihrer Handelsbilanzen konfrontiert sehen, und zwar von 4% bis 10% ihres BIP“, sagt PwC. Citigroup zufolge könnten die Ölpreise sogar noch unter das kostendeckende Niveau fallen, das viele Länder brauchen, wenn man Schieferöl den bereits existierenden konventionellen Vorräten von Öl und Ölsanden hinzuaddiert. Russland könnte nicht mehr zu einer ausgeglichenen Handelsbilanz in der Lage sein. Das Bild für „Venezuela ist ziemlich düster“. Einige Länder laufen Gefahr, zu „gescheiterten Staaten“ zu werden.
Anders gesagt, alle Demokratien werden gewinnen, die Diktaturen und autoritären Staaten werden meistens verlieren. „Business as usual“ wird für viele der „Bad Guys“ zu Ende gehen. Iran, von dem man annimmt, dass es der Hauptgeldgeber der Terroristen ist, müsste seine ruchlosen Aktivitäten zurückfahren. Venezuela, Geldgeber für anti-amerikanische Aktivitäten in ganz Latein-Amerika, würde ähnlich gebeutelt. Saudi-Arabien könnte nicht länger in der Lage sein, die riesigen Komplexe von Moscheen und Medressen [= Universitäten] zu unterhalten – von denen man annimmt, dass sie radikalisierte Terroristen ausbilden – die sie in Pakistan und im Westen unterstützen. Das wären willkommene Einschränkungen – einer Gallup-Umfrage zufolge betrachten 96% aller Amerikaner den Schutz vor dem internationalen Terrorismus als oberstes Ziel der Außenpolitik. Mit fast gleicher Leidenschaft wünschen sich die Amerikaner Energiesicherheit.
Keiner der aus den reichlichen Energievorräten und geringen Energiekosten resultierenden Vorteile für den Westen – ob bei dem Zurückdrängen des Terrorismus, steigender Energiesicherheit oder wachsender ökonomischer Wohlstand – ist jedoch in Stein gemeißelt. Falls die Regierungen mit Regulationen bzgl. der Klimaänderung intervenieren, könnte die kommende Öl-Revolution bereits in ihren Kinderschuhen abgewürgt werden, stellt eine HSBC-Studie fest. Die US-Administration möchte die Kohlenstoff-Konzentration in der Atmosphäre auf 450 ppm begrenzen, einer Menge, die es lediglich erlauben würde, nur ein Drittel der gegenwärtigen Vorräte zu verbrennen. Zahlreiche Ölprojekte – jene, die für mehr als 50 US-Dollar pro Barrel entwickelt werden – könnten sehr gut annulliert werden. Alles in Allem, warnt HSBC, könnten die Größen Öl und Gas in einer Low-Carbon-Welt bis zu 60% ihres Marktwertes verlieren – die Reserven würden „unverbrennbar“ werden.
Weil HSBC ein Low-Carbon-Szenario als glaubhaft ansieht, rät es seinen Kunden, wachsam zu sein. „Unserer Ansicht nach sollten sich Investoren hauptsächlich auf Unternehmen mit Zukunftsprojekten zu niedrigen Kosten konzentrieren“, stellt man fest. „Kapitalintensive teure Projekte wie Schweröl und Ölsande sind unter unserem Szenario am meisten gefährdet“. PwC und Citigroup stellen weiter fest, dass ihre Projektionen durch Umweltfaktoren beeinträchtigt wären, wie es auch die OPEC in ihrem Februar-Bericht darstellt. Genauso sehen es die Umweltaktivisten, die ihr Bestes tun, um eine Low-Carbon-Welt zu erschaffen. David Hughes vom Post Carbon Institute und Autor einer in dieser Woche veröffentlichten Studie zu Schiefer und anderen Energie-Technologien, sagt: „Die Projektionen durch Kritiker und einige Regierungsagenturen, dass diese Technologien endloses Wachstum verheißen und eine Neue Ära der ‚Energieunabhängigkeit’ einläuten können, wobei die USA zu einem substantiellen Gesamt-Exporteur von Energie werden wird, sind nach Ansicht der Fundamentalisten vollständig ohne Garantie… diese überschwänglichen Vorhersagen werden sich als sehr schwierig oder unmöglich zu erreichen herausstellen“.
Bis heute werden diese Vorhersagen erreicht – ja tatsächlich sogar übertroffen. Weil sich Beschränkungen fossiler Treibstoffe und von der Regierung subventionierte Projekte erneuerbarer Energie als ruinös teuer herausgestellt haben, und weil die Projektionen der Untergangspropheten permanent nicht eintreffen – der Vorsitzende des IPCC hat diese Woche eingeräumt, dass sich die globalen Temperaturen seit 17 Jahren nicht mehr verändert haben – hat sich die allgemeine Öffentlichkeit gegen die Opferung der Wirtschaft für einige dubiose Umwelt-Vorteile gesperrt. Diese Sperre wird nur immer fester werden, wenn die Leute merken, dass Regulationen bzgl. der Klimaänderung sowohl dem Wunsch nach Energiesicherheit als auch der Abwehr terroristischer Angriffe im Wege stehen.
Financial Post
Lawrence Solomon is executive director of Energy Probe.
E-Mail: LawrenceSolomon@nextcity.com
Link: http://opinion.financialpost.com/2013/02/21/lawrence-solomon-shale-means-security/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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