Die Temperaturabnahme verbergen (Hide the decline)

von David M. Hoffer

In meinen beiden vorhergehenden Artikeln zum durchgesickerten Kapitel 11 des IPCC-Zustandsberichts 5 (AR5) habe ich mir die Vorbehalte angesehen, die das IPCC inzwischen für seine Projektionen nennt, auch die langen Ausführungen, zu denen man Zuflucht nimmt, um den alarmistischen Tenor beizubehalten. Die Vorbehalte gehen sehr weit: Da steht doch tatsächlich, dass die Wirklichkeit innerhalb, oberhalb oder unterhalb der Projektionen der Modelle bleiben könnte. DAS möge man mal falsifizieren! Zur Beibehaltung des Alarmismus bezeichnet man die rekordverdächtige Eisausdehnung in der Antarktis als “leichte Zunahme”, und man erwähnt in der “Kurzfassung für Entscheidungsträger” eine im langen Bericht vergrabene Projektion nicht, derzufolge die Häufigkeit tropischer Wirbelstürme bis 2100 um ein Drittel abnehmen können.
Wie steht es mit den Temperatur-Projektionen? Wird gesagt, wie hoch die Erwärmung in den nächsten Dekaden ausfällt? Ja, das wird gesagt.
Diese Projektionen sind aber die risikoreichsten für das IPCC, weil sie – anders als die meisten anderen Projektionen – innerhalb der Lebenszeit der meisten Leser falsifiziert werden können (oder auch nicht). Unter Einhaltung der Form werden die Temperatur-Vorhersagen mit Vorbehalten versehen und dabei wird mit einem interessanten Ansatz der alarmistische Tenor beibehalten.
Die Vorhersage lautet auf 0,4 bis 1,0 Grad Erwärmung für den Zeitraum von 2016-2035 im Vergleich zu 1986-2005. Nun erwartet man eigentlich die „beste Einschätzung“ in der Mitte der Spannweite, wie es das IPCC normalerweise tut. Doch sonderbar: Wir finden im Kapitel 11 diesen Satz:

[…] es ist eher wahrscheinlich als nicht, dass die tatsächliche Erwärmung näher zur unteren Grenze von 0,4 °C liegt als zur
oberen Grenze von 1,0 °C

Das IPCC kommt vom normalen Weg auch an anderen Stellen ab, wo behauptet wird, dass das wahrscheinlichste Ergebnis etwa bei 0,2 Grad pro Dekade läge. Wie rechtfertigt man da für 2035 (in kaum mehr als 2 Dekaden) eine obere Grenze, die um das 2,5-fache höher ist als im wahrscheinlichsten IPCC-Szenario? Nachfolgend die Grafik, die mit den Projektionen angegeben ist, vom Beginn der Referenzperiode (1986-2005) bis einschließlich 2050:

Figur 11.33: Zusammenfassung der zeitlich näher liegenden Projektionen der globalen Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche. [Grafik a – c von oben nach unten]
a) 4 Projektionen des globalen Durchschnitts, der jährlichen Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche (SAT) 1986–2050 (Anomalien bezogen auf 1986–2005) unter allen RCPs von den CMIP5 Modellen (graue und farbige Linien, ein Element der Kurvenschar pro Modell), mit vier Beobachtungs-Schätzungen (HadCRUT3: Brohan et al., 2006; ERA-Interim: Simmons et al., 2010; GISTEMP: Hansen et al., 2010; NOAA: Smith et al., 2008) für die Periode 1986–2011 (schwarze Linien);
b) wie a) aber mit der 5–95% Bandbreite für RCP4.5 (hellgrau shattiert, der Multi-Modell-Median weiss) und alle RCPs (dunkelgrau schattiert) von dekadischen Durchschnitts-CMIP5-Projektionen unter Benutzung von einem Element der Kurvenschar pro Modell, und dekadische Beobachtungs-Durchschnitts-Schätzungen (schwarze Linien). Die Maximum- und Minimum-Werte aus CMIP5 sind mit den grauen Linien dargestellt. Eine ausgewertete wahrscheinliche Bandbreite für die Durchschnitte der Periode 2016–2035 wird mit dem schwarzen durchgehenden Balken angezeigt. Die um „2 C° über präindustriell“ liegende Temperatur wird mit einer dünnen schwarzen Linie angezeigt, dabei wird eine Erwärmung der globalen Durchschnitts-SAT vor 1986–2005 von 0.6 C° angenommen.
c) Eine Zusammenstellung der Bandbreiten für die Durchschnitts-SAT für 2016–2035 aus SRES CMIP3, RCPs CMIP5, beobachtungsbegrenzten Projektionen (Stott et al., 2012; Rowlands et al., 2012; aktualisiert durch Weglassen von Simulationen mit zukünftigen großen vulkanischen Eruptionen), und eine Gesamtabschätzung. Der Kasten 1 und die Schlangenlinien stellen die wahrscheinlichen (66%) und sehr wahrscheinlichen (90%) Bandbreiten dar. Die Punkte für die CMIP3- und CMIP5-Schätzungen zeigen die Maximum- und Minimum-Werte in der Kurvenschar an. Der Median (oder Abschätzung der größten Wahrscheinlichkei für Rowlands et al., 2012) sind mit einem grauen Band dargestellt.

Ist die erste Grafik ernst zu nehmen? Können 154 Datenkurven, dazu noch alle zusammen dargestellt, überhaupt eine Bedeutung haben? Also habe ich mich mit der zweiten Grafik [mittlere] beschäftigt, die ist brauchbarer. Bei der Überprüfung merkte ich, dass etwas fehlt. Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und schauen Sie, ob Sie es selbst entdecken!
Haben Sie es gefunden?

Die Abnahme [der Temperatur] ist unterschlagen!

In der ersten Grafik hören die Beobachtungsdaten etwa bei 2011 oder ‘12 auf, die zweite Grafik aber endet etwa bei 2007 oder ‘08. Vier oder fünf Jahre mit Beobachtungsdaten fehlen in der zweiten Grafik. Glücklicherweise sind beide Grafiken gleich skaliert, daher kann man leicht die Daten mit Hilfe des „Ausschneiden/Einfügen-Werkzeugs“ von der ersten Grafik in die zweite Grafik übertragen und sehen, wie sie aussehen müsste:
 
Na bitte! Nach der Aktualisierung der Beobachtungsdaten zeigt sich, dass wir uns derzeit in allen Szenarien unterhalb der Bandbreite der Modellrechnungen befinden, die ja immerhin innerhalb eines Vertrauensbandes von 5% bis 95% liegen, und das für alle Emissionsszenarien. Die hellgraue Schattierung ist für RCP 4,5 – für das Emissions-Szenario mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. Wir liegen aber auch unterhalb des dunkelgrauen Bandes, welches für alle Emissionsszenarien für alle Modelle gilt, darin auch für diejenigen, die die globale Wirtschaft abwürgen würden.

Es kommt noch schlimmer

Ich habe ein bisschen mit der Hüllkurven-Mathematik ["Einhüllende“ – "Enveloppes"] gespielt und gerechnet (ja, ja, welche Kalkulationstabelle hat heute noch Funktionen für die Behandlung von „Einhüllenden“ ?). Dabei ging ich von einer linearen Erwärmung aus, beginnend mit dem aktuellen Datum. Dabei kam heraus, dass man 1,58 Grad oberhalb der Referenzperiode liegen müsste, um das durchschnittliche +1,0-Grad über der Referenzperiode zu erhalten. Wenn meine Rechnung stimmt, müsste eine extrapolierte Gerade durch die 1,6 Grad im Jahre 2035, ausgehend vom derzeitigen Beobachtungstand, gerade den oberen Rand der schwarzen Linie treffen, die die “wahrscheinliche Bandbreite“ in der Mitte der Grafik darstellt:

Ha, erwischt!

Und noch eins drauf!

Um die obere Grenze der vom IPCC geschätzten Bandbreite zu erreichen, würde man – ausgehend von einer Erwärmung, die selbst nach allen IPCC-Modellen und Daten noch unterhalb aller Projektionen liegt – einen plötzlichen Sprung auf eine höhere Rate benötigen, als alle Modelle und Emissionsszenarion vorsehen. Mit einfachen Worten: der obere Bereich der IPCC-Schätzungen kann nicht einmal mit Hilfe der IPCC-eigenen Daten und den IPCC-eigenen Modellen bestätigt werden.
Tatsächlich haben wir – und dies nur auf der IPCC-Grafik beruhend – weniger als 0,4 Grad während der vergangenen etwa 26 Jahre erlebt, weniger als 2 Grad pro Jahrhundert. Die braune von mir eingefügte Linie – [diese Linie kann auf einigen Bildschirmen auch als „rot“ erscheinen] – stellt einen Erwärmungstrend dar, der gerade jetzt beginnt und bis 2035 geht mit 6 Grad pro Jahrhundert, dreimal so hoch wie die jüngsten Raten. Und weil die Bandbreite der IPCC-Grafik bereits Szenarien mit drastischen Reduzierungen der Aerosole wie auch größere Zunahmen beim CO2 enthält, gäbe es eigentlich keine Rechtfertigung für eine Obergrenze von 1,0 Grad in den IPCC-Daten und in den IPCC-Modellen.
Ich will nicht sagen, das wäre unmöglich, nein, es ist möglich. Es ist aber auch möglich, dass ich morgen gleich zweimal von einem Blitz getroffen werde und überlebe, um dann in einem Flugzeugabsturz umzukommen, der zusätzlich noch unwahrscheinlicher wäre, weil ich morgen überhaupt nicht fliegen werde. Das Flugzeug müsste also zuerst zu mir kommen und mich finden. Weil ich ein Glückskind bin, wird der Lottoschein mit den sechs Richtigen in meiner Brieftasche gefunden werden, – nur um noch eins draufzusetzen.

Ist so etwas möglich? Klar doch! Ist es aber auch wahrscheinlich?

Nicht nach den IPCC-Daten und Modellen. Die derzeitige Version von IPCC AR5 Kapitel 11 erreicht bei der Täuschung (vorsätzlich oder nicht) eine neue Höhe. Erstens durch das Verbergen der Tatsache, dass die Beobachtungsdaten außerhalb des 95%-Vertrauensbereichs der IPCC-Modelle und liegen, und zweitens durch die Schätzung eines oberen Bereichs der Erwärmung, der selbst nach den IPCC-Modellen nahezu unmöglich erreicht werden kann.
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Weitere einschlägige Artikel
IPCC AR5 Chapter 11 – Maintaining the Spin (wattsupwiththat.com)
IPCC Chapter 11 – Bankruptcy Protection (wattsupwiththat.com)
The real IPCC AR5 draft bombshell – plus a poll (wattsupwiththat.com)
An animated analysis of the IPCC AR5 graph shows ‘IPCC analysis methodology and computer Models are seriously flawed’ (wattsupwiththat.com)
Übersetzung: Helmut Jäger, EIKE.
Anmerkungen des Übersetzers in […]
Original hier.
Das Entwurfskapitel 11 des AR5 kann hier heruntergeladen werden.

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