Vahrenholt: Wir betreiben eine angstgetriebene Energiepolitik. Und die Angst ist so groß gemacht worden, die Angst vor der Klimakatastrophe, dass wir Deutschen, die wir doch Vorbild sein müssen und die Welt retten, jetzt sogar Weizen importieren, um unsere Biospritquote zu erfüllen. Immer haben wir Weizen exportiert, jetzt nehmen wir ihn anderen weg. Wir legen Windkraftanlagen in den Wald, wir vermaisen ganze Landschaften und nehmen der Natur den Raum. Weil wir gut sein wollen. Doch sind wir in Wahrheit selbstzerstörerisch…

Zeit meines Lebens, meines beruflichen Lebens, seit 30 Jahren bin ich mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Das war schon als Umweltsenator so, das war bei der Shell so, das war bei REpower so. Ich habe ja schließlich diese großen Offshore-Windkraftanlagen mitentwickelt und in meiner Zeit bei RWE aufgestellt. Doch ich befürchte, dass wir nun auf dem Wege sind, riesige Belastungen für die Menschen, insbesondere die kleinen Leute, zu erzeugen mit den EEG-Umlagekosten, dass wir dabei sind, hochenergieintensive Industrie aus dem Lande zu treiben und, was noch viel wichtiger ist, als Standort für sichere Stromversorgung ausfallen! Das war immer ein Markenzeichen Deutschlands, dass wir mit 99,95 Prozent Versorgung Blackouts nicht kannten. Wenn wir aber in eine Situation kommen, wo ein Blackout eher zur Regel wird und dann am Ende klar wird, dass der Grund für diese ganzen Nachteile, nämlich die Klimaveränderung, obsolet ist. Dann werden sich die Menschen von den Erneuerbaren abwenden. Ich weiß ja, wie schnell eine Energieform in Deutschland im Mülleimer landet. Denke ich an die Kernenergie und Helmut Schmidt, der 1978 in Dortmund sagte: 50 Prozent der Zukunft soll Kernenergie sein, 50 Prozent Kohle. Nun ist beides sozusagen auf dem Müll gelandet…

Ich war bei der Royal Society, in Oslo an der Universität. Ich bekomme Einladungen aus Wien, Bern, Zürich. Im Ausland will man von meiner Expertise wissen. Aber hier herrscht ein erbitterter Glaubenskrieg. Dem ich aber trotz allem gelassen entgegensehe, weil ich weiß, dass die, die sich hämisch über mich erhoben haben, bald in der Defensive sind. Und deswegen ist es gut, wenn ich in der Zwischenzeit etwas mache, was mir meine innere Gelassenheit sichert.

Die Welt: Sie sammeln sich wieder.

Vahrenholt: Ich sammele mich. Die große Sorge, die ich allerdings habe, ist, dass wir in der Zwischenzeit zu viel zertrümmern. Denn wie gesagt, ich glaube, dass wir spätestens 2020 erkennen, dass das Klimagas CO2 maßlos überschätzt worden ist. Zertrümmert an Industrie, zertrümmert an sozialer Gerechtigkeit. Zertrümmert an Natur…

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