„Die Produktionskosten mit Schiefergas sind niedriger als alles, was wir kurzfristig in Europa erreichen können”, sagt Harald Schwager, Vorstandsmitglied beim deutschen Chemieriesen BASF SE BAS.XE +1.92%. Die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit der USA wird bei energieintensiven Produkten zuerst augenfällig werden, aber langfristig besteht das Risiko, dass die gesamte Erzeugungskette beschädigt wird, fügte Schwager hinzu.
Billiges Gas befeuert den Rust Belt
Die Herausforderung kommt, da Europa gerade strategische Schlüsselweichen hinsichtlich seiner Energiezukunft stellt, und die Abhängigkeit von Erdgas, das zumeist importiert werden muss, wird wahrscheinlich zunehmen. Einige Länder – einschließlich Deutschland, die größte Wirtschaft – haben beschlossen, Kernkraft auslaufen zu lassen, und auf die Regierungen wird Druck ausgeübt, öffentliche Zuwendungen für Erneuerbare zurückzufahren, um das Haushaltsdefizit nicht ausufern zu lassen.
Aber Europa ist hinsichtlich der Entwicklung seines eigenen Potentials an Erdgas geteilt: Länder wie Frankreich und Bulgarien sind dagegen, während Polen und andere auf die Ausbeutung brennen, hauptsächlich um ihre Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten zu reduzieren.
Chemiewerke wurden traditionell in der Nähe der Märkte für ihre Produkte gebaut, da Rohstoffe aus verschiedenen Teilen der Welt herangeholt werden können und Investitionen in der Region als sicherer angesehen wurden als in anderen Ländern. Aber der unterschiedliche Energiepreis könnte diese Dynamik verändern, besonders weil eine Industrie getroffen wird, die ohnehin schon infolge der Wirtschaftskrise unter Absatzschwierigkeiten leidet.
„Die Bedrohung liegt darin, dass die chemische Industrie in den USA attraktiver für Investitionen wird und dass dies auf Kosten der Industrie in der EU geht”, sagte Wim Hoste, ein Analyst, der sich für die chemische Industrie bei KBC Securities in Brüssel spezialisiert hat.
Es ist wegen der hohen damit verbundenen Kosten unwahrscheinlich, dass Unternehmen Werke in Europa außer Betrieb nehmen, nur um sie an einer anderen Stelle wieder aufzubauen. Aber da die Produktionsstätten immer älter werden und anderswo neuer Bedarf aufkommt, könnten sich die Unternehmen überlegen, die Produktion in die USA zu verlagern und die Erzeugnisse von dort nach Europa zu exportieren.
Alessandro Torello, The Wall Steet Journal
The Wall Street Journal, 24 October 2012 [dieser Link geht nicht!]
Link: http://www.thegwpf.org/shale-phobia-spells-trouble-for-europes-industry/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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