Ein Schlüsselproblem ist die periodisch wiederkehrende Konfusion zwischen Vorhersagen (was sein wird), Plänen (was sein sollte) und politischen Szenarien (was zu sein hat). Die Gruppe vom Imperial College behauptet, dass ich die Windkapazität bis 2020 übertrieben habe und dass folglich meine Schätzungen der Kosten der gegenwärtigen Politik zu hoch seien. Damit vergleichen sie jedoch Äpfel mit Birnen. Sie berufen sich auf den Vergleich eines Satzes von Vorhersagen (die sich regelmäßig ändern) mit meinen politischen Szenarien, die benennen, was erforderlich ist, um die Ziele der UK-Regierung hinsichtlich erneuerbarer Energie zu erreichen. In UK war die Qualität der Vorhersagen hinsichtlich Energie während der letzten 30 bis 40 Jahre äußerst dürftig, so dass jede Evaluation seitens der Politik auf etwas Soliderem beruhen sollte als dem jüngsten Satz von Vorhersagen.
Vielleicht sollen die offiziellen Prognosen einen bestimmten Plan für das Jahr 2020 reflektieren. In diesem Falle muss sich der politische Analyst fragen, ob die kritischen Annahmen des Planes gut begründet sind und wie das Ziel des Plans erreicht werden kann. Ein endemisches Problem der Politik in UK ist die Tendenz zu übertriebenem Optimismus, ebenso wie bei den Planungen rund um die Welt, und zwar zu vermuten was einer will, das geschehen wird und nicht das geschieht, was Realismus und Beweise nahelegen. Ein Außenstehender muss sich fragen: Welche Schritte sind unternommen worden, um die Risiken und Konsequenzen des Über-Optimismus’ zu minimieren?
Die Gruppe vom Imperial College beruft sich zum großen Teil auf Behauptungen, die auf den Ergebnissen ihrer Windmodellierungen beruhen. Derartige Modelle können instruktiv sein, sind aber keine konkreten Beweise, vor allem, weil ihre Modelle explizit die Betrachtung der stochastischen Natur des Windes ausschließen. Mein Ansatz unterscheidet sich davon. Ich habe meine politischen Szenarien aufgrund von Daten entworfen, die mit dem Betrieb des Stromsystems der letzten 4 Jahre in Zusammenhang stehen (und um einiges länger bei Windparks). Es widerstrebt mir anzunehmen, dass Schlüsselvariablen wie Nutzungsgrad, die Verteilung der Windstärke und deren Korrelation mit dem Bedarf usw. sich substantiell von dem unterscheiden werden, was wir in der Vergangenheit gesehen haben.
Außerdem scheint die Gruppe vom Imperial College den Kernpunkt meiner Argumentation nicht erkannt zu haben, dass nämlich die Reduktionen der Kohlenstoffemissionen viel kleiner sein könnten als konventionell behauptet. Meine Beispiele sind absichtlich vereinfacht, um den Punkt hervorzuheben, dass das Gesamtergebnis von Anpassungen im gesamten Stromsystem abhängt, welches wiederum durch zukünftige Entscheidungen hinsichtlich Investitionen beeinflusst wird. Dies hat nichts mit der effizienten Nutzung der bestehenden Kapazität zu tun, sondern künftige Investitionen werden davon abhängen, wie die Kapazität genutzt wird. Es scheint, als ob sowohl die Gruppe vom Imperial College als auch DECC [?] annehmen, dass man groß in CCGTs [?] Mitte oder gegen Ende dieses Jahrzehnts investieren werde, um Kraftwerke zu ersetzen, die als Konsequenz der jüngsten Direktive der EU bzgl. industrieller Emissionen vom Netz genommen werden sollen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Auslastung der neuen Kraftwerke sehr gering sein könnte, falls die Vorhersagen des Anteils der Windkraft realisiert werden. In ähnlichen Situationen anderswo reagierte man mit Investitionen in einzelne Teilkraftwerke oder mit dem Weiterbetrieb älterer Kraftwerke. Das ist kein Unsinns-Szenario, sondern eine Beschreibung dessen, was tatsächlich geschieht.
Die Geschichte der Windkraft in Europa ist eine des fortgesetzten Über-Optimismus’ hinsichtlich Funktionsweise und Kosten, befeuert durch die offensichtliche Unwilligkeit, klare politische Optionen zu definieren und dann Analysen zu erstellen, die auf konkreten Beweisen basieren. Die Modellierung ist kein Ersatz für Beweise. Im Grunde ruhen die Behauptungen vom Imperial College und DECC hinsichtlich der Kosten der gegenwärtigen Politik auf der alten Geschichte „dieses Mal wird alles ganz anders sein“. Wirklich? Wie können wir das testen?
Ich würde einen einfachen Markttest vorschlagen, der sich direkt auf den Gegen­stand der originalen ECC-Anhörung [?] bezieht. Wenn die Befürworter dieser Sichtweise von Imperial College/DECC glauben, dass meine Berechnungen der Kosten der gegenwärtigen Politik falsch sind, warum befürworten sie nicht eine wesentliche und fortwährende Reduktion des Niveaus der Subventionen? Zum Beispiel wären die behaupteten Kosten konsistent mit einer Reduktion auf 0,5 ROCs pro MWh sofort und auf Null bis 2020 für Onshore-Wind und etwas, was dem Offshore-Wind gleicht.
Das gegenwärtige und zukünftig vorgeschlagene System von Subventionen für erneuerbare Energie ist äquivalent mit einem großen Programm der Besteuerung und öffentlicher Ausgaben mit Kosten, die sich möglicherweise auf Milliarden oder sogar Abermilliarden Pfund jedes Jahr während des nächsten Jahrzehnts belaufen können. Es obliegt jenen, die diese Subventionen erhalten wollen, zu zeigen, dass die Steuerzahler einen guten Gegenwert für ihr Geld erhalten. Ich habe große Zweifel, dass die gegenwärtige oder zukünftige Politik diesem Kriterium genügt. Die Gruppe vom Imperial College glaubt ganz klar etwas anderes, aber sie haben keinerlei Beweise für ihre Ansichten präsentiert. Niemand bezweifelt, dass wir mit einem Stromsystem leben können, dass große Anteile von Windkraft enthält. Die Frage ist, ob die Öffentlichkeit gewillt ist, die vollen Kosten zu tragen, wenn diese vollständig transparent sind. Im Moment werden die Kosten weder ordentlich aufgeführt noch sind sie transparent.
Gordon Hughes, 22. Oktober 2012
Link: http://www.thegwpf.org/gordon-hughes-response-to-robert-gross-et-al/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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