Europäische Länder könnten bald zu Schiefergas-Importeuren aus Russland werden, wenn die grüne Energie-Verhinderer-Lobby ihren Weg erfolgreich fortsetzt. Die Aussicht auf noch größere Abhängigkeit von russischem Gas, zusammen mit einem neuen Ansturm auf die Verbrennung von Kohle, kann die unbeabsichtigte doch unvermeidliche Folge des anhaltenden Widerstandes grüner Aktivisten und politischer Entscheidungsträger gegen heimische europäische Schiefergasförderung sein. So wie der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie zu einem Anstieg der Einfuhren in Deutschland von französischer und tschechischer Kernenergie geführt hat, wird Europas Blockade der Schiefergasexploration Russland den perfekten Grund bieten, ihre eigenen Schiefer-Extraktion zu intensivieren.

Während die europäischen Regierungen zaudern, wird der Schiefer-Boom in Russland die Ausbeutung der riesigen Vorkommen beschleunigen. Russische Unternehmen schließen sich der Schiefergas-Revolution an, um den Exportmarkt  des Landes zu sichern, nicht zuletzt auch seine Gasexporte nach Europa. Der Kreml hofft darauf, die vermutlich weltweit reichsten Schieferreserven in Westsibirien durch steuerliche Anreize für internationale Unternehmen interessant zu machen, um in das neuen Energie-Spiel zu investieren.

In scharfem Kontrast zu den Entwicklungen in Russland und einem Großteil des Restes der Welt, stehen dazu Umwelt-Aktivisten und grüne Politiker. Sie blockieren Schiefer-Entwicklungen in den meisten europäischen Ländern. Staaten der Europäischen Union haben kaum die Oberfläche der Schiefergas-Vorkommen angekratzt. Es gibt zwei dutzend Probebohrungen in ganz Europa, im Vergleich zu geschätzten 35.000 Fracking- Standorten in den Vereinigten Staaten. Als Ergebnis hat Europa es versäumt, der Schiefergas-Revolution, die durch die USA gefegt ist, beizutreten. Statt von kostengünstigem Schiefergas zu profitieren, zudem mit weniger CO2-Emissionen, neuen Branchen und hunderten bis  tausenden neuer Arbeitsplätze, beschränkt sich Europa selbst mit auferlegten Grenzen grünen Wachstums.

Weil in den USA das Gas die Kohle in großem Umfang ersetzt, hat die Schiefergas-Revolution dort zu einer dramatischen Reduktion der CO2-Emissionen geführt: Auf das Niveau von 1992.

Laut Regierungsvertretern, ist dafür das billige und reichlich vorhandene Schiefergas der Hauptgrund. Es hat dazu geführt, dass Kraftwerksbetreiber von Kohle auf Erdgas umstellen. Der Schiefergas-Boom hat den Gaspreis von $ 12 pro Einheit, vor etwa fünf Jahren auf weniger als 3 $ abgesenkt. Zudem ist Erdgas viel billiger zu verstromen, als Kohle.

Um die US-Energie-Revolution zu wiederholen, die für den schnellen Rückgang der CO2-Emissionen und den Zusammenbruch der Preise für Erdgas geführt hat, würde Europa von Kohle auf Erdgas umschalten müssen. Doch die Schiefergas-Blockade der grünen Lobby, zusammen mit ihrem Widerstand gegen die Kernenergie verursacht das genaue Gegenteil: Sie hat zu einer Renaissance der Kohle geführt. Deutschlands grüne Energiewende sollte Strom umweltfreundlich produzieren. Wie sich herausstellt, wird die Stromlücke, die durch die Abschaltung von acht Kernkraftwerken erzeugt wurde, weitgehend durch Kohlestrom ausgefüllt werden. Damit wird die Kohle eine neue Renaissance aber nicht nur in Deutschland erleben. Denn tatsächlich werden die CO2-Emissionen in der EU als Ganzes wahrscheinlich auf 43 Millionen Tonnen in diesem Jahr steigen, wegen der vermehrten Verbrennung von Kohle in Kraftwerken – so glauben Barclays Analysten.

Doch mehr als Europas neuen Kohle-Boom, fürchten grüne Energie Aktivisten, dass das Umschalten auf billiges und reichlich vorhandenes Schiefergas, die erneuerbaren Energien und deren Multi-Milliarden-Subventionen bedrohen. Es ist diese ökonomische Sorge, die den Antrieb für die organisierte Opposition gegen die Schiefergas-Entwicklung in Europa liefert und dabei ökologische Gesichtspunkte ausser Acht läßt. "Wir brauchen keine so große Menge Gas und sicherlich nicht billiges Gas, denn das würde nicht nur die Kohle, sondern auch die erneuerbare Energien verdrängen", fürchtet der Greenpeace-Experte für erneuerbare Energien Sven Teske.

Es gibt einige starke Anzeichen dafür, dass die Anti-Schiefergas-Kampagne in Europa an Dynamik verliert, nicht zuletzt in Frankreich, wo das Hydraulic Frakking vor einem Jahr aus parteipolitischen Sorgen verboten wurde. Die neue sozialistische Regierung, vor einer tiefen Wirtschafts- und Finanzkrise stehend, hat achon angekündigt, dass sie erwägt, für Schiefergas-Extraktion grünes Licht zu geben. Jüngst sagte Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault, dass die Debatte über Schiefergasbohrungen "nicht erledigt" sei und dass neue und sichere Methoden für Hydraulic Frakking ökologische Bedenken ausräumen könnten. Seine diplomatische Sprache übersetzt Präsident Francois Hollande, der Reportern erzählte, dass er "offen bliebe für die Schiefergas-Extraktion, wenn sie mit einer sicheren und sauberen Technik erzielbar sei". Ich denke, die meisten Beobachter verstehen, dass Frankreich letztendlich im Geschäft bleiben will.

Autor Benny Peiser ist Direktor des Global Warming Policy Foundation, einem in London ansässigen Think-Tank

Zuerst erschienen bei der Global Warming Policy Foundation 

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken