Übertrieben? Wohl kaum, wie es das jüngste Beipiel „Wandlung eines Zweiflers“ in der Mittwochs-Ausgabe der SZ vom 1. August 2012 belegt. Der Autor ist Prof. Richard Muller von der renommierten US Universität Berkeley, der in diesem Artikel haarsträubenden sachlichen Unsinn von sich gibt. Die SZ schluckt diese leicht erkennbaren Fragwürdigkeiten nicht nur, sondern dient sie – warmherzig ins Deutsche übersetzt – ihren Lesern an. Dass die renommierte New-Yorck Times ebenso verfährt, kann nicht als Entschuldigung gelten, diese Zeitung gehört, was Klimaartikel betrifft, in die gleiche Kategorie wie die SZ. In der SZ schildert R. Muller seine Wandlung von Klimazweifler zum überzeugten Erwärmungsadepten (Saulus – Paulus). Paulus verkündet nun, dass der Klimawandel des 20. Jahrhunderts nur mit menschlichem Einfluss erklärbar sei. Dass R. Muller niemals zuvor als Klimaskeptiker in Erscheinung trat, sei nur am Rande erwähnt.

Aber der Reihe nach! Muller verfasste im Herbst 2011 mit Mitautoren, unter anderem der renommierten US Klimaprofessorin Judith Curry als zweiter Autorin, 4 Studien über die Temperaturentwicklung ab Mitte des 19. Jahrhunderts, die die folgenden Titel trugen:

– „Earth Atmospheric Land Surface Temperature and Station Quality“

– „Berkeley Earth Temperature Averaging Process“

– “Influence of Urban Heating on the global Temperature Land Average Using Rural Sites Identified from MODIS Classifications”

und schließlich

– “Decadal Variations in the Global Atmospheric Land Temperatures”

Diese Studien laufen in der Fachwelt unter dem Kürzel BEST (hier). Anstatt, wie es die wissenschaftliche Etikette fordert, erst grünes Licht der Begutachter der BEST Studie, die von Muller zur Veröffentlichung eingereicht wurde, abzuwarten, ging Muller sofort in die Offensive. Er alarmierte die Presse und trat eine Propaganda-Kampagne für BEST los.

J. Curry distanzierte sich unmittelbar darauf (hier) von diesem absolut unmöglichen Vorgehen R. Mullers, weitere massive Distanzierungen von Muller seitens J. Curry folgten (stellvertretend hier). Es war unübersehbar, dass der „Krach“ zwischen erstem und zweiten Autor, der anfänglich nur notdürftig gekittet wurde, inzwischen wohl nicht mehr zu beseitigen ist. Fakt ist indessen:

BEST wurde wegen schwerer Mängel bis heute von Fachzeitschriften die Veröffentlichung verweigert (hier).

Unter zahlreichen weiteren Mängeln ist stellvertretend für diese Ablehnung die Zurückführung von Klimaänderungen auf Vulkanausbrüche zu nennen, wobei R. Muller salopp das verursachende Ereignis (Vulkanausbruch) zeitlich hinter die Klimabeeinflussung legte. Selbst der SZ in ihrer Klimablindheit hätte dieser Kindergarten-Fehler auffallen müssen (Einzelheiten hier). Die SZ hat somit einen leicht erkennbaren Fehler, der es allein schon verbietet, den Artikel von R. Muller zu veröffentlichen, bewusst oder unbewusst in ihrem Klima-Sendungsbewusstsein nicht wahrgenommen oder wahrnehmen wollen.

Pikant ist in diesem Zusammenhang, dass exakt zur gleichen Zeit wie BEST eine Studie mit ähnlicher Zielsetzung erschien, die von den EIKE-Autoren Prof. H.-J. Lüdecke, Dr. R. Link und Prof. F.-K. Ewert verfasst war. Diese Studie durchlief im Gegensatz zu BEST die Fachbegutachtung erfolgreich und wurde im International Journal of modern Physics veröffentlicht (hier). Ferner wurde sie von Judith Curry freundlicherweise sofort auf ihrem Blog besprochen, wobei sie wie üblich zur allgemeinen Diskussion aufforderte (hier, hier, hier und hier). Die Resonanz war groß, wir haben bei 2000 Kommentaren aufgehört zu zählen. Fehler in der Studie von Lüdecke und Mitautoren wurden von den Bloggern – unter ihnen vielen Fachleuten – nicht aufgefunden. Eine weitere Besprechung erfolgte beim bekannten US Statistiker William Briggs (hier). Auch FOCUS-Online hat die EIKE-Studie zusammen mit BEST einer längeren Besprechung als interessant und berichtenswürdig erachtet (hier). All diese Fakten und Entwicklungen gibt es für die SZ nicht (analog die freie Marktwirtschaft im Gegenatz zum real existierenden Sozialismus im „Neues Deutschland“).

Wie sehen nun die Ergebnisse von Lüdecke et al. aus? Im Grunde ist nichts Weltbewegendes zu berichten, der FOCUS hat dies völlg richtig erkannt. Die Erwärmung im 20. Jahrhundert war gering und völlig ungefährlich ( grob etwa die gleichen Zahlenwerte fand im Übrigen auch BEST). Entscheidend war aber, dass, wie es die in der Studie von Lüdecke et al verwendete, moderne Persistenzmethode ausweist, die Erwärmung überwiegend natürlich war. Über die Natur des „unnatürlichen“ Resteinflusses (Sonne, CO2, UHI usw.) in den letzten 50 Jahren des 20. Jahrhunderts konnte das verwendete Verfahren prinzipiell keine Auskunft geben. Von Klimakatastrophen oder gar einen nachgewiesen anthropogenen Einfluss auf irgendein Klima keine Spur!

Die Erkenntnis der Studie von Lüdecke et al ist indes keineswegs so neu, wie sie erscheinen mag. Schon 1997 bezeugte der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung (WBGU), dass es „sehr schwierig sei, einen menschgemachten Einfluss auf Klimawerte nachzuweisen“ (S.8, hier). Jeder mag diese politisch korrekte Formulierung in den entsprechenden Klartext für sich selber übersetzen. Von 1997 bis heute gibt es keine Fachveröffentlichungen, die das Gegenteil belegen. Die heute „etwas anders“ lautenden Aussagen des WBGU sind nicht neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern der massiven personellen Umbesetzungen in Richtung „Klimaalarmismus“ geschuldet.

Nicht umsonst wird das Problem eines solchen Nachweises, nach dem die Alarmisten bis heute verzeifelt und vergeblich suchen, in der Fachliteratur als „attribution and detection problem“ bezeichnet. Es ist bis heute ungelöst!

Pikanterweise veröffentlichte Prof Hans-J. Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung in 2003 eine Studie, in der weltweit etwa 100 Stationstemperaturreihen analysiert wurden – bei BEST waren es ca. 30.00 Reihen, bei Lüdecke et al. ca. 2500 Reihen. In der „discussion“ der Arbeit von Schellnhuber dann die unmissverständliche Aussage: „Wir konnten keine Anzeichen für eine globale Erwärmung der bodennahen Atmosphäre auffinden“ (S. 5 unter (iii), hier). Überflüssig zu erwähnen, dass Schellnhuber in Zeitungsinterviews und seinen populären Klima-Propagada-Schriften ganz andere Aussagen als in seinen Fachveröffentlichungen macht. All dies ist der SZ selbstverständlich unbekannt, aber vielleicht auch nicht? Wir wollen und können es nicht entscheiden. Indes gilt: all dies schert das „Neue Deutschland“, Pardon, die SZ nicht im Geringsten.

Leserbriefe, die Richtigstellungen von Klima-Unsinnsberichten (stellvertretendes Beispiel hier) in der SZ beabsichtigen, werden selbstredend nicht veröffentlicht. Vielmehr gefällt sich die SZ in Schmähartikeln gegen „Abweichler“, vulgo „Klimaskeptiker“. In einem solchen Artikel (hier) wird Prof. H.-J. Lüdecke der Ausspruch „wir brauchen keine Klimaforscher“ in den Mund geschoben, demselben Lüdecke, der die oben erwähnte Fachveröffentlichung als Klimawissenschaftler zusammen mit seinen Mitautoren verfasst hat. Wir sind bewusst gegen diesen Artikel nicht rechtlich vorgegangen, der in seiner Falschaussage (Lüdecke betont, dass es solch einen Unsinn aus seinem Munde nicht gibt) gegen das Pressegesetz verstößt. Es erschien uns besser, an Hand dieser SZ-Schmähschrift immer wieder auf die „Qualität“ der SZ Klimaberichterstattung hinweisen zu dürfen.

Natürlich braucht man kein Hellseher zu sein, um vorherzusagen, dass die SZ auch die Arbeit des weltbekannten US Meteorologen Antony Watts glatt übersehen wird. Diese weist nach, dass insbesondere in den USA ein maßgebender Anteil von Temperaturkurven fast doppelt so hohe Steigerungen aufweist, wie sie wirklich auftraten (hier, hier). Die Arbeit von A. Watt wurde vor wenigen Tagen ebenfalls zur Veröffentlichung eingereicht. Man darf gespannt sein.

Wir haben hierzulande unter einer „freien“ Presse somit das Vergnügen, zumindest auf dem Gebiet der Klimaberichterstattung immer noch DDR-Verhältnisse – und dies leider nicht nur bei der SZ – anzutreffen.

Michael Limburg

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken