Zunächst der wissenschaftliche Hintergrund:

Manns Besonderheit ergibt sich aus seinen Studien zum umstrittenen (und inzwischen gründlich diskreditierten) „Hockeyschläger“ (in den Zeitschriften Nature 1998 and Geophysical Research Letters 1999). Seine eigenwillige Analyse von Proxydaten (also keine Thermometerdaten) aus Datenquellen wie Baumringen, Eisbohrkernen, Sedimenten in den Ozeanen usw. beseitigte die gut dokumentierte Mittelalterliche Warmzeit MWP (900 bis 1200) sowie die Kleine Eiszeit LIA (1400 bis 1800) – dokumentiert von Prof. H. H. Lamb, dem Gründer der Climate Research Unit of East Anglia U (CRU-EAU) [siehe Bild rechts]. Mann erklärte dann das 20. Jahrhundert zum wärmsten seit 1000 Jahren. Sein Temperaturgraph in Form eines Hockeyschlägers wurde sofort zum Aushängeschild von Al Gore und dem IPCC, um deren Behauptung der anthropogenen globalen Erwärmung zu stützen.
Zwei kanadische Statistiker, Steven McIntyre und Ross McKitrick fanden schon bald ernste Fehler in Manns Analyse; sie konnten sogar zeigen, dass Manns Algorithmus immer zu einem „Hockeyschläger“ wird, selbst wenn man Zufalls-Werte eingibt. Was das Ganze noch schlimmer macht: Während im IPCC-Bericht 2001 Manns Ergebnisse noch als Bestätigung der AGW-Behauptungen aufgeführt worden waren, zeigt der jüngste Bericht aus dem Jahr 2007 nichts davon. Mann verteidigt seine Arbeit – in gewisser Weise – immer noch, ebenso wie einige seiner unkritischen Unterstützer. Von Al Gore gibt es dazu bisher keine Stellungnahme.
In seinem Buch verzerrt Mann die E-Mail-Aufzeichnungen des „Climategate“ Lecks; diese E-Mails wurden in keiner Weise verändert oder bearbeitet. Sie belegen eine Konspiration unter einer Clique britischer und amerikanischer Klimawissenschaftler zur Kontrolle dessen, was in den IPCC-Berichten erscheint und um die Veröffentlichung gegensätzlicher Ansichten durch Skeptiker in anerkannten wissenschaftlichen Journalen durch Manipulation des Begutachtungsprozesses zu verhindern.
Die vollständigste Diskussion der Climategate-E-Mails von Andrew W. Montford findet man hier. Eine mehr technische Behandlung gibt es auf dem Blog von McIntyre, www.climateaudit.org
Mike Mann versucht auch, Leser durch die Anführung von „Fakten“ in die Irre zu führen, und zwar durch die Verwechslung der Begriffe Temperaturniveau (gemessen in Grad Celsius) und Temteraturtrends gemessen in Grad Celsius pro Dekade, und hofft, dass niemand das bemerken würde. Während das gegenwärtige Niveau recht hoch ist (da sich das Klima immer noch von der Kleinen Eiszeit erholt), liegt der Trend seit einem Jahrzehnt bei Null – trotz der rasant steigenden CO2-Konzentrationen.
Bei der Lektüre von Manns Studien fand ich etwas sehr Seltsames: Seine Temperaturkurve (blaue Temperaturkurve im IPCC-Bericht) auf Basis von Proxydaten hört im Jahr 1978 abrupt auf und wird geglättet an die Thermometeraufzeichnungen angefügt (rote Kurve), die einen steilen Temperaturanstieg zeigen. Im Gegensatz dazu zeigen die von Satelliten gemessenen Temperaturwerte lediglich einen nicht signifikanten Anstieg zwischen 1978 und 1997 – ebenso wie unabhängige Daten von Wetterballonen aus der ganzen Welt.
Verwirrt durch dieses Missverhältnis habe ich Mann eine E-Mail geschrieben (damals war er noch an der University of Virginia) und ihn freundlich nach seinen Proxy-Daten nach 1978 gefragt. Alles, was ich darauf bekam, war eine harsche Antwort – was meinen Verdacht nur erhärtete, dass Mann die Daten zurückhielt, weil sie nicht mit den weithin akzeptierten Thermometerablesungen überein stimmten, die Hinweise auf die Existenz der globalen Erwärmung gaben. Ich glaube, dass dies die eigentliche Bedeutung der Bezeichnung „Mikes Nature Trick“ ist, die in den bekannt gewordenen Climategate-E-Mails aufgetaucht war – zusammen mit „hide the decline“. All das legt eine Manipulation grundlegender Daten nahe.
Natürlich war ich begierig zu erfahren, ob die von Mann zurück gehaltenen Daten nach 1978 eine Erwärmung zeigen. Falls sie das nicht tun, fällt der ganze IPCC-Fall AGW in sich zusammen – ebenso wie alle politischen Maßnahmen zur Kontrolle des Treibhausgases CO2. Diese Maßnahmen bestanden u. A. in der Einführung des Zertifikatehandels (Cap and Trade), der Kohlenstoffabscheidung in Kraftwerken sowie in zahlreichen kostspieligen Programmen zur Entwicklung alternativer „grüner“ Formen von Energie. Wir könnten bereits Hunderte Milliarden Dollar verschwendet haben – für nichts und wieder nichts. Falls das so sein sollte, müssten Mann und seine Unterstützer sehr viele Fragen beantworten.

Die Gerichtsphase

Im Jahre 1999 trat Mann der Fakultät an der U. of Virginia [UoV] als Assistenzprofessor bei und hatte Penn State sechs Jahre später nach dem Scheitern seines Versuchs, eine Anstellung zu erlangen, verlassen. Tatsächlich war er Mitglied meines Departements of Environmental Sciences, obwohl wir uns nicht begegnet sind.
Im Jahre 2010 hat der gerade gewählte Generalstaatsanwalt Kenneth Cucinelli aufgrund des Gesetzes FATA (Fraud Against Taxpayer Act, etwa: Gesetz gegen den Betrug des Steuerzahlers) im Rahmen einer zivilrechtliche Untersuchung die E-Mails von Mann angefordert, zusammen mit Arbeitsnotizen und anderen Dokumenten. Die Universität, eine vom Staat unterstützte Institution, hat dieser Forderung unter Hinweis auf die „Freiheit der Wissenschaft“ und ähnlichen Entschuldigungen abgelehnt. Sie haben dafür eine private Anwaltskanzlei beauftragt und bislang eine Million Dollar ausgegeben.
Ich bin ziemlich enttäuscht über die Weigerung meiner Universität, Manns E-Mails an den Generalstaatsanwalt (GA) von Virginia zu übergeben. Diese E-Mails könnten das Mysterium um „Mikes Nature Trick“ aufklären und zurück gehaltene Daten enthüllen. Mir wurde gesagt, dass es keine Probleme seitens der Univ. geben würde, wenn Greenpeace die E-Mails einer skeptischen Fakultät anfordern würde – einschließlich meiner eigenen – und zwar unter dem Gesetz zur freien Information (Freedom of Information Act FOIA). So viel zur „prinzipiellen Verteidigung“ der akademischen Freiheit seitens der Universität.
Der oberste Gerichtshof von Virginia hat AG Cucinellis Forderung inzwischen aufgrund einer technischen Auslegung in der Interpretation des Gesetzes in Virginia eine Absage erteilt. Aber das American Tradition Institute versucht, Manns E-Mails aus der Univ. unter dem FOIA zu extrahieren. Die Chancen dafür stehen gut – vor allem, seit die Universität nicht nur zugegeben hat, dass etwa 12 000 E-Mails existieren (von denen zuvor behauptet worden war, dass sie gelöscht worden seien) – sondern auch, dass sie diese E-Mails an Michael Mann übergeben hat, obwohl er nicht mehr Mitglied der Fakultät ist.

Wie Tom Jackman in der Wash Post am 21. März berichtet:

Der ATI-Fall begann im Stillen im Januar 2011 mit einer FOIA-Anfrage an die UoV nach den E-Mails an und von Mann sowie 39 anderen Personen, die in fünf staatlich geförderten Programmen tätig waren. Sieben Monate später gab die UoV fast 1800 E-Mails frei, sagte aber, dass sie weitere 12 000 E-Mails zurückhalte, die ihrer Ansicht nach nicht öffentlich oder vom FOIA-Gesetz 2.2-3705.4(4) gedeckt seien. Der Fall steht am 16. April zur Verhandlung an in Manassas (in Price William County, Virginia), einem Vorort von Washington Stadt. Von dort wird der Fall wahrscheinlich durch die Instanzen gehen und eindeutig festlegen, wie das FOIA-Gesetz dazu kommt, E-Mails vor einigen zu verstecken und vor anderen zu übergeben. Auch würde es einen internationalen Skandal hervorrufen– wenn Manns E-Mails zeigen, dass er die Daten zur Klimaänderung manipuliert hat, eine Anklage, von der er behauptet bereits freigesprochen zu sein.

Wie Jackman weiter berichtet, hat Mann gesagt, dass sein gemeinsames Interesse mit der UoV in seinen E-Mails bedeutet, dass die E-Mails an ihn übergeben werden können, aber nicht an Klimaskeptiker. Das American Tradition Institute, die konservative Gruppe, die hofft beweisen zu können, dass Klimawissenschaftler wie Mann ihre Daten manipuliert haben, sagt, dass die Universität die E-Mails nicht an eine Person übergeben kann und an eine andere nicht. Indem die Universität die E-Mails an Mann übergeben hat, hat sie alle Ausnahmen, die sie im Rahmen des FOIA anführte, selbst beiseite gewischt. Das sagt jedenfalls der Anwalt des ATI, David Schnare.
Schnare verwies dann auf die folgende Ansicht eines Generalstaatsanwaltes von Virginia aus dem Jahr 1983: "Wenn eine öffentliche Institution irgendeine Aufzeichnung verbreitet hat, „verlieren diese Aufzeichnungen ihren Ausnahmestatus im Rahmen“ des FOIA. Klarer scheint das Gesetz der USA zu sein, wonach die „selektive Auswahl … ein Angriff auf die dem FOIA zugrunde liegenden Ziele und als politische Maßnahme nicht tolerierbar ist“.
Inzwischen hat sich in diesem Fall ein anderer Weg aufgetan. Der kanadische Klimatologe Tim Ball schrieb witzelnd, „Mann sollte nicht bei Penn State, sondern bei einer staatlichen Besserungsanstalt“ sein*. Mann hat Ball daraufhin sofort verklagt. Aber das öffnete bei Mann eine Flanke im Vorspiel zu dem Prozess, einschließlich einer Aussage unter Eid.
Wir werden sehen, wie sich dieser Fall entwickelt. Tim Ball hat viele Möglichkeiten zu seiner Verteidigung. Ich hoffe, dass er sich auf die unterdrückten Daten nach 1978 konzentriert. Es würde passen, wenn Manns eigene Daten den IPCC-Antrieb für AGW zerstören würden.
*unübersetzbares Wortspiel! Original: „Mann should not be at Penn State but in a State Pen[itentiary]”
So oder so, die Wahrheit wird ans Licht kommen. Und wenn das geschieht, werden wir Zeuge eines gewaltigen Erdbebens sein, das die IPCC-Wissenschaftler, aber auch die Politiker in Amerika und Europa sowie die UN umfassen wird. Wollen wir hoffen, dass wir darauf nicht mehr zu lange warten müssen!
S. Fred Singer
S. Fred Singer is professor emeritus at the University of Virginia and director of the Science & Environmental Policy Project.  His specialty is atmospheric and space physics.   An expert in remote sensing and satellites, he served as the founding director of the US Weather Satellite Service and, more recently, as vice chair of the US National Advisory Committee on Oceans & Atmosphere.  He is a senior fellow of the Heartland Institute and the Independent Institute.  In 2007, he founded and chaired NIPCC (Nongovernmental International Panel on Climate Change).  For recent writings, see http://www.americanthinker.com/s_fred_singer/ and also Google Scholar.  With about 2,000 other scientists who participated in the Intergovernmental Panel on Climate Change, including Michael Mann, he jointly received the Nobel Peace Prize in 2007.
Link: http://www.americanthinker.com/2012/04/climategate_heads_to_court.html
Übersetzt von Chris Frey EIKE
Hinweis des Übersetzers: Am Ende folgt eine ausführliche Biographie von S. Fred Singer. Weil diese aber schon in früheren, für EIKE übersetzten Artikeln erschienen ist, wird sie hier aus Zeitgründen nicht mit übersetzt.

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