Fukushima – Der Jahrestag – Die Medien – Die Fakten! Stellungnahme des Strahlenschutzverband Schweiz 13.3.2012

Ich habe die Veranstaltung besucht und möchte Ihnen hiermit eine kurze qualitative Zusammenfassung im Telegrammstil liefern, die in Diskussionen vielleicht hilfreich sein dürfte.   

   Fakten:

·         Kernaussage aller Referenten: Fukushima ist nicht Tschernobyl

·         Durch den Ozean und die günstige Wetterlage wurden Radionuklide größtenteils auf das Meer getragen und extrem verdünnt

·         Alle radiologischen Daten aus Fukushima umfassen den Zeitraum 2 Monate nach dem Ereignis bis jetzt, d.h. die ersten 2 Monate nach dem 11. März 2011 sind nicht erfasst, können nur abgeschätzt bzw. müssen rekonstruiert werden

·         Dies läge an der mangelnden messtechnischen Ausrüstung in dieser Region auch schon vor dem Ereignis; die unzureichende vorhandene Ausrüstung zum Zeitpunkt des Ereignisses sei durch das Erdbeben bzw. die Flutwelle überdies größtenteils verloren gegangen.

·         Inklusive Faktum fehlender bzw. nur zu rekonstruierender radiologischer Daten: Kein einziger radiologisch bedingter Todesfall und auch kein einziger radiologisch bedingter nachweisbarer Krankheitsfall infolge des Reaktorunglücks liegt vor – weder bei Arbeitern der Anlage noch in der Bevölkerung

·         Zwei Arbeiter in den Anlagen seien ertrunken, 4 Arbeiter seien mechanisch verletzt worden, z.B. durch Frakturen

·         Block 2 der insgesamt 4 relevanten Reaktorblöcke wird als Hauptquelle für radioakt. Emissionen bezeichnet

·         Die geborstene Kondensationsringkammer (KoKa) von Block 2 war trotz der Leckagen wiederum auch Rückhaltequelle für Schwermetalle

·         Da radioaktiver Dampf vor Austritt ins Freie erst die KoKa durchströmte musste, konnten Strontium, Uran und Plutonium dort durch Restwasser / Schwerkraft sowie andere Effekte gebunden werden

·         Hauptradionuklid heute und für die Zukunft ist Cäsium, die Werte seien jedoch „beruhigend“

·         Es gibt mehrere Dutzend „hot spots“ radioaktiver Belastung in der Gegend um Fukushima, die meisten Flächen weisen heute nur Belastungen wie die Hintergrundstrahlung im Schwarzwald auf  

·         Nahrungsmittel in Fukushima und generell in Japan und sind entgegen der öffentlichen Wahrnehmung kein Problem. Nur Pilze und Wildfleisch sollten gemieden werden.

·         Interne und externe Exposition der Bevölkerung bewegt sich im Bereich von Millisievert  (mSV)

·         Einige wenige Arbeiter kamen auf Werte bis 250 mSv, der maximale Einzelfall wird auf 680 mSv geschätzt, was i.w. eine Schilddrüsenbelastung wegen nicht benutzter (doch vorhanderner!) Atemschutzmasken darstellen wird

·         Damit sind keinerlei pathologische Folgen zu verzeichnen, d.h. keine direkten Auswirkungen des Unfalls auf die Gesundheit der Menschen sind nachweisbar, auch wird dies später nicht möglich sein.

·         Es gibt lediglich ein theoretisches, rein zurechenbares Risiko einer zusätzlichen Krebserkrankung, d.h. gegenüber zivilisatorisch auftretendem Krebs. Dieses entspricht pro Jahr dem Risiko durch Höhenstrahlung bei einem Transatlantikflug.

·         Zu beachten ist hingegen das toxikologische Risiko durch havarierte Chemieanlagen in der Tsunamiregion, was momentan unverständlicherweise weder amtlich noch öffentlich thematisiert wurde

Die Folgen und Aussichten:

·         80.000 Menschen wurden evakuiert, 156.000 haben insgesamt die Gegend um Fukushima verlassen

·         Die Gegend um Fukushima wird relativ schnell wieder besiedelt werden, Dekontamination mittels Hochdruckreinigern und Erdabtrag an Hotspots oder neuralgischen Punkten wie z.B. Kinderspielplätzen hat stattgefunden bzw. findet noch statt

·         Es wird in der Nähe der Reaktoren erwogen, den Meeresboden zu betonieren, um eine Sedimentversiegelung zu schaffen

·         Alle Maßnahmen zur Wiederherstellung des öffentlichen Lebens inkl. privaten Wohnraumes werden mittlerweile generalstabsmäßig von den Behörden geplant und durchgeführt, ab diesem Monat (März 2012) existieren Aktionspläne für jede Gemeinde

·         Es besteht kein Zweifel daran, dass größtenteils normales Leben in und um Fukushima wieder einkehren wird

·         Hot spots (im Umkreis bis 60 km) mit weiterhin bzw. dauerhaft >20mSV/Jahr werden allerdings weiterhin evakuiert bleiben oder Zugangsbeschränkungen unterliegen

·         Japanische Exportgüter werden bereits in Japan auf Kontamination strengstens kontrolliert

·         Es gibt nochmals in DE eine entsprechende Kontrolle an den Flughäfen

·         Die INES Skala, nach der Fukushima ebenfalls wie Tschernobyl in Kategorie 7 eingestuft wurde, wird von allen seriösen Experten in Bezug auf schwere Unfälle als nicht mehr zeitgemäß bzw. nicht mehr brauchbar eingestuft, da beide Ereignisse radiologisch nicht vergleichbar seien

·         Es gibt weiterhin in den (insbes. deutschen Medien) eine beispiellose Vermischung der Erdbebentoten mit dem Reaktorunglück, was nur als Hetze bezeichnet werden kann

·         Ein offizieller Uno-Bericht von UNSCEAR (United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation) zu Fukushima und den Folgen wird 2013 vorliegen.

 A. Opitz/Leipzig    

mit Dank an "Bürger für Technik" Herrn Dr. Lindner