Was passiert, wenn sie unrecht haben?

Nehmen wir mal an, dass das CO2 im Wesentlichen nichts mit dem Erdklima zu tun hat. Wie wird die Geschichte dieses kolossalen Irrtums einmal geschrieben werden?

Mike Stopa hat hierzu zwei provokative Beiträge auf seinem blog geschrieben.

Mike Stopa ist Physiker, der sich auf Computer und Nanowissenschaft im Fachbereich Physik der Harvard University spezialisiert hat. Seine Homepage bei Harvard ist hier. Mike ist sein Leben lang ein finanziell unabhängiger konservativer Republikaner. Im Jahr 2010 war er zum ersten Mal Kandidat für den Kongress in Massachusetts.

Aus einem Beitrag What if they are wrong?:

Weil die Theorie der anthropogenen globalen Erwärmung (AGW) von einem Rückkopplungs-Mechanismus zwischen zunehmendem CO2 und einer Zunahme des atmosphärischen Wassers [=Wasserdampfes] abhängt – ein Mechanismus, an dem es grundlegende, wissenschaftlich gerechtfertigte Zweifel gibt – kann es sein, dass CO2 effektiv gar keinen Einfluss auf das globale Klima hat.

In einer interessanten Erkenntnis haben das (britische) Met Office und die University of East Anglia Climate Research Unit jetzt eingeräumt, dass das Klima (= die Temperatur) während der letzten 15 Jahre nicht mehr gestiegen ist.

Und nun frage ich: Nehmen wir an, dass das CO2 nichts Wesentliches mit dem Erdklima zu tun hat. Wie wird die Geschichte dieses kolossalen Irrtums einmal geschrieben werden?

Sie werden sagen, dass ein „Treibhauseffekt“ genannter Mechanismus schon vor langer Zeit postuliert worden war (~um 1824 von Joseph Fourier) und der Ende des 20. Jahrhunderts Nachfolger gewonnen hat. Sie werden sagen, dass die Theorie scheinbar durch die Abnahme der globalen Temperaturen zwischen 1940 und 1975 widerlegt worden ist, aber dass die Nachfolger das verwarfen mit der Erklärung, dass die Abkühlung durch Luftverschmutzung seitens der Industrie, vor allem Schwefel, verursacht worden ist.

Sie werden sagen, dass die Theorie in Frage gestellt worden ist durch die bekannte große Lücke zwischen dem durch die Zivilisation erzeugten CO2 und der substantiell geringeren CO2-Zunahme in der Atmosphäre, aber dass die Theorie wieder geflickt wurde, indem man der Hydro- und der Biosphäre eine hohe Aufnahmekapazität von CO2 bescheinigte.

Sie werden sagen, dass die Theorie scheinbar widerlegt wurde durch die Tatsache, dass die Atmosphäre mit den Wellenlängen, die durch das CO2 absorbiert werden, bereits nahezu gesättigt war und daher zusätzliches CO2 für sich allein kaum noch Auswirkungen hätte, aber die Theorie wurde geflickt durch die Einführung eines Rückkopplungsmechanismus’ zwischen der geringen Temperaturzunahme durch das CO2 allein und der Entstehung von Wasserdampf, dem hauptsächlichen Treibhausgas.

Sie werden bemerken, dass der Weg der AGW-Theorie sehr ähnlich dem von anderen wissenschaftlichen Theorien ist (s. Thomas Kuhn,  The Structure of Scientific Revolutions). Das heißt, sie wurde modifiziert, erweitert und angepasst an empirische Herausforderungen, bis sie schließlich unter dem Gewicht der unwiderlegbaren Beweise komplett zusammengebrochen ist. Aber die Geschichtswissenschaftler werden ein weiteres Phänomen berücksichtigen müssen, und zwar den sozialen und politischen Zusammenhang dieser speziellen wissenschaftlichen Theorie.

Kuhn beschreibt sehr gut die Beweisfindung, die innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft ultimativ zur Überwindung der akzeptierten Orthodoxie einer bestimmten Theorie führt. Aber die AGW-Theorie ist in sich verpackt in politischer Ideologie und zunehmend in Wirtschaft und Regierung (z. B. „Solyndra“).

Wissenschaftliche Umwälzungen sind schwierig und traumatisch genug ohne die zusätzlichen Massen regierungsamtlicher Unterstützung. Um es ganz offen zu sagen, Wissenschaftlern fällt es schwer genug zuzugeben, dass sie dumm dastehen. Man werfe die Solyndras der Welt und der Vereinten Nationen und die gesamte antikapitalistische globale Linke und deren Stützung aus der Theorie hinaus, und sie wird zu nichts weniger als einem Fiasko.

Nun, die Wahrheit hierzu wird sich in etwa 15 Jahren herausstellen. . .

Aus seinem Folgebeitrag Global warming hysteria:

Der wesentliche Punkt, den ich hier anspreche, ist nicht, dass die Wissenschaftler an vorderster Front dieser Forschung blind oder kriegerisch sind – und auch nicht, dass sie skrupellos oder betrügerisch sind. Die meisten in diesem Bereich arbeitenden Wissenschaftler versuchen nicht, eine ideologische Position voranzutreiben, sondern versuchen echt, die Wahrheit zu finden. Wenn man ihnen überhaupt irgendein moralisches Versagen vorwerfen kann, dann ist es einfach nur die Tendenz, mit den Wölfen zu heulen, wenn es darum geht, Anträge auf Zuwendungen zu stellen und auf die Möglichkeit der globalen Erwärmung als Rechtfertigung ihrer Forschungen anzuspielen. Daran ist nichts wirklich schlimm.

Das bedeutet nicht, dass an der Spitze und an den Eckpunkten nicht einige gibt, die echte Gläubige sind – die denken, dass das Verhalten als Betrüger ethisch richtig ist unter der Schwere der Bedrohung (die sie empfinden) und der Ignoranz dieser Bedrohung durch die Massen (wie sie es empfinden).

Unbehindert durch die Hysteriker wird echte Wissenschaft zu einer vernünftigen öffentlichen Politik führen. Ich glaube fest daran, dass die letztendliche Schlussfolgerung lauten wird, dass das von der Menschheit erzeugte CO2 nur eine untergeordnete Bedeutung für das globale Klima hat und erheblich überkompensiert wird durch den Wärmeaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean sowie Faktoren wie die durch solare Vorgänge beeinflusste Wolkenbildung. Aber ich bin offen für Gegenbeweise, und – leider – haben viele Hysteriker der globalen Erwärmung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft (und vor allem in der nichtwissenschaftlichen, politischen Gemeinschaft) ihre Ohren mit Wachsklumpen verstopft.

Zusammenfassend: die Globale Erwärmung ist ein unanfechtbarer „Konsens“ nur unter denjenigen, die sich tief danach sehnen, den Planeten zu retten. Die Überzeugung dieser Politiker und Aktivisten und (einiger) Wissenschaftler, dass die Debatte destruktiv ist, ist selbst destruktiv. Sie kommt aus den Verliesen und Drachenhöhlen des Psychodramas in den Köpfen dieser fehlgeleiteten Heiligen – in dem sie sich für die Weißen Zauberer halten und die Skeptiker für die Morlocken*.

*Eine Anspielung auf den Roman „Die Zeitmaschine“ von H. G. Wells. A. d. Übers.

Die angemessene Rolle für Konservative ist es, sich den Verzerrungen der Hysterie und dem „Vorsorgeprinzip“ entgegen zu stellen; jede wesentliche und kostengünstige Analyse zu erhalten und die Tagträume der Heiligen zu verstehen, und darauf zu bestehen dass Fortschritt nur dann möglich ist, wenn wir zuvor die Füße auf den Boden stellen.

Kommentare von Judith Curry: Ich habe das unter ‚wissenschaftliche Methode’ gelistet, weil es im Besonderen die Auswirkungen im sozialen und politischen Zusammenhang des wissenschaftlichen Prozesses waren, die mich fasziniert haben. Wissenschaftliche Umwälzungen sind schwierig genug ohne die zusätzlichen Massen regierungsamtlicher Unterstützung sowie sozialer und politischer Faktoren, die den Konsens abstützen.

Also, ist eine wissenschaftliche Revolution im Gange, und/oder wird eine solche für die Klimaänderung gebraucht? Ich weiß es nicht, es ist sicher möglich, dass das existierende Paradigma ausgeschmückt werden kann, wenn unser Verständnis des komplexen Klimasystems zunimmt. Als Wissenschaftler müssen wir jedoch anerkennen, dass der Konsens kontinuierlich herausgefordert werden muss, und nicht, dass wir jeden, der den Konsens in Frage stellt, als ‚Leugner’ bezeichnen. Ich glaube, dass Stopa richtig liegt, wenn er sagt: die Wahrheit hierzu wird sich in etwa 15 Jahren herausstellen. . .

Mike Stopa

Link: http://judithcurry.com/2012/02/17/what-if-they-are-wrong/#more-7152

Übersetzt von Chris Frey