Update 06.2.12

Jetzt hat auch Stefan Rahmstorf auf Science Log diese wunderbare Märchenvorlage des AWI entdeckt und nutzt sie für seine Zwecke aus: Sibirische Kälte, Vahrenholt

Kommentar des Meteorologen Prof. Malberg zu diesem Bemühen:

…zum einen habe ich das AWI-Elaborat gelesen. Es ist nach der Zyklonentheorie unhaltbar und ist typisch für Nichtmeteorologen, die glauben, warmes Wasser und Konvektion führen schon allein zu Niederschlägen.
Danach müsste es im Mittelmeer aufgrund der hohen Wassertemperaturen im Sommer permanent regnen.

 

Am 26. Januar 2012 verbreitete das AWI eine Presse-Mitteilung mit der Schlagzeile:

"Neue Studie zeigt Zusammenhang zwischen arktischer Meereisbedeckung im Sommer und dem Winterwetter in Mitteleuropa[1].

Wenn das nicht nach Sensation riecht, wenn schon nicht nach Schnee- und Eiseskälte! Die Kernaussage des AWI: „Die Klimaerwärmung in der Arktis könnte nach neuen Forschungen vermehrt zu kalten Wintern in Mitteleuropa führen“. Warum der Konjunktiv, und warum nur in Mitteleuropa? Wohl weil in Deutschland inzwischen die meisten Klimawandel-Angsthasen sitzen. Diese Kalkulation ging auf. In Deutschland reagierte man wie die gedrillten Pawlowschen Hunde. Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1936), Nobelpreisträger für Medizin 1904, hatte sich der Verhaltensforschung gewidmet und mit dem Nachweis der klassischen Konditionierung, speziell das Lernen durch einstudierte Verhaltensreflexe, den Grundstein für die behavioristischen  Lerntheorien entwickelt.

Besonders in Deutschland ist der Angstreflex auf das Stichwort Klimakatastrophe besonders ausgeprägt. Dabei ist der Klimawandel das Beständigste und Ewigste auf der um die Sonne rotierenden Erdkugel. Dies hat das AWI hinlänglich erforscht und auch „x-mal“ anhand von Eisbohrkernen bewiesen, wonach bei Warmphasen immer erst die Temperaturen stiegen, und erst Jahrhunderte später die CO2-Werte der Luft. Offen bleibt bisher die alles erklärende Ursache. Dies ist exakt die Schwachstelle, der „Kipp-Punkt“, wo Wissenschaft leicht in Ideologie umschlägt, wie von Friedrich Engels 1882 in seiner Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ offen und unmissverständlich aufgezeigt wurde. Nur die sozialistische Wissenschaft ist die reine und wahre Wissenschaft. Dieses Diktum gilt bis heute. Diese Chance hat das AWI genutzt und die intellektuelle Elite entzückt.

Doch das AWI ist nur ein Trittbrettfahrer, der auf einen schon fahrenden Zug aufgesprungen ist. Es war ausgerechnet Kevin Trenberth, ein treuer Weggefährte des Klima-Friedensnobelreisträgers Al Gore (2007), der nach Hippokrates Motto „Alles fließt“ die verfahrene Klimadiskussion wieder in Fluss bringen wollte. Er wartete vor dem Klimagipfel in Kopenhagen (2009) mit der Provokation auf: „Fakt ist, dass wir das derzeitige Ausbleiben der Erwärmung einfach nicht erklären können, und es ist ein Hohn, dass wir es nicht können.“ [2].

Nachdem dies verspätet von Fritz Vahrenholt, früher Umweltsenator in Hamburg und jetzt Chef von „RWE Innogy“, aufgegriffen wurde, meldeten sich sofort die Klima-Sittenwächter zu Wort. Ein erster Schuss vor den Schiffsbug kam von Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Dabei hatte sich Vahrenholt an dieser Flanke abgesichert und zusätzlich auf Mojib Latif vom Institut für Meereswissenschaften in Kiel verwiesen. Latif hatte schlicht und ergreifend festgestellt, dass die globale Erwärmung seit 1998 eine Pause mache. Einen plausiblen Grund für die kraft-tankende Erholungspause gab Latif nicht. So machen es alle Spökenkieker und Wahrsager! Nach Latif sollten ja schon vor 10 Jahren die Skilifts in den Alpen mangels Schnee stillgelegt werden

Noch ein anderes Institut setzte eine kräftig riechende Duftmarke. Es war am 6. Januar 2012 das Institut für Meereskunde an der Universität Hamburg. Eine bisher unbekannte Wissenschaftlerin wartete mit der Sensation auf, dass sich „die Schwankungen des Golfstroms treffsicher prognostizieren lassen“. Ein neues Modell könnte der langfristigen Wettervorhersage auf die Sprünge helfen. Da der Deutsche Wetterdienst diesbezüglich erbärmlich Schiffbruch erlitten hatte, könnte er dem „Rotstift“ bei der exorbitant hohen Staatsverschuldung zum Opfer fallen. Um nicht den Fokus der Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schweigt der DWD „klugerweise“. Was soll er auch der Dame aus Hamburg, Johanna Baehr, entgegnen? Baehr: „Echte Vorhersage werden im Bereich von einer Dekade (Anmerkung 10 Jahre) liegen. Alle theoretischen Studien zeigen, dass zwei Dekaden das absolute Maximum sind.“ Das besagt im Klartext, dass wir seit Jahrzehnten belogen und mit Scheinprognosen für 100 und mehr Jahre abgespeist werden. Wir fressen ja alle Alles aus der Hand, als gute Demokraten. Mehrheiten haben immer recht und wohl nur Selbstmörder gehen dagegen an.

Bei dieser spekulativen Debatte konnte und durfte das AWI nicht abseits stehen. Doch dessen Wahrscheinlichkeitsaussage für „kalte und schneereiche Winter“ ist bei Licht eine Peinlichkeit. Es ist eine Wiederholung der alten Märchen: Auf heiße Sommer folgen kalte Winter. Auf eiskalte Winter folgen heiße Sommer. Dieses Märchen wurde wissenschaftlich aufgewärmt, indem statt Sommer nun Arktis gesagt wird. Die „Erwärmung“ treibt kuriose Blüten. Daher fordert der kluge Volksmund, dass man immer einen kühlen Kopf behalten solle. Doch mit klarem Verstand und kühler Vernunft kann man bei dem derzeitigen Medien- und Politikklima keinen Blumentopf gewinnen, das heißt, Forschungsmittel generieren.

Lassen wir aber mal die Marktschreierei beiseite und schauen uns die physikalische Begründung des AWI etwas genauer an. Sie lautet komprimiert: Taut im Sommer das arktische Meereis besonders stark ab, dann verliert die Meeresoberfläche im Herbst und Winter mehr Wärme und dadurch bleibt auch die Luft wärmer. Aufgrund einer telepathischen Fernwirkung werden nun in Mitteleuropa die Winter kälter. Die Erklärungsnot ist behoben. Die Erderwärmung kann weiter gehen. Sie legt nur in Mitteleuropa, speziell Deutschland, eine Verschnaufpause ein.

Die hier [1] publizierten AWI-Hypothese sagt nun:

"Die vorliegenden Modellrechnungen zeigen, dass der Luftdruckgegensatz bei geringerer sommerlicher arktischer Meereisbedeckung im darauf folgenden Winter abgeschwächt wird, so dass arktische Kälte bis in die mittleren Breiten vordringen kann."

W e n n  dem so wäre, d a n n  müssten wir seit etwa 20 Jahren überwiegend kalte Winter haben,  denn mindestens seit dieser Zeit haben wir eine relativ sehr geringe arktische Eisbedeckung [3].

W e n n  diese AWI-Hypothese wissenschaftlich schlüssig wäre,  d a n n  müsste der Index der Nordatlantischen Oszillation (Luftdruck-Gegensatz Island-Azoren) seit ca. 30 Jahren weitgehend negativ sein  – das Gegenteil ist der Fall, wie die Abbildung zeigt [4] : positiv 22, negativ 7, +/- Null 1 ! Selbst in den letzten 10 Jahren nur "halbe-halbe".

Aber sicher ist sich das AWI trotz der zur Schau gestellten Selbstsicherheit offensichtlich gar nicht. Der zuständige AWI-Autor Ralf Jaiser fügt nämlich relativierend hinzu [1] : „Natürlich spielen im komplexen Klimasystem unserer Erde viele weitere Faktoren eine Rolle, die sich teilweise gegenseitig überdecken …  Weitere Mechanismen hängen beispielsweise mit der Schneebedeckung Sibiriens oder tropischen Einflüssen zusammen. Die Wechselwirkungen zwischen diesen Einflussfaktoren sind dabei Gegenstand zukünftiger Forschungsarbeiten und bilden so bislang eine Unsicherheit für Prognosen.“

Er bleibt bewusst diffus. Da haben wir wieder das berühmte Hintertürchen, das man sich immer offen halten muss, bei Zukunftsvorhersagen. Auch das sonst so hermetisch abgeschlossene „Treibhaus“ muss Fluchtwege haben für die vielen selbsternannten Klimaexperten. Sie fürchten nämlich nichts mehr, als eines Tages für ihr Tun zu Rechenschaft gezogen zu werden.

Eine Anklage wäre heute schon begründbar, ja der „Lug und Trug als integrativer Bestandteil des Forschens“ (Hubert Markl) auch juristisch beweisbar, aber sie ist staatlicherseits nicht opportun, würde sich damit die gesamte Klimaschutzpolitik mitsamt „Energiewende“ ad absurdum führen.

Oppenheim, den 29. Januar 2012

Dr. Wolfgang Thüne, Dipl.-Meteorologe

Wer hinter die Kulissen schauen möchte, der lese das Aufklärungsbuch:

Wolfgang Thüne: „Propheten im Kampf um den Klimathron – Wie mit Urängsten um Geld und Macht gekämpft wird“, Oppenheim 2011, 590 S., 24,80€, ISBN 978-3-00-035070-2.

Quellen:

[1]  AWI, Presse-Mitteilung, Potsdam/Bremerhaven, den 26.  Januar 2012 ;

[2]  Trenberth-Email aufgedeckt im ClimateGate-Skandal 2009,  hier nachzitiert: DIE WELT, 03.12.09, S.3 ;

[3]  http://nsidc.org/arcticseaicenews/

[4]  http://www.cru.uea.ac.uk/~timo/datapages/naoi.htm

 


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