Es wird Erweckungserlebnisse geben

Stromausfälle kennen die Menschen in Deutschland bisher nur aus Nachrichten von anderen Ländern, aus einer fernen Welt, als etwas Exotisches. Das wird sich ändern. Stromausfälle stehen auch hierzulande bevor – als Eigenerlebnis zuhause (beim Kühl- und Tiefkühlschrank, beim Kochen am Elektroherd, beim Staubsaugen, Geschirrspülen, Wäschewaschen, Heizen, Surfen im Internet, Fernsehen) und außerhalb der Wohnung am Arbeitsplatz, im Bahnverkehr, in der Wasserversorgung, in der Verkehrsregelung, in den Kühlhäusern, bei den Geldautomaten. Ohne Strom geht heute fast nichts mehr. Solche Eigenerlebnisse werden Erweckungserlebnisse sein: „So haben wir das Umsteigen auf ‚die Erneuerbaren’ aber nicht gewollt.“

Unausweichliche Folge des Umstiegs auf Strom von Sonne und Wind

Denn nun werden die Menschen die Folgen der vorgeblichen und gemeingefährlichen Klimaschutzpolitik hautnah ganz persönlich erleben. Sind doch die Stromausfälle die unausweichliche Folge jener Politik,

• die den Strombedarf einer hochentwickelten Industrienation mehr und mehr (und eines Tages nur) mit Windkraft und Sonnenschein auf Fotovoltaik-Dächer decken zu können glaubt, 
• die angstschürend und wider besseren Wissens ihre Stromerzeugung aus Kernkraft aufgibt, 
• die wegen des CO2-Ausstoßes letztlich auch die Kohle- und Gaskraftwerke durch „die Erneuerbaren“ ersetzen will, 
• die dieses technisch-anthropogene CO2 unbewiesen als „Treibhausgas“ verteufelt und 
• die das diktatorische Vermeiden dieses CO2 den Menschen als Klimaschutz vorgaukelt.
Stete Stromversorgung durch Sonne und Wind ist illusorisch

Warum unausweichliche Folge? Weil der Wind unstetig weht, weil die Generatoren bei Windstärken unter 3 m/s überhaupt keinen Strom erzeugen und bei zu starkem Wind sofort abgestellt werden müssen, erreichen Windkraftanlagen im Jahresdurchschnitt allenfalls 20 Prozent ihrer Nennleistung, auf See nur bis zu 30 Prozent. In Deutschland treiben inzwischen (nach dem Stand vom 31. Dezember 2010) 21 607 Anlagen mit einer Nennleistung von über 27 214 MW ihr kostspieliges Unwesen. Für deren fehlende Leistung von durchschnittlich 80 Prozent müssen herkömmliche Kraftwerke stets bereitstehen, um die Fehlmengen sofort zu liefern („Schattenkraftwerke“) – betrieben mit Kohle, Gas, Kernenergie oder Wasser. Diese müssen häufig außerhalb ihres günstigen Wirkungsgradbereiches gefahren werden, weil der Windstromanteil schwankt, aber die Stabilität des Stromnetzes erhalten bleiben muss. Und auf die Sonne ist in unseren Breiten ebenfalls kein Verlass. Tagsüber scheint sie mal und mal nicht, im Winter ohnehin schwächer, und nächtlichen Sonnenschein werden die Menschen ebenso wenig hinbekommen, wie sie das „Klima schützen“ können. Ohne diese „Schattenkraftwerke“ ist eine stetige und verlässliche Stromversorgung durch Wind und Sonne mit den benötigten Mengen wie bisher zu jeder Tages- und Nachtzeit illusorisch.

Die stabile Netzspannung ist in Gefahr

Ohnehin wird es mit laufend mehr Wind- und Photovoltaik-Strom schon derzeit trotz der jetzt noch verfügbaren herkömmlichen Kraftwerke immer schwieriger, Angebot und Nachfrage miteinander in Einklang zu bringen, denn Strom auf Halde zu produzieren, also großtechnisch zu speichern, geht bisher nicht. Damit wird es auch immer schwerer, die Spannung im Netz stabil zu halten. Je mehr Wind- und Photovoltaik-Strom, desto instabiler die Netzspannung. Früher war die Verteilung des Stroms vergleichsweise einfach. Produziert wurde er fast nur von den Versorgern und überwiegend in Großkraftwerken. Das war stromtechnisch vergleichsweise einfach zu steuern. Aber mit dem Ausbau des „erneuerbaren“ Wind- und Photovoltaikstroms schwankt die Produktion abhängig von Wetter und Tageszeit. Zudem wird der Strom dezentral produziert und ist so nur schwer zu kalkulieren. Selbst Privathaushalte speisen Elektrizität, die sie von Solardächern gewonnen haben, ins Netz ein. Die Versorgung ist daher nur schwer zu steuern, die Stromspannung nur schwer für die nötigen 50 kHz zu stabilisieren. Stromausfälle sind damit gleichsam programmiert als seien sie festes, noch aber verheimlichtes Programm. Extreme grüne Weltverbesserer machen daraus schon jetzt keinen Hehl.

Immer mehr Wind- und Sonnenstrom erhöhen das Risiko von Netzausfällen

Wenn nun Deutschland aus der „Kernkraft aussteigt“, also einsam und allein seine Kernkraftwerke abschaltet, dann ist die Gefahr von Stromausfällen schon jetzt akut, vor allem im Winter. Eben darum haben jüngst die vier großen Stromnetzbetreiber in Deutschland vor „großflächigen Versorgungsausfällen“ als Folge des Ausstiegs gewarnt, ebenso die Internationale Energieagentur. Die Stromnetze seien "fernab von jedem operativen Normalbetrieb". Schon jetzt müssten Kraftwerksrevisionen sowie dringende Arbeiten zur Instandhaltung und zum Ausbau der Netze verschoben werden, weil die Netze sonst noch unstabiler würden. Trotz all dieser Maßnahmen steige aber das Risiko für Netzstörungen, da die Reserven und Eingriffsmöglichkeiten der Netzbetreiber nahezu aufgezehrt seien. Eine zusätzliche Herausforderung werden die (ebenfalls subventionierten) Elektroautos, denn unregelmäßig werden sie Strom aus den Zapfsäulen ziehen. Bis 2020 will die Bundesregierung eine Million E-Autos auf die Straße bringen.

Wind- und Sonnenstrom verlangen nach einem ganz neuen Leitungsnetz

Energiefachleute haben schon viel früher gewarnt, auf sie gehört wurde nicht. Die Gefahr, dass durch immer mehr Wind- und Solarstrom das Stromnetz überfordert ist und zusammenbricht, haben allmählich auch die Profiteure dieser unverantwortlichen Energiepolitik erkannt, unter ihnen die Politiker und der Fiskus. Die deutschen Stromerzeuger und Hunderte Kommunalversorger, müssen im nächsten Jahrzehnt ihre Netze gegen die künstlich herbeigeführte Instabilität sichern. Der wetterwendische und dezentral erzeugte Wind- und Fotovoltaik-Strom treibt das Land also auch in einen riesigen Umbau des Stromnetzes, was den Strom zusätzlich verteuert. Deutschland soll mit einem zusätzlichen und technisch neuen Stromleitungsnetz („smart grids“) überzogen werden, tausende Kilometer lang. Dafür sind Milliardeninvestitionen nötig, um zur einstigen Netzstabilität zurückzufinden. Aber Planung, Durchsetzung gegen Bürger-Widerstand und Bau dauern viele, viele Jahre – von der zusätzlichen Landschaftszerstörung ganz abgesehen. Bis dahin werden sich Bürger und Unternehmen in Deutschland auf Stromausfälle einstellen müssen.

Auf dem Weg in die Verarmung

Wer ein hochindustrialisiertes und in allem stromabhängiges Land in eine solche Gefahr bringt, führt es in die Desindustrialisierung. Wie schon politisch hat Deutschland dann auch wirtschaftlich nicht mehr viel zu melden. Deutschland begibt sich in schleichende Verarmung und zieht seine Bewohner dabei mit. Auf andere Weise hat die politische Führung Deutschlands diesen Weg ebenfalls schon beschritten – so durch seine Politik der staatlichen Überschuldung, durch seine Selbstentmachtung innerhalb der Europäischen Union, durch seine sklavische Euro-Politik in der EU-Währungsunion, sein Mitwirken am Ausschalten der „Maastricht-Stabilitätskriterien“ und das Retten unsolider Euro-Staaten als Hauptzahler mit dem Steuergeld seiner Bürger.

„Möglich ist alles, vorausgesetzt, es ist genügend unvernünftig“

Wahrscheinlich ist vielen, auch in der politischen Klasse, gar nicht klar, dass die privaten Haushalte 50 bis 60 Elektrogeräte nutzen und dafür eine stets verfügbare Stromversorgung brauchen. Darüber hinaus werden die Stromausfälle begleitet von einer gewaltigen Stromverteuerung. Von 2000 bis 2011 hat sich der Strompreis bereits verdoppelt – auf 23 Cent je Kilowattstunde. Bis 2020 wird er sich abermals verdoppeln – auf über 50 Cent. Spätesten dann müsste der bei den Menschen geschürte CO2-Wahn und Klimaschutz-Irrglaube auf den Boden der Tatsachen zurückfinden. Und spätestens jetzt muss es auch der politischen Führung in Deutschland dämmern, was sie mit ihrer tiefgrünen Energiepolitik anrichtet. Vom dänischen Physiker Niels Bohr stammt die spöttische Bemerkung "Alles ist möglich, vorausgesetzt, dass es genügend unvernünftig ist." Deutschland hält sich dran.

Deutschland gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere

Doch gefährdet Deutschland mit seinem Sonderweg nicht nur sich allein, sondern auch seine Nachbarländer. Eben darum hat die Internationale Energieagentur ebenfalls gewarnt: Mit dem deutschen Alleingang würden Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit in ganz Europa geopfert; es gehe angesichts des Energie-Binnenmarktes der EU nicht um ein deutsches, es gehe um ein europäisches Problem. Vom Stromnetz sind Menschen und Wirtschaft inzwischen abhängiger als vom Schienennetz.

Es fehlt noch an fresslustigen Ziegen

Aber die „Grünen“ wird das alles nicht erschüttern, auch die grün angestrichenen anderen Parteien wie SPD, CDU, CSU, FDP und Linke nicht. Wer sich grün anmalt, den fressen die Ziegen, heißt ein geflügeltes Wort. Täten die Ziegen das, dann wären die Fünf weg. Sind sie aber nicht; es fehlt noch an fresslustigen Ziegen.

Störrisch und verstockt, mutwillig und rücksichtslos

Das Bundesumweltministerium ließ verlauten, man nehme die Bedenken der Netzbetreiber sehr ernst. Aber zugleich fügte es hinzu, nunmehr bedenkenlos, die Lage sei beherrschbar. Nein, das ist sie nicht, denn wer für die Versorgung eines hochindustrialisierten Landes mit Strom immer stärker und am Ende ganz auf die sehr unsteten Naturkräfte wie Wind und Sonne setzt, wer diese Erzeugungsform beratungsresistent mit Bracchialgewalt durchpaukt und alle Kernkraftwerke zum Teufel jagen will, der gefährdet damit die bisher sichere und ständige Verfügbarkeit von Strom in Deutschland aufs Höchste. Ablassen von diesem Abenteuer wollen die politischen Hasardeure aber trotzdem nicht – störrisch und verstockt, mutwillig und rücksichtslos. Die Zumutungen für Land und Bürger, die Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung interessieren sie nicht. Noch nicht. Denn wie oft und wie lange werden sich die Menschen Stromausfälle bieten lassen?
Dr. Klaus-Peter Krause 01. Juni 2011
Der Originalartikel erschien in eigentümlich frei hier

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken