Der Ausdruck selbst wurde von Gro Harlem Bruntland geprägt, einer norwegischen sozialistischen Politikerin und ehemaligen Premierministerin. Nach ihrer Amtszeit dort landete sie in Paris, und zusammen mit dem Veteran des Club of Rome Alexander King begann sie, den Begriff zu publizieren. Tatsächlich ist dieses Konzept der Nachfolger der Neo-Malthusianischen Thematik* des Club of Rome, welches sich um das Jahr 1970 manifestierte und zu dem berüchtigten Buch „Grenzen des Wachstums“ führte. Das Konzept „Grenzen des Wachstums“ wiederum wurde einige Jahre früher von US-Geologen wie Preston Cloud und King Hubbert entwickelt. In einem Bericht, der von einem Fachbereich der Nationalen Akademie veröffentlicht worden ist, vertraten sie die Ansicht, dass der Welt die Ressourcen ausgehen: Nahrung, Treibstoffe und Mineralien. Ihren Ansichten zufolge sowie denen des Club of Rome und Grenzen des Wachstums würden die wichtigsten Metalle noch vor Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr verfügbar sein.

(King Hubbert ist natürlich am besten bekannt durch sein Konzept des „Peak Oil“, welches während der letzten paar Jahre eine weit verbreitete Popularität erlangte. Der Geologe Kenneth Deffeyes von Princeton hatte einen flüchtigen Erfolg mit seinem Buch „Hubberts Peak“, welches prognostizierte, dass die gesamte Ölerzeugung der Welt im Jahre 2008 ihren Höhepunkt erreichen werde. Natürlich muss dieser Höhepunkt irgendwann erreicht werden, aber der Zeitpunkt wird durch ökonomische und technische Faktoren bestimmt, die nur schwer vorherzusagen sind).

Diese Neo-Malthusianischen* Bedenken wurden wiederum durch die sogenannten „Cornucopians“* abgelehnt. Deren führender Apostel war zweifellos der ältere Julian Simon, der irgendwie in die andere Richtung über das Ziel hinaus schoss. Viele werden sich an die berühmte Wette von Julian Simon mit Paul Ehrlich erinnern, dem renommierten Untergangspropheten der Stanford University hinsichtlich der ab 1990 nicht mehr verfügbaren Mineralien. Simon hat die Wette gewonnen, aber er hatte mit seiner Prognose, dass das Rohöl der Erde niemals zu Ende gehen würde, sicherlich irgendwie abgehoben. Fossile Brennstoffe sind natürlich logischerweise nicht erneuerbar. Unabhängig davon, wie lange es dauert, alles zu verbrauchen; wenn es einmal alle ist, ist es weg und kann in absehbarer Zukunft nicht wieder aufgefüllt werden.

[*Neomalthusianer: z.B. Malthus (1785): durch Bevölkerungswachstum ausgelöste Knappheit an Lebensmitteln (Wasser), Lebensgrundlagen, 1972: Club of Rome: Grenzen des Wachstums. Fokus: Environmental Scarcity

Cornucopians: (griech. Füllhorn des Überflusses), B. Lomborg: Lösung durch Innovation (z.B. in der Landwirtschaft, Düngemittel, Intensivierung usw., genetic engineering usw.). Probleme des Mangels sind durch den Menschen lösbar und Konflikte vermeidbar.

Quelle: http://www.afes-press.de/pdf/HGB_Einfuehrung_17112003.pdf A. d. Übers.]

Aber in gewisser Weise spielt das keine Rolle. Öl kann zur Neige gehen – zumindest billiges Öl – aber seine grundsätzliche Funktion ist die Energieerzeugung. Und hier haben wir eine Vielfalt von Möglichkeiten, Energie für viele Millennien oder sogar noch länger zu erzeugen – auf Grundlage der Kernspaltung.

Die Debatte zwischen den Neo-Malthusianern und den Cornucopianern erreichte 1969 einen Höhepunkt auf einem Symposium der AAAS, als Buch mit dem Titel „Is there an optimal level of population?”veröffentlicht [etwa: „Gibt es eine optimale Bevölkerungszahl?“]. Beide Seiten gaben zu, dass Bevölkerungszahl und –wachstum gleich wichtig sind, wenn man über die Erschöpfung von Ressourcen spricht. Diejenigen, die eine größere Bevölkerung befürworten, wie Julian Simon, scheinen auch die Umweltkosten zu vergessen, die rapide steigen würden, wenn die Fähigkeit der Natur, Abfälle aufzunehmen, überschritten wird.

Aber all das ist Geschichte. SD lebt weiter, weil es für die Durchführung verschiedener Politikmaßnahmen nützlich ist. Einige Beispiele sind:

1) Einschränkungen des Verbrauchs fossiler Brennstoffe unter der Maxime, „das Klima zu retten“.  

  • 2) Transfer von Ressourcen an weniger entwickelte Nationen – inzwischen gerechtfertigt durch Klimagründe (aber natürlich ziemlich im Gegensatz zum sparsamen Umgang mit Ressourcen)
  • 3) Das Streben nach einer Weltregierung unter Souveränität der UN – alles für die „Nachhaltigkeit“,  
  • 4) das Verkünden einer grünen Energiezukunft durch Sonne und Wind,
  • 5) Befürwortung eines negativen Bevölkerungswachstums, usw.

Unter den schlimmsten politischen Maßnahmen, die mit Hilfe von SD vorangetrieben werden, ist ein Schema, das sich Contraction & Convergence
(C & C) nennt. Die dahinter stehende Idee ist, dass jeder Mensch berechtigt ist, die gleiche Menge CO2 zu emittieren. Dies bedeutet natürlich, dass jedes einzelne Individuum auf der Erde die gleiche Menge Energie verbraucht – und in der Folge das gleiche Einkommen hat. Mit anderen Worten, C & C ist im Grunde eine Politik für eine gigantische globale Umverteilung des Einkommens.

Seit das SD-Konzept populär geworden ist, wurde es zu einem Modethema für Forschungsarbeiten, besonders in den Sozialwissenschaften. Wir könnten noch erleben, dass trendige Universitäten SD–Lehrprogramme einführen – und eventuell sogar Fachbereiche für SD und ausgestattet mit Lehrstühlen. Man unterschätze niemals den Trieb zur Expansion in der akademischen Welt.

Für den Earth Day 2011 hat die National Association of Scholars (NAS), die sich zumeist aus konservativen Akademikern zusammen setzt, eine Verlautbarung veröffentlicht, die die Nachhaltigkeitsbewegung auf dem Campus kritisiert. Der Präsident der NAS Peter Wood sagt:

 „Nachhaltigkeit klingt nach Recycling und sauberem Trinkwasser. Aber ihre Propagandisten haben viel ehrgeizigere Ziele. Für sie ersetzt eine nachhaltige Gesellschaft die Marktökonomie durch eine Regulierung von oben nach unten. Sie präsentieren den Studenten eine Angst machende Geschichte, in der die Erde am Rande einer Katastrophe steht und sofortige Aktionen unabdingbar sind. Dies ist eine Taktik, die darauf zielt, Kritiker ruhig zu stellen, die Debatte zu beenden und die Studenten zu mobilisieren, die niemals die Gelegenheit haben, oppositionelle Stimmen zu hören.“

Hier folgen einige Auszüge aus dem Statement selbst:

„Nachhaltigkeit“ ist eines der Schlüsselworte unserer Zeit. Wir leben seit sechs Jahren in der von den UN ausgerufenen „Dekade zur Unterweisung für eine nachhaltige Entwicklung“ [link: "Decade of Education for Sustainable Development“]. In den Vereinigten Staaten haben 677 Colleges und Universitäten sich selbst zu einem auf Nachhaltigkeit basierenden „Klimabekenntnis“ [link: "Climate Commitment]  zusammen geschlossen. Nachhaltigkeit ist in einem großen Maßstab die populärste soziale Bewegung in den höher gebildeten amerikanischen Kreisen. Es ist natürlich nicht nur eine Bewegung des Campus, sondern auch eine allgegenwärtige Präsenz im K-12-Studienplan sowie eine Klammer für Gruppen in den Gemeinden, für politische Plattformen, Anreize für Konsumenten und politische Richtlinien.

Die Nachhaltigkeitsbewegung ist hauptsächlich auf Einladung von Collegepräsidenten und der Verwaltung in Bereichen wie studentische Aktivitäten und residence life [?] auf dem Campus angekommen. Dies bedeutet, dass sie großenteils dem prüfenden Blick von Mitgliedern der Fakultät entgangen ist und dass es sich weiterhin einer Position unverdienter Autorität erfreut. In vielen Fällen kommt die Bewegung voran durch administrative Ermächtigungen, unterstützt von außen durch Fördervereine und Studenten, die wegen ihrer Begeisterung gewählt wurden, diese Bewegung anzutreiben. Von der Agenda getriebene Organisationen – wie die Association for the Advancement of Sustainability in Higher Education (AASHE) und die American College and University Presidents‘ Climate Commitment(ACUPCC) – haben Vorteile aus akademischen Empfindsamkeiten gezogen, Nachhaltigkeit in etwas zu verwandeln, was es in vielen Fällen ist: ein Fetisch des Campus. Nachhaltigkeit wird auch durch Gelegenheiten vorangetrieben wie Gelöbnisse, Spiele, Wettbewerbe und eine Vielzahl von psychologischen Mätzchen, die an einer ernsthaften intellektuellen Untersuchung vorbeigehen.

Einige Ergebnisse sind relativ trivial. Zum Beispiel wurden an gewissen Institutionen die Tabletts in der Cafeteria verbannt (cafeteria trays have been banned), um Nahrung, Wasser und Energie zu sparen. Also mussten die Studenten und die Bediensteten mit Tellern, Tassen und anderen Utensilien jonglieren, wenn sie zwischen den Tischen hindurch laufen. An vielen anderen Universitäten wurde der Verkauf von Einweggeschirr gestoppt, um den Plastikmüll zu reduzieren. Obwohl lächerlich, haben diese kleinen Ärgernisse einen bösen Schatten. Sie zeigen eine Tendenz der Einschüchterung, die insgesamt zu allgemeinen Versuchen der Einschüchterung führen, die auch auf andere Bereiche übergreift.

Praktisch heißt das, dass Nachhaltigkeit  als Mittel benutzt wird, um den Studenten den Standpunkt aufzudrängen, dass Kapitalismus und Individualismus „unhaltbar“ und moralisch wertlos sind sowie eine Gefahr für die Zukunft unseres Planeten darstellen.

Die Faszination von Rückschritt und Ruin sind im westlichen Gedankengut nichts Neues. Die Nachhaltigkeitsbewegung kombiniert bürokratische und regulatorische  Impulse mit einer aktualisierten Version der Endzeit, womit sich Romantiker beschäftigen, und mit Hinweisen auf die christliche apokalyptische Tradition. Dies ist die „Endzeit“ für einige Advokaten der Nachhaltigkeit – oder zumindest potentiell in den Augen vieler anderer. Die Bewegung hat ihre eigenen Versionen von Sünde und Erlösung und hat in vielen anderen Aspekten einen quasi-religiösen Charakter. Für einige der Anhänger wird die Erde selbst als empfindsame Gottheit behandelt; andere geben sich damit zufrieden, nach der Transzendenz in der Natur zu suchen.

Als ein Glaube unter vielen setzt Nachhaltigkeit noch eins drauf auf den ideologischen Einsatz. Feminismus, Afrokultur, glückliche Befreiung und verschiedene andere Marotten und Doktrinen aus jüngerer Zeit, was immer sie sind, waren säkular und richteten sich meistens an die Politik und die Kultur. Die Nachhaltigkeitsbewegung reicht darüber hinaus und hat nichts weniger im Herzen als die Erhaltung des Lebens auf der Erde  

Die religiösen Überzeugungen von Fakultätsmitarbeitern und Studenten gehen niemanden etwas an, aber wir haben Grund zur Sorge, wenn Dogmen in den Lehrplan geschmuggelt werden und zu einer Basis für Programme auf dem Campus werden, als ob sie lediglich Ausdruck für wissenschaftliche Fakten seien.

Die Nachhaltigkeitsbewegung ist, in einem Wort, unhaltbar. Sie steht zu sehr im Gegensatz zu den bleibenden Zielen höherer Bildung; sie enthält zu viele innere Widersprüche; und sie steht zu sehr gegen die Umwelt- sowie ökonomischen und sozialen Fakten, als dass sie für immer andauert.

Der Atmosphärenphysiker S. Fred Singer ist emeritierter Professor für Umweltwissenschaften an der University von Virginia und Gründungsvater des US-Wettersatellitenprogramms. Sein Buch „Unstoppable Global Warming – Every 1500 Years“ (Rowman & Littlefield 2007) präsentiert die Beweise für natürliche Klimazyklen von Erwärmung und Abkühlung und wurden zum Bestseller der New York Times. Er ist Organisator und Vorsitzender des NIPCC (Non-governmental International Panel on Climate Change), dessen Berichte zu Schlussfolgerungen kommen, die denen des von den UN gestützten IPCC widersprechen. Andere Bücher, die er geschrieben oder dessen Herausgeber er war, befassen sich mit Energie und ähnlichen Ressourcenfragen.

http://www.americanthinker.com/2011/04/the_sustainable_development_ho.html

Übersetzt von Chris Frey für EIKE

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken