Die öffentliche Meinung ist der Schlüsselfaktor, der festlegt, ob Politiker mit einer umstrittenen Politik fortfahren oder diese beenden. Umfragen in UK und anderen europäischen Ländern zeigen, dass der Grad der Sorge um die globale Erwärmung in den letzten Jahren stetig abgenommen hat. Die Berichterstattung in den Medien hat sich stark verringert.

Der markante Rückgang der öffentlichen Sorge über die globale Erwärmung ist nur zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass man immer mehr erkennt, wie Regierungen und die internationale Gemeinschaft den Rat von Klimakampagnen ignoriert. Viel mehr wirkt es sich aus, dass Politiker in der ganzen Welt Entscheidungen ablehnen, die dazu führen, dass nationale Interessen oder die Wettbewerbsfähigkeit davon betroffen würden.

In dieser Politik der gütigen Vernachlässigung (politics of benign neglect) assistiert ihnen eine Öffentlichkeit, die sich in großem Stil an falsche Alarme gewöhnt hat, und die glücklich ist, dass andere Behauptungen über Umweltkatastrophen missachtet oder als Panikmache gesehen werden.

Als Ergebnis des Scheiterns der internationalen Gemeinschaft, ein globales Klimaabkommen zu beschließen, lassen Investoren grüne Projekte und Kohlenstoffhandel fallen. Die meisten der führenden Organisationen des Kohlenstoffhandels wurden geschlossen. Im Februar hatte das Klimacamp in UK angekündigt, dass die grüne Kampagne beendet wird. Aktivisten der Klimabewegung erklärten, dass das Camp aufgelöst wird, und dass sich die Gruppe mehr auf neue und dringendere ökologische, soziale und ökonomische Angelegenheiten konzentrieren wird.

Der Grund für das offensichtliche Dahinschwinden der Sorge der Öffentlichkeit liegt teilweise vielleicht darin begründet, dass es einen Zyklus der Größenordung der Aufmerksamkeit gibt, der 1972 von Anthony Downs entwickelt worden ist. Nach Down können gewisse Umweltereignisse in der Öffentlichkeit Interesse und Sorge wecken. Jedoch, nach einer Weile und selbst dann, wenn das Problem ungelöst bleibt, nehmen andere Ereignisse diese Stelle ein, weil die enormen Kosten, das ‚ursprüngliche’ Problem zu lösen, offenbar werden, während Langeweile und Müdigkeit einkehren.

Mehr noch, die langzeitlichen Auswirkungen des Klimawandels sind allgemein nur graduell. Dies bedeutet, dass sich die meisten Leute daran gewöhnt haben, mit einer leichten Erwärmung zu leben, nicht zuletzt deshalb, weil der Erwärmungstrend der achtziger und neunziger Jahre im vergangenen Jahrzehnt zum Stillstand gekommen ist. Sollte sich in diesem Jahrzehnt nicht erneut ein signifikanter Erwärmungstrend einstellen, wird es fast unmöglich sein, den Klimawandel als öffentliche Hauptsorge wiederzubeleben.

Als Ergebnis dieser Klimamüdigkeit und einem öffentlichen Aufschrei gegen teure grüne Energiepläne steckt die europäische Klimapolitik in der Krise. Das nukleare Desaster in Japan hat diese Politik noch viel chaotischer werden lassen. Wegen dieses nuklearen Dilemmas wird die Energieerzeugung durch Kohle und Gas die verloren gehende Kernenergie in Deutschland und Japan ersetzen, ein Vorgang, der die CO2-Enmissionen in zwei führenden westlichen Wirtschaftsnationen, die an vorderster Front grüner Energiepolitik stehen, wieder steigen lässt. Erneuerbare Alternativen sind im Gegensatz dazu zu teuer und zu schwach, die nukleare Energielücke, ausgelöst durch das Unglück in Fukushima, zu füllen.

Viele Regierungen in Europa halten sich nicht an garantierte Subventionen und Einspeisetarife für Erneuerbare. Tausende von Investoren in der Solarbranche sehen dem Bankrott ins Auge. Garantien der Regierung sind nicht länger sicher – dies wird grüne Investitionen noch riskanter machen. Das ökonomische Klima für Subventionen für erneuerbare Energien hat sich durch die Rezession, die Finanzkrise und nicht zuletzt durch die globale Revolution durch Schiefergas dramatisch abgekühlt. Diese Schiefergasrevolution fängt an, das Investment in Energieprojekte mit geringem Kohlenstoffausstoß immer mehr zu begrenzen. Die neue Gasflut macht die Erneuerbaren und die Kernenergie zunehmend wettbewerbsunfähig. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass es für 250 Jahre unkonventionelle Gasvorkommen für den globalen Markt gibt. Kurz gesagt, es gibt keine Verknappung billiger und jederzeit verfügbarer Energie, aber sehr wohl eine Sackgasse für die herkömmliche Energiepolitik.

Weder Regierungen noch die Industrie werden vermutlich große Summen Geldes investieren für Alternativen, die drei, vier oder fünf mal teurer sind. Das Risiko steigt, dass die grüne Energiestrategie der Europäer die wirtschaftliche Erholung und die Versuche der Regierung, diese einer zunehmend feindlichen Öffentlichkeit nahe zu bringen, unterminiert.

Dr Benny Peiser ist der Leiter der Global Warming Policy Foundation GWPF

Link: http://www.publicserviceeurope.com/article/136/climate-fatigue-leaves-global-warming-in-the-cold

Übersetzt von Chris Frey für EIKE

Bemerkungen des Übersetzers: Was Dr. Peiser hier schreibt, gilt sicher für den angelsächsischen Sprachraum. Ob das auch für andere Länder gilt, kann ich mangels Sprachkenntnissen nicht nachprüfen, vermutlich aber ja. Wie auch immer, für Deutschland gilt das nach meinem Eindruck nicht – oder zumindest noch nicht. Das heißt doch aber, dass sich Deutschland in der Welt bzgl. seiner Energie- und Klimapolitik immer mehr isoliert, oder?

C. F.

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