Lieber Curt:

Als ich Sie in meinem Brief vom 6. Oktober von meinem Austritt aus der APS in Kenntnis setzte, habe ich natürlich erwartet, dass ich so Einiges würde zu hören bekommen („Das Imperium schlägt zurück!“). Es freute mich jedoch, dass ich in Ihrer Antwort nur wenige ad-hominem-Attacken lesen musste, hauptsächlich beschränkt auf offenbar unwiderstehliche Ausbrüche mit dem Tenor „Lewis ist ein Lügner“. („Seine Feststellungen sind alle falsch“ würde dasselbe bedeuten). Daher Danke für Ihre Höflichkeit.

Was mich überrascht hat, war der verzagte, ja beinahe kindliche Tonfall der Erwiderung, der mehr nach Reklame für einen Gebrauchtwagenhändler als nach der Erklärung einer großen wissenschaftlichen Gesellschaft klingt. Alle unsere Produkte haben eine komplette Inspektion durch unsere in den Herstellerfabriken ausgebildeten  Mechaniker durchlaufen. Dafür berechnen wir nichts, nehmen Sie es dankbar an. Etc. Kein einziger wichtiger Punkt wurde in sachlicher Weise aufgegriffen. Nun kennt doch jeder den schlampigen Umgang mit der Aussage aus dem Jahre 2007; jeder kennt die finanziellen Interessen  vieler Hauptbeteiligter; eine Menge Schmutz ist in der Öffentlichkeit bekannt, und doch behaupten Sie, dass das alles in einem anderen Universum stattfinde.

Curt, ein so schäbiges Dokument können Sie nicht verfasst haben!

Roger Cohen hat Ihre Antwort scharf und prägnant auseinandergenommen. Dem kann ich nur wenig hinzufügen, also lassen Sie mich ansprechen, was zur Rehabilitation nötig ist. Für das Protokoll: Obwohl ich durch meinen Austritt aus der APS nicht mehr dazu berechtigt bin, möchte ich die APS auf ihrem rasanten Weg zum Absturz über die Klippe abbremsen. Beim nächsten Treffen des Rates sollte nach meiner Ansicht Folgendes geschehen:

1. Die Aussage aus dem Jahre 2007 sollte einfach zurückgenommen werden. Ohne Entschuldigungen, ohne Vorbehalte, ohne Verlegenheit, ohne Prinzipienreiterei, ohne Bezug auf zukünftige Forschungen; einfach nur zurücknehmen. Sie war ein Fehler. Dies ist die Mindestvoraussetzung für die Wiederherstellung des Rufs der APS.

2. Der Rat sollte erkennbare Grundsätze in Bezug auf  Interessenkonflikte verkünden, vergleichbar mit denen der Regierung. Wer sich dadurch betroffen fühlt, sollte sogar unter vertretbaren Einschränkungen weiterarbeiten dürfen. Alle Anderen nicht. Viele wissen, wie man das macht. Es ist irrsinnig, dass in der APS Leute mit Millionen-Dollar-Interessen die Grundsätze mitbestimmen.

3. Das Management der APS besteht inzwischen selbst aus unterschiedlichen Kräften. Dies hauptsächlich durch Nachlässigkeit, weil der Rat zu gezielt in seinen Haupt-Themengebieten beeinflusst worden ist. Und in viel zu vielen Fällen bestimmen nur sehr wenige Mitglieder die Richtung, oftmals auch solche, die mit jemandem ein Hühnchen zu rupfen haben. Für sie ist es allzu einfach, ihre Anliegen durch einen Rat zu peitschen, dessen Mitglieder sich bedeckt halten. Es gibt einen weisen Spruch (der nicht auf Archimedes zurückgeht): Wenn sich niemand um eine Organisation kümmert, werden die Leichtgewichte nach oben getragen.

Freundliche Grüße

Hal

Link: http://wattsupwiththat.com/2010/11/06/another-letter-from-hal-lewis-to-the-american-physical-society/

Übersetzt von Chris Frey unter Mithilfe von Helmut Jäger für EIKE.

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