Sehr geehrter Herr Präsident,

 am 10. März 2010 überreichten Sie und VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs der Bundeskanzlerin Angela Merkel das VDI-Positionspapier „Klimaschutz und Energiepolitik“. Mit diesem Papier will der VDI der Bundesregierung „grundlegende strategische Ziele als Orientierung für eine Energiepolitik in Deutschland für die nächsten Jahrzehnte“ geben (2. „Orientierung und Ziele“).

Das Europäische Institut für Klima und Energie e. v., dem namhafte Wissenschaftler und Praktiker u. a. aus den Bereichen der Energiewirtschaft und Klimawissenschaft, darunter auch VDI-Mitglieder, angehören, hat dieses VDI-Papier analysiert und erlaubt sich, Ihnen die Meinung der hier vertretenen Experten mitzuteilen.

Zusammenfassend sehen wir die im VDI-Positionspapier vertretenen Auffassungen leider nicht als geeignet an, der deutschen Energiepolitik positive Impulse für eine zukunftssichere Energieversorgung des Industriestandortes Deutschland und seiner Bevölkerung zu geben. Mit den im Positionspapier gegebenen Empfehlungen wird die Wirtschaftsentwicklung Deutschlands stark behindert, es werden Arbeitsplätze vernichtet und der Lebensstandard der Bürger erheblich beeinträchtigt.

Die innerhalb vieler Jahrzehnte erreichten Erfolge der deutschen Energiewirtschaft beruhten darauf, dass stets für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den drei Grundzielen „Wirtschaftlichkeit“, „Versorgungssicherheit“ und „Umweltverträglichkeit“ („Strategisches Zieldreieck“) gesorgt wurde. Diese grundlegende „Dreieinigkeit“ war nicht nur das Erfolgsrezept der deutschen Energiewirtschaft, sondern auch das anderer Industrieländer. In zunehmenden Maße wird die deutsche Energiepolitik stattdessen von Ängsten beherrscht, die ohne sachliche Berechtigung geschürt werden: Es wird Angst vor der friedlichen Nutzung der Kernenergie, vor einem baldigen Ende der Energieressourcen und vor der „Klimakatastrophe“ verbreitet, was zu erheblichen Eingriffen der Politik in Energietechnik und Energiewirtschaft führt. 

Leider ist auch das VDI-Papier von diesen Phobien geprägt, in erster Linie von der Furcht vor einem anthropogen verantworteten Klimawandel, aber auch vor der Kernenergienutzung. Im Anhang dieses Schreibens nehmen wir eine kritische Wertung des VDI-Papiers vor und machen auf einige Formulierungen und Aussagen im VDI-Papier aufmerksam, die unseres Erachtens wissenschaftlich nicht haltbar, wirtschaftlich schädlich oder insgesamt unrichtig sind. 

Nach Meinung des Europäischen Instituts für Klima und Energie e. V. EIKE hat der VDI mit diesem Dokument zwar in nahezu allen Fällen den energiepolitischen Vor-stellungen der Bundesregierung zugestimmt, sie sogar noch bekräftigt, der Energiewirtschaft und der gesamten Volkswirtschaft damit aber erheblichen Schaden zugefügt. Wir halten das nicht nur für sehr bedauerlich, sondern für falsch! Richtig und dringend notwendig wäre es stattdessen gewesen, die zum Teil extrem widersprüchlichen und unausgereiften energiepolitischen Vorstellungen der Bundesregierung zu analysieren und – vor allem im Hinblick auf das angekündigte Energiekonzept – einer kritischen Wertung zu unterziehen. 

Um weitere Schäden bei einer möglichen politischen Umsetzung der VDI-Leitlinien zu begegnen, empfehlen wir – trotz bereits erfolgter Übergabe an die Bundeskanzlerin – eine gründliche und offene Diskussion in den Gliederungen des VDI und darüber hinaus in weiteren Sachverständigen-Gremien, was bisher vollkommen unterlassen wurde. Wir selbst sind gern bereit, an einer solchen Debatte mitzuwirken.

Die Umstände zwingen u.E.n. zur verheerenden Politik des Klimaschutzes, jeden verantwortlich mitdenkenden Ingenieur und Wissenschaftler dazu, offene Worte zu gebrauchen. Deswegen bitten wir um Verständnis für diesen Brief und hoffen auf eine schnelle Antwort Ihrerseits. Die Veröffentlichung dieses Schreibens an Medien und Politik ist ca. 3 Wochen nach Absendedatum vorgesehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. H. Thuss, Dipl. Ing Limburg, Dr. D. Ufer

Präsident EIKE Vizepäsident Energiewirtschaftler EIKE

zur Kenntnis mit der Bitte um hausinterne Weiterleitung

Herrn Dr.-Ing. Willi Fuchs Direktor und geschäftsführendes Mitglied des Präsidiums

Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Ernst Schmachtenberg Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats und Mitglied des Präsidiums

Herrn Prof. Dr.-Ing. Hermann-Josef Wagner Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt

Anlage: 

Kritische Wertung des VDI-Positionspapiers  „Klimaschutz und Energiepolitik“

Antwort von Präsident Prof. Dr. Braun vom 2.6.10.

VDI-Positionspapier "Klimaschutz und Energiepolitiku Ihr Schreiben vom 14.5.2010

Sehr geehrte Herren,

Thre Stellungnahme zu unserem o.a. Positionspapier haben wir erhalten und danken Ihnen für Ihre sehr ausführlichen Kommentare. Ihre Interpretation unserer Aussagen hat uns jedoch überrascht. Es entsteht der Eindruck, dass hier verschiedene Missverständnisse vorliegen.

Es gibt auch bei um; im VDI verschiedentlich Diskussionen über das Für und Wider der Klimabeeinflus­sung durch den Menschen. Zu beachten ist jedoch, dass dieser Diskurs von den Fachleuten geführt wer­den sollte. Gcgenwärtig sehen die meisten Klimatologen den Klimawandel als nachgewiesen an. In der Folge ist die Politik gefordert, Maßnahmen zu ergreifen. Ein Ziel unseres Papiers ist es, dazu eine realis­tische Vorgehensweise vorzuschlagen.

Unser Ansatz beruht auf unterschiedlichen Szenarien, die vom Forschungszentrum Jülich unter Variierung vieler Parameter zur Erreichung unterschiedlicher C02-Ziele gerechnet wurden. Die Ergebnisse dieser Szenarien wurden von unabhängigen Experten hinsichtlich Ihrer Realisierungschancen und Ein­trittswahrscheinlichkeiten bewertet. Die Ergebnisse dieses Prozesses sind die Grundlage unserer Stel­lungnahme, die in einem Konsensfindungsprozess unter Einbeziehung aller interessierten Kreise erarbei­tet wurde.

Die Beurteilung über richtige oder falsche Wege, die die Zeiträume in den Jahren 2030 bis 2050 betref­fen, maßen wir uns schon allein aus Gründen der Glaubwürdigkeit und Seriosität nicht an.

Mit freundlichen Grüßen 

Prof. Dr.-Ing. habil. Bruno O. Braun 

 

Unsere Antwort an Prof. Braun (zwangsläufig ausführlicher) vom 18.6.10

Betrifft:VDI-Positionspapier „Klimaschutz und Energiepolitik“ Ihr Schreiben vom 2. Juni 2010

Sehr geehrter Herr Präsident

Ihre Antwort auf unser Schreiben, in dem wir zum VDI-Positionspapier „Klimaschutz und Energiepolitik“ Stellung nahmen, hat uns erreicht. Es zeigt sich, dass tatsächlich deutlich unterschiedliche Erkenntnisse in der Debatte um Klimaschutz und Energiepolitik herangezogen werden. Angesichts der entscheidenden Bedeutung der deutschen Energiepolitik für Wirtschaft und Wohlfahrt unseres Landes ist es unumgänglich, das gesamte Spektrum der Klima- und Energieforschung zu sichten, um die Empfehlungen möglichst solide abzusichern. Einige Gedankengänge hierzu haben wir in unserer Stellungnahme angeführt. Es ist sehr bedauerlich, dass wir bei diesen wichtigen Fragen deutlich kontroverse Auffassungen über die künftige Entwicklung der deutschen Energiewirtschaft haben.

Die unterschiedlichen Ansätze über das Für und Wider der Klimabeeinflussung durch den Menschen kommen in verschiedensten Diskussionen bei Ihnen im VDI zur Sprache. Auch wir haben in VDI-Treffen über diese Fragen kontrovers diskutiert. Unter uns sind langjährige Mitglieder, einer der Unterzeichner dieses Schreibens ist Träger des „VDI-Abzeichens für 50 Jahre treue Mitgliedschaft“. Aber nur höchst selten dringt etwas von diesen Debatten an die Öffentlichkeit. Es wird auch berichtet, dass Ansätze für öffentliche Debatten beim VDI intern nicht weiter verfolgt, partiell sogar unterbunden wurden.

Sie verlangen, „dass dieser Diskurs von den Fachleuten geführt werden sollte“. Hierzu möchten wir erstens anmerken, dass unsere Stellungnahme zum VDI-Positionspapier von höchst qualifizierten Fachleuten erarbeitet worden ist. Es handelt sich dabei um Fachleute der Klimawissenschaft und der Energiewirtschaft. Zweitens gilt, dass in der Klima- und Energiediskussion – auch bei uns- Fachleute der verschiedensten Disziplinen substanziell beitragen: Meteorologen, Geologen, Biologen, Chemiker, Physiker, Mediziner, Glaziologen, Ökologen und Ökonomen und viele mehr. Auch ist Ihre Aussage, dass „gegenwärtig …die meisten Klimatologen den Klimawandel als nachgewiesen“(1) unscharf formuliert, da alle Klimaforscher -unabhängig ihrer Zuordnung- vom immerwährenden Klimawandel ausgehen. Bei vollständiger Sichtung des Materials, würde Ihnen jedoch aufgefallen sein, dass es nur ein geringer Teil der Klimaforscher ist, die von einer überwiegend anthropogenen Ursache des jetzigen Klimawandels ausgehen. Einen Beweis dafür konnten sie aber – trotz riesigen Aufwandes- nicht liefern (2). Die große Mehrheit verwirft diese These, kommt aber in den Medien selten zu Wort.

Schließlich wird die wissenschaftliche Klimadebatte leider von politisch motivierten Einflüssen dominiert, was dazu führt, dass der tatsächliche Stand der Wissenschaft heute oft nicht freimütig öffentlich geäußert wird. Klimatologie wird durchaus nicht allein durch den (bekanntlich in erheblichen Misskredit geratenen) IPCC oder das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) repräsentiert, sondern vermehrt durch eine ständig wachsende Zahl von Forschern, die in den letzten Jahren tausende Studien veröffentlichten, die von IPCC-Linie abweichen. Als Beispiel seien die „Oregon Petition“, die von 31.000 Wissenschaftlern unterschrieben wurde, der Brief von 110 Wissenschaftlern an den damaligen UN-Generalsekretär (2007) oder ein Aufsatz von Prof. Gerhard Hosemann genannt, der unter der Überschrift „Klimaschutz – ein Gebot?“ kürzlich in der Zeitschrift „ew“ (Heft 24/2009) erschien. Schon 2007 stellte Prof. Kepplinger (Universität Mainz) fest, dass unter den mehr als 300 befragten deutschen Klimawissenschaftlern „sowohl die Grundlagen der Berechnungen als auch die nötigen Konsequenzen … umstritten“ sind (3)

Auch die von Ihnen erwähnten Szenarien vom Forschungszentrum Jülich, beantworten nicht die grundsätzliche Frage nach den Ursachen des Klimawandels, sondern sie gehen – in Übereinstimmung mit der Regierungspolitik – von vornherein vom anthropogenen Kohlendioxid als Ursache einer prognostizierten Erwärmung – fälschlich vereinfachend Klimawandel genannt- aus. Der Beweis, dass mehr oder weniger Kohlendioxid in der Atmosphäre das Klima verändert, ist aber weder theoretisch noch experimentell irgendwo auf der Welt gelungen. 

Wir befürchten überaus verhängnisvolle Folgen, wenn aus nicht bewiesenen Hypothesen volkswirtschaftliche Konsequenzen abgeleitet werden, die zu enormen gesellschaftlichen Belastungen führen. Wir sind darüber sehr betroffen, dass der VDI eine Politik unterstützt, die die deutsche Energiewirtschaft nachhaltig schwächt und damit den Niedergang des Wirtschaftsstandortes Deutschland riskiert. In jüngster Zeit haben sich, wie Sie wissen, bedeutende europäische und außereuropäische Länder von der Kohlendioxid-zentrierten Politik distanziert. Das Ende der Kopenhagen-Konferenz war nur einer von mehreren deutlichen Hinweisen auf das Scheitern der „Klimapolitik“! Soeben hat Kanada beschlossen den Kyotovertrag nicht länger anzuwenden und hat seine CO2 Einsparziele um 90 % gesenkt. Australien wird wohl demnächst folgen, während Indien angekündigt hat ganz aus dem IPCC auszutreten.

Auch Ihre Aussage, wonach das VDI-Positionspapier „in einem Konsensfindungsprozess unter Einbeziehung aller interessierten Kreise erarbeitet wurde“, trifft nicht zu, denn es gab innerhalb des VDI und auch nach außen hin dazu keine öffentliche Diskussion. Die Masse der interessierten VDI-Mitglieder, darunter auch EIKE-Mitglieder, wurden von diesem Papier überrascht.

In Ihrem abschließenden Satz führen Sie aus „Die Beurteilung über richtige oder falsche Wege, die die Zeiträume in den Jahren 2030 bis 2050 betreffen, maßen wir uns … nicht an“ aber genau eine solche Beurteilung nehmen Sie tatsächlich vor: Erstens, indem Sie sich allein auf die offizielle Klima-Linie stützen und die verbreitet vorliegende Alternativ-Linie nicht berücksichtigen. Und zweitens, indem Sie daraus in Ihrem Papier konkrete Vorschläge für die Deutsche Politik ableiten.

Wir verstehen, dass eine so große Organisation, wie der VDI sich nicht -einfach so- gegen eine breite öffentliche Meinung stellen kann und folglich in bestimmtem Maße politischen Strömungen folgen muß, jedoch sollte eine wissenschaftlich begründete oder wenigstens abwägende Position beibehalten und bei solch wichtigen Entscheidungen eine zweite Meinung eingeholt werden. Gleiches gilt auch für die eher negative Haltung des VDI zur Kernenergienutzung. Sie orientiert sich nicht an der realen internationalen Entwicklung, sondern unterstützt auch hier primär die Regierungspolitik. 

Die politische Orientierung des Papiers stützt leider die Regierungs-Beschlüsse, die nach dem Urteil zahlreicher Fachleute die Energie- und Volkswirtschaft Deutschlands immer tiefer in die Rezession führen. Es ist unser dringendes Anliegen, einen Beitrag zur Verhinderung dieser verhängnisvollen Entwicklungen zu leisten. Wir sind überzeugt, dass neuere Erkenntnisse der letzten Jahre und auch ein Wandel im Meinungsbild von mehreren Regierungen in den Abwägungsprozess in Deutschland einfließen sollten und uns eine Neubewertung heute noch kontroverser Fragen ermöglichen werden. 

Unabhängig davon werden wir uns als Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE) weiterhin darum bemühen, in allen uns zugänglichen Gremien – und dazu gehört auch der VDI – Aufklärung über die Hintergründe der sog. Klimapolitik zu betreiben und  alles tun, um die Wirtschaft vor verhängnisvollen Schlüssen aus dieser Politik zu bewahren. Die täglich geäußerte Zustimmung vieler kompetenter und besorgter VDI-Mitgliederund vieler Wissenschaftler ermutigt uns bei diesem Tun. Wir würden uns sehr freuen, wenn ein Gespräch darüber in den nächsten Wochen einmal zustande kommen würde und verbleiben in Erwartung auf Ihre Nachricht 

mit freundlichen Grüßen

Dr. H. Thuss, Dipl. Ing Limburg, Dr. D. Ufer

Präsident EIKE Vizepäsident Energiewirtschaftler EIKE

 (1) Nur zur begrifflichen Klärung: U.W.n. sehen alle naturwissenschaftlich gebildeten Menschen „den Klimawandel als nachgewiesen an“. Er ist im Gange, seitdem es Wasser, Land und Atmosphäre auf der Erde gibt – so auch heute.

(2)  Dazu IPCC Leitautor und Direktor des britischen Metoffice:  Prof. Mitchell (2007)“It is only possible to attribute 20th Century warming to human interference using numerical models of the climate system.

(3) Details dazu hier: http://www.welt.de/welt_print/article1210902/Die_Klimaforscher_sind_sich_laengst_nicht_sicher.html

Related Files

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken