Klimadebatte: Taktischer Rückzug nach Debakel!

Jahrelang hatten Skeptiker diese Daten zu sehen verlangt, und nun entpuppt sich der Wissenschaftler im Zentrum dieser Kontroverse als zerstreuter Professor. Es ist wie in einem schlechten Science-fiction Film: Die Welt droht unterzugehen, und der Forscher, der sie retten könnte, verschludert die entscheidenden Unterlagen, mit denen er die bösen Skeptiker im Dienste finsterer Kapitalisten hätte ruhigstellen können. Gespannt wartet das Publikum jetzt darauf, was der etwas in die Jahre gekommene jugendliche Held Al Gore tun wird, um den Untergang doch noch abzuwenden. Ein weiterer Oscar ist ihm dabei bestimmt sicher.

Die Skeptiker haben in diesen Tagen gut lachen. Sie haben jedoch allenfalls eine Schlacht gewonnen – den Krieg jedoch längst noch nicht. Manche Alarmisten schwenken derzeit eine weiße Flagge – nicht jedoch, um zu kapitulieren, sondern um einen „Waffenstillstand“ zu fordern. Exakt dieses Wort taucht im Titel eines aktuellen Beitrags von Roger Harrabin auf, Umweltanalyst der „BBC“. Der Redakteur meint darin, dass beide Seiten „Gemeinsamkeiten“ finden könnten und stellt außerdem fest, dass es „beim Klimathema immer um Risiko und Unwägbarkeiten geht – nicht um unumstößliche Fakten“. Politiker sollten daher ihre Argumente „im Rahmen von Risiko und Unsicherheit formulieren“. 

Doch genau hier liegt der Hund der Debatte begraben. Denn wenn in Sachen Klima die Risiken und Unwägbarkeiten groß sind, dann ist Demokratie das denkbar falscheste Vehikel, um Entscheidungen über die angemessenen Maßnahmen zu treffen. Risiken abzuwägen ist eine individuelle Entscheidung. Wenn jemand erkannt zu haben meint, dass die Welt einer baldigen Katastrophe entgegensteuert, und eine Möglichkeit zu sehen meint, diese abzuwenden, dann kann er nicht warten, bis sich demokratische Mehrheiten dafür finden. Er sieht sich dann moralisch verpflichtet, Diktator zu werden und für die Folgen seiner Handlungen die Gesamtverantwortung zu übernehmen. Dies ist die unter Alarmisten seit dem Scheitern der Kopenhagen-Konferenz mehr oder weniger offen diskutierte Handlungsvariante.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, Risiken auf der Basis von Individualentscheidungen zu begegnen. Diese Variante ist weder demokratisch noch diktatorisch, sondern marktwirtschaftlich. Und sie ist genau richtig für Situationen wie diese, wo Veränderungen größtenteils relativ langsam, teilweise jedoch auch sprunghaft und in den allermeisten Fällen in völlig unvorhersehbaren Richtungen verlaufen – können. Im marktwirtschaftlichen Szenario würden Individuen Versicherungen gegen Klimarisiken abschließen – oder auch nicht, je nachdem, wie sie ihre Lage persönlich einschätzen. Oder wie die Versicherungen die Lage einschätzen. Diese können auch genossenschaftlich organisiert sein. Wenn Individuen dort, wo sie sind, keine ausreichende Versicherung bekommen, die sie sich leisten können, dann können sie entweder auf Glück setzen oder wegziehen. In einer Welt eines realen Klimawandels werden manche Landstriche vorübergehend unbewohnbar, andere dagegen werden erstmals überhaupt bewohn- und bewirtschaftbar.

Solches Ansinnen ist für die allermeisten Klima-Alarmisten jedoch ein Sakrileg. Ihr Ziel ist eine global gesteuerte Wirtschaft und Menschheit. Wobei hier nicht die Wissenschaftler gemeint sind, sondern die Politiker und Funktionäre. Ein herbeigeredeter Klimawandel ist nur ihr Vorwand für Machtausweitung und für den zweiten Versuch eines real existierenden Sozialismus, diesmal weltweit. Ein deutlicher Indikator dafür ist die argumentative Rückzugslinie der Fußtruppen. In etlichen Diskussionen taucht immer wieder dieses eine Mem auf: Es gibt zu viele Menschen auf der Welt. In höflichen Kreisen wird das nicht erwähnt, aber die Häufigkeit, mit der dieses Argument derzeit in den Foren auftaucht, zeigt, dass diese Überzeugung weit verbreitet ist. Das ist auch nicht weiter überraschend, denn sie stimmt – unter einer entscheidenden Bedingung: Dass Sozialismus herrscht. Die gegenwärtige Verwirrung im Alarmistenlager bringt die wahren Beweggründe an den Tag. Wer offen über Bevölkerungsreduzierung redet, ist zwar schlau genug, die versteckte Agenda hinter dem Klimathema zu erkennen, aber nicht schlau genug, sie zu verschweigen. So wie Fußtruppen nun mal sind.

Eine sozialistische Welt wäre ganz gewiss nicht in der Lage, auch nur eine einzige Milliarde Menschen zu ernähren, zu behausen und zu bekleiden. Eine kapitalistische Welt hingegen wäre – man beachte den Konjunktiv – in der Lage, weit mehr als die heutigen sechs oder sieben Milliarden zu versorgen. Wieviel genau kann keiner sagen – das hängt vom Stand der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung ab – und die nur im Kapitalismus gedeihen. Der Markt würde die Preissignale setzen, die die jeweils gegenwärtigen Grenzen des Wachstums markieren würden. Keine Zentralkommission wäre nötig. Knappheiten würden ganz von alleine durch die Preise widergespiegelt. Diese würden den Menschen als Wegweiser dafür dienen, was sie tun müssen, um diese Knappheiten zu vermeiden – zum Beispiel durch niedrigere Geburtenraten oder Wegzug aus unwirtlichen Gegenden. Oder zu überwinden – zum Beispiel durch Erschließung neuer Rohstoffquellen oder die Erfindung neuer Prozesse der Müllverarbeitung oder -nutzung.

Doch das kommt den Alarmisten nicht in den Sinn. Nicht weil sie etwas gegen den Kapitalismus haben – das haben sie dank ihrer Lehrer und den Massenmedien ohnehin – sondern weil ihre Einstellung auf einem Glaubenskonstrukt fußt, das mit dem Kapitalismus schlicht unvereinbar ist. Es ist der Glaube daran, dass die Realität heute, und wie sie in Zukunft sein wird, in ihrer objektiven Ganzheit erfassbar ist. Dieser prinzipielle Glaube ist die Grundlage für die Überzeugung, dass es den Menschen möglich ist, die für sie perfekte, fehlerfreie, makellos gerechte Welt zu gestalten. Man muss nur das richtige Bewusstsein haben. Wer es nicht hat, stört nur und muss aus dem Weg geschafft werden.

Kapitalismus fußt auf dem gegenteiligen Glauben, nämlich dass die Welt in ihrer Gänze nicht objektiv erfassbar ist, schon gar nicht, wie sie in Zukunft aussehen wird. Auf dieser Grundlage ist der einzige Weg zum Glück nicht die Gestaltung nach dem, und individuelle Anpassung an den, Masterplan, sondern ein riesiges Entdeckungsverfahren nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Im Kapitalismus nutzen Individuen das Preissystem, um in all dieser Unübersichtlichkeit mit dem Rest der Welt zu kommunizieren. Und je mehr Menschen es im Kapitalismus gibt, desto mehr Arbeitsteilung ist möglich, desto mehr Information wird kommuniziert, desto leichter wird es, Knappheiten zu vermeiden oder sie zu überwinden. Im Sozialismus wird diese – wie auch andere – Kommunikation unterdrückt, damit der Masterplan zur Herstellung der angeblich besten aller Welten ungestört verwirklicht werden kann.

Die gegenwärtige Frontverschiebung in der Klimadebatte hat die hässliche ideologische Grundlage, die wahre Natur der Alarmisten sichtbarer gemacht. Damit ist schon viel gewonnen. Aber ihre Bataillone sind noch immer sehr stark, sowohl personell als auch finanziell und vor allem in den Medien. Ihre Moral ist zwar angeschlagen, aber noch lange nicht gebrochen. Ihr Glaubenskonstrukt ist noch vollständig intakt. Und das Klimathema ist zu wertvoll für sie, zu praktisch im Hinblick auf das Ziel eines weltweiten Sozialismus, als dass sie es leichtfertig aufgeben werden. Langfristig können die Skeptiker in diesem Kampf also nur dann siegen, wenn sie den Krieg um die Köpfe und Herzen der Menschen gewinnen, was im Streit um das richtige Messen und die richtige Interpretation wissenschaftlicher Fakten schnell mal übersehen werden kann.

Was werden die nächsten Schritte der Alarmisten sein? Vermutlich werden sie zunächst einmal abwarten, ob es in nächster Zeit wieder ein paar ungewöhnlich warme Jahre gibt. Dann können die medialen Kanonen wieder fröhlich Untergangsstimmung verbreiten – in der Hoffnung, dass bis dahin das jetzige Debakel in der Bevölkerung vergessen sein wird und die neuen Medien des Internet entweder nicht an Bedeutung gewonnen haben oder wirksam zensiert werden können. Falls die Natur nicht mitspielt, können sie eine taktische Konzession vornehmen und das „Hockey-Team“ in Gänze opfern, sie also der fehlerhaften Arbeit bezichtigen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Sozialisten ihre Helfershelfer ihrem Schicksal überließen oder gar ans Messer lieferten, um die Gesamtbewegung zu schützen. Dann wäre die menschengemachte Klimakatastrophe nicht mehr „unmittelbar bevorstehend“, sondern nur noch „unabwendbar, wenn nichts geschieht“. Wenn das nicht hilft, bleibt eigentlich nur noch das Fallenlassen jeglicher Vorwände und der offene Schritt in die diktatorische Weltregierung, wie Brian Micklethwait in einer Analyse feststellt. „Wie im Fall der EU werden sie schlicht verkünden, dass ihre Herrschaft unvermeidlich ist, und dass nur Dummköpfe darauf beharren würden, sie in Frage zu stellen.“ Dies wäre jedoch, schließt Micklethwait seine Überlegungen ab, eine hochriskante Taktik, denn: „Diese Leute wollen nicht wirklich verkünden, dass sie die unanfechtbare Weltherrschaft besitzen, solange und bis das nicht tatsächlich der Fall ist.“

Solange zumindest gibt es noch eine Chance für die Freiheit.

mit Dank an Robert Grözinger von eigentümlich frei

Sie auch den neuen Artikel von Edgar Gärtner ebenfalls in eigentümlich frei

Internet:

„BBC“-Interview mit Professor Phil Jones

Roger Harrabin: Climate ‚Armistice‘

Brian Micklethwait: Climategate and the retreat from Immeditate